Wenn aus Kindern kleine Erwachsene gemacht werden.

Generell machne sich heutzutage viele Eltern viel zu viele Gedanken um alles.

Kinder dürfen sich nicht dreckig machen oder sich die Knie aufschlagen in der Kita, dann werden gleich die Erzieherinnen mit Klage wegen Verletzung der Aufsichtspflicht bedroht, sie sind ALLE hochbegabt und können deswegen dem Unterricht nicht folgen, sind die hübschesten, die besten, die talentiertesten, müssen ALLE ein Instrument können, am besten 3 Sprachen im ersten Grundschuljahr sprechen usw usf.

Früher durfte ich den ganzen Tag im Dorf und im Wald mit meinen Freunden rumstromern und es hat keiner nach uns gefragt, wir Kinder vor 20 Jahren konnten unsere eigenen Neigungen entwickeln, eigene Interessen entdecken…dann kam die Wende. Und auf einmal kam so eine Perfektionswelle rüber, die auch auf Kinder überging. Auf einmal mussten wir in der Grundschule englisch lernen, obwohl von uns nie einer in England oder so war. Man musste im Sportunterricht Sportsachen tragen, wo es vorher ein Unterhemd/Achselshirt getan hat. Es ist alles ein bisschen oberflächlicher geworden.

Manchmal denk ich mir, ist schon ganz gut, dass man nicht heute Kind ist.

Gerade die Beispiele mit Englisch und den Sportsachen sind aber doch Schwachsinn. Das bisschen spielerische Englisch in der Grundschule macht durchaus Sinn und macht den Kindern die ich kenne auch Spaß! Man wächst nunmal in einer Welt auf, in der gerade in den Medien vieles auf Englisch ist. Mein Bruder freut sich dann, wenn er das ein oder andere versteht…
Was an richtigen Sportklamotten zum wechseln auszusetzen ist versteh ich auch nicht? Und Sportschuhe schützen ja nur den Hallenboden.

Auch der Zusammenhang mit der Wende ist rein subjektiv, und halte ich für absolut Schwachsinn!

Mag sein, das du es dafür hälst.

Englisch lernen hatte man vorher in der 10.Klasse ein Jahr und die Leute leben heute auch noch ^^ In der Grundschule wird das mittlerweile sogar schon in der 1. Klasse angeboten, find ich persönlich furchtbar. Braucht kein Kind, das reicht wenn es ab Klasse 5 losgeht aus meiner Sicht.

Was an richtigen Sportklamotten zum wechseln auszusetzen ist versteh ich auch nicht? Und Sportschuhe schützen ja nur den Hallenboden.

Die Hallenboden waren auch aus Parkett und brauchten keine besonderen Schuhe, man turnte halt barfuß.

Um den genaueren Bezug zum Thema herzustellen: Die Oberflächlichkeiten die bei den Little-Miss-Wahlen gefordert werden, sind in abgewandelter Form auch hierzulande anzutreffen, das wollte ich damit sagen.

Wenn Kinder aber in der Grundschule (und das ist wirklich nur eine kleine Heranführung an Fremdsprachen) Englisch haben, dann fällt es ihnen in höheren Klassenstufen leichter es zu lernen. Und nicht nur Englisch, auch andere Fremdsparchen. Und das mit den Sportklamotten solltest du wirklich mal erläutern

Kann dieser ganze Perfektionswahn nicht auch daran liegen, dass es immer mehr Einzelkinder gibt? Ich sage nicht, das ist der Hauptgrund. Aber Eltern, die nur ein Kind haben, konzentrieren sich oft zu sehr auf dieses. Ich bin das Jüngste von fünf Kindern. Unsere Eltern hätten diese ganze Forderung, Förderung und Überförderung, sprich das übertriebene unter Druck setzten, bei fünf Kindern gar nicht durchhalten können. Sie mussten sich darauf verlassen, dass wir uns um uns selbst kümmern und aufeinander aufpassen. Daher konnten wir recht unbeschwert einfach nur Kinder sein. Übertriebene elterliche Förderung wäre auch unbezahlbar gewesen. 5 x Sportverein, 5 x Sprachkurs, 5 x frühkindliche Förderung, 5 x Klavierunterricht…usw. In China gibt es doch aufgrund der Ein-Kind-Politik auch das Problem, dass die Aufmerksamkeit der Eltern sich auf ihr eines Kind konzentriert. Ich hoffe es kam verständlich rüber, was ich meine.

PS: Einzelkinder können selbstverständlich auch eine unbeschwerte Kindheit haben ohne „Propellereltern“ (ich glaube so nennt man das).

Stichwort: Markenklamotten (Nike,Addidas usw.) Sportsachen reichten bei mir in der Grundschule halt bequeme Sachen aus, heute (war bei meiner Schwester dann schon so) müssen es “Turnschuhe” sein, eine Sporthose usw.

Für den Markenwahn sind doch aber nicht die Schulen verantwortlich, wenn diese explizit verlangen, dass die Kids Sportkleidung tragen o.O

Wenn Kinder aber in der Grundschule Englisch haben

Bist du des Wahnsinns? In der Grundschule ist doch schon alles zu spät. Ein Kind muss heute spätestens im Kindergarten anfangen Englisch, Französisch (sind schließlich unsere Nachbarn) und Chinesisch (ohne gehts heutzutage nicht mehr) zu lernen. Also wirklich… :smt011

Hab ich vergessen :frowning: mich auf die Stille Treppe setz’

Da hat sikev nicht ganz Unrecht^^. Meine Tante hat meinen Cousin schon im Alter von fünf Jahren dazu gezwungen, Englisch zu lernen, “weil es gut für ihn ist”. :smt011

Hat der ein glück. Meine Tante zwingt meinen Cousin im selben alter Russisch, Chinesisch, Japanisch, Spanisch und Gebärdensprache zu lernen.

Und da wundert man sich noch, dass Burnout in immer früherem Alter auftritt. So was kann doch für das Kind nicht gesund sein. Das muss sich doch entwickeln können! :smt021

Ätzend. -> reicht das zur Diskussion oder ist damit schon alles gesagt?

Interessantes Thema !
Finde es auch gut, dass sich die Diskussion dem Hochbegabten-Hype zugewandt hat. Da könnte ich Beispiele aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis erzählen, bis zum kalten kotzen ! :roll:
Ich finde das wirklich ganz, ganz schrecklich ! Das Problem ist übrigens auch nicht neu, vor bereits 10 Jahren habe ich Erzieherin gelernt. Was ich da teilweise von den Eltern mitbekommen hatte, reichte aus, um mich nach meiner Ausbildung beruflich anders zu orientieren. Die Kinder waren nie das Problem, sondern die Eltern ! Was die ihren Kindern antaten, das grenzte manchmal schon an Psychoterror.

Es sind hier einige Punkte genannt worden, zu denen ich meinen Senf auch dazugeben möchte :

Einzelkinder : Es stimmt, ich habe bemerkt, dass bei Einzelkindern die Eltern wohl tatsächlich mehr (Leistungs)druck ausüben, eben weil sie, wie schon genannt, nur das eine haben und sich nur darauf konzentrieren. Allerdings sind 5 Kinder da wohl auch nicht der Weisheit letzter Schluß, auch da fiel auf, dass es Eltern gibt, die dann keins der Kinder gerecht werden konnten, weil es einfach zu viele sind. Aber das ist von Familie zu Familie unterschiedlich.

Der Link vom Spiegel-Artikel : Es fällt beim Lesen auf, dass die dort beschriebenen Mütter schon etwas betagter sind. Kann ich bestätigen : Die schlimmsten Gluckenmütter scheinen die zu sein, die erst mit Mitte 30 ihre Kinder bekommen haben. Ich find´s auch immer nervig, wenn ich mit meinem Neffen auf dem Spielplatz bin und ich bei den weiblichen Begleitpersonen der anderen Kinder immer raten muss, ob es jetzt die Oma oder die Mutter ist.
Man will ja nicht ins Fettnäpfchen treten.
Schön ist dann auch, wenn eine Mutter zu ihrem ca. 4 jährigen Kind, welches seine Mutter um Hilfe bat, sagt :" Hilfst du mir findet nicht im Imperativ statt !"
Ist kein Witz, hab ich selbst erlebt.
:ugly

Es ist natürlich schön, wenn Kinder früh ein bestimmtes Interessengebiet zeigen und sich dann auch in Talent und Ausdauer von ihren Altersgenossen unterscheiden. Ich bin die Letzte, die dann sagt, dass man so etwas nicht fördern sollte.
Aber wenn ein Kind mal gerade eine musikalische Phase durchmacht und von den Eltern dann gleich mit teuren und hochwertigen Musikinstrumenten zugepflastert wird, bei der nächsten Musikschule angemeldet wird und in der Nachbarschaft rumerzählt wird, man hätte den nächsten David Garret zuhause sitzen, dann läuft etwas verkehrt. Am schlimmsten wird es dann, wenn das Kind plötzlich andere Interessen hat, aber von den Eltern weiterhin gezwungen wird, weiterhin zur Musikschule zu gehen. Und die Eltern sagen “Er/sie wird uns später mal dankbar dafür sein !” Ja, ja. Blablabla. Geschenkt.

Womit wir wieder beim Knackpunkt wären :
Um wen geht es hierbei eigentlich ? Um die Eltern oder die Kinder ?
Es ist ja auch nicht so, dass Eltern ihre Kinder von einer Begabten-Förderung zur nächsten jagen, damit sie eigene vertane Chancen aus der Kinder- und Jugendzeit auswetzen können, ich denke, es herrscht da immer noch der Gedanke vor :“Mein Kind soll es später mal besser haben als ich.”
Das ist ein löblicher Gedanke, den ich auch nachvollziehen kann. Aber viele Eltern verrennen sich da in irgendwelche fixen Vorstellungen. Und das ist Stress für Kinder und Eltern. Was ist so schlimm daran, wenn das Kind auf die Realschule anstatt aufs Gymnasium geht ? Kann ich nicht nachvollziehen. Lieber ein sehr guter Realabschluss als ein lieblos hingerotztes, mittelmäßiges Abi.

Und dann greift ein Zahnrad ins nächste : Damit das Abi später auch ja geschafft wird, ist stundenlanges Büffeln erforderlich, welches bereits meist schon im Grundschulalter anfängt.
Damit geht einher, dass die Eltern auch sorgsam darauf achten, mit wem ihr Kind Kontakt hat. Das “spannende” an der heutigen Kindheit besteht darin, dass Kinder ständig beaufsichtigt werden. In der Nähe meines Hauses ist ein kleiner Wald. Ich hab da noch nie Kinder spielen sehen, obwohl sie durchaus bei uns in der Wohnsiedlung vorhanden sind. Schade. Wir sind als Kinder immer gerne in den Wald zum Spielen gegangen. Vor allem auch, damit wir mal aus den Augenwinkeln unserer Eltern verschwanden. Das war ein Rückzugsort für uns. Ich denke, gerade dieser fehlt Kindern heutzutage.

Was ist so schlimm daran, wenn das Kind auf die Realschule anstatt aufs Gymnasium geht ? Kann ich nicht nachvollziehen. Lieber ein sehr guter Realabschluss als ein lieblos hingerotztes, mittelmäßiges Abi.

Ich sehe das auch so, habe aber erlebt, dass lieber jemand mit schlechtem Abi eingestellt wird als jemand mit gutem Realschulabschluss. Ich denke das wollen übereifrige Eltern den Kindern auch ersparen.
Auch wenn nicht jeder fürs Abi und ein Studium geeignet ist.

Lieber ein sehr guter Realabschluss als ein lieblos hingerotztes, mittelmäßiges Abi.

Naja, das sehe ich nicht so. Mit einem hingerotzten Abi kann man immer noch studieren. Aber selbst ein hingerotztes Abi ist für Schüler, die „nur“ eine Realschulempfehlung haben, extrem schwer zu schaffen.

Nicht immer. Wenn es um eine Ausbildung geht, gibt es durchaus Betriebe, die lieber Realschüler einstellen. Bei Abiturienten besteht nämlich immer die Gefahr, dass sie während/nach der Ausbildung die Koffer packen und doch studieren.

Das „spannende“ an der heutigen Kindheit besteht darin, dass Kinder ständig beaufsichtigt werden. In der Nähe meines Hauses ist ein kleiner Wald. Ich hab da noch nie Kinder spielen sehen, obwohl sie durchaus bei uns in der Wohnsiedlung vorhanden sind.

Ja ich kenne das nur zu gut,viele Eltern haben halt Angst vor dem „Bösen Schwarzen Mann“ weil ja laut Dumm RTL hinter jedem Baum ein Kinderschänder lauert.Ich selber hatte neulich ein Gespräch mit der kleinen Nachbarin sie ist gerade erst 9 und spielte auf dem Hof der eigentlich ein Parkplatz ist obwohl keine 100 Meter weiter ein Spielplatz ist sah ich sie jeden Tag auf dem Hof spielen immer in der Nähe der Haustür,ich spielte dann ein wenig mit ihr und fragte sie dann ob sie nicht lieber auf Spielplatz spielen wolle da es da alles gibt was Kinder mögen,sie schaute mich an und sagte dann „Nein ich darf nicht auf den Spielplatz oder weiter weg von Haus,weil da doch immer die Bösen Männer lauern die Kindern was böses antun“,mir bliebt erst mal die Luft weg und ich fragte dann wer ihr diesen Stuss erzählt hat darauf sie „Meine Mama , die hat das bei RTL gesehen und in der Schule erzählen sie uns das auch“.
Ich habe die Kleine jetzt schon ewig nicht mehr draußen gesehen und auch in der Stadt sehe Kinder immer nur in Begleitung von Erwachsenen bzw den Eltern.

Das, was du beschreibst Amiga, ist mir so noch nicht untergekommen. Aber kann natürlich sein, dass Eltern sich von RTL verunsichern lassen. Eltern haben wohl eher angst, ihre Kinder tun sich im Wald weh oder machen sich schmutzig. Vielleicht fürchten sie, die Kleinen verlaufen sich. Also eine allgemeine Übervorsicht.

Ist doch richtig so, wenn Eltern ihr Kinder schon früh für den postindustriellen Arbeitsmarkt vorbereiten. Wer mit der Einschulung nicht mindesten vier Sprachen sprechen und Brüche rechnen kann, wird später auf die Deppenschule (alles was nicht Gymnasium heißt) versetzt. Eine Karriere als Sozialschmarotzer, der dem Staat mit HartzIV auf der Tasche liegt, ist da vorprogrammiert.

Die Kindheit ist kein Freifahrtschein, um sich den Prinzipien der Leistungsgesellschaft zu entziehen. Die Eltern, die ihre Blagen den ganzen Tag spielen und rumtollen lassen, sollte der Staat mit schweren Strafen sanktionieren und ihnen ggf. die Kinder wegnehmen. Deshalb geht es Deutschland auch so schlecht - nur die Elite zeigt Leistungsbreitschaft und der Rest wird vom Staat ohne jede Gegenleistung wie Gott in Frankreich verwöhnt.

Altgriechisch- und Klavierunterricht statt Tagediebetum lautet die Deviese des 21. Jahrhunderts!

*Vorsicht! Dieser Text enthält Spuren von lyrischen Stilmitteln.

Die Qualität einer Gesellschaft kann man an der Art bemessen, wie sie mit Ihren Kindern, Alten und Armen umgeht!