Habe heute mal wieder den eigentlich unbenutzten Fernseher angeschaut, weil ich aus dem Bekanntenkreis über eine neue RTL-Freitagabendsendung benachrichtigt wurde, die “The Cube - Besiege den Würfel” heißt. Interessehalber dachte ich mir; Schauen wir doch mal rein ! (Erwähnt sei an dieser Stelle, dass ich mir - aufgrund von Mangel an Zeit nur die zweite Hälfte ansehen konnte - für einen einigermaßen guten Eindruck sollte das aber reichen)
Erstmal zum Konzept der Sendung:
Diverse, unterschiedliche Kandidaten (männlich / weiblich, älter / jünger) können in dieser Gamesshow bis zu 250.000 € gewinnen. Dafür müssen sie in den Cube - einen 444 Meter großen Würfel , der Innen (bis auf die Utensilien und Requisiten für das jeweilige Spiel) leer ist und dessen äußere Schicht komplett aus Plexiglas besteht. Darin haben sie dann Aufgaben zu erfüllen, welche idR Sportlichkeit, Geschicklichkeit, Nervenstärke und sonstiges Gedöhns erfordern.
BEISPIEL: Eine Kandidatin musste einen auf einem Glasrohr angebrachten, kleinen Ball (mittelschwer) von eben diesem Rohr in einen ca. 60cm weiter entfernten, runden Behälter mit Wasser pusten. (Gerechterweise sei an dieser Stelle erwähnt, dass Moderatorin Nazan Eckes sich in dieser Situation zumindest den obligatorischen ‘pusten ist gleich blasen’- Witz gespart hat, auch wenn eine Verwandte / Freundin der Kandidatin im Publikum [jeder Kandidat durfte 2-3 Gäste aus den eigenen Reihen zur moralischen Unterstützung mitbringen] infantil gelacht hat und den peinlich berührten Vater (?) der Kandidatin anstupste.
Die Kandidatin hat (über die gesamte Spieldauer verteilt, nicht jeweils für ein Spiel) zwei Joker und 9 “Leben”.
Sie darf also im Prinzip in der Gesamtheit der Spiele acht Mal verlieren, das akut verlorene Game aber sofort wiederholen. Der zur Verfügung stehende Joker ist auf der einen Seite die “Vereinfachung”, welche in diesem Beispiel angewandt wurde; der Wasserbehälter wurde zehn Zentimeter nach vorne gezogen.
Der zweite Joker ist der sogenannte “Testjoker”. Dieser ermöglicht es den Spielern, ein Spiel auszuprobieren, ohne dabei eines der “Leben” zu riskieren. Allerdings wird auch ein Gelingen im Testspiel nicht anerkannt.
Ein Kandidat kann bis zu 7 Spiele spielen, um die Summe von 250.000 € zu erreichen. Die Gewinnstufen sind wie folgt verteilt:
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- Stufe: 1.000 €
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- Stufe: 2.000€
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- Stufe: 10.000€
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- Stufe: 20.000€
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- Stufe: 50.000€
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- Stufe: 100.000€
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- Stufe: 250.000€
Nach einem gewonnen Spiel und damit einem theoretisch gewonnenen Geldbetrag hat der Kandidat die Möglichkeit, das Spiel sofortig zu beenden. Sollte er weiterspielen, sein Können über- oder das Spiel unterschätzen und schließlich sein letztes “Leben” verspielen, geht er definitiv mit leeren Händen nach Hause. Wenn der Kandidat bspw. vor einem Spiel 4 “Leben” übrig hat und dreimal verliert, darf er nicht aufhören, da er die Entscheidung gefällt hat, dieses Spiel zu spielen - somit spielt er es, bis er gewinnt ODER sein letztes “Leben” verliert. Ein Aufhören ist nur zwischen den Runden oder nach dem Einsatz eines “Testjokers” möglich.
Insgesamt dürfte diese Show das Niveau des Senders deutlich heben; nicht, weil bei dieser reinen Unterhaltungsshow ein besonders hoher Anspruch vorliegt, sondern vielmehr aus Gründen, die wir ja alle kennen - Das RTL-Programm stinkt gewaltig.
Für eine, wie bereits erwähnt, reine Unterhaltungsshow war der Entertainment-Faktor doch sehr seicht, ich habe allerdings Schlimmeres erwartet und (natürlich) auch schon viel Schlimmeres gesehen. Die benutzte Technik war für das offensichtlich leicht zu beeindruckende RTL-Publikum sicherlich sehr spannend, und auch die dunkle, an Jigsaw (Saw-Filmreihe) erinnernde Stimme aus dem Off (soll wohl den “lebenden” Cube symbolisieren) könnte dramaturgisch womöglich die Zuschauerherzen bedienen. Die Spiele wurden dabei außerdem mit simplen, spannungsverstärkenden Melodien unterlegt.
Insgesamt kann ich, entgegen meinen Erwartungen, relativ wenig Negatives über diese Sendung sagen. Ich wurde ein wenig unterhalten und habe nicht zu viele mitleidserregende, emotionale Pseudo-Hintergründe sehen müssen. Ein paar Sachen störten mich aber doch.
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Ein Kandidat (schätzungsweise Ende 20, Anfang 30 - kann aber auch komplett danebenliegen) erzählte nach dem zwischenzeitlichen Gewinn von 20.000€ (er gewann schließlich auch genau diesen Betrag), dass er aufgrund von Stress, den eigenen Kindern und Geldmangel lange nicht mit seiner Frau Essen gehen konnte und erklärte (auf Nachfrage von Nazan Eckes), dass er von dem Geld die Zimmer der Kinder renovieren, bei Gelegenheit einen Babysitter engagieren wolle, um schließlich mit seiner Frau einen schönen Abend zu verbringen. Noch bevor er seine Ausführungen beendete und etwas mit den Tränen kämpfte, konnte RTL sich wieder nicht beherrschen und ließ eine ruhige, melancholische Moll-Melodie laufen, die seine Story wohl etwas dramatischer erscheinen lassen sollte. So macht man aus Alltag ein emotionales Riesenfest. Schade.
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Der selbe Kandidat erklärte Frau Eckes, dass er Schichtleiter in einer “großen Kaffeekette” sei. Nach und vor jedem Spiel, drückte die nervige Nazan in diese Kerbe und versuchte jede Aufgabe mit seiner Tätigkeiten in Verbindung zu bringen. (Kandidat muss einen Ball auf einem Brett in eine eingelassene Vertiefung führen und dafür balancieren. Nazan dazu: “Kannst du das, weil du auch immer die Tabletts trägst?” - Kandidat muss in kurzer Zeit farbige Flächen auf dem Boden des Cubes zählen. Frau Eckes dazu: “Wo hast du so gut zählen gelernt? Musst du immer zählen, wie viele Kunden im Geschäft sind?”, etc.) Langatmige Einfallslosigkeit der blassen Moderatorin !
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Wieder Nazan Eckes. Aufgrund der spektakulären Kamerafahrten und Slowmo’s (setzten direkt nach Aktionsbeginn an) während der Spiele und der Tatsache, dass - wie oben beschrieben - die dramatische Musik bereits einsetzte, bevor der Kandidat mit feuchten Augen seine Dinner-Geschichte erzählte, dürfte jedem Zuschauer klar gewesen sein, dass die Sendung nicht live stattfand. Das war der Moderatorin aber egal, die den Kandidaten (wieder der selbe) mehrmals (mindestens zweimal) fragte, ob seine Kinder denn jetzt auch gerade vor dem TV säßen und sich ansehen würden, was ihr Daddy so treibe, was der brave, hörige Kandidat selbstverständlich bejahte. Sinnlose Irreführung.
Das war es im Großen und Ganzen. Wie gesagt - ich sah nicht die ganze Sendung, kann daher nicht dafür garantieren, dass nicht noch irgendetwas passierte, das ich als störend empfunden hätte. Ich hoffe ja immer noch, dass es irgendwann wieder ein dermaßen simpel-unterhaltendes Format gibt, wie damals die 100.000-Mark-Show.
Der heiße draht ist ja seither in nahezu jeder Spielesendung mal wieder dabei und hat auch bei “The Cube” heute Einzug gefunden. Vielleicht kommt ja doch mal wieder was Interessantes. Ich warte.
Liebe Grüße, Dukexx
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