"Verstehen Sie Spass?" (29.10.16) - rassistisch, grenzwertig oder okay?

Wohin soll die Aussage argumentativ führen? Dann war das eine Bildungslücke bei dir.

Ich sehe diese Figur kontextlos.

Oh, wow. Du musst mal erklären, wie ein Mensch irgendwas kontextlos sehen kann. Damit würdest du die Geistes- und Sozialwissenschaften revolutionieren. Was du meinst ist im besten Fall, dass du die Figur in einem anderen Kontext siehst. Der Link zu ubermedien zeigt aber deutlich, in welchen Kontext dunkelhäutige Menschen das sehen - und das ist von Relevanz hierfür.

Ich kann natürlich immer irgendeinen negativen historischen Kontext in jedweder Spielfigur hervorholen. Das muss ich aber nur dann, wenn ich etwas schlecht machen will.

Nein, das stimmt so nicht. Hier wurden ganz offensichtlich rassistische Stereotypen aufgegriffen und das völlig unnötig. Entweder hätte Guido Cantz eine andere Rolle spielen können oder man hätte einen echten dunkelhäutigen Menschen zumindest nehmen können. Gerüchteweise soll es die mittlerweile auch in Deutschland, Schweiz und Österreich geben.

Selbst wenn der Akzent authentisch wäre, was ist denn an einem Akzent rassistisch? Fast jeder Mensch hat irgendeinen Akzent, und das ist gut so.

Ein gespielter Akzent kann ganz schnell rassistisch sein.

Die Aussage, dass ich (und sicher viele andere auch) den “Blackfacing”-Kontext nicht kannte, soll argumentativ folgendes darstellen: Ohne den “Blackfacing”-Kontext steht da ein ganz normaler Mensch, und die Szene enthält keinen Rassismus. Was in meinen Augen hier zählt, ist die jeweils eigene, ehrliche Gefühlslage beim Anblick dieser Szene. Ich fühle bei diesem Anblick keine Abwertung einer Ethnie. Das ist ein ehrliches, wahres Gefühl. In diesem meinem Gefühl steckt kein “Blackfacing”-Kontext, daher ist dieser Kontext in der Auswertung meines Gefühls irrelevant.

Was sind die sogenannten “Übermedien”? Sind die die letzte Instanz? Sagen die mir, ob ich wahrlich einen Menschen liebe oder nicht? Schauen die in meinen Kopf?

Nun kannst Du sagen, es ginge hier nicht um meinen Kopf, und das sei mein persönliches Problem. Ja, das ist richtig. Aber dann verstehe ich Dein Problem nicht. Was willst Du bezwecken? Du willst, dass in den Köpfen der Leute keine rassistischen Abneigungen gegen Schwarze aufkommen.

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Ich will mal meine Einstellung erläutern bezüglich Rassismus. Ich hasse Rassismus, ich wende mich entschieden dagegen, aktiv, jeden Tag. Rassismus ist meiner Ansicht nach eine Denkweise mit vielen Wirkungen, sie hat direkt mit sogenannten “Rassen” wenig zu tun, sondern mit der Verallgemeinerung bestimmter Gruppen überhaupt. So eine Gruppe kann sich auf die Hautfarbe beziehen, kann sich aber auch auf das Geschlecht, auf die Religion, auf den Fussballklub, auf ein Sternzeichen, oder sonst eine selbstgebaute Schublade beziehen. Ein Rassist hat einen Hang zur Verallgemeinerung. Die menschliche Wahrnehmung filtert, vereinfacht und bevorurteilt für sich die Umwelt. Das ist wichtig, um sich in der unbekannten Welt vorantasten zu können. Die Hirne von Rassisten übertreiben diese Filterfunktion.

Leider glaube ich, dass man mit Argumenten den Rassismus nur schwer oder gar nicht bekämpfen kann. Ich bin kein Hirnforscher, aber ich vermute, Rassismus ist eher ein neuronales Problem, ähnlich wie Flugangst oder der Tageslicht-Niesreflex. Manche haben es, manche nicht.

Dann gibt es vielleicht noch einige Menschen, die zum Rassimus neigen, aber noch ausreichend Verstand haben, ihn eventuell selbstkritisch zu hinterfragen. Da kann man dann ansetzen. Aber der Ansatz sollte die wirklich relevanten Probleme anpacken, und klare Bilder zeigen, die die Verallgemeinerungen widerlegen. Solche Debatten wie hier über den Fernsehclown lenken nur davon ab, oder machen die Problematik sogar noch schlimmer, weil sie die Gesamtheit aller Rassistengegner ins Lächerliche ziehen.

  1. Es ist von Medienschaffenden zu erwarten, dass die den auch hier in Deutschland mittlerweile öffentlichen Diskurs um Blackfacing kennen. Hinter solchen Produktionen stecken ganze Teams.

  2. Selbst ohne diesen Hintergrund ist die Szene rassistisch. Ich male mir ein bisschen Farbe ins Gesicht, male schlauchige Lippen auf und spreche mit einem Dialekt und schon bin ich Schwarzer. Und der Schock-Moment! Ein Schwarzer als Vater einer Weißen! HAHAHAHAHA. Der Zusammenhang mit Blackfacing macht dies nur umso brisanter.

Was in meinen Augen hier zählt, ist die jeweils eigene, ehrliche Gefühlslage beim Anblick dieser Szene. Ich fühle bei diesem Anblick keine Abwertung einer Ethnie.

Okay, also der vermutlich weiße privilegierte Mensch meint in seiner eigenen, ehrlichen Gefühlslage bei dieser Szene keine Abwertung einer Ethnie zu erkennen. Reicht das für irgendeine Entlastung? Meinst du, etwas ist nur rassistisch, wenn du es als rassistisch erkennst? Dann wäre ja Ignoranz und fehlende Empathie wahrhaftig ein Segen.

Was sind die sogenannten „Übermedien“? Sind die die letzte Instanz? Sagen die mir, ob ich wahrlich einen Menschen liebe oder nicht? Schauen die in meinen Kopf?

Es geht nicht um dich. Und die Übermedien habe ich genannt, weil dort ein Kommentar einer Person of Color zur Sendung veröffentlicht wurde, den ich verlinkt hatte und den du hoffentlich gelesen hast. Sicherheitshalber hier nochmal: Warum ich über den Schwarzen Mann als böse Überraschung nicht lachen kann | Übermedien

Was willst Du bezwecken? Du willst, dass in den Köpfen der Leute keine rassistischen Abneigungen gegen Schwarze aufkommen.

Ich erwarte von Sendungen, dass sie so reflektiert sind, dass sowas nicht über die Konzeptphase hinausgeht. Wünschenswert wäre es auch, dass der Zuschauer auch so reflektiert ist, dass er das überhaupt nicht lustig findet.

Aber der Ansatz sollte die wirklich relevanten Probleme anpacken, und klare Bilder zeigen, die die Verallgemeinerungen widerlegen. Solche Debatten wie hier über den Fernsehclown lenken nur davon ab, oder machen die Problematik sogar noch schlimmer, weil sie die Gesamtheit aller Rassistengegner ins Lächerliche ziehen.

Hach ja, immer soll man „relevante“ Probleme anpacken. Damit kann man auch über Ewigkeiten alle Probleme wegdrücken. Als sei es auch ein sonderlich schwer zu lösendes Problem, sich nicht schwarze Farbe ins Gesicht zu kleistern, damit man mal einen Schwarzen spielen kann.