"Volksmusik" und Holger vs. "Volksmusik"

Vorweg, ich schaue den Kritiker seit der ersten Folge und habe jegliche Wandlung mitverfolgt. Ueber die Jahre hinweg hat mir seine Sendung auch gefallen, dies ist weiterhin auch der Fall.
Allerdings faellt mir mit groesserer regelmaessigkeit auf das der Kritiker bei Kritiken ueber Volksmusik mitunter sehr unsachlich wird.
Man kann von Musik generell halten was man will, am Ende ist Musik aber nunmal geschmackssache. Mein Geschmack ist Volksmusik sicherlich auch nicht, aber es ist unbestreitbar das Volksmusik einen Platz in der deutschen Unterhaltung hat. Es gibt genuegend Leute denen diese Art von Musik gefaellt und sicherlich gerne mehr davon im TV sehen wuerden. Diesen Leuten dies abzusprechen find ich dann mitunter schon arrogant.
Wenn das ZDF oder die ARD GEZ-Gelder dafuer benutzt ist dies nur rechtens.
Sich darueber zu beschweren find ich meistens sehr kleinkariert. Wenn dir diese art von unterhaltung nicht gefaellt brauchst du ja an einen Sonntag morgen nicht einschalten, gibt genug andere Kanaele die dies nicht senden.

Erstens:
[B]Bitte, bitte, bitte hört auf diesen Mumpitz Volksmusik zu nennen![/B] Das hat mit klassischen, traditionellen Liedgut der deutschen Volksmusik so überhaupt nichts zu tun. Vergleicht das was Ihr im TV seht doch mal mit wirklichen Volksliedern wie “Am Brunnen vor dem Tore” oder “Der Fuchs und der Rabe”! Und Volksmusik gibt es ja nicht nur in Deutschland, sondern auch vielen anderen Ländern. Witzigerweise ist Irish Folkgarnicht so unbeliebt, woran das wohl liegen mag? Hmmm…

Volksmusik zeichnet sich durch mehrere Dinge aus:

  • Die Musik muss handgemacht sein
  • Textlich sollten eben alte Texte, Fabeln oder traditionelles Liedgut vertont werden
  • Thematisch gibt es eben nicht nur “Heile Welt” wie beim volkstümlichen Schlager, sondern eben auch viele ernste, aber auch romantische Motive. Zudem musikalisch eher Klassikgitarre, Flöte oder Streichinstrumente historisch gesehen zur deutschen Volksmusik passt als alpenländliche Blaskapellen.

Gerade die ruhigeren, frühen Aufnahmen von Ougenweide von Anfang der 70er, wie das oben verlinkte “Der Fuchs und der Rabe” sind wunderbare Beispiele für deutsche Volksmusik.

Wirklich, da bekomme ich als Fan der Volksmusik immer heftigste Magenschmerzen, wenn man solchen Schlager damit verwechselt.

Zweitens:
Dessen ungeachtet hast Du aber Recht. Volkstümlicher Schlager ist bei vielen Menschen sehr beliebt und wieso sollten Öffentlich Rechtliche das nicht bringen? Meine Kritik wäre eher, dass hier die ÖR das Spiel der Industrie mitmachen und das als “echte Volksmusik” verkaufen, was es aber nunmal nicht ist. Eine Sendung mit authentischer Volksmusik wäre da doch mal eine Abwechslung. Aber wahrscheinlich wäre das ein regelrechter Kulturschock für die Fans des volkstümlichen Schlagers!

Da sieht man mal wie wenig ich mich mit Volksmusik beschaeftige.
Message bleibt, fuer mich aber die gleiche, nur weil es einem nicht gefaellt kann man nicht einfach sagen: “Das gehoert nicht ins Fernsehen.”

[post=372550]@ALG[/post]

Also ich persönlich halte auch nichts von Volksmusik und - um ehrlich zu sein - stören mich Holgers Seitenhiebe dagegen überhaupt nicht.

Natürlich können Menschen Volksmusik hören, wenn sie sich das antun wollen :wink: nur verstehe ich nicht, warum Volksmusik rauf und runter, zur besten Sendezeit, gezeigt/gespielt wird, während tolle Sendungen wie Rockpalast irgendwann zwischen 23:00 und 8:00 Uhr morgens laufen. Ist ja okay, wenn Volksmusik angeboten wird, für Menschen die das mögen. Jedoch ist diese „Musik“ in den ÖR überproportional stark vertreten, im Vergleich zu den anderen Genres. Vor allem heutzutage, wo es praktisch kein Musikfernsehen mehr gibt, wäre es DIE Chance für die ÖR ihrer kulturellen Verantwortung nachzukommen und exklusive Inhalte zu zeigen - jenseits von Volksmusik und Konsorten. Insbesondere zu weniger „unchristlichen“ Zeiten.

[QUOTE=Pixie;372560]Vor allem heutzutage, wo es praktisch kein Musikfernsehen mehr gibt, wäre es DIE Chance für die ÖR ihrer kulturellen Verantwortung nachzukommen und exklusive Inhalte zu zeigen - jenseits von Volksmusik und Konsorten. Insbesondere zu weniger[I] “unchristlichen”[/I] Zeiten.[/QUOTE]

Das tun die Öffentlich Rechtlichen doch, nur nicht im Fernsehen, weil das sowieso an die junge Generation vorbeigesendet wäre. Sie tun es im Internet und gerade ARTE macht das sehr vorbildlich: http://concert.arte.tv/de - Gibt es auch als übersichtliche App für iOS und Android! Dort findest Du sehr viele Konzertmitschnitte rund um die Uhr aus sämtlichen Genres. Sogar Gigs vom Hellfest sind dort zu finden: von Emperor über Skyclad bis hin zu Equilibrium. Aber eben auch viele andere Genres!

Man kann nun nicht verlangen, dass Hellfest Mitschnitte abends 20:15 im Ersten laufen. Aber zu sagen, dass die ÖRs GARNICHTS tun ist auch einfach falsch!

ARD hat auch viele von den ganz großen Festivals aufgenommen und zeigt sie teilweise auch auf den Sparten. Es tut sich ja schon was, aber meine Kritik wäre auch weniger das “Volksmusik” auf den Hauptsendern läuft. Die Kritik ist eher warum so viel und warum wird intelligentes Fernsehen komplett auf Sparten abgeschoben? Anstatt die Sparten zum Experimentalsender aufzubauen und etablierte Formate dann im großen Rahmen zu zeigen, testet man sie auf neo und Co. aus - nur bleiben sie dann auch dort. Das ist irgendwie nicht so schön.

Anchantia hat völlig Recht. Musikfernsehen für eine junge Zielgruppe funktioniert einfach nicht mehr, weil die nicht 1x in der Woche zur festen Sendezeit vor der Glotze sitzen wollen um sich etwas vorgefertigtes zu geben. MTV ist deshalb schon lange PayTV und Viva geht es auch immer schlechter. Von echtem Musikfernsehen mussten sich beide aber auch schon vor Jahren verabschieden.

Die Zielgruppe für so etwas wird tendenziell im älter und daher wird dieser Volksschlager im TV auch eher mehr als weniger werden. Fernsehen stirbt halt aus.

Liegt wohl daran, dass viele Köche den Brei verderben. Und die Dritten lieber Rankings ausstrahlen. Aber ich muss sagen, dass ich das Argument “warum wird das in den Sparten versteckt” nicht verstehe. Man muss die Sparten doch nur einschalten oder in den Mediatheken gehen. So konsumiert man doch heute sowieso Inhalte unter den Jungen. Also warum das alles im Hauptprogramm bringen, wenn die Zielgruppe die Sendungen auch auf andere Weise findet?

Dem kann ich schon wieder zustimmen. Das Hauptprogramm würde sich seine Quoten ordentlich versauen wenn sie plötzlich den ganzen Spartenkram ala “neo Magazin” ins Programm nehmen würden. Die Zielgruppe für so etwas schaut nun mal lieber OnDemand über die Mediatheken und denen ist es egal ob das mal bei Neo, Kultur oder Info lief.

Jetzt kann man natürlich sagen “Aber die Quoten sollten doch nicht relevant sein für den ÖR”. Klar, aber es macht deutlich mehr Sinn die Menschen dort abzuholen wo sie stehen. Man erreicht einfach mehr ältere Menschen über das Hauptprogramm und mehr junge Menschen über die Spartenkanäle und Mediatheken. ARD und ZDF machen hier also gar nicht so viel falsch.

Und natürlich sind die Quoten relevant. Gerade hier würde doch sofort der Schrei nach der Abschaffung der Gebühren neu entfachen, wenn ARD und ZDF quotentechnisch nicht mehr zu den stärksten Sendern gehören würden. Auch die ganzen Verlage und Privatsender würden SOFORT eine mega Kampagne starten, wenn das Programm keine gute Quote mehr hätte, nämlich mit der Begründung “Wozu noch Zwangsgebühren zahlen, wenn kaum mehr jemand ARD und ZDF schaut?” Das würde sofort kommen wie das Amen in der Kirche. ARD und ZDF haben also gar keine andere Wahl als ihre Hauptprogramme nunmal auf die abzustimmen, die eben noch hauptsächlich TV schauen!

Die Situation, dass TV auf älteres Publikum abgestimmt ist, führt zu der abstrusen Situation, dass Künstler, die der Popmusik zuzuordnen sind, auf einmal in konservativen Schlagersendungen auftreten, weil es keine anderen Sendungen, in denen regulär Popmusiker auftreten, mehr gibt (kein Wetten Dass, kein Top Of The Pops, keine Live-Sendungen auf VIVA).

https://www.youtube.com/watch?v=rEkNPthY6bQ zeigt Jeanette Biedermann (mit EWIG), die ja eine Popsängerin mit GZSZ-Vergangenheit ist in einer konservativen Schlagersendung “Schlager des Sommers” auftreten.

Die Verlängern Immer wieder sonntags, und Die Maus muss dafür Weichen. Das ist Kritik würdig

Gerade hier würde doch sofort der Schrei nach der Abschaffung der Gebühren neu entfachen, wenn ARD und ZDF quotentechnisch nicht mehr zu den stärksten Sendern gehören würden.

Soweit ich dem allgemeinen Tenor im Thread gerade zustimmen würde, dieser Satz stimmt so nicht.

Im folgenden meine Idee zu Gebühren und ÖR:
Die Gebühren haben ihre Existenzberechtigung ja gerade um nicht Abhängig von der Quote zu sein.
Die Gebühren werden bezahlt, damit die Meinung frei und unabhängig sein kann.

Das ist ein Luxus den sich private Sender nicht leisten können. Sie müssen mit ihrem Programm darauf achten, dass sie ihre Werbepartner nicht vergraulen und vor allem darauf, dass genug Zuschauer einschalten, damit die Werbegelder fließen.

Genau um das zu vermeiden gibt es ja überhaupt die Gebühren. Jeder zahlt, damit es Sender geben kann die nicht für jeden gedacht sind. Deshalb muss es auch den Gebührenzwang geben.
Die Kritik sollte in erster Linie immer dann einsetzen, wenn die ÖR irgendetwas mit „Quote“ begründen oder sich aber auf eine „gute Quote“ als Maßstab des Erfolgs beziehen.

„Quote“ ist eine größe in der jemand misst der etwas vermarkten will. Da ist das auch gut und richtig.
Aber die ÖR sind in diesem Sinne kein Markt. Sie werden so oder so bezahlt und genau so frei müssen sie auch berichten. Unabhängig von politischem oder gesellschaftlichem Druck.

Das sie dabei darauf achten, dass ihr Programm nicht völlig unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet ist verständlich. Aber im Zweifel bin ich eher für ÖR die niemand mehr guckt, als für ÖR die nichts anderes sind als ein Abklatsch der Privatsender.

Die ÖR beziehen ihre Existenzberechtigung aus dem Unterschied zu den Privatsendern. Solange dieser Unterschied existiert, solange sind auch die Gebühren berechtigt.
Aber alles was genauso gut von Privatsendern gesendet werden würde, davon haben die ÖR die Finger zu lassen, solange es nicht dazu dient den Bildungsauftrag zu erfüllen.
Bedeutet: Schlager läuft nicht oder so gut wie nicht auf Privatsendern, daher dürfen und müssen die ÖR auch Schlager bringen. Lediglich im Berreich der Dokumentationen dürfen sich Private und ÖR Konkurrenz machen. Unter folgender Bedingung: Eine Doku die von einem Privatsender gezeigt wird, darf nur mit deutlichem zeitlichen Abstand auf den ÖR laufen.

Edit
Unbenommen von diesen Grundregeln sind Nachrichten. Die dürfen immer auf jedem Programm zu jeder Zeit laufen.

Was wäre denn FKTV, wenn nicht Holgers subjektive Meinung eine große Rolle spielen würde? Ohne diese wäre FKTV vermutlich gar nicht erst so weit gekommen.

Und gerade bei volkstümlicher Musik kann man durchaus auch objektiv behaupten, dass das häufig billgste, meist sogar noch mit auf Playback basierende Musik ist, die einfach zur besten Sendezeit im Fernsehen nichts zu suchen hat. Da hat so gut wie jede andere Musikrichtung eine größere Daseinsberechtigung - und dabei muss mir diese nicht einmal persönlich besonders gut gefallen, um das zu merken - auch Musik muss ich dafür nicht studiert haben.

[QUOTE=Pixie;372560][post=372550]@ALG[/post]

Natürlich können Menschen Volksmusik hören, wenn sie sich das antun wollen :wink: nur verstehe ich nicht, warum Volksmusik rauf und runter, zur besten Sendezeit, gezeigt/gespielt wird, während tolle Sendungen wie Rockpalast irgendwann zwischen 23:00 und 8:00 Uhr morgens laufen. Ist ja okay, wenn Volksmusik angeboten wird, für Menschen die das mögen. Jedoch ist diese „Musik“ in den ÖR überproportional stark vertreten, im Vergleich zu den anderen Genres. [/QUOTE]

Das ist relartiv einfach zu erklären, warum Volksmusiksendungen zu dieser Zeit laufen. Junge Menschen gehen zu diesen Zeiten entweder aus, schauen sich Raab-Sendungen auf den andren Kanälen an (Samstag Abend) oder schlafen noch (Sonntag morgen), während das ältere Publikum zu genau diesen Zeiten eben zu Hause ist und Fernsehen schauen will. Und genau diese Klientel bedienen die ÖR Sender. Finde da nichts Schlimmes bei.

[QUOTE=LT1550;372597]Und gerade bei volkstümlicher Musik kann man durchaus auch objektiv behaupten, dass das häufig billgste, meist sogar noch mit auf Playback basierende Musik ist, die einfach zur besten Sendezeit im Fernsehen nichts zu suchen hat. [/QUOTE]

Was genauso auf 90% der aktuellen Pop-Musik zutrifft. Und: Eine Helene Fischer kann wenigstens singen. Was man von der Frontfrau von Juli nun einmal gar nicht behaupten kann.

[QUOTE=teefax;372644]Was genauso auf 90% der aktuellen Pop-Musik zutrifft.[/QUOTE]
Das wird wohl auch kaum so strikt getrennt wie im deutschsprachigen Raum, wäre aber wohl ein eigenes Thema wert, da könnte man sehr weit ausholen.

[QUOTE=LT1550;372597]Und gerade bei volkstümlicher Musik kann man durchaus auch objektiv behaupten, dass das häufig billgste, meist sogar noch mit auf Playback basierende Musik ist, die einfach zur besten Sendezeit im Fernsehen nichts zu suchen hat. Da hat so gut wie jede andere Musikrichtung eine größere Daseinsberechtigung - und dabei muss mir diese nicht einmal persönlich besonders gut gefallen, um das zu merken - auch Musik muss ich dafür nicht studiert haben.[/QUOTE]
Diese […]Argumentation ist so langsam ziemlich ausgelutscht. Musik hat dann eine Daseinsberechtigung, wenn es Menschen gibt, die diese Musik gerne hören, nicht nur dann, wenn sie deinen qualitativen Ansprüchen genügt.

[QUOTE=teefax;372644]Und: Eine Helene Fischer kann wenigstens singen. Was man von der Frontfrau von Juli nun einmal gar nicht behaupten kann.[/QUOTE]
Ah, das ist auch wieder so eine sehr subjektive Sache.
Für dich mag die Frau wohlklingend sein, für mich pure Folter und das hier engelsgleicher, himmlischer Gesang.
Soll wohl sogar Leute geben, die das hier als wohlklingend empfinden.

Volksmusik MarkeSantiano ist durchaus hörbar, bei volkstümlichen Schlager Marke Randfichten möchte ich gelegentlich in den Wald rennen und einem gewissen Waldschrat das Genick umdrehen, damit die Frage, ob er noch unter den lebenden weilt, entgültig erledigt ist! :ugly