Kein großes Thema, wollte es nur mal kurz ansprechen.
Mich regt es immer total auf wenn im Fernsehen und meistens in Casting-Shows verallgemeinert wird und von “viele” auf “alle” aufgerundet wird.
Dies passiert, wie gesagt, viel in Casting-Shows wie “Das Supertalent” oder “Deutschland sucht den Superstar” wo dann von “ganz Deutschland” geredet wird. Ich kenne mich mit den Quoten dieser Sendungen nicht aus, jedoch wird hier fälschlicherweise von z.B: “Ganz Deutschland fiebert gespannt dem Gewinner entgegen” oder “Ganz Deutschland sitzt gespannt vor dem Fernseher!” gesprochen. Das dies total übertrieben ist müsste doch selbst ein RTL-Zuschauer merken oder etwa nicht? Aber vielleicht hat es ja auch einen Sinn für den Sender, dies zu behaupten. Vielleicht will RTL und Co damit einen Effekt erziehlen wie: “Es ist ok, dass du diese Sendung guckst, da es alle machen.”. Quasi den Zuschauer mit der Intelligenz der Masse locken? Eine Vortäuschung von Popularität?
Was haltet ihr von so einer Aufrundung?
Denkt ihr es hat einen Grund, dass diese Sendungen das machen?
Jeder weiß, dass in diesem Kontext “alle” nur “viele” bedeutet und man muss dies mehr als Mittel der Rhetorik auffassen. Und es ist ein uraltes Mittel. Päpste schrieben im Mittelalter von dem Entsetzen der ganzen Christenheit, die Römer verwendeten fast standardmäßig den Superlativ, obwohl sie den gar nicht meinten.
In einigen Fällen ist das aber eben nicht nur pure Rhetorik, da ist es Angeberei!
Hier soll suggeriert werden: “Schaut her, hier seht ihr die wichtigste Sendung Deutschlands zu dem Thema!”
Ganz besonders schlimm ist es doch bei der Sendung, bei der diese Verallgemeinerung schon im Titel enthalten ist.
Die Rede ist von “Deutschland sucht den Superstar”.
Sucht hier wirklich ganz Deutschland? Mich hat zum Beispiel niemand gefragt ob ich da mit suchen will! :smt017
Vielleicht könnte man das ja noch als Rhetorik-Mittel betrachten.
Wenn aber dann Marco Schreihals meint “Ganz Deutschland spricht über …”, dann wird dass doch ein wenig relativiert.
Allerdings gibt es diese übertriebenen Verallgemeinerungen nicht nur im Show-Bereich.
Es gibt sie auch (wen wundert es?) in der Politik.
Wie oft hört man am Wahlabend von Politikern der Partei, die noch am wenigsten verloren hat … den Satz:
“Wir haben den klaren Wählerauftrag …” :smt009
Ja, ok. Das ist natürlich wirklich Angeberei und es ist in gewisser Weise auch nervig, da Holzhammer-Rhetorik. Aber diese „ganz Deutschland“-Floskel ist zumindest ein Hinweis darauf, wie unwichtig der Kram eigentlich ist. Je schlimmer die Übertreibung, desto mehr musste der Moderator künstlich Bedeutung erschaffen. Wenn etwas von selbst schon hohe Bedeutung hat, spart man sich so etwas meistens, schon weil die Menschen dann meistens wissen, dass es ein wichtiges Thema ist.
Galileo spricht auch gerne so: „Das ganze Internet spekuliert über DIESES Video“ und kommt dann mit 100.000 Klicks.
(Hier hatte ich also noch einen Beitrag versteckt, der es etwas mit der „Meta-Ebene“ übertreibt. )
Die Floskel “ganz Deutschland” stammt aus dem Bildischen. In den letzten Jahren streut dieses Lehnwort jedoch in den Sprachduktus anderer Medien hinein. Zur semantischen Herkunft des Begriffs, konsultieren Sie bitte das Wörterbuch Deutsch <–> Bild:
Ganz Deutschland: die “Bild”-Redaktion (in Wendungen wie Ganz Deutschland spricht über…", “Ganz Deutschland diskutiert…”, “Ganz Deutschland rätselt…”).
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