Und wieder grüßt die political correctness...

Wer von euch gestern “Hart aber fair” verfolgt hat, den wird die heutige "Schlagzeile"
aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wundern: “Joachim Herrmann verteidigt Wortwahl gegenüber Roberto Blanco” (Quelle: web.de)

Eigentliches Thema war die aktuelle Flüchtlingsdebatte, in der Herrmann die wörtliche Entlehnung
"Neger" aus einem Einspieler vornahm, in dem Passanten zum Thema befragt wurden:
“Roberto Blanco war immer ein wunderbarer Neger, der den meisten Deutschen wunderbar gefallen hat.”

Gleich vorneweg: Diesen Threat hier erstelle ich absolut politisch neutral. Weder bin ich engagierter CDU/CSU-Wähler, noch
möchte ich Herrmann hier als deren Parteivertreter in eine Schublade stecken oder persönliche Wertungen vornehmen.
Es geht eher darum, die Art und Weise zu betrachten, wie nun mit dem “Versprecher” (sofern es einer ist) von
medialer Seite umgegangen wird.

Angemerkt sei, dass in der Diskussionssituation selbst (unter Anwesenheit der anderen Gäste (Nurjana Arslanova, Ranga Yogeshwar, Simone Peter sowie Ulrich Reitz) recht unbeeindruckt über den faux pax hinweggesehen wurde, ohne ihn groß
zu thematisieren.

Wir haben zur Zeit ganz andere Probleme. Warum man sich immernoch mit so einem Schwachsinn aufhält, ist mir unbegreiflich.

So wie ich das hier auf Tagesschau.de sehe, wird im Prinzip so darüber berichtet wie es getan werden sollte.

Die Situation wird erklärt, es wird gezeigt das es sich eigentlich um nichts handelt.

Vor allem so wie dargestellt hat er das Wort “Neger” in diesem Zusammenhang ja nur als Zitat genutzt, wie man es auch sonst tun würde.

Wäre die Aussage so etwas gewesen wie: "Solche Idioten wollen wir hier nicht haben!"
Dann wäre seine Antwort vermutlich auch gewesen: “Solche Leute sollten zur Kenntnis nehmen, dass zum Beispiel Roberto Blanco ein wunderbarer Idiot ist.”

Nicht weil er Roberto Blanco als Idiot bezeichnen wollte, sondern weil er die Beleidigung aufgegriffen hat und quasi zu einem rhetorischen Gegenschlag gegen den eigentlichen Angreifer verwendet hat.

Das und nichts anderes scheint hier passiert zu sein.

Bei einem Begriff wie “Idiot” wäre das nur jedem aufgefallen. Während bei einem Begriff wie “Neger” gerade solche hoch anspruchsvollen Medien wie “web.de” nicht in der Lage sind eine rhetorische Figur als solche zu erkennen und zu benennen.
[Spiegel-Online berichtet auch, bringt es auch irgendwie in das richtige Licht. Aber ohne weitere Informationen würde der Artikel nicht zum einordnen reichen…
Focus-Online bringt immerhin ein Interview mit Roberto Blanco aber lässt die Begründung von Herrmann ins leere laufen…
Schon gut, anscheinend sind die meisten Online-Portale so sehr auf Klicks aus, dass sie lieber aus nichts einen “Skandal” machen als das sie ernsthaft berichten…]

Dazu spielt vermutlich noch hinein, dass man einem CSU Abgeordneten eine tendenziell rassistische Denkweise erwartet. Mag ja vielleicht sogar zutreffen. Gerade Herrmann hat sich nun in seiner politischen Karriere nicht unbedingt den Ruf eingehandelt ein weltoffener, modern denkender Politiker zu sein. Nur wenn man ihm was anhängen will, dann sollte man etwas nehmen was ernst zu nehmen ist.

Daher hat das ganze eigentlich nichts mit "political correctness "zu tun.[SPOILER] (Dafür übrigens 5 Focus-Online Punkte für das geschickte Einsetzen von Reizbegriffen. Sowie 2 Bonuspunkte dafür, dass der Reizbegriff dann am Ende nichts mehr mit dem Thema zu tun hat.)[/SPOILER]
Es geht hier um das zitieren ohne Zusammenhang.

[post=418062]@TomK.[/post]: Ich befürchte weil es einfacher zu verstehen ist. Das ist quasi die “5-Minuten-Terinne” der Politik.
Schnell zubereitet, leicht verdaulich, jeder kann was damit anfangen.
Und vor allem: Man muss sich nicht erst stundenlang mit irgendetwas beschäftigen bevor man ausreichend Hintergrundinfos hat.
Sprache sprechen wir alle, Roberto Blanco kenn ich auch und irgendson CSU-Hansel.

Wir haben den PC Aufreger für diejenigen die Modernisierung von Kinderbüchern für Zensur halten.
Wir haben Blanco für die Generation 120+.
Wir haben CSu-Hansel für die eher linksgerichteten als Abziehbild eines Feindbildes.

Alle Zutaten beisammen, nun einmal kräftig rühren und bei Twitter noch heiß servieren und schon haben wir Klicks über Klicks über Klicks.

Oder: Wir haben einen CSU-Mann für die eher linksgerichteten Hansels als Abziehbild eines Feindbilds.

Die Grüne Barbara Lochbihler und DIE LINKE Sachsen springen auf den künstlichen Empörungszug auf.

Ich sehe das wie Skafdir.
Der Mann offensichtlich mit Polemik gespielt und keiner kapiert es.

Der Hashtag vor „Neger“ sagt im Grunde schon alles aus. Empörung, jetzt auch hip und sharable. Hey Kids, vergesst nicht, auf den Do-Follow-Ref-Link zu klicken, wenn ihre eure Unterstützung kundtun wollt :roll:

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Von hier:

Wenn nun ein Politiker, der noch nicht von Beratern auf Medienkompetenz gebürstet wurde, vom „wunderbaren Neger Roberto Blanco“ schwärmt, so kann man sich sicher sein, dass wirksame Kritik abgelenkt wird vom Skandal um das Wörtchen „Neger“. Der eigentliche Skandal ist, dass PolitikerInnen, die dank ihrer Medienkompetenztrainings niemals Neger vor laufender Kamera sagen würden und nach jeder Flüchtlingskatastrophe pflichtschuldigst ein paar Krokodilstränen für die Abendnachrichten abdrücken, unkritisiert ihre Dezimierungskampagne, die je nach Station 10-30% der Flüchtlinge das Leben kostet, nunmehr seit über 20 Jahren planen, organisieren und durchführen durften.

Rassistisch ist nicht so sehr, dass Joachim Herrmann von der CSU Roberto Blanco einen „Neger“ nennt, sondern dass die Flüchtlinge aus Afrika „wunderbar“ sein müssen, „Fußballspieler beim FC Bayern“ oder Schlagerstars, damit man seinen Frieden mit ihnen macht. Wenn deutsche Fußballclubs und Musikagenturen den sattesten Profit aus diesen konformistischen Stars schlagen, wird das schon als „Integrationsleistung“ der Deutschen eigengelobt, als wäre es schon außergewöhnlich, sich solchen Stars gegenüber dann – ja auch nicht durchweg – wie ein zivilisierter Mensch zu verhalten und sie nicht gleich im CSU-Stil der „Durchrassung der deutschen Gesellschaft“ zu verdächtigen. Deren Wohlstand nach FJS bekanntermaßen primär dazu berechtigt von Auschwitz nichts mehr hören zu müssen, aber auf gar keinen Fall dazu, das „Sozialamt der Welt“ zu führen. Die offizielle Politik der CSU heute bleibt, über die eigene Überforderung durch „Zuwanderung“ zu jammern:

Wer die CSU gewählt hat, hat auch den Zaun um Europa gewählt, an dem körperlich fitte Flüchtlinge herausselektiert werden, denn Kinder und Geschwächte schaffen es niemals über diese Mauer aus Stahl und Beton gewordener Kälte. Das ist der Rassismus hinter dem Schwärmen über die „wunderbaren Neger“ – dass die gleiche Partei trotz aller neuerer kleiner Angebote, niemals vom Dublin-Abkommen und Frontex abrücken will, die effektiv dezimieren und den Folterbanden an den Peripherien ihr milliardenschweres Einkommen sichern. Das ist der nichtrassistische Rassismus, Dezimierung durch Menschen, die niemals „Neger“ sagen würden und in der Kirche auch für Flüchtlinge in syrischen Lagern spenden, aber dann ihr Kreuz bei CDU/CSU machen, die noch am sichersten garantieren, dass Flüchtlingen weiter ihr Leben riskieren müssen, mit steigendem Risiko bei sinkendem Einkokmmen[sic!], um ihr Recht auf Asyl einzufordern.

Jetzt steht der bayerische Innenminister in der Kritik. Hatte er doch das schreckliche Unwort “Neger” benutzt. Unglaublich, gewiss. Denn: “Jeder halbwegs gebildete Mensch weiß, dass ‘Neger’ eine Beleidigung ist.” Das wiederum weiß Stefan Kuzmany im Spiegel.
Denn es “herrscht in zivilisierten Kreisen dieses Landes längst Einigkeit darüber, dass das N-Wort eine Beleidigung für Menschen dunkler Hautfarbe ist und deshalb nicht verwendet werden soll”.

Darf ich an dieser Stelle einmal ganz naiv und politisch unkorrekt fragen, wer das eigentlich bestimmt? Wer das so festlegt? Wer das so entscheidet?

Es existieren Ausdrücke, die allgemein von den Sprechern einer Sprache negativ empfunden werden. In manchen Fällen hat der Sprachgebrauch sich vielleicht erst im Lauf der Zeit so entwickelt, dass ein Wort immer mehr negativ konnotiert wurde - aber eben aufgrund einer allgemeinen spontanen Sprachentwicklung.

Wie aber verhält es sich mit dem Wort "Neger? Bezogen auf das englische "Negro"stellt Gallup fest:

[I]“In fact, a 1969 Gallup poll of blacks found ‘Negro’ to be the most widely preferred term among blacks – at 38%, compared with 19% for “black” and 10% for ‘Afro-American’.” [/I]

In Martin Luther Kings berühmter Rede “I have a Dream” taucht das Wort “Negro” dann auch gleich 15mal auf.

Dann wurde das Wort “Negro” bzw. “Neger” rasch zurückgedrängt. Aktivisten fingen damit an, Zeitungen folgten. Aber dabei blieb es nicht. Anstatt dass das Wort nur aus der Mode gekommen wäre, wurde es zunehmend verfemt. Die deutsche Entwicklung sieht laut Wikipedia so aus:

[I]“In den 1980er Jahren versuchten Mitglieder der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, der Diskriminierung von Minderheiten mit Hilfe einer Sprache entgegenzuwirken, [B]die sie selber[/B] als ‚nicht wertend‘ und ‚neutral‘ [B]empfanden[/B]. Später identifizierten [B]diverse Stimmen[/B] im deutschsprachigen Raum ‚Neger‘ als wertenden Begriff. Die Pejorativität wurde schließlich in Wörterbüchern explizit dargestellt. Ulrike Kramer schloss aus der Betrachtung von Wörterbucheinträgen, „daß sich Neger in seiner Wortgeschichte vom ursprünglichen Extrem einer wertfreien Bedeutung weg- und in die Richtung eines anderen Extrems, nämlich eines Schimpfwortes, hinbewegt“ habe.”[/I] (Hervorhebungen durch Enio.)

Zur Begründung geben die selbsternannten Sprachwächter an, dass das Wort “Neger” angeblich in seiner Entstehungszeit negativ konnotiert gewesen sei - bei einem Wort, das laut Wikipedia im 17. Jh. entstanden ist, scheint mir dies aber ein ausgesprochen schwaches Argument zu sein. (Wie viele Wörter, die heute neutral gebraucht werden, waren vielleicht vor Jahrhunderten einmal negativ konnotiert?)
Angeblich sei das Wort aber die ganze Zeit negativ konnotiert gewesen, und man habe das nur nicht problematisiert - eine wohl ziemlich gewagte Behauptung. Im Zweifelsfall dürfte wohl nicht so sehr das spezifische Wort selbst, sondern eher die mit ihm bezeichnete Gruppe von Menschen Gegenstand einer Abwertung gewesen sein.
Dann wird behauptet, dass das Wort Neger auch [I]heutzutage[/I] “rassistisch” konnotiert sei. Mag sein - aber an was liegt das dann? Wer hat die Konnotation da reingebracht?

Kann es sein, dass der Ausdruck “Neger” nicht deswegen in Verruf geraten ist, weil bei neutraler Betrachtung an ihm objektiv irgendetwas Pejoratives/Abwertendes zu finden wäre? Und auch nicht deswegen, weil die Allgemeinheit (die Betroffenen eingeschlossen!) ihn als negativ konnotiert empfunden hätte?
Kann es sein, dass vielmehr eine winzig kleine, aber extrem lautstarke Elite der Allgemeinheit (samt den Schwarzen selbst) “verordnet” hat, dass das Wort “Neger” unschicklich sei?

Wie so etwas geschieht, ist leicht nachzuvollziehen: Einige Autoren fangen an, zu behaupten, dass es rassistisch sei, ein bestimmtes Wort zu gebrauchen. Anfangs sind sie wenige. Aber der politisch korrekte Bürger will ja nun nicht als “Rassist” dastehen und vermeidet das entsprechende Wort vorsichtshalber. Und vielleicht schließt er sich auch noch an mit seiner Warnung vor dem angeblich bösen Wort. Es gibt ohnehin genügend Leute, die gerne vorne mit dabei sind, wenn es darum gilt, moralische Regeln aufzustellen und zu überwachen.
Wie bei einem Dominospiel geht es weiter: Je weniger Leute das fragliche Wort benutzt wird, und je mehr über diejenigen schimpfen, die es immer benutzen, desto mehr wird das Wort dann im allgemeinen Sprachgebrauch auch als negativ konnotiert empfunden. Desto mehr halten Wörterbücher und Lexika seinen pejorativen Charakter fest, was wiederum einen Rückkoppelungseffekt auf den Sprachgebrauch zeitigt. In dieser Situation ist das Schicksal des entsprechenden Wortes dann besiegelt: Es wird zum Tabu.

[I][B]Nur: Das alles ist dann nicht etwa das Ergebnis einer natürlichen Sprachentwicklung, sondern das Resultat der Eigendynamik einer irrationalen und aggressiven politischen Korrektheit.[/B][/I]

Im Grunde könnte dies mit anderen Worten genau so gehen: Man nehme an, einige Aktivisten oder Autoren definieren morgen, dass der Ausdruck “Schwarze” diskriminierend sei und etwa durch “Farbige” ersetzt werden müsste. Wenn es hinreichend viele wären, die das fordern - auch wenn sie eine kleine Minderheit wären und niemals die Mehrheit der Schwarzen repräsentierten - so könnte dies zum Erfolg führen. Und einige Jahre später würde “kein zivilisierter Mensch” mehr von “Schwarzen” sprechen.

Kürzlich hatte ich gelesen, dass nach einer aktuellen Umfrage viele Schwarze den Ausdruck “Neger” bzw. “Negro” nach wie vor akzeptieren oder sogar präferierten. Ich finde den Artikel leider nicht mehr, kann es also nicht beweisen. Aber die Sprachgemeinschaft als Ganze sollte m.E. aushandeln - mit besonderer Sensibilität für die Anliegen der Betroffenen - was als beleidigend gilt und was nicht.

[B][I]Und nicht winzige elitäre Minderheiten, die sich selbst als Avantgarde betrachten, ihre höchst subjektiven Präferenzen und Empfindungen zur allgemeinen Norm erklären dann moralischen Druck auf den Rest der Bevölkerung ausüben. [/I][/B]

      • Aktualisiert - - -

Ein besonders extremes Beispiel für eine selbstgerechte Sprachpolizei: Ein Moderator wird niedergebrüllt, weil er die berühmteste Rede von Martin Luther King vorlesen will, in der nun einmal das Wort “Neger” vorkommt:
http://www.taz.de/!5068913/ (Lesenswerte Kolumne übrigens.)

Solchen Leuten geht es m.E. nicht um die Schwarzen, sondern um sich selbst und ihr Wohlgefallen an ihrer eigenen Pseudo-Moralität; wirkliche Moralität vermögen sie aufgrund ihrer eigenen ethischen Unterbelichtung nicht von einer besonders absurden Ausgestaltung von “Political Correctness” zu unterscheiden.

Besonders traurig finde ich, dass auf diese Weise auch ernste und respektable Anliegen - etwa der Kampf gegen nach wie vor bestehende rassitische Vorbehalte - diskreditiert werden.

@Enio ich glaube ein Teil es Problems mit dem Wort “Neger” ist, dass hier Menschen auf eine Eigenschaft reduziert werden. Nämlich die Hautfarbe. Ich habe gerade nachgedacht, welche anderen derartigen Wörter es gibt. “Blondine” zum Beispiel, das auch häufig negativ verwendet wird. Welchen Grund gibt es, Menschen mit schwarzer Hautfarbe auf diesen einen Aspekt zu reduzieren, in dem man sie als “Neger” bezeichnet? Vor Jahrhunderten, oder auch vor 70 Jahren, als es noch kaum Menschen anderer Hautfarbe in Deutschland gab, mag das ja noch irgendwie erklärbar gewesen sein - aber was unterscheidet denn heute die verschieden aussehenden Menschen dass man sie anhand ihrer Hautfarbe, Haarfarbe oder was auch immer als “Hauptmerkmal” Charakterisieren muss?

@Tilman
Grundsätzlich gebe ich dir recht, aber deine Argumentation trifft auch auf die Begriffe “Schwarzer” oder “Afrodeutscher” zu. (In gewissem Sinne auch auf Wörter wie “Anwalt” oder “Mann”, da diese den Menschen auch nur auf ihren Beruf / ihr Geschlechtsteil reduzieren). In manchen Kontexten ergibt es einfach Sinn, einen Menschen über die Hautfarbe zu charakterisieren - wenn z.B. wieder einmal ein amerikanischer weißer Polizist mit vermutlich rassistischem Hintergrund einen schwarzen Mitbürger ohne vernünftigen Grund erschießt (das ist jetzt natürlich eine vollkommen hypothetische Situation, die in der Realität so natürlich nie, niemals passieren würde), ergeben Schlagzeilen wie “Weißer Polizist erschoss Afroamerikaner” schon Sinn. In dem Fall muss man die Menschen über ihre Hautfarbe charakterisieren, so wie man sie anderen Situationen über Beruf oder sonstige Eigenschaften charakterisieren muss.

Sprachpolizei Anfang
Ich würde dazu folgende Kurzanleitung geben:

Beleidigt niemanden.

Woher weiß ich wann jemand sich beleidigt fühlt? Kann man nicht sagen ist individuell unterschiedlich.

Folgende einfache Schritte.

  1. Keine „offiziellen“ Beleidigungen.

  2. Vermeide Gruppenbezeichnungen so lange wie möglich.

  3. Wenn es unvermeidbar ist eine Gruppenbezeichnung zu nutzen, dann nutze entweder eine Selbstbezeichnung oder eine offizielle Bezeichnung.

Also bevor ich jemanden als „Weißer“, „Neger“, „Polizist“, „Pilot“, o.ä. bezeichne sollte ich mir folgende Frage stellen:
Ist es gerade wichtig das diese Person weiß, schwarz, Polizist oder Pilot ist?
Wenn die Antwort darauf „Nein“ lautet, dann kann man es auch einfach bleiben lassen.

Wenn die Antwort „Ja“ lautet, dann sagt man eben nicht „Bulle“ sondern „Polizist“.

Eigentlich recht einfach.

Sprachpolizei Ende.

Hinweis: Allerdings hat das wie schon geklärt wurde, eigentlich nichts mit dem Thema zu tun…

Edit: Kirin war schneller als ich… :frowning:
Edit zum Edit: 5 Minuten für diesen Post? o.O Ich bin sehr enttäuscht von mir, Skafdir.

[QUOTE=Kirin;418144]“Weißer Polizist erschoss Afroamerikaner”[/QUOTE]

Du meinst wohl “Arischer Bulle erschoss Neger”.

Ist das jetzt ironisch gemeint oder findest du meine Formulierung wirklich rassistisch?

Ich wollte gegen diese böse Sprachpolizei vorgehen!

Edit: Um nochmal was ernsthaftes zu sagen:
Also deine Formulierung finde ich nicht rassistisch. Ich stimme dir auch zu, es kommt auf die Situation drauf an, in welcher man bestimmte körperliche Merkmale hervorhebt. Bei deiner Schlagzeile macht es durchaus Sinn. Aber so halten es ja auch die derzeitigen Medien. Sie nennen die “Nationalität”/“Rasse”/“Volkszugehörigkeit” einer Person nur wenn dies nötig ist. Das wird nur von einigen Leuten eben als Sprachpolizei bewertet.

@menag
Achso, okay. Naja, ich habe leider das Gefühl, dass viele Medien sich nicht danach richten. Ich lese z.B. ab und zu die Kronen Zeitung* (in etwa das deutsche Pedant zur Bild), und da wird bei Verbrechen die Herkunft von Tätern gerne und dankbar ausgeschlachtet. Z.B. habe ich vor kurzem über irgendeinen Fahraddiebstahl gelesen, bei dem natürlich explizit erwähnt werden musste, dass einer der Täter “türkische Wurzeln” hatte. Bei solchen rechtsgerichteten Zeitungen ist das natürlich Teil der Agenda, und dagegen sollte man schon vorgehen, das hat dann auch nichts mit Sprachpolizei zu tun sondern mit einer Einschränkung von Hetze.
Wie Skafdir sagt, wenn es nicht gerade explizit sinnvoll ist, Hautfarbe, Herkunft etc. zu nennen, sollte man das auch nicht tun.

*Ihr wollt jetzt eine Rechtfertigung, oder? Geht in ein beliebiges österreichisches Kaffeehaus, Arztwartezimmer oder zu sonstigen sozialen Treffpunkten und ihr findet mehr Kronenzeitungen, als ihr tragen könnt. Und wenn die schon mal wo rumliegen, lese ich sie auch! Und sei es nur wegen dem Tittenmädchen und der Gesundheitstipps :ugly

@ Tilman:

@Enio ich glaube ein Teil es Problems mit dem Wort „Neger“ ist, dass hier Menschen auf eine Eigenschaft reduziert werden. Nämlich die Hautfarbe. Ich habe gerade nachgedacht, welche anderen derartigen Wörter es gibt. „Blondine“ zum Beispiel, das auch häufig negativ verwendet wird.

Wie Kirin bereits sagte, würde diese Kritik auch für die Bezeichnung „Schwarzer“ und viele andere Bezeichnungen gelten.
Aber darüber hinaus: Wenn ich jemanden beispielsweise als „schwarz“ oder „weiß“ bezeichne: Wieso reduziere ich ihn dann auf sein Schwarz- resp. Weißsein? Das tue ich doch gar nicht.

Und wenn man in einem neutralen Kontext von „blonden“ und von „dunkelhaarigen“ Personen spricht, so ist das auch nicht negativ konnotiert.

„…aber was unterscheidet denn heute die verschieden aussehenden Menschen dass man sie anhand ihrer Hautfarbe, Haarfarbe oder was auch immer als „Hauptmerkmal“ Charakterisieren muss?“

Niemand spricht von einem „Hauptmerkmal“. Trotzdem kann es - das wurde auch schon dankenswerter weise erwähnt - sehrwohl sinnvoll sein, in bestimmten Kontexten auf dieses Merkmal abzuheben.

Beispielsweise kann man sich die Frage stellen, inwieweit Schwarze respektiert werden, und inweiweit sie es in ihrem Alltag mit Rassismus zu tun haben. Oder man kann beispielsweise (in einem medizinischen Kontext etwa) darauf hinweisen, dass Schwarze besser gegen Sonneneinstrahlung geschützt sind als Weiße - sofern das Sinn macht, natürlich.

Sinnentsprechend gilt dasselbe gilt für andere Personen mit spezifischen Merkmalen; z.B. für „Linkshänder“, „Gärtner“, „Eigentümer von Aktien“, „Träger eines Drei-Tagebartes“ usw. Die entsprechenden Merkmale sind weder „Hauptmerkmale“ der zugehörigen Personen, noch sollte man einen Menschen auf sie reduzieren. Dennoch kann es legitime Kontexte geben, innerhalb derer es sinnvoll ist, über Menschen, insoweit diese Merkmale auf sie zutreffen, zu sprechen.

@ Skafdir: Teilweise hast Du recht, aber teilweise wirkt das doch etwas verkrampft auf mich. So bekommt man ja fast schon Angst, dass man was Falsches sagen könnte.
Natürlich sollte man niemanden beleidigen, und bei Gruppen jene Begriffe verwenden, die innerhalb dieser Gruppe akzeptiert sind und nicht als abwertend verstanden werden (gerade dann, wenn die Gruppe bereits Opfer von Diskriminierung wurde oder wird). Und natürlich sollte man nicht ohne Sinn auf Gruppenmerkmale abheben, wenn dies den Verdacht der Abwertung nahelegt. Aber:

„Also bevor ich jemanden als „Weißer“, „Neger“, „Polizist“, „Pilot“, o.ä. bezeichne sollte ich mir folgende Frage stellen:
Ist es gerade wichtig das diese Person weiß, schwarz, Polizist oder Pilot ist?“

Wenn ich einen Piloten oder einen Schwarzen kennenlerne und bei einem Dritten etwas über ihn erzähle - muss ich mir dann vorher einen Kopf machen, bevor ich im Gespräch erwähne, dass derjenige ein Pilot oder ein Schwarzer ist? Ich denke, dass diejenigen, die KEINE Rassisten sind, auch keinen Grund zur Verkrampftheit haben (sollten).

[QUOTE=Enio;418157]Wie Kirin bereits sagte, würde diese Kritik auch für die Bezeichnung „Schwarzer“ und viele andere Bezeichnungen gelten.
Aber darüber hinaus: Wenn ich jemanden beispielsweise als „schwarz“ oder „weiß“ bezeichnet: Wieso reduziere ich ihn dann auf sein Schwarz- resp. Weißsein? Das tue ich doch gar nicht.
[/QUOTE]

Für mich nicht. Für mich klingt „Schwarzer“ immer noch nach „Mensch mit schwarzer Hautfarbe“, Analog „Weißer“, „Blonder“, „Anwalt“ usw. „Neger“ dagegen klingt für mich als sei ein ganz anderer Typ Mensch gemeint. Vorsichtig formuliert.

Und wenn man in einem neutralen Kontext von „blonden“ und von „dunkelhaarigen“ Personen spricht, so ist das auch nicht negativ konnotiert.

Ja, für mich ist es auch nicht negativ konnotiert wenn ich lese dass jemand schwarzer Hautfarbe ist. Aber wenn ich „Neger“ lese, frag ich mich was an demjenigen so anders sein muss, dass er nicht nur ein Attribut bekommt (schwarz) sondern einer Klasse zugeordnet wird (Neger). Ich hab das mal so formuliert, wie ich es als Softwareentwickler am besten ausdrücken kann :wink:

Niemand spricht von einem „Hauptmerkmal“. Trotzdem kann es - das wurde auch schon dankenswerter weise erwähnt - sehrwohl sinnvoll sein, in bestimmten Kontexten auf dieses Merkmal abzuheben.

Doch, Neger zielt genau darauf ab und auf nichts sonst. Sonst würde es keinen Sinn machen, für eine bestimmte Hautfarbe einen besonderen Begriff zu verwenden.

[QUOTE=Tilman;418160]Für mich nicht. Für mich klingt “Schwarzer” immer noch nach “Mensch mit schwarzer Hautfarbe”, Analog “Weißer”, “Blonder”, “Anwalt” usw. “Neger” dagegen klingt für mich als sei ein ganz anderer Typ Mensch gemeint. Vorsichtig formuliert. [/QUOTE]
Gebe ich dir recht. Für mich entspricht [I]Neger [/I]zu [I]Schwarzer[/I] in etwa [I]Weib[/I] zu [I]Frau[/I].
Schon alleine wegen der phonetischen Nähe zu “Nigger” wirkt das ganze abwertend. Und weil viele von uns das Wort wohl eher von älteren Menschen kennen, die des öfteren keine besonders Positive Meinung zu Menschen mit schwarzer Hautfarbe haben (ist zumindest bei den Leuten, die ich kenne, so).

[QUOTE=Tilman;418160]Aber wenn ich “Neger” lese, frag ich mich was an demjenigen so anders sein muss, dass er nicht nur ein Attribut bekommt (schwarz) sondern einer Klasse zugeordnet wird (Neger). Ich hab das mal so formuliert, wie ich es als Softwareentwickler am besten ausdrücken kann ;-).[/QUOTE]
Aber dieses Attribut muss nicht unbedingt Teil dieser Klasse sein - schließlich gibt es auch den weißen Neger Wumbaba.
[SPOILER][/SPOILER]

@ Tilman:

[QUOTE]
Niemand spricht von einem „Hauptmerkmal“. Trotzdem kann es - das wurde auch schon dankenswerter weise erwähnt - sehrwohl sinnvoll sein, in bestimmten Kontexten auf dieses Merkmal abzuheben.

Doch, Neger zielt genau darauf ab und auf nichts sonst. Sonst würde es keinen Sinn machen, für eine bestimmte Hautfarbe einen besonderen Begriff zu verwenden[/QUOTE]

Warum nicht? Wir verwenden doch andauernd „besondere Begriffe“ für Personen mit bestimmten Merkmalen, ohne damit zu implizieren, dass die jeweils bezeichente Merkmale die Hauptmerkmale der Betroffenen seien.

Aber wenn ich „Neger“ lese, frag ich mich was an demjenigen so anders sein muss, dass er nicht nur ein Attribut bekommt (schwarz) sondern einer Klasse zugeordnet wird (Neger).

Das könnte man sich im Fall von „Gourmets“, „Gemüsehändlern“ und „Pfeifenauchern“ genauso gut fragen. Aber die Frage schon ist nicht gut. Wenn Individuen ein Attribut gemeinsam haben, dann bilden sie auch eine Klasse. Wie man das sprachlich ausdrückt ist dann eine Frage der sprachlichen Konvention und hat oft keine tiefere Bedeutung. Ob ich von „denjenigen, die gerne gut essen“ oder von „den Gourmets“ spreche, ist ja egal. In keinem Fall wird hier impliziert, dass die betroffenen Personen wesentlich „anders“ wären.

„Neger“ ist übrigens nicht der einzige „besondere Begriff“ bzgl. Hautfarben:
Es gibt für Weiße im Englischen oft die Bezeichnung „Caucasians“ für Weiße. Das ist m.W. sogar der offizielle Ausdruck, wenn nach weißen Schauspielern gesucht wird. Deswegen mache ich mir jedoch keine Sorgen, dass mein Weiß-Sein als mein Hauptmerkmal angesehen wird.
Schwarze Bürgerrechtler sprechen teilweise von „Afro-Amerikanern“. Auch das ist ein „besonderer Begriff“, der über „Schwarze“ hinausgeht.

„Neger“ dagegen klingt für mich als sei ein ganz anderer Typ Mensch gemeint.

Für Dich, ja. Aber vor noch nicht langer Zeit klang der Ausdruck in den Ohren auch der Schwarzen bis hin zu Martin Luther King viel unverdächtiger. Ich plädiere ja nirgendwo dafür, dass wir heutzutage den Ausdruck „Neger“ benutzen sollten. Ich habe nur kritisiert, dass offenbar eine kleine elitäre Gruppe im Alleingang die Bedeutungsverschiebung eines Wortes bewerkstelligen kann, und dass dabei ein moralischer Zwang entsteht bzw. auch ausgeübt wird.