"Volks-TV" - eine Idee aus dem Hause RTL

Prof. Dr. Helmut Thoma, Gründer und langjähriger Geschäftsführer von RTL, hat ein neues Projekt im Gepäck. In einem Interview vom 25. Oktober 2011 (lt. Youtube) steht Herr Thoma Rede und Antwort.

“Volks-TV”

Auf die Frage, was man sich unter “Volks-TV” vorstellen kann, antwortet Thoma, dass sich dieses Format am amerikanischen Stil orientieren wird. Warum überrascht mich das nicht ?! Er kritisiert die “verkrustete” deutsche Medienlandschaft. “Volks-TV” soll ein “attraktives Mantelprogramm” bilden und somit der deutschen Medienlandschaft neuen Aufwind bereiten. Na, das hoffe ich doch sehr, vielleicht verirrt sich ja diese “verkrustete” Medienlandschaft direkt in den Windschatten von “Volks-TV” und ist auf und davon.

Auf die Frage (ab Minute 2:20), was Thoma mit dem Namen “Volks-TV” zu erreichen beabsichtigt, sagt er : “…das wichtigste ist der Zuschauer, der Konsument und das ist das Volk, und wenn das einmal missbraucht wurde, deswegen kann man den Begriff Volk ja nicht streichen…”

Hören und Staunen Sie selbst

[video]http://www.youtube.com/watch?v=oCJgnwn5gHs&feature=channel[/video]

Dieser Herr Thoma macht mir vielleicht Freude…

Ich möchte noch zwei Zitate des Medienmoguls Thoma hinzufügen, weil er so schön deutlich sein kann:

“Niveau ist kein absoluter Maßstab. Das erkennt man auch sehr leicht daran, dass man nur selten Menschen trifft, die sich für Tiefniveauler halten. Es ist übrigens so: Je blöder eine Sendung, desto gescheiter die Zuschauer.” - Helmut Thoma auf die Frage, ob es dem Fernsehen an Niveau fehle, Quelle: Stern Nr. 44/2008 vom 23. Oktober 2008, S. 194

“Der Zuschauer darf seine Regierung wählen, also auch sein Fernsehprogramm. Ich wundere mich auch hin und wieder über die Wahl, aber der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.” Helmut Thoma, Quelle: Wikipedia

Mit besten Grüßen | Andreas Helten

„abscheulich“, um es mit einer Ranicki-Floskel auszudrücken. Der Typ widert mich durch sein Gefasel regelrecht an. M.E. ein KOmmentar wert. Der Typ weiß nichts über die wichtige Rolle der Medien in einer Demokratie.

Der Zuschauer darf seine Regierung wählen, also auch sein Fernsehprogramm. Ich wundere mich auch hin und wieder über die Wahl, aber der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.

Ja, und wie kann das Volk die Regierung wählen? Wenn sie gut informiert über die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse sind. Anstatt sich „über die Wahl zu wundern“, einfach mal dafür sorgen, dass gut informiert wird und nicht diese mediale Scheinwelt zelebriert wird. Nur so kann überhaupt gut entschieden werden.

Es ist übrigens so: Je blöder eine Sendung, desto gescheiter die Zuschauer

Achso. Na, dann. Sagt man das auch über die Gestalten, die Inszenierung und Demütigung dieser Sendungen nicht durchschauen und dann - wie Holger mehrfach dargelegt hat - zu guter letzt auch noch zu den Häusern der Protagonisten gehen und diese bedrohen und beschimpfen? Ist das gescheit?

Das muss man sich vorstellen, der Typ ist „Prof. Dr.“…

Der Typ weiß nichts über die wichtige Rolle der Medien in einer Demokratie

Ich glaube auber schon, dass der das weiß… gerade weil er so spricht wie er spricht. Demokratie ist nur ein Wort, ob diese nun gut oder schlecht ist - und nebenbei: Demokratie hat mit Menschenrechten nichts zu tun.

Die Medien züchten eine Masse von stumpfsinnigen Individuen heran… das kann in einer Demokratie doch nur hilfreich sein, sofern man den Demokratiebegriff nicht bewertet.

In der Bundesrepublik dürfen die Bürgerinnen und Bürger zur „Wahl“ und nicht zur „Abstimmung“. „Wahl“ bedeutet nichts weiter als eine Wunschäußerung, wogegen die Abstimmung bedeutet, Entscheidungen zu treffen.

Ja, es ist ein trauriges Spiel. Ich empfinde die heutigen TV-Formate als menschenfeindlich, denn wer so etwas sendet, kann keine Menschen wollen, er will geist -und herzlose Wanderer, konsumsüchtigen Pöbel, den man spielend steuern und lenken kann.

Mit besten Grüßen | Andreas Helten

PS: Was ich mir sehr gerne anschaue/anhöre ist DOMIAN auf Einslive/WDR … Herr Kreymeier hat Jürgen Domian in der nächsten Fernsehkritik-Folge zu Gast… da freue ich mich drauf. Domian ist die letzte authentische Sendung, die ich im deutschen Fernsehen kenne.

Werbung in eigener Sache und über die Konkurrenz herziehen,echt super :smt023 (Ironie aus)

Viel schlechter kann das Programm auf RTL ja wohl nicht werden,oder etwa doch ?

Hmm. Volks-TV soll also ein privates Drittes werden (so habe ich das zumindest verstanden).
Hatte das nicht schon mal B.TV vor? Der Anbieter hatte tatsächlich zwei eigene Regionalsender im B.TV Branding. Dann ist er aber in die Insolvenz gerutscht und Hornauer hat den Sender dann komplett zerstört.
Ich finde die Idee eigentlich nett, aber dafür haben wir doch die öffentlich-rechtlichen Sender. Wenn ich mal im digitalen Kabelnetz so rumzappe finden sich da mehrere Fassungen des NDRs. Und diese unterscheiden sich jediglich vom Abendmagazin. SAT.1 hat in einigen Regionen auch eigene Lokalableger. Von daher finde ich das Projekt unnötig.

Übrigens: Helmut Thoma hat den Sender vor mehreren Jahren verlassen. Wikipedia sagt im Jahr 1998. Damals war das Programm wenigstens noch erträglich im Gegensatz zu heute. :wink:
Er ist also nicht der aktuelle Geschäftsführer von RTL. Darum finde ich die Worte von ihm nicht wirklich überraschend.

@ Amiga

Viel schlechter kann das Programm auf RTL ja wohl nicht werden,oder etwa doch ?


„In 40 Jahren wird das Fernsehen die Tapete der Gegenwart sein.“
sagte ebenfalls Helmut Thoma

Ich gebe nicht viel um Zitate, aber ich bin mir sicher, er weiß wovon er spricht. Und ich glaube es wird nicht 40 Jahre auf sich warten lassen.

@ D-R-G

Übrigens: Helmut Thoma hat den Sender vor mehreren Jahren verlassen.

Sehr richtig … !

Bertelsmann beendete im Jahre 1998 die Ära Helmut Thoma. Gerhard Zeiler sollte dann mit RTL durchstarten, und so geschah es auch, berichtete der FOCUS in seiner Ausgabe vom Montag, 06.04.1998

Mit besten Grüßen | Andreas Helten

Hm, soll das dann sowas werden die die offenen Kanäle in den USA?
Wo jeder, der möchte, ein kleines Programm aus seiner Garage (oder aus der etwas größeren Garage des Senders) machen kann?

Volks-TV klingt für mich jedenfalls nach BLÖD-Beteiligung.
Entweder das, oder es wird eine riesige Klage gegen die Verwendung des Präfix “Volks-” geben.


Tjo, dazu passend kommt mir doch gerade wieder das Buch „Die Casting-Gesellschaft“ in den Sinn. Ich hatte es schon mal in „Presseartikel und Literatur“ vorgestellt.

Studenten der Uni Tübingen haben 2010 an dem Buch mitgewirkt und neben vielen anderen auch Thoma befragt zu seinen Ansichten über Qualitätsfernsehen, den Bildungsauftrag und was er ändern würde, wenn er ZDF-Chef wäre.

Herr Thoma, als sich 1990 alle Kritiker über die Vorliebe des deutschen Publikums für Ihre seichte Erotikunterhaltung „Tutti Frutti“ wunderten, antworteten Sie: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.“ Denken Sie immer noch so?

Mich ärgert diese Denkweise, die wir hier in Deutschland haben, die da lautet: Was auch der normale Mensch versteht, kann nur etwas Blödes, etwas Seichtes sein. Das stimmt überhaupt nicht! Es ist viel schwieriger, die „Bild“-Zeitung zu produzieren als die FAZ. Genauso ist es auch im Fernsehen.

Ihrer Meinung nach sind die öffentlich-rechtlichen Sender eine bevormundende Volksbildungsanstalt und RTL der lockere Spaßsender. Setzen Sie nicht einfach nur auf die Dummheit der Zuschauer, um billig gemachte Sendungen zu verkaufen?

Keineswegs. Unsere Sendungen waren ja teilweise auch teuer! Und es ist doch jedem Sender selbst überlassen, welches Publikum er erreichen möchte. Die Öffentlich-Rechtlichen haben wir doch nur wegen der Frequenzknappheit und wegen der Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs. Aber ansonsten gibt es doch keinen einzigen vernünftigen Grund für sie.

Sie halten gar nichts vom Bildungsauftrag?

Nein, weil der nicht funktioniert. Die Öffentlich-Rechtlichen konnten bis 1984 ungestört bilden. Was kam dabei heraus? Nichts. Das Fernsehen eignet sich als Medium nicht für Bildung. Das sollte nicht dessen Aufgabe sein. Es gibt eine Schulpflicht, das sollte reichen. Kein Mensch kann mich zwingen, etwas zu lernen.

Hier ist das komplette Interview nachzulesen:
Ex-RTL-Chef über Castingshows - „Witze auf Kosten anderer“

Ich glaube auber schon, dass der das weiß… gerade weil er so spricht wie er spricht. Demokratie ist nur ein Wort, ob diese nun gut oder schlecht ist - und nebenbei: Demokratie hat mit Menschenrechten nichts zu tun.

Die Medien züchten eine Masse von stumpfsinnigen Individuen heran… das kann in einer Demokratie doch nur hilfreich sein, sofern man den Demokratiebegriff nicht bewertet.

Nein, ist es nicht. Warum werden die Medien „die vierte Gewalt“ genannt? Weil das Informationsgebot wichtig für die Praxis der Demokratie ist. Die Menschen unmündig zu machen, war genau das, was die Aufklärer abschaffen wollten.
Der Aufklärungsglaube ist eine Geschichtslüge, denn man hat zwar die Religion hinter sich gelassen, aber die Menschen werden trotzdem entmündigt durch solche Personen wie dieser Thoma.
Eine Demokratie, in der die Presse nicht taugt, taugt nichts (siehe Italien z.B.). Dort konnte Berlusconi jahrelang wüten, weil er kritische Stimmen einfach ausschalten konnte. Zum Glück gibt es hier soetwas nicht.
Aber es muss gesagt werden:
Eine Verdummung, die keinen Sinn hat (wie bei RTL) ist immer noch unschädlicher als eine Verdummung „mit Sinn“, d.h. wenn es mit dem Zweck getan wird, gezielt durch Macht eine politische Person zu pushen oder sie zu diffamieren. Z.B: wenn der Thoma selbst Politiker wäre und sein Unternehmen als mediales Sprachrohr verwenden würde, das wäre noch schlimmer…

Ich halte das Fernsehen durch seine Möglichkeiten, mehrere Sinne anszuprechen - Visuell als auch akustisch und zu Interaktivität aufzurufen - für ein hervorragendes Medium für Bildung. Nur diese Vorteile wurden immer ausgebeutet (INteraktivität z.B. durch 9Live), das andere allgemein durch Reizüberflutung und „drastische“ Bilder…

Der Thoma „weiß“ in dem Sinne, dass er weiß, wie der Hase zu laufen hat, sodass er erfolgreich ist. Von den tieferen politischen und philosophischen Implikationen des Medienunternehmertums hat er entweder keine Ahnung oder er ignoriert sie, weil sie das Ertragsmodell zerstören.

Danke an TV-Unke für das Zitat.

Das Fernsehen eignet sich als Medium nicht für Bildung. Das sollte nicht dessen Aufgabe sein. Es gibt eine Schulpflicht, das sollte reichen. Kein Mensch kann mich zwingen, etwas zu lernen.

Der impliziert indirekt, dass die große Masse sich nicht freiwillig bilden möchte und lieber dumm bleibt, da wird man ja aggressiv.
Das Problem ist mMn. nicht die mangelnde Bereitschaft sich zu bilden, sondern die mangelnde Aufbereitung der bildenden Inhalte.
Und hier bietet das Fernsehen in der Tat eine große Chance.

Andererseits würde ich so einen Stuß vielleicht auch von mir geben, wenn mein Geschäftsmodell davon abhinge, dass sich möglichst viele Zuschauer dummen Müll anschauen.

Es gibt eine Schulpflicht, das sollte reichen. Kein Mensch kann mich zwingen, etwas zu lernen.

Was für ein geniales Zitat! Wie kann man sich nur so widersprechen? So eine eklige Gestalt…
@NietzschesÜberMilski
Ich stimm dir vollkommen zu. Die Medien sind in erster Linie dazu da um über die 3 politischen Organe zu wachen und die Bevölkerung objektiv zu informieren (zu mindest habe ich das so mal in der Schule gelernt, soviel dazu), Thoma hingegen geht’s nur um’s Geld. Menschen wie der sind der Grund warum unsere Gesellschaft Stück für Stück zerfällt und sich von jeglicher Moral befreit.
Da fällt mir auch noch eine sehr schöne Darbietung von Volker Pispers dazu ein:
[video]http://www.youtube.com/watch?v=6cwZrI9kFwM[/video]

Ich hoffe inständig, dass aus „Volks-Tv“ nichts wird. :smt078

Cool! Ein Pensionär, von dem in der Medienbranche seit 15 Jahren niemand mehr ein Stück Brot nimmt, versucht verzweifelt eine Plattform für seine unbefriedigte Eitelkeit zu erhaschen.

Gibt es eigentlich ein Haltbarkeitsdatum für Senderchefs?
Helmut Thoma was best before
nineteenhundredninetyfour
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Hat irgendjemand in letzter Zeit was von Max Schautzers Bono-TV gehört …?