Vorhin kam ein sehr interessantes und auch tiefes sowie recht langes Interview mit einem der damaligen Mitbegründer der Hamburger Grünen, Thomas Wüppelsal, online. U.a. erzählt er davon, wie sehr die Grünen unter der Rot-Grünen Koalition der neo-liberale Treiber waren und u.a. die Leiharbeit salonfähig gemacht haben. Er erzählt davon wieviele Leute aus dem CDU und FDP Lager in die Partei kamen und auch etliches über die derzeitige Politik in hamburg. Sehr schön beim Interview finde ich, wie kritisch Lars (der Interviewer) mit kurzen knappen Fragen seine Antworten hinterfragt und Thomas trotzdem die Zeit hat seine Antworten auszuformulieren. Um mehr darüber zu schreiben, vorallem meine Meinung, fehlt mir gerade Zeit und Muse.
Ich hab das Interview noch nicht komplett gelesen, gerade nur überflorgen, werde es wenn ich Zeit hab aber lesen.
Von dem was ich bisher gelesen hab ist Wüppelsal ein Parteilinker gewesen, ein wenig erinnert mich der Herr an Jutta von Ditfurth. Auch ehemalige Mitbegründerin der Grünen, auch Parteilinke und vor allem Fischer-Kritikerin.
Ab 1990 bzw auch schon vorher gab es nen Innerparteilicher Machtkampf was das Programm betrifft. Fundis gegen Realos. Die Leute um Fischer, Cohn-Bendit etc haben gewonnen und viele Fundis haben frustriert die Partei verlassen.
Einige davon melden sich in gewisser Regelmäßigkeit zurück und meckern wie weit weg von ihren Anfängen die Grünen seien.
Das man, wenn man in der Regierung ist nicht stur auf seinen Positionen beharren kann und Realpolitik mach muss ist nunmal usus.
Die Grünen haben es da aber unter Schröder ein wenig übertrieben, da geb ich dir Recht.
+++BREAKING NEWS+++
Die Grünen haben sich seit 1979 weiterentwickelt. :ugly
Wären alle Parteien kongruent mit ihrem Erscheinungsbild anno '79…
hätte die SPD nicht die soziale Gerechtigkeit an die Linke outgesourct, um hemmungslos in der gammeligen Mitte wildern zu können
würde sich die CDU nicht von einer autistischen Ossi-Evangelen ihrer Prinzipien (konservativ, katholisch, kleinkariert, klare Kante) berauben lassen
setzte sich die FDP noch immer für Bürgerrechte und Freiheit ein, statt sich dem asozialen [-]Primaten der Politik (Guido)[/-] Primat der Wirtschaftspolitik bedingungslos auszuliefern. (“Where have you gone, Ralf Dahrendorf…?”)
Natürlich waren die Okays zu den NATO-Angriffskriegen in Bosnien 1995 und Serbien 1998 ein Sündenfall - besser noch auf Englisch: original sin… und die Schwarz-Grüne Verirrung in Hamburg war hoffentlich nur ein temporäres Hämatom am Realoschenkel der Partei.
Grün steht weiterhin für Ökologie und Bürgerrechte, nur eben nicht im humorfreien Veganergewand von anno Blumenkohl. Grün füllt die bildungsbewusste linke Lücke, die der Rückzug von Sozialdemokraten und Liberalen im städtischen Kleinbürgertum gerissen hat.
Wüppelsals Fundiclique würde bei Wahlen keinen Blumentopf gewinnen. Besser einen Kretschmann in der Hand als eine Ditfurth auf dem Dach.
Wenn mit der Frage gemeint ist, ob die Grünen jemals eine umweltfreundliche Partei waren, kann man schätzungsweise eine Milliarde Parameter heranziehen. Das Spektrum ist endlos breit. So könnte man ohne weiteres argumentieren, die Grünen seien nie eine umweltfreundliche Partei gewesen, da das marktwirschaftliche Modell der tief-bürgerlichen Grünen Urstandsbewegung gar nicht vereinbar ist mit einer resourcenschonenden Politik, die die Umwelt in den Mittelpunkt rückt.
Am anderen Ende muss man positiv vermerken, dass selbst im tief schwarzen Bayern UMWELTministerien vergeben werden. Die Grünen haben ein Grundbewusstsein geschärft, dass vorher einfach nicht vorhanden war. Zuvor war die Erde ein Feld und der Mensch ein Akteur, dessen Handeln auf die Begebenheiten des Feldes im wesentlichen keinen Einfluss hat. Das ist natürlich Bullshit.