Stromkosten - Scripted Reality

Da ich schon mehrfach bei FernsehkritikTV und anderswo Aussagen gelesen habe, dass die Stromkosten für einen solchen Dreh extrem hoch seien und dabei das Honorar teilweise aufgefressen werde, möchte ich mich an dieser Stelle mit einigen Fakten zu Wort melden. Auch wenn ich diesen Fernsehformaten sehr ablehnend gegenüber stehe, ist es meiner Meinung nach angesagt, hier etwas zur Versachlichung beizutragen:

Ein EB-Team, wie es zur Produktion der bekannten “Doku”-Formate zum Einsatz kommt, verwendet hierzu das sog. Teamlicht. Die Zusammenstellung variiert immer ein wenig, im Prinzip ist sie jedoch überall ähnlich.

Im für den Stromverbrauch ungünstigsten Fall verwendet das Team ein 4-Set Janebeams (http://www.google.de/search?q=janebeam&hl=de&safe=off&client=firefox-a&hs=7AS&rls=org.mozilla:de:official&prmd=imvns&source=lnms&tbm=isch&ei=YqTSToy1GsHP4QTulNH-DQ&sa=X&oi=mode_link&ct=mode&cd=2&ved=0CBEQ_AUoAQ&biw=1218&bih=812) , was einer Gesamtanschlussleistung von 3200 W (etwa 1,5 Wasserkocher) entspricht. Geht man davon aus, dass die gesamte Wohnung lichttechnisch vorgerüstet wird, kommen vielleicht zwei dieser Sets zum Einsatz.

Werden statt der Janebeams modernere Beleuchtungsgeräte (z.B. HMI-Tageslicht) eingesetzt, ist die Anschlussleistung geringer.

Geht man von einem branchenüblichen Teamtag von 10 Stunden aus, kommt man bei einer Drehzeit von 10 Tagen im ungünstigsten Fall auf einen Stromverbrauch von rechnerisch maximal 640 kWh. Das ist für einen Privathaushalt eine Menge Holz, schließlich liegt der durchschnittliche Jahresverbrauch eines 2-Personenhaushalts in Deutschland lt. Wikipedia bei 3100 - 3400 kWh).

Trotzdem sind die finanziellen Aufwendungen hierfür überschaubar: Bei einem durchschnittlichen Strompreis von ca. 0,25 € (Quelle: wikipedia) ist demnach mit maximal 160 € zu rechnen, der jedoch meiner Auffassung nach von der Produktionsfirma gezahlt werden muss - eine Schande, wenn dem nicht so ist!

In der Praxis werden diese Leuchten jedoch nur dort in Betrieb sein, wo tatsächlich gedreht wird - alles andere würde in kürzester Zeit zu saunaähnlichen Temperaturen in der Wohnung führen. Daher würde ich aus meiner Erfahrung heraus in Bezug auf die Stromkosten allenfalls von der Hälfte der oben genannten Summe ausgehen - Akkuladegeräte und sonstiges stromverbrauchendes Kleinequipment inklusive.

Beste Grüße
Stefan Neudeck
http://www.filmtechnik-online.de

Die Stromkosten werden nur einmal jährlich abgelesen und abgerechnet. Die werden auch kaum eine Zwischenabrechnung beantragen, nur weil ein TV Team einige Tage in der Wohnung war. Von da an wird das unmöglich sein, die genauen Stromkosten zu ermitteln.
Ich denke eher, die haben einfach die Kosten ein wenig überschätzt.

Die Stromkosten werden nur einmal jährlich abgelesen …

Von den Stadtwerken, ja.
Aber das hindert dich als Bewohner ja nicht daran, vor so einem Dreh mal selbst auf den Zähler zu schauen, den Stand zu notieren und das gleiche nochmal danach zu machen.
Wobei man dann gleich regelmäßig (z.B. am Monatsanfang) schauen sollte, damit man einen Vergleichswert hat.

Bei den Produktionen, an denen ich maßgeblich mitgewirkt habe - ich bin Kameramann, arbeite jedoch nur in Ausnahmefällen fürs Fernsehen - gibt es eine ganz einfche Regel:

Vor Beginn der Dreharbeiten wird gemeinsam mit dem Inhaber des Zählers der Zählerstand erfasst. Nach Ende des Drehzeitraums wird die Differenz ermittelt und vergütet - übringens zu einem deutlich höheren Satz, als dem normalen durchschnittl. Strompreis. Dass die Produktion dann einige wenige Euro zuviel bezahlt, weil halt auch der Haushaltsstrom mit erfasst wird, nehmen wir dabei in Kauf.

So würde ich es auch von anderen Produktionen erwarten. Schande, dass das offentlichtlich nicht überall üblich zu sein scheint!

Beste Grüße
Stefan Neudeck
http://www.filmtechnik-online.de

Das ist bei Filmproduktionen so, aber nicht bei Scripted Reality - leider.
Die Protagonisten bleiben auf den vom Team verursachten Mehrkosten sitzen. Steht manchmal (sogar meistens) auch in den Mitwirkenden- oder Motivverträgen so geschrieben.

Sind Motiv-Verträge Veträge die mit Wohnungsinhabern geschlossen werden damit sie Ihre Immobilie aber nicht Ihre Person der Lächelich… äh Öffentlichkeit preisgeben ?

Wie ich vorgestern von meiner Großmutter erfahren habe hat meine Cousine wohl ihre Wohnung an RTL während eines Urlaubes vermietet. Ich freu mich schon diebisch auf die nächste Abrechnung. :mrgreen:

Danke neudeck, dass du das mal nachgerechnet hast, ich war da bisher zu faul dazu :wink:

Mich hat es nämlich auch gewundert, dass dort solche horrenden Stromkosten angegeben werden. Ich vermute eher diese Behauptung hat, aus nicht-wissen oder aus falscher Einschätzung heraus (ich möchte mal nicht gleich Absicht unterstellen) diese Familie damals abgegeben und die junge Dame der letzten Folge hat den ensptechenden Bericht gesehn und sich gedacht: Dann wird das wohl bei mir auch so ähnlich sein.

@Librarian: Tut mir leid, dass es vielleicht böse klingt. Aber ich glaube nicht, dass diese Leute den Stromzähler vorher und nachher abgelesen und danach ausgerechnet haben. Allein schon weil sie vorher evtl. gar nicht daran gedacht haben, dass dabei viel Strom verbraucht wird. Wieso also extra ablesen?

Allein schon weil sie vorher evtl. gar nicht daran gedacht haben, dass dabei viel Strom verbraucht wird. Wieso also extra ablesen?

Das muss Sache der Produktion sein, sich darum zu kümmern - schließlich sind die vom Fach! Alles andere ist unseriös. Punkt.

Beste Grüße
Stefan Neudeck