Themenabende

Eben kam in der ARD der Zweiteiler “Gier”. Ganz netter Film. Direkt im Anschluss lief bzw. läuft im Moment immer noch “Hart aber fair”. Das Thema der Diskussionsrunde ist identisch mit den Titel der vorherigen Sendung. Und da liegt auch das Problem.

Gerade Das Erste zeichnet sich seit einigen Jahren zunehmend darin aus, vollkommen unterschiedliche Formate in ein abendfüllendes Themenkorsett zu zwingen. Und das oft komplett unabhängig von der Aktualität der Sache. Darunter leiden dann gegenwärtig viel dringendere und interessantere Fragen (es sei denn, man hat Glück und sie werden wiederum in einem halben Jahr auf gleiche Weise thematisiert - nur, dass es dann niemanden mehr interessiert und sie für den politischen Willensbildungsprozess irrelevant geworden sind).

Versteht mich nicht falsch, ich bin immer für Hintergrundberichte über zu Unrecht missachtete Themen zu haben. Aber darunter verstehe ich keine fiktionale Aufarbeitung, aus der dann wenige Minuten später sozusagen als Beleg für die Brisanz des Themas Ausschnitte in der Diskussionsrunde wiederholt werden. Den Gästen scheint das dann meistens eher unangenehm zu sein. Denn so gut es auch gemacht ist, bleibt es Fiktion, was auch das anschließende Gespräch irgendwie inszeniert und übermäßig gewollt erscheinen lässt. Wer will sich schon für sowas hergeben.

Und um alles noch unpassender zu machen, treibt man dann das mittlerweile ungeschriebene Gesetz - oder sollte ich nicht lieber sagen: die Unsitte -, zu wirklich jedem denkbaren Thema mindestens einen fachlich inkompetenten Schauspieler einzuladen bis zum Exzess. Zur Konsequenz hat das nicht selten, dass die Gäste mindestens nichts miteinander anfangen und auch die hilflosen Versuche des Moderators, ein wenig aufgesetzten Schwung in die Runde zu bringen, ins Leere laufen.

Plasberg steht damit aber gar nicht alleine. Anne Will scheint mir sogar öfter betroffen. Ich weiß nicht, inwieweit die Programmchefs da Druck ausüben. Es ist scheint sich jedenfalls um ein Muster zu handeln. Denn auch in der Tagesschau wird bei irgendwelchen Preisverleihungen immer ausdrücklich auf die Beteiligung des eigenen Senders an der Produktion des geehrten Werks hingewiesen. Mit Objektivität und Unabhängigkeit, wie ich sie bei zwei so unterschiedlichen, aber dennoch gleichermaßen journalistischen Grundsätzen verpflichteten Sendungen voraussetze, hat das jedenfalls nichts zu tun.

Was meint ihr dazu?