Veränderungen bei Fernsehkritik-TV

Seit Tagen erhalte ich jede Menge Anfragen von Leuten, die sich darüber wundern, dass sie statt der Startseite von Fernsehkritik-TV direkt auf die Seite von Massengeschmack-TV weitergeleitet werden. Nach einer mehrtägigen Testphase möchte ich daher nun hiermit verkünden: Dies wird dauerhaft so bleiben. Das Magazin Fernsehkritik-TV wird, wie alle anderen von uns produzierten Sendungen, in seiner kompletten Form nur noch auf Massengeschmack-TV abrufbar sein. Die Seite fernsehkritik.tv wird mit all ihren Unterseiten zeitnah gelöscht, die Sendungen sind damit frei nicht mehr anschaubar. Dies ist ein schon lange geplanter Schritt, der auch nur konsequent ist. Die Gründe dafür sind folgende:

  • Fernsehkritik-TV ist immer noch das stärkste Magazin im Portfolio von Massengeschmack-TV. Dass gerade dieses Magazin bereits nach gut einer Woche kostenlos und ungeschnitten veröffentlicht wird, war über Jahre eine richtige Maßnahme. Vor allem dann, als mit Werbeeinnahmen noch nennenswerte Beträge zu erwirtschaften waren. Dies allerdings hat sich massiv verändert: Die Werbegelder sind so massiv in den Keller gegangen, dass sich eine Finanzierung über Werbung nur noch dann lohnen würde, wenn man konsequent zielgruppengerichtet ein Programm macht, das regelmäßig über eine Million Menschen erreicht. Dies wird Fernsehkritik-TV aufgrund der Inhalte niemals schaffen können - und das war auch nie die Absicht. Inzwischen ist es so, dass die Werbeindustrie kaum noch Werbung schaltet bei uns und wenn, dann handelt es sich um miserabel bezahlte Spots. In Zahlen ausgedrückt: Haben wir einst mit Werbung monatlich Beträge im höheren dreistelligen Bereich, oft sogar im vierstelligen Bereich erzielt, liegt der Ertrag inzwischen monatlich bei 50 bis 100 Euro. Also ein Betrag, der schlicht nicht mehr der Rede wert ist.

  • Das Hauptargument derjenigen, die für eine freie Veröffentlichung plädieren, ist ja immer, dass dies die perfekte Werbung für Massengeschmack-TV sei. Das Gegenteil ist leider der Fall. Wie oft höre ich den Satz “Mich interessiert nur Fernsehkritik-TV. Aber das wird ja nach einer Woche frei veröffentlicht. Wozu also ein Abo?” Mein Argument, dass ich Fernsehkritik-TV nur machen kann, wenn ich auch die nötige finanzielle Grundlage habe, wird dabei meist ignoriert. Motto: Andere zahlen doch was, warum soll also ich zahlen?

  • Die Seite www.fernsehkritik.tv und damit auch die freie Version von Fernsehkritik-TV haben in den letzten zwei, drei Jahren deutlich an Zuschauern verloren. Wir bewegen uns inzwischen in einem Bereich zwischen 30.000 und 60.000 Zuschauern. Es gab Zeiten, vor allem in den Jahren 2010 und 2011, wo dieses Magazin bis zu 200.000 Zuschauer hatte. Dies hat vor allem damit zu tun, dass das Angebot im Bewegtbild-Bereich sich in den vergangenen fünf Jahren so vergrößert hat, dass Fernsehkritik-TV gar nicht mehr den Stellenwert haben kann wie es einst hatte. Und dennoch hat mich eines beeindruckt: Ende März habe ich auf YouTube den Beitrag aus Folge 202 über die Sendung “Bist du 50.000 wert?” hochgeladen. Dieser hat inzwischen mehr als 150.000 Abrufe - und damit rund 3x soviele Zuschauer wie auf der Seite fernsehkritik.tv selbst. Es ist also für uns eine viel effektivere Maßnahme, ausgewählte Beiträge auf YouTube hochzuladen anstatt die kompletten Sendungen zeitversetzt frei zu veröffentlichen. Und es steigert zudem den Wert des Abos. Denn auch, wenn es viele nicht zugeben mögen: Natürlich ist es reizvoller, ein Abo abzuschließen in der Gewissheit, dass Teile von Fernsehkritik-TV nur noch hinter der Paywall zu sehen sind.

  • Die Nutzung von YouTube und der massive Ausbau des entsprechenden Kanals dort bringen uns mehr Aufmerksamkeit als die separat im Netz liegende Seite fernsehkritik.tv. Und dennoch muss ich mich gleichzeitig nicht von YouTube abhängig machen, denn unser Hauptsegment ist und bleibt Massengeschmack-TV. Zudem birgt YouTube immer auch Risiken, denn schnell können Beiträge mal gelöscht werden. Und mit dem Geld verdienen auf YouTube ist es auch schwierig: Diverse hochgeladene Beiträge, etwa der FKTV-Plus-Beitrag über Mario Barth, sind von der Monetarisierung ausgeschlossen, weil etwa insbesondere RTL knallhart ist und jegliche Versuche zu verhindern sucht, dass Teile des Programms auf YouTube hochgeladen werden. Zum Glück gibt es bei YouTube immerhin die Kompromiss-Möglichkeit: Ich darf den Clip veröffentlichen, ich darf damit aber kein Geld dort verdienen. Dieser Kompromiss ist für mich tragbar, denn YouTube soll für uns ja in erster Linie als Werbeplattform dienen, um auf Massengeschmack-TV aufmerksam zu machen und nur in zweiter Linie, um damit nennenswert Geld zu verdienen. Genau das ist es ja auch, was ich nicht will. Wer sich wirtschaftlich in die Hände von YouTube begibt, geht ein zu hohes Risiko ein.

  • Die Argumentation, niemand würde ja mehr Fernsehkritik-TV wahrnehmen, wenn es hinter der Paywall verschwindet, ist somit also widerlegt: Vielmehr bringt gerade das Hochladen einzelner Segmente jeder FKTV-Folge auf YouTube deutlich mehr Aufmerksamkeit als eine freie Veröffentlichung wie sie bislang praktiziert wurde. Und für uns hat es obendrein den Vorteil, dass zumindest Teile jeder Folge künftig exklusiv bleiben und nicht frei veröffentlicht werden. Es steigert also die Attraktivität des MG-Abos.

  • Grundsätzlich ist mir bewusst, dass es bei vielen immer noch eine Hemmschwelle gibt, für Inhalte im Internet Geld zu bezahlen. Die Umsonst-Kultur, wie sie viele Jahre selbstverständlich im Netz war, ist nur schwer aus den Köpfen zu bekommen. Aber bei einem Angebot, das sich eben nicht an Millionen Menschen richtet, sondern eher einen kleineren Kreis anspricht, ist dies der einzig gangbare Weg. Und ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr manche den Abo-Preis von 6,99 Euro als Wucher empfinden. Dieser Betrag sind zwei Bier in der Kneipe, entspricht einem Menü bei McDonald’s - und wir bieten für diesen Betrag einen ganzen Monat Programm, das in seiner Produktion, sowohl handwerklich als auch personell, viel Geld kostet. Ich verstehe natürlich, dass niemand so lange etwas bezahlen möchte wie es auch kostenlos geht, aber gerade deshalb ist die nun getroffene Maßnahme umso wichtiger.

Ich wünsche allen frohe Ostertage!

Holger Kreymeier