Trash-Fernsehen und seine Wirkung

Boah ey! Ich habe mehrmals versucht, diesen Terminus zu etablieren … guilty pleasure

Man guckt Trash-TV; man weiß, dass es moralisch fragwürdig, PC-antipodös, ist; man hat trotzdem Spaß dran, weil man zwischen Hetze und Polemik zu unterscheiden weiß.

Man muss keine Hartzis knuddeln, um sich der sozialen Verwerfungen des Karakalkapitalismus bewusst zu sein. Falsch aufgeklärtes Bewusstsein geht auch ohne PC.

Nee, Rekehtopa, ich tu das nich erklären …

Ich wiederhole mich ja gerne:

Von der theoretischen Seite her, ist das einfache Schauen vollkommen unproblematisch. Wir haben hier alle brav gelernt, dass die Quoten nur von ausgewählten Menschen gebildet werden, die eine Quotenbox dafür haben. Ob also jemand von uns das schaut, ist vollkommen egal, ändert an der Quote nichts.

Tja. Nur schaut man selten so eine Sendung, ohne nicht darüber auch ein paar Worte zu verlieren. Und ab dieser Stelle wird es “gefährlich”. Selbst wenn man das ganze nämlich für Schrott hält und auch so vor Freunden und bekannten darstellt, besteht die Gefahr, dass man daraus eine Sendung mit Kultcharakter macht. Ala “Das ist so dumm, das musst du dir unbedingt anschauen!”. Und dann spricht man vielleicht noch zusammen in Bahn oder ähnlichem mit Freunden, wie dumm doch XYZ in der Sendung ABC war und wie lustig das anzusehen war, irgendein Passant bekommt es mit, greift es auf, schaut es, berichtet Freunden über die Dummheiten in der Sendung usw. usf. Besonders in Schulklassen uä. verbreiten sich solche Fanclubs doch recht virulent, Internetforen können auch dazu beitragen.
Größeres öffentliches Feedback ergibt schnell auch mal irgendwelche Medienberichte darüber, aber vermutlich hat man vorher schon irgendwie auch Quotenboxbesitzer indirekt durch sein eigenes Verhalten erreicht.
Natürlich kann man nicht in der Realität einen Einzelnen ausfindig machen, der für die Verbreitung verantwortlich ist, sondern es sind von Anfang an bei den großen Privaten zig Tausende.

Und bevor sich jemand beschwert, dass es hier wohl eigentlich eher um den Einfluss solcher Sendungen geht:
Der Kluge kann sich immer rausreden, dass solche Sendungen keinen Einfluss auf seine Wahrnehmungen haben. Er ist gefeilt vor irgendwelchen Botschaften und schaut es nur aus Spaß am Trash. Selbst das würde ich selber zwar teilweise anzweifeln, ist es doch schwer seine Assoziationskraft komplett von den TV-Welten abzuschirmen, aber das würde wohl zu weit führen hier.

Hauptproblem ist:
Die Masse derjenigen, die dies als Trash gucken, erhöhen die generelle Akzeptanz der Sendung, solange sie nicht komplett schweigen darüber, und erhöhen damit auch die Akzeptanz der Sendung bei Menschen, die dies nicht als Trash schauen. Und bei denen haben diese Sendungen einen Einfluss auf Weltbild und Meinung.

Fazit:
Man sollte sich nicht als abgeschottetes Wesen betrachten, dessen Verhalten keinen Einfluss auf andere hat. Das gilt auch für das Schauen von Trash-TV. Der Nicht-Besitz einer Quotenbox beendet auch nicht den wechselseitigen Einfluss von Menschen aufeinander für die Etablierung von Quotenerfolgen.

Ich bin ja dafür, dass solche Sendungen Quotenerfolge werden. Besonders die abgedrehten Folgen. (Also abgedreht im Sinne von… ihr wisst schon). Gibt dann hoffentlich mehr davon.

Und bei denen haben diese Sendungen einen Einfluss auf Weltbild und Meinung.
Ich sehe nicht ein mich zu entschuldigen weil manche Menschen dumm sind. Wenn durch Weiterempfehlung dieses Materials Menschen wie Reahnnaya kurzzeitig lachen können, ist schon viel getan. Lache, und die Welt lacht zurück :slight_smile:

trollface

Ich sehe nicht ein mich zu entschuldigen weil manche Menschen dumm sind.

Du sollst dich meiner Meinung nach nicht dafür entschuldigen, sondern nur nicht deren Dummheit noch befördern. Das ist die Gefahr, die ich dahinter sehe.

Ich versteh die Frage nicht. Inwiefern Dummheit befördern? Seichte Kost für schlichte Gemüter?

@bondedbybeer
Zum Beispiel durch das ständige Zeigen von Klischees, durch die Reduzierung der Welt auf simple Schemata und ähnliches. Je schlechter der Bildungsgrad, desto eher werden diese Schemata der Weltsicht übernommen.
So befördern solche Sendungen Dummheit und verdrängen gleichzeitig noch die Zeit, die wir mit Bildung- und Intelligenzfördernden Sendungen verbringen können. Ich will ja nicht direkt fordern, dass jede Sendung der Bildung dienen muss, auch wenn das meine persönliche TV-Utopie wäre, u.a. weil ich nicht denke, dass das Gehirn überlastet werden kann. Aber es wäre zumindest schön, wenn die Sendungen nicht einen negativen Einfluss haben.

Ich glaube nicht, dass es dahinter irgendeinen großen Planer gibt. Das sind selbstlaufende Prozesse, vielleicht das Resultat aus Massenmedien und ständigen Wirtschaftsliberalismus.

@BondedByBeer
Genau das, was die anderen hier geschrieben haben, habe ich dir in meinen Worten zu erklären versucht. Ich bin auch dieser Meinung. Würde jeder im Fernsehen irgendwann mal seinen Schlag weg bekommen, wäre das ja ausgeglichen. Besser wäre natürlich, wenn jeder jedem Respekt entgegen bringen würde (sehr platt ausgedrückt). Im Moment sind es aber leider ausschließlich die Alg-2-Empfänger.

Übrigens bin ich selbst Alg-2-Empfängerin und mit Ende 19 Mutter geworden, dazu noch alleinerziehend. Und es kotzt mich einfach an, dieses Bild von Arbeitslosen!!!

Allerdings scheint die Diskussion langsam schwierig:
Einerseits ist da der Gedanke der faschistischen Propaganda.
Andererseits ist da das Nicht-Glauben-Wollen, im Sinne von: Das ist doch alles ganz harmlos und hat nichts mit Propaganda zu tun!

Aber da fällt mir noch ein Beispiel ein, wo ich persönlich davon überzeugt wurde, dass die Medien nicht mehr ganz so frei sind:
Die Schweinegrippe.
Was war das für eine Panik, die über das Fernsehen verbreitet wurde, damit man bloß impfte?
Wir sollten alle sterben, nur die Impfung konnte retten… Und im Internet las ich dann: In Schweden mehr Menschen an der Impfung gestorben, als an der Krankheit selbst. Bumm. Das wurde im Fernsehen aber nirgens gebracht!
Lange wurde täglich berichtet, bis von einem Tag auf den anderen plötzlich Schluss war. Als hätte es sie nie gegeben! Nur noch ganz selten wurde das Thema plötzlich noch aufgegriffen.
Viele Menschen haben damals geglaubt, dass die ganze Berichterstattung nur passierte, um die zu viel gekauften Impfstoffe loszuwerden. Ganz am Schluss habe ich sogar einen Bericht, der genau das bestätigte, auf www.alice-dsl.de gelesen.
Und da soll mir mal jemand sagen, dass die Medien inverstigativen Journalismus betrieben haben!
Von daher ist es meiner Meinung nach definitiv möglich, dass die Medien sich von der Regierung was sagen lassen.
Warum dann nicht den Gedanken wahren, dass diese einseitige Berichterstattung gegen Alg-2-Empfänger vielleicht auch fingiert ist?
Andererseits kann es auch möglich sein, dass die Medien sich einfach das fast schwächste Glied gesucht haben, um einen “Feind” zu haben. Einen Feind, der ein dankbares Opfer ist, in der Finanzkrise.

Gut, das hört sich wieder verschwörungstheoretisch an, aber die Botschaft wird im Fernsehen so stark betrieben, dass man da wirklich aufpassen muss!
Bei mir hatte das übrigens schon gefruchtet: Ich habe mich total geschämt, als ich Alg-2-Empfängerin wurde. Und dann auch noch alleinerziehend und mit einem schwarzen Kind! Erst als meine Mutter (die selbstständig ist und jedes Jahr viele steuern zahlen muss) mir sagte, dass alg-2 für notlagen sei und ich mich in einer notlage befände und damit rechtmäßigen anspruch darauf hätte, ging es mir wieder besser.

Übrigens, um noch einen ganz anderen Punkt mit rein zu bringen:
Was ist eigentlich mit dem Problem, dass Menschen, die immer wieder mit Vorurteilen belästigt werden, irgendwann den Vorurteilen entsprechen?
Dieses Problem gibt es für allen Dingen bei Kriminellen, in der Resozialisierung. Oder wenn Kinder von stadtbekannten Straftätern im Jugendlichenalter immer wieder unter die Lupe genommen werden, ob sie so wie ihre Eltern werden.
Da gibt es einen Fachausdruck für, aber bei Google habe ich ihn gerade nicht gefunden. Irgendwas mit Approach… Allegantiv Approach ist falsch, aber so ähnlich klingt der^^

LG

Analog zu: viewtopic.php?p=223063#p223063
Müll eines gesperrten Users entfernt.

Ich hätt’ da noch 'ne Frage an die Bedenkenträger.

A priori wird hier „Trash-TV“ mit Zurschaustellung von sozial Schwächeren gleichgesetzt. Wie sieht es denn dann mit einem leidlich erfolgreichen Format wie den Geissens aus? Dort werden schwerst reiche, gesellschaftlich etablierte Menschen ob ihrer geistigen Armut der Lächerlichkeit preisgegeben. Muss man nicht auch Carmen Geiß vor der Vorführung ihrer intellektuellen Defizite schützen? Oder ist die Lady vogelfrei, weil ihre Nachbarn in Marbella kein Deutsch können, um sie adäquat zu mobben?

Mal so nebenbei: Intellekt und Einkommen gehen nicht Hand in Hand.

Was ist eigentlich mit dem Problem, dass Menschen, die immer wieder mit Vorurteilen belästigt werden, irgendwann den Vorurteilen entsprechen?

Jau, der gute, alte Bourdieu. Dieses Postulat war schon angesagt, Jahre bevor es RTL gab.

Der Mangel an sozialer Durchlässigkeit unserer Gesellschaft ist politisch, nicht televisionär, bedingt. Die Weichenstellungen des sozialdemokratischen Zeitalters wurden mit Ende des Kalten Krieges obsolet. Seit 1989 wurde die gläserne Decke wieder dicker. Das haben Kohl & his Gang verbockt. Thoma und Schäferkordt bekommen mildernde Umstände.

@BondedByBeer
Andererseits kann es auch möglich sein, dass die Medien sich einfach das fast schwächste Glied gesucht haben, um einen „Feind“ zu haben. Einen Feind, der ein dankbares Opfer ist, in der Finanzkrise.

Durchaus richtig. Erst kürzlich habe ich das Paradebeispiel im Fernsehen gesehen. Es ist der immer wiederkehrende Verlauf wie man im folgenden Beispiel zweifelsohne sieht. Man wählt eine Gruppe welche ohnehin nicht gut in der Öffentlichkeit angesehen ist. Aus dieser Gruppe wird eine mehrfache Mutter ausgesucht die man mal so richtig runtermachen kann. An ihren Namen kann ich mich nicht mehr erinnern (irgendwas mit Bindestrich). Worte wie z.B. „Schön faul“, „anstrengungslosen Wohlstand“ und „fehlende Arbeitsmoral“ fallen. Das soll Journalismus sein??? Was hat euch die Frau getan? Nur weil sie keinen Doktortitel in ihrem Namen führt kann man ihr wohl alles antun! Soll mal einer dieser „Journalisten“ mit so einem geringen Einkommen drei Töchter großziehen… das will ich sehen.

Quelle

Die Regierung versucht hier mit ihrem Schoßhündchen, den Medien, von den eigenen Problemen abzulenken und schaffen deswegen ein neues Feindbild. Wann bringen die Medien endlich mal was kritisches über die Regierungsparteien und ihren herumgammelnden Europaabgeordneten… wahrscheinlich nie…die Bundesbürger sollen schließlich schön dumm bleiben.

Das haben Kohl & his Gang verbockt. Thoma und Schäferkordt bekommen mildernde Umstände.

Zeit für einen Nazivergleich:

Wikipedia:
Goebbels steht bis heute weltweit für zynische, hemmungslose Propaganda. Bereits sein Biograph Helmut Heiber schrieb: „Vielleicht wird […] von Joseph Goebbels nicht mehr im Bewußtsein der Nachwelt bleiben als sein zur Denunziations-Stereotype gewordener Name“. Regelmäßig kommt es zu Goebbels-Vergleichen, mit denen politische Gegner aufgrund ihres Auftretens oder ihrer Methoden rhetorisch diskreditiert werden sollen. Unter anderem wurde die Analogie eingesetzt von:
1950: Konrad Adenauer gegenüber Kurt Schumacher
1974: Philipp Jenninger gegenüber Helmut Schmidt
1975: Kurt Mattick gegenüber Franz Josef Strauß und Springer
1975: Herbert Wehner gegenüber Gerhard O. Pfeffermann
1983: Dietmar Kansy gegenüber Otto Schily
1985: Willy Brandt über Heiner Geißler
1986: Helmut Kohl über Michail Gorbatschow im US-Magazin Newsweek
1989: Hans-Joachim Kulenkampff über Heiner Geißler
1990: Egon Bahr über den Wahlkampf der CDU in der Noch-DDR
2002: Wolfgang Schäuble über die Vorladung Edmund Stoibers vor dem Spenden-Untersuchungsausschuss
2008: Guido Knopp über Tom Cruise
2009: Celso Amorim über die westlichen Industriestaaten
2009: Ariel Muzicant über Herbert Kickl
2010: Thilo Sarrazin über Benjamin von Stuckrad-Barre
2011: Mannbärschwein über Thoma und Schäferkordt