Star Trek - Der große Thread!

In einer Zeit, in der Schwarze nur hinten in den Bussen sitzen durften, nicht die gleichen Toiletten wie Weiße benutzen durften, Sitzbänke noch die Aufschrift „For Whites only“ hatten und nebst „Hunde müssen draussen bleiben“ auch Schwarze bestimmte Geschäfte nicht betreten durften, erschuf Roddenberry eine Utopie unserer Zukunft, in der egal welcher Hauptfarbe, Rasse oder Geschlechts, wir alle gleichwertig zusammenarbeiten und leben. Das eine schwarze Frau in einer Führungsposition, umringt von Weißen, in der Hauptzentrale des Raumschiffs, der Brücke, gleichberechtigt neben den Weißen arbeiten durfte, dass war für damalige Verhältnisse (siehe oben) eine unvorstellbare Utopie! Das ist der Geist von Star Trek! In einer Zeit, in der die Welt am Abgrund des 3. Weltkriegs stand (Kuba Krise) erlebte ein Amerikaner, ein Ausserirdischer (Spock), eine Schwarze, ein Asiate und ein RUSSE in Zusammenarbeit Abenteuer in der fernen Galaxie, ohne das aufgrund ihres Aussehens, Rasse, Herkunft oder gesellschaftliche Zugehörigkeit, der eine oder die andere minder behandelt wurde, oder sich einen „dummen Spruch“ anhören musste. Hierzu empfehle ich im übrigen sich das amerikanische Original anzuschauen, da in der deutschen Übersetzung viele flappsige Sprüche eingebaut wurden, die so gar nicht vorkamen (wundert mich das die Serie bis heute noch kein Fall für „Asynchron“ war, aber vielleicht kommt das ja noch :wink:

Desweiteren sind NICHT alle Völker minderbemittelt oder werden als minderwertig dargestellt, alleine die ikonischte aller Star Trek Völker, die Vulkanier, werden stehts dem Menschen an Logik überlegen dargestellt.

SciFi wiederum dient, und dies hat Roddenberry stehts so auch betont, als ein fantastisches Mittel um zeitaktuelle Misständnisse dem Zuschauer anschaulich näher zubringen, in dem z.B. Aliens bestimmte überzogene Charakterzüge darstellen, mit welchen dann Konflikte dargebracht werden. Daher stimmt auch Deine Kritik das Klingonen als agressiv und in der alten Serie die „Russen“ darstellen sollten. Diese Vereinfachung dient aber nur um einen Konflikt in der Serie aufzubauen, mit welchen dann zeitaktuelle Ereignisse anschaulich dargestellt und dann mittels Lösungsansätzen aufgelöst werden sollen. Desweiteren darf man nicht vergessen, dass Sci-Fi, gerade in Amerika, es eher ermöglicht solche Konflikte etc… anzusprechen. Das hört sich vielleicht komisch an, aber z.B. ne schwarze Frau in einer Führungsposition wäre in einer nicht Sci-Fi Serie unmöglich umzusetzen gewesen, aber im Genre des Sci-Fi ist dies ja als „Fiction“ eher durchzubringen. Gerade im Kontext was das konservative Amerika der 60er Jahre anging. Nicht umsonst hat Martin Luther King Nichelle Nichols angerufen und sie eindringlichst gebeten bei Star Trek weiterzumachen, (nachdem sie eigentlich vorhatte am Ende der 2. Staffel auszusteigen), weil laut ihm, soviele amerikanische schwarze Mädchen erstmalig im TV eine schwarze Frau als Vorbildsfunktion sahen, und verstanden das auch sie etwas werden können, frei des damaligen Rassenhasses.

Star Trek wurde dann über die Jahre auch progessiver was den internen Konflikt in der Menschheit anging - ja Gene Roddenberry wollte als Kind seiner Zeit, mit seinen Erlebnis als Pilot im 2. Weltkrieg und dem Schrecken eines drohenden nuklearen Krieges, von seinem Ideal der perfekten Menschheit nie abweichen, aber mit Deep Space Nine bekamen auch die Menschen facettenreichere Charaktere mit negativen Eigenschaften spendiert. Der Konflikt wurde als nicht mehr wie in der alten TOS Serie oder auch noch in TNG zwischen den „perfekten“ Menschen und den „barbarischen“ Ausserirdischen geführt, sondern auch in der Menschheit selbst (Wutausbrüche Siskos, Rebellen in der Föderation etc…).

Natürlich soll Star Trek gute Unterhaltung sein, und man darf dort auch nicht zuviel reininterpretieren - denn am Ende will ein Konzern mit der Serie Geld machen - alles klar - aber trotzdem - eine solche Serie in den 60er Jahren auf die Matscheiben der Nation zu schicken, darunter den ersten TV-Kuss zwischen einer Schwarzen und eines Weißen zu zeigen, Gleichberechtigung in Zeiten des Rassenhasses einzufordern und vielen schwarzen Kindern die Hoffnung zu vermitteln, dass es in einer fernen Zukunft keinen Unterschied mehr machen wird, welche Hautfarbe sie haben, ohja dies ist in meinen Augen schon eine respektable Leistung dieser Serie*.

Im übrigen hat die Folge „Chain of Command“ aus der 6. Staffel von TNG sogar eine Ehrung seitens Amnesty International erfahren. Wenn man da nicht sehen kann, dass sich die Serie ernsthaft versucht (wenn auch nicht in jeder Folge, klar) eine humanistisches Ideal zu vermitteln, dann tuts mir leid :wink:

Lg
Corny

*Klar, der „Westen“ propagiert das Ideal das Individiums, währen im asiatischen Raum das Ideale des „Kollektivs“ vorherrscht, und somit ist dies auch nur ein Lösungsansatz in unserem gesellschaftlichem Zusammenleben. Wenn man dies aber als „amerikanische Oktroyierung“ betrachtet, dann tuts mir leid, weil ich bin, unabhängig des westlichen-amerikanischen Einflusses, ein Freund des Gedanken der freien Entfaltung des Individiums und Verabscheue was solche Regiems wie der Stalinismus oder die „Kim-Dynastie“ mit ihrer Bevölkerung veranstaltet.

Nun dann sind wir uns ja eigentlich einig.
Man sollte nicht mehr gesellschaftsmoralische Botschaften hineininterpretieren als vorhanden.
Die Pioniertat in Sachen Tabubruch will ich der Originalserie gar nicht absprechen, obwohl wahrscheinlich die Zeit dafür reif war und irgendwer zwangsläufig der Erste sein musste.
Das eigentliche Risiko für Produktion und Sender dürfte eher finanzieller Natur gewesen sein. Die Quoten von TOS waren, soweit ich weiß, miserabel. Der Hype entstand ja später in den 70ern oder 80ern.

Und natürlich: Wenn Russen oder Chinesen sich so ein Zukunftsszenario ausgedacht hätten, stände die Sternenakademie in Moskau oder Peking.

Nicht ganz.
Die Vulkanier werden als emotional minderbemitteltes Volk dargestellt.
Ihre Logik ist gleichzeitig ihre Manie, und wird in den Situationen zur Schwäche, wo unlogisches Handeln die Lösung verheißt. Die Superrasse ‚Homo Sapiens‘ hingegen ist flexibel, kann logisch, sowie leidenschaftlich sein.

[-]Na ja, das erklärt zumindest deine unkritische Sicht auf das Zukunftsszenario, das in Star Trek entworfen wird.
Du hältst anscheinend die westliche Kultur für höherwertiger als die anderen.[/-]

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Edit:

Apropos Verklärung des Star-Trek-Universums:

Von Historikern weitestgehend unbeachtet ist der Umstand, dass Picard eine ganze Generation von Nerds in materiell ordentlich situierten deutschen Mittelschichtfamilien vor Kohl gerettet hat. Politik, das war Anfang der 90er der „Tagesschau“-Gong und dann ein alter Mann, der mit tiefer Stimme die Ortsmarke der Aufmachermeldung verkündete: „Bonn“.

Utopie, das war dagegen die Föderation der Planeten. Star Trek hat Millionen von Jungs zum Postkapitalismus erzogen, Mädchen haben das nicht geguckt. In Star Trek arbeiten alle Menschen altruistisch nur zum Wohle einer Gemeinschaft aus Menschen und Aliens. Wer was will, der geht zum Replikator und sagt: „Earl Grey, heiß.“ Schon erscheint eine Tasse Tee. Es gibt kein Geld, keine Konten, keine Banken, kein Gehalt, alles läuft einfach so.

Kolumne Kapitalozän: Das Bimbeswurmloch - taz.de

[QUOTE=MBS;492876]
Die Vulkanier werden als emotional minderbemitteltes Volk dargestellt.
Ihre Logik ist gleichzeitig ihre Manie, und wird in den Situationen zur Schwäche, wo unlogisches Handeln die Lösung verheißt. Die Superrasse ‚Homo Sapiens‘ hingegen ist flexibel, kann logisch, sowie leidenschaftlich sein.[/QUOTE]
Naja, wenn man die Aliens aber als Allegorie für unterschiedliche menschliche Verhaltensmuster begreift, dann wirkt das ganze nicht mehr ganz so arg speziesistisch :wink:

[QUOTE=Scumdog;492905]die Aliens aber als Allegorie für unterschiedliche menschliche Verhaltensmuster begreift[/QUOTE]

Die gläufigere Interpretaion ist zwar die als Allegorie auf die Völker der Erde, aber du hast Recht.
Welchem Zuschauer ist noch nicht aufgefallen, dass das Machtstreben der Romulaner als symbolische Darstellung von Alfred Adlers These vom Minderwertigkeitskomplex zu verstehen ist.

[QUOTE=MBS;492908]Die gläufigere Interpretaion ist zwar die als Allegorie auf die Völker der Erde[/QUOTE]
Hm, für wen stehen denn in dem Fall die Ferengi? :lol:

Ferengi = Amerikaner (bestätigt im Making of Material zu Deep Space Nine)
Klingonen = Russen (siehe Star Trek 6)
Romulaner = Deutsche/Europäer
Cardassianer = Chinesen
Borg = Amerikanische Sicht auf den Sozialismus
Bajoraner = Tibet
Kazon = Islamistische Splittergruppen

Alles natürlich auch beeinflusst von der Perspektive der jeweiligen Autoren, die Föderation selbst stellt hingegen ein Utopia dar und hat eben kein Real-Pendant.

[QUOTE=6 of Brot;492915]Ferengi = Amerikaner (bestätigt im Making of Material zu Deep Space Nine).[/QUOTE]
Danke, nichts anderes hatte ich vermutet! :voegsm:

[QUOTE=Scumdog;492910]Hm, für wen stehen denn in dem Fall die Ferengi?[/QUOTE]
Sinngemäß aus den DVD-Bonus-Videos zu DS9:
Die Menschen im Star Trek-Universum sind eine Utopie. Sie existieren (heutzutage) nicht.
Die Ferengi symbolisieren die (heutigen) Menschen.
Hatten wir schon verkündet, dass diese Serie aus dem kapitalistischen USA stammt? :mrgreen:

@MB5

Ich sehe mitnichten unsere Kultur als „höherwertiger“ als andere (netter Versuch meine Worte zu verdrehen, durchschaut aber jeder der hier mitliest, keine Angst :wink: - sondern, ich bin einfach nur froh in einem Kulturkreis zu leben, in welchem ich mich als Individuum frei entfalten kann - nicht mehr und nicht weniger. Mann muss sich nur mal anschauen welche Repressionen Freidenker in der ehemaligen DDR hatten - oder wenn dort Familienangehörige in Haft kamen nur weil sich einer in der Familie hat was zu schulden kommen lassen. Es ist bei uns bei weitem nicht alles gut - aber die Möglichkeit das zu lernen, das zu werden und so zu leben wie ich will - das gibt es nicht überall.

Und diese Ideologie trifft im Kern auch Star Trek und ja, man sollte da nicht zuuuviel reininterpretieren. Manch großer Künstler wollte auch nur ein Sonnenblumenfeld malen und dachte dabei nicht an die „Rebellion der Emotion“ oder so :wink:

lg
Corny

[QUOTE=Scumdog;492910]für wen stehen denn in dem Fall die Ferengi? :lol:[/QUOTE]

Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass es viele Amerikaner gibt, die in der Ferengi-Kultur ihre eigene Gesellschaft verkörpert sehen.
Das Star-Trek-Universum stellt eine Kopfgeburt amerikanischen Selbstverständnisses dar.
Von daher würde ich sagen, je mehr schlechte Eigenschaften eine Spezies im Star-Trek-Universum aufweist, desto weniger würde ich ihre Vorbilder in der Anglosphäre suchen.

Das muss man aber nicht (unbedingt) missbilligen.
Mythos und Chauvinismus gehen Hand in Hand, seitdem die Menschen angefangen haben, zu fabulieren.
Man saß bestimmt schon in der Steinzeit zusammen am Feuer und hat die anderen Stämme schlechtgeredet.

Im antiken Griechenland z.B. bediente man sich zu Propagandazwecken fiktiver Sagengestalten, um die eigene Überlegenheit gegenüber anderen Völker deutlich zu machen.
Dabei wurden Feinde wie die Perser zu minderwertigen Monstern stilisiert. Z.B. Kentauren.
Viele Stadtstaaten beriefen sich auf einen Superhelden als Schutzpatron oder Gründervater.
Teseus-Athen, Ödipus-Theben, usw.
Man errichtete Altäre, betete sie an, pilgerte zu ihren angeblichen Geburtsorten, Todes- und Wirkungsstätten.

Also religiöse Praktiken, deren heutige Entsprechungen man wohl als [B]Fan-Treffen[/B] und [B]Conventions[/B] bezeichnen dürfte.

So entstanden viele lokale Heldengestalten, und einige dieser Heldengeschichten wurden so beliebt, dass sich die ‘Kultfigur’ über den Ursprungsort hinaus verbreitete.
Selbst über die Kulturgrenzen hinaus. Man könnte auch von literarischen Exportschlagern reden.
Siehe Herakles, der wahrscheinlich aus Mesopotamien importiert wurde und - populär gemacht durch die Hellenen - überall im Mittelmeerraum Ableger hervorbrachte.

Mit unseren heutigen Heldengestalten läuft das nicht anders ab.
Nur dass momentan die angel-sächsische Kultur tonangebend ist, und alle anderen Völker und Kulturen angel-sächsische Helden verehren UND sich diese auch aneignen.

Die großen Helden-Ikonen unserer Tage, die man zu propagandistischen Aushängeschildern machen kann, sind meiner Meinung nach:
Sherlock Holmes (Detektiv)
Superman (göttlicher Menschenfreund)
James Bond (Geheimagent)
UND
Star Trek

Diese vier angel-sächsischen Prototypen werden am häufigsten kopiert, kulturell angeeignet.
Z.B.
Raumschiff Orion in Deutschland
Largo Winch als französischer James Bond
Guidi Brunetti = Sherlock Holmes

Das besondere bei ‘Star Trek’ scheint zu sein, dass hier ein Heldenkollektiv vorliegt.
Der jeweilige Captain des Schiffes ist zwar in der Regel die wichtigste Figur, aber man kann sie nicht unbedingt als Hauptfigur bezeichnen, um die sich alles dreht.
‘Star Trek’ würde ich eher in eine literarische Linie mit ‘Jason und den Argonauten’ oder den ‘Rittern der Tafelrunde’ einordnen.

Im Gegensatz zu den alten Griechen wird heutzutage der aktuelle Volksfeind selten direkt als Bösewicht dargestellt.
Zumindest hier im Westen, wo nach dem Zweiten Weltkrieg der Faschismus begraben werden konnte und humanistische Werte hochgehalten wurden, kämen derartige Geschichten nicht gut an, bzw. könnten sogar zu einem Fall für die Gerichte werden.
Der trend geht leider wieder in die andere Richtung, aber noch müssen wir uns wohl nicht fürchten, dass sowas in den Kinos oder auf dem heimischen Bildschirm landet.

So reine Propagandafilme, wo feindliche Völker und Staaten pauschal zu Monstern gemacht werden, findet man da, wo Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte nicht angekommen sind.
Hier werden bestimmt einige dabei sein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Propagandafilm#Von_1945_bis_heute

James Bond kämpfte nie direkt gegen den Haupt- und Klassenfeind, die Sowjets.
Es waren immer irgendwelche Superbösewichter, die bekämpft wurden/werden.
Auch bei anderen fiktiven Geheimagneten (Ethan Hunt, Jack Ryan, Jason Bourne) wird der Antagonist selten bis nie direkt mit einem Staat oder Volk verknüpft.
Sherlock Holmes geht auch selten gegen kriminelle Ausländer vor.
Indiana Jones muss sich zwar mit Deutschen herumschlagen, die Story spielt aber in den 30er Jahren.
Und als es der Dr. mit Russen zu tun hatte, war der Kalte Krieg schon vorbei.
Und wenn mal ein Land direkt als Bad guy markiert wird, ist es oft entweder ein unbedeutendes Land oder eine extrem unbeliebte Diktatur. Z.B. Nordkorea, Iran

Und um nun den Bogen zurück zu Star Trek zu schlagen:

Ich denke, dass die allegorischen Alien-Spezies einen prima Deckmantel darstellen, unter dem ungeniert die Überlegenheit der eigenen Leute gefeiert werden kann.
Da steckte sicher kein Masterplan dahinter. Rodenberry und die anderen Star-Trek-Autoren haben sich bestimmt nicht hingesetzt, um was unterschwellig Chauvinistisches zu schreiben.
Wahrscheinlicher ist, dass sich die Grundidee in die Richtung verselbstständigt hat.

Darin liegt vielleicht sogar der große Erfolg von ‘Star Trek’ begründet.
Es spricht sowohl Nerds und Intellektuelle, als auch Spießer und Hinterwäldler an.

In jener Zeit in der Star Trek entstand, war die Serie eine reine Utopie, eine Idealvorstellung wie unsere Zukunft eines Tages, frei von allgegenwärtigen Rassenhass ausschauen könnte - es hat damals also nicht die „Überlegenheit des Westens“ gefeiert, sondern ganz im Gegenteil, den Finger tief und fest in die Wunde und Seele der amerikanischen Kultur gelegt - die geprägt ist von Sklaverei, Rassismus und Intoleranz - in einer Zeit in der Schwarze noch massiv diskriminiert wurden! Es ging also faktisch nicht darum die „Überlegenheit der westlichen Kultur“ oder „der eigenen Leute“ zu feiern, sondern gerade darum zu zeigen, was gerade in unserer westlichen Hemisphäre schief läuft! Heutzutage kann man sich, nachdem sogar ein farbiger Präsident der USA wurde (und nein ich meine nicht den aktuellen „orangen“ Präsidenten :wink: nur noch schwer vorstellen, wie vor knapp 50 Jahren die Situation der Farbigen in Amerika war - wenngleich es immer noch „hinterwäldlerische“ Regionen in diesem Land gibt.

Das bestimmte Rassenkonflikte durch stereotypische Star Trek Völker versinnbildlicht wurden, und die Föderation bzw. die Menschen als edle Ritter in Uniform dargestellt wurden - ging also nicht dem Gedanken voraus, dass wir im Westen „so toll“ wären und den anderen Völkern=Aliens überlegen wären - sondern es ging schlicht darum mittels der „Ausserirdischen“ Stereotypen in der amerikanischen Gesellschaft aufzuzeigen gegenüber dem Ideal wohin sich unsere Gesellschaft entwickeln sollte. Die Serie wurde ja nicht mit dem Gedanken einer internationalen Vermarktung konzipiert, sondern rein für den amerikanischen Fernsehmarkt - der durchschlagende Erfolg kam ja erst Jahre später.

Somit stellen die Ausserirdischen in Star Trek eher die Sterotypen in der amerikanischen Gesellschaft wieder und zeigen dem zuschauenden Amerikaner das hässliche Gesicht seiner eigenen westlichen Kultur, während die Föderation (damals) ein Ideal zeigte, welches man sich so in Amerika (Rassentrennung, Diskriminierung von Asiaten, Chinesen, Schwarzen etc…) niemals hätte vorstellen können. Roddenberry hat mit Star Trek also Konflikte direkt innerhalb der amerikanischen Gesellschaft angesprochen, in dem er einem idealistischen Ideal einer freien Gesellschaft ohne interne Konflikte und Hass (= Die Föderation), die aktuelle amerikanische Gesellschaft gegenüberstellte und dies eben durch die von Euch aufgeführten stereotypischen ausserirdischen Völkern visualisierte. Man schaut sich diesbezüglich einfach nur mal die Folge „Bele jagt Lokai“ an, in dem zwei halbseitig schwarz-weiße Völker sich bis zur kompletten Ausrottung jagen und auf die Frage des Captains, warum überhaupt der Hass zwischen ihnen existiere, die beiden nur antworteten „Ja, sehen Sie es nicht? Ich bin links weiß und rechts schwarz - und er ist links schwarz und rechts weiß“ … und man als nächtes die ungläubigen Gesichter der Crew einfing, die soviel Dummheit nicht fassen konnten.

Rodenberry hat also mit Star Trek versucht interne amerikanische Probleme und Konflikte anzusprechen - und nicht die Überlegenheit der amerikanischen Kultur darzustellen. Die Föderation entspricht daher SEINEM Ideal, wie er sich ein friedfertiges, humanes Zusammenleben vorstellt(e). Das dann vieles sich in diese Richtung hinentwickelt hat, ja Star Trek sich sogar teilweise selbst überlebt hat - das konnte Rodenberry ja ned wissen :wink:

Lg
Corny

      • Aktualisiert - - -

Die nächste Star Trek Continues Episode steht in den Startlöchern:


Am 30.7. ist es soweit :slight_smile:

Die finalen Episode 10 & 11 der Fanproduktion werden ein Zweiteiler und sollen am:
21.9 und 6.10 ihre Weltpremiere feiern

Quelle: http://stcsubspacechatter.blogspot.de/

Eine Antwort habe ich ja bereits gegeben, indem ich meine Aussage zurückzog.
(Ich konnte sie nicht komplett löschen, weil sie 'ne ganze Weile stand und gelesen werden konnte.)
Du hast trotzdem drauf geantwortet, was ja auch dein Recht ist.
Jetzt müssten wir quitt sein.

Vielleicht war genau das ja der Grund, warum die Originalserie in den USA vorerst gefloppt ist:

Während ihrer Erstausstrahlung beschränkte sich der Erfolg der Serie auf eine verhältnismäßig kleine Gruppe meist Science-Fiction-interessierter Zuschauer. Nachdem Star Trek wegen schlechter Einschaltquoten abgesetzt worden war, begann der Verkauf der Ausstrahlungsrechte an lokale und private Fernsehsender in den USA. Dort bescherten bessere Sendezeiten der Serie ein weit größeres Publikum als bisher, das sich nicht zuletzt wegen der ersten Mondlandung im Jahr 1969 stark für die Weltraumabenteuer der Enterprise interessierte. Auch international entwickelte sich die zunächst erfolglose Serie zum unzweifelhaften Publikumserfolg. In Großbritannien wurde Star Trek 1970 erstmals außerhalb der USA ausgestrahlt. 1972 hatten bereits 170 Sender auf der ganzen Welt die Serie in ihrem Programm, darunter auch das ZDF in Deutschland.
Raumschiff Enterprise – Wikipedia

Wie du darüber sprichst, könnte man meinen, dass man überall in Amerika über diese Serie sprach und sie hauptverantwortlich für die Aufhebung der Rassentrennung war.
Sie lief aber unter ferner liefen.
Mit dem Erfolg im Ausland entstand später dann auch der Hype im Mutterland.
Und das spricht doch eigentlich für meine These, dass die Massentauglichkeit von ‚Star Trek‘ in dem einfach gehaltenen Zukunfts-Weltbild begründet ist, nämlich die möglichst eingängige Aufteilung in Gute und Böse.
Da die bösen Aliens, hier die guten Menschen.
Möglicherweise war die Originalserie zu kopflastig, anspruchsvoller als die Fortsetzungen.
(Ich kann das gar nicht so präzise beurteilen, da ich nur ca. ein Dutzend Episoden von TOS kenne)

Du nennst es (sinngemäß) mittels Negativbeispiel Positives aufzeigen.
@Scumdog nannte es ‚Allegorie auf unterschiedliche menschliche Verhaltensmuster‘.
Aliens als Projektionsfläche.
Ich habe das schon verstanden.
Das nennt man Gut-und-Böse-Schema.
Statt eine Figur ambivalent anzulegen, teilt man sie auf in einen Bad Guy und einen Good Guy.
John MacLaine VS. Hans Gruber
Je nach Stoff, aber vor allem im Genre ‚Abenteuer‘, macht es durchaus Sinn, auf widersprüchliche Charaktere und Antihelden zu verzichten und auf eindimensionale Charaktere zu setzen.
Ein bißchen so wie gemäß dem Motto ‚Das Pferd nicht höher springen lassen, als es muss‘.
Einem dafür ungeeigneten Stoff vielschichtige Figuren aufzwingen, könnte die Geschichte sogar kaputt machen.
Da ‚Star Trek‘ dem Genre des Sci-Fi-Abenteuers zugeordnet werden kann, haben die Autoren - in der Hinsicht - nichts falsch gemacht.
Zumal auch das episodenhafte Erzählen im Gegensatz zu einer fortlaufenden Handlung nicht gut mit ambivalenten Figuren harmoniert, da der Status Quo nicht in jeder Folge auf den Kopf gestellt werden kann.

Ich habe aber auch nie bestritten, dass die Dramaturgie von ‚Star Trek‘ auf diese Weise funktioniert.
Es ging mir von vornherein um die Banalität dieser ‚Sinnbilder‘.
Es ging mir um Glaubwürdigkeit. Um Niveau und Anspruch.
Ich zitiere mal meinen ersten Satz in dieser Diskussion:

Ehrlich gesagt finde ich es ertaunlich, dass den ‚Star Trek‘-Filmen und -Serien ein so hehres Image zugesprochen wird.
Mehr als konventionelle Unterhaltung erkenne ich nämlich nicht darin.

Meine Kritik war, dass zwischen dem behaupteten Image als hochgeistige Ware und den verhältnismäßig stupiden Inhalten ein Widerspruch besteht.

Es gibt Science-Fiction wie z.B. ‚2001-Odyssee im Weltraum‘, und es gibt Science-Fiction wie z.B. ‚Flash Gordon‘.
‚Star Trek‘ tendiert eher zu letzterem, bewegt sich bis auf einige Ausnahmen auf durchschnittlichem Fernsehkost-Niveau.
Wird aber offensichtlich von den Fans hochgejazzt auf philosophische Höhen.

Ich schaue es ja auch ganz gerne.
Gerade ‚Enterprise‘.
Bin fast mit Staffel 1 durch.
Kann aber nicht mehr darin sehen als ein ordinäres Filmmärchen.

Ich werde mal konkreter:
Es ist ja auch immer einfach zu kritisieren, ohne aufzuzeigen, ob und wie es besser gehen kann.

Folge 17
Die Enterprise findet einen Planeten mit Flora und Fauna, aber ohne intelligentes Leben.
Sie treffen auf eine Spezies, die zum Vergnügen die heimische Tierwelt bejagt.
Captain Archer sinngemäß: „Wir haben eine barbarische Sitte wie den Jagdsport schon vor Hundert Jahren überwunden“
Subtext: Ihr seid ein unzivilisertes Pack!
Weiter:
Archer ‚knüpft‘ Freundschaft zu einem der einheimischen Tiere, die Gestaltenwandler sind und über telepathische Instinkte verfügen.
Also will er einen Plan aushecken, um die Jäger von der Niedermetzelei abzuhalten.
Widerspruch kommt - na klar - von der rationalen, kaltherzigen Vulkanierin, die den Stanpunkt vertritt, dass es rechtlich da nichts zu machen gibt, da der Planet niemandem gehört, und ein Konflikt mit den Jägern wegen ein paar Tieren unlogisch wäre.

Wie könnte man die Geschichte weniger chauvinistisch erzählen?

Z.B.:
Auch in in der Gesellschaft der Jäger ist das Jagen eigentlich verboten.
Die Jagdgesellschaft, die die Enterprise dort vorfindet, tut das illegal.
Die Crew der Enterprise stellt sich dem Treiben entgegen, macht die Typen dingfest und übergibt sie der Justiz ihrer Heimat.

anderes Beispiel:

Die Enterprise begegnet den Jägern.
Und ein Crewmitglied gesellt sich zu der Gruppe, und ihn packt das Jagdfieber. Er steigert sich ahab-mäßig in eine Jagdwut, wobei es zum Konflikt mit den eigenen Leuten kommt.
Schließlich wird ihm sein unvernünftiges Handeln klar.

Dadurch würde verdeutlicht werden, dass auch der Mensch immer noch nicht davor gefeit ist, in irrationale Handlungesmuster zurückzufallen.
Tugend als ewiges Ringen gegen die inneren Dämonen.

Oder:

Es kommt zum offenen Konflikt mit dieser anderen Spezies.
Die weigern sich die Jagerei sein zu lassen, die Enterprise will die Tiere schützen.
Anhand dieser Uneinigkeit wird die philosophische Frage aufgeworfen, ob man kategorisch das Töten von Tieren für moralisch illegitim erklären kann oder ob es Ausnahmen geben kann.
Am Ende stellen die Menschen fest, dass ihre bornierte Einstellung voreilig war.
Es stellt sich z.B. überraschend heraus, dass das leichte Dezimieren der gejagten Tierrasse verhindert, dass das ganze Ökosystem zusammenbricht und letztlich alle Lebenwesen sterben.

Wir sind uns ja eh in vielen Punkten einig! :slight_smile:

Und obwohl ich ein rießiger Trekki bin, würde ich die Serie nicht überbewerten - ihr eben „nur“ einen guten Unterhaltungswert mit dem Versuch intelligenter Unterhaltung zu bieten, unterstellen :slight_smile:

Aber mir ist eben eine Serie lieber, die mir einige moralische Denkanstöße bietet, als eine Serie, in der es nur knall-und-bummt.

Star Trek schafft eben beides: Einerseits visuelle Sci-Fi Unterhaltung - andererseits auch die grauen Hirnzellen anzuregen. Nicht in jeder Folge, aber immerhin versuchen es die Macher hinter den Serien es. Und dies ist ja auch der Vorwurf gegenüber der neuen Kelvin Zeitllinie und den Filmen von J.J.Abrams, das eben die Effekte vor der moralischen Geschichte gestellt wurden. Ich seh das nicht so streng, schlicht weil ich bei den Filmen schon immer den Eindruck hatte, dass die moralischen Denkanstöße nur geringfügig eingestreut wurden. Bei den Serien gabs hingegen 45 minütige Folgen die sich um gesellschaftliche Probleme und Konflikte bemüht haben, sei es die eine Folge aus TOS die ich schon erwähnt habe oder die TNG Folge als Picard gefoltert wurde („ich sehe 3 Lichter“), welche eine Auszeichnung von Amnesty International erhielt, oder auch einige ENT Folge, z.B. die Folge wo Tucker geklont wurde, die Aids Folge etc…

Ich verstehe Deine Kritik und bin auch insofern d’accord als das es viele Trekkis gibt, die die Serien fast schon als Ersatzreligion empfinden - und während ich ein echter Hardcoretrekki bin und immer bleiben werde ^^, mit sämtlichen Uniformen im Schrank, ner Vitrine mit Phasermodellen, Brettspielen, Raumschiffmodellen etc… war ich noch nie auf einer Convention und werde es auch nicht tun. Warum? Weil es mich nicht interessiert den alternden Schauspieler von ihren Dreherfahrungen erzählen zu hören (oder Shatner von seinen Pferden :wink: - mich interessieren die Geschichten und wenn überhaupt die Autoren hinter den Geschichten. Die kreativen Masterminds, die sich die Utopien ausgedacht haben und warum sie dies und jenes so geschrieben haben.

Und für ein kühles Bier mit guten Freunden lass ich auch ne Star Trek Premiere saußen ^^. Hab z.B. die ERstaustrahlung von Endgame Teil 2 saußen lassen, nur um mit Freunden ins Kino zu gehen und zwar… für Nils Lieblingsfilm , Amélie :wink:

Lg
Corny

Interessante Diskussion und Detailanalyse rund um die DSC Uniformen:

//youtu.be/NS3IH7FIsfY

Als Post-ENT find ich die Uniformen passend, aber als recht nahe Prä-TOS Uniformen, find ich sie ziemlich out of the way - vor allem wenn man bedenkt das die Kelvin Uniformen schon TOS ähnlich waren seufz

      • Aktualisiert - - -

Und ne interessante Detailanalyse rund um die USS Discovery:

//youtu.be/wXm-r2xah8k

Die Sache rund um die Löcher in der Untertassensektion ist designtechnisch gesehen ein echt nettes Gimik, aber wiederum find ich dass das so in der Timeline nicht passt. Immermehr bekomm ich das dumpfe Gefühl dass in der neuen Serie das Artdesign gewaltig schief läuft/lief!

      • Aktualisiert - - -

Und anscheinend gibts auch das erste Setfoto vom Transporterraum:

//youtu.be/lE44Jtdkhdg

Wenn das stimmt, dann arrrrg

Interessantes Video zum Thema “Krieg und Frieden in Star Trek im Kontext seiner Entstehungszeit”:

//youtu.be/T6bchKC2AXQ

Neuer Star Trek Discovery Trailer :slight_smile: :slight_smile: :slight_smile:

//youtu.be/oWnYtyNKPsA

Totaler Nerdgasm bei mir. Kanns kaum noch erwarten.

Gucke ich auch Mega gerne

Ich hab das ja damals fast schon mit der Muttermilch aufgezogen - kanns kaum noch erwarten :slight_smile:

Sollen diese Viecher (im Trailer ab 40. Sekunde) Klingonen darstellen?
Oder deren Vorfahren, wenn ich das richtig mitgekriegt habe.