Sprachniveau in Fernsehkritik

Ich kanns nicht mehr!

Lange genug habe ich Zeit verstreichen lassen und mir immer nur gedanklich gesagt: “Du musst
dem Fernsehkritiker mal etwas über sein sprachliches Niveau, sowie über den Verfall der Sprache
im Allgemeinen schreiben!”.

Aber so was Unwichtiges und Kleines schiebt man ja doch nur immer vor sich her. Es scheint so
klein neben dem was man jeden Tag eben so machen muss. Ja, bis dann die nächste Folge Fern-
sehkritik endlich erscheint und man sie sich voller Euphorie anschaut. Und dann bekommt man
leider allzu oft um es so deutlich wie unnötig zu sagen “voll eins auf die Fresse!”. Tut mir leid aber
bei mir zieht sich oft alles zusammen, wenn ich unnötige Kommentare oder Worte hören muss wie:
“Titten”, “Fresse”, “Fette Sau”, “Tucke”, “Transe”, “Tunte”, “Ficken” etc…
Das hört man doch schon zu Genüge bei RTL 2 & Co.
Es ist mir schon klar was jetzt als rechtfertigendes Argument kommen wird: “Es ist ja eine satirisch-
kritische Sendung!”. Aber ich finde nicht das Satire allein als Argument dafür ausreicht den sprachlichen
Verfall den das Fernsehen selber jeden Tag auf neue betreibt auch mit Fernsehkritik weiter zu
verbreiten.

Ich schaue Fernsehkritik nun schon seit ca 1 1/2 Jahren und habe mir natürlich auch alle alten Folgen
im Nachhinein noch angeschaut und ich finde das Format klasse. Ich finde es erstaunlich wie man etwas
so Großes, dass derart viel Zeit verschlingen muss kontinuierlich machen kann, obwohl man noch nicht
einmal etwas dabei verdient-außer vielleicht diverse Strafprozesse. Wirklich ich habe größten Respekt
vor (ich werde jetzt einfach mal duzen) deiner Arbeit.

Und gerade darum ist es so schade, dass solche oft unüberlegten Worte fallen. Es erschließt sich mir
ja noch gerade so das jüngste Beispiel im Beitrag zu Abenteuer Afrika als der Kommentar fiel: “Hast
doch selber Schuld du fette Sau”. Ja es ist mir klar, dass dieser Ausspruch als quasi Antwort der Verant-
wortlichen dieser Sendung zu verstehen sein soll und somit wohl unter Satire fällt. Aber selbst unter
diesem Aspekt werden sich wohl über diesen Satz indirekt die meisten Übergewichtigen, die auch zu
deinen Zuschauern zählen werden angegriffen bzw. beleidigt fühlen. Wesentlich schlimmer aber finde
ich die abwertenden Worte Homosexuellen gegenüber. Nur weil vereinzelte Möchtegern-Promis wie z.B.
Olivia Jones einen mächtig nerven hat man deswegen nicht das recht Sie/Ihn als Tucke, Transe oder
sonst wie zu betiteln. Das zieht Leute, die deine Sendung vielleicht auch gerne gucken und sich eben
auch so oder so ähnlich fühlen (also eben transsexuell) sicherlich ganz schön runter.

Frauen werden durch viele Beiträge, die du auf keinen Fall deswegen weg lassen solltest auch regelmäßig
abgewertet. Ich finde es gut, dass du Aufklärung über die Verbrechen der Fernsehsender betreibst und
darüber berichtest. Aber es ist nicht nötig in diesem Zusammenhang Wörter wie “Titten”, “Ficken”,
“Schlampen” etc. zu benutzen. Es wertet die Qualität deiner Beiträge nicht auf-ganz im Gegenteil!
Und es ist auch nicht nötig so was einzubauen / zu sagen damit es “härter” wirkt oder deine Miss-
billigung solcher Programme besser rüberbringt. Du kannst dich sehr gut ausdrücken und die Kritik
die du den meisten Sendungen gibst, stimmt in der Regel mit meiner Meinung überein. Aber solche
Gossenausdrücke sind da dann einfach fehl am Platz.

Überhaupt wundere ich mich das Fernsehkritik meines Wissens noch nie auf den sprachlichen Verfall
im Fernsehen eingegangen ist. Heutzutage traut sich ja kaum noch jemand Brüste zu sagen, weil das
schon peinlicher ist als “Titten”.
Und das finde ich sehr traurig.

In größter Anerkennung und lieben Grüßen,
Zeittotschläger

  • Den gleichen Text habe ich dem Holger bereits als Email geschickt. Nun dachte ich mir aber das es sicher-
    lich interessant wäre, dazu andere Meinungen hier aus dem Forum zu hören. -

Au Geil, alles Titte!

Als kleiner Tipp: Sprache befindet sich im Wandel! Und das finde ich prima. Da gehört es dann auch mal zu, das gewisse Worte, wie z. B. Titten nicht mehr negativ belastet sind, sondern in den alltäglichen Sprachgebrauch übergehen. Es gibt ‘Sprachpfleger’, die das verhindern wollen - können se aber nich.

An Tucke und Transe sehe ich nichts schlimmes. Tucke ist ein meist Homosexueller, der übermäßig und klischeehaft “tuckt”. Wäre ich mann und schwul, wäre ich glücklich, dass es für diesen Typ ein eigenes Wort gibt.
Transe: Travestiekünstler, grell geschminkt, auffallende Gewandung, üblicherweise keinerlei Probleme im körperlichen und geschlechtlichen bereich.
Transsexueller: körperliches Geschlecht passt nicht zum 'seelischen’
Dazu kämen dann noch Cross Dresser, Transvestiten, Florian Stöhr…

Als staatlich anerkannte fette Sau schließe ich hiermit meine Hackfresse.

Manche Menschen merken nicht, dass sie selbst diskriminieren, wenn sie etwa Tucke gleichsetzen mit Schwulen oder (noch heftiger) Olivia Jones und Transsexualität (was eine sehr ernste Angelegenheit ist) - und genau das ist es, was ich Gestalten wie Olivia Jones oder Rolfe Scheider vorwerfe. SIE diskriminieren, indem sie Klischees zementieren! Und du scheinst dieses Spiel mitzumachen. Olivia Jones ist in der Hamburger Schwulenszene übrigens verhasst!

Was die “fette Sau” angeht, hast du es ja selbst schon richtig hergeleitet.

Wann ich zuletzt “Ficken” (das war Kalkofe, nicht ich) oder “Schlampe” gesagt haben soll, müsstest du mir mal genauer mitteilen - ich höre jedenfalls von Frauen immer wieder, dass sie gerade NICHT das Gefühl haben, dass ich wie ein Macho daher komme. Insofern wundert mich dieser Vorwurf! In welchem Beitrag habe ich denn “Frauen abgewertet”?

Überhaupt ist es ja interessant, dass solche Vorwürfe zumeist von denen kommen, die selbst gar nicht Betroffene sind…

Ach so: “Unüberlegt” sind meine Äußerungen nicht, ich mache mir schon Gedanken darüber, was ich sage - keine Sorge!

Oh man, also ich wollte hier keine Feindschaft schüren. Ich wollte lediglich so sachlich wie möglich ausdrücken, was mir (und meiner Freundin) an Fernsehkritik nicht besonders gefällt.

Au Geil, alles Titte!

Als kleiner Tipp: Sprache befindet sich im Wandel! Und das finde ich prima.

Sehr schön. Wozu diese Provokation? Ich finde die Sprache ist vielmehr im Verfall als im Wandel und das ist für mich alles andere als „prima“. Klar, jeder kann für sich selbst entscheiden, ob er denn gerne als „staatlich anerkannte fette Sau mit Hackfresse“ bezeichnet werden will. Aber das ganze geht schon soweit das (meine Freundin arbeitet ihm Hort und musste dort schon einiges erleben) 8-Jährige auf ihren Handy´s „Titten Sounds“ und diesen ganzen Dreck haben und das dann natürlich auch voller Stolz in ihrem sprachlichen Repertoire einfließen lassen.

An Tucke und Transe sehe ich nichts schlimmes. Tucke ist ein meist Homosexueller, der übermäßig und klischeehaft „tuckt“. Wäre ich mann und schwul, wäre ich glücklich, dass es für diesen Typ ein eigenes Wort gibt.

Das ist gut. Darüber habe ich so noch gar nicht nachgedacht.

Manche Menschen merken nicht, dass sie selbst diskriminieren, wenn sie etwa Tucke gleichsetzen mit Schwulen

Hab ich das gemacht? Ich hoffe nicht. Ich habe schon gewusst das mein schlechtes Beispiel Olivia Jones gegen meinen Beitrag genutzt werden wird. Ich habe nur leider keinen anderen „Promi“, der regelmäßig in FK-TV vorgeführt wird, gefunden auf dem das alles wenigstens ein bisschen zutrifft. Und ich sagte ja selber, dass er / sie nervt. Transsexuelle stelle ich mir so sicher nicht vor. Dennoch finde ich beleidigende Bezeichnungen ganzer Randgruppen nicht gut.

Wann ich zuletzt „Ficken“ (das war Kalkofe, nicht ich) oder „Schlampe“ gesagt haben soll, müsstest du mir mal genauer mitteilen - ich höre jedenfalls von Frauen immer wieder, dass sie gerade NICHT das Gefühl haben, dass ich wie ein Macho daher komme. Insofern wundert mich dieser Vorwurf! In welchem Beitrag habe ich denn „Frauen abgewertet“?

Für eine Zusammenstellung sämtlicher Ausdrücke fehlt mir jetzt die Zeit, aber an so etwas habe ich auch schon mal gedacht. Es wäre sicher interessant wie oft wirklich innerhalb vom FK-TV derartige Ausdrücke vorkommen (vielleicht ja sogar seltener, als ich es im Gefühl habe). Es geht auch eigentlich gar nicht darum, dass du aktiv Frauen oder was auch immer abwertest. Es sind doch die Wörter alleine, die sich meistens nur auf Frauen anwenden lassen und damit eine Abwertung bewirken (siehe „Titten“ oder „Drecksqueen“).
Des weiteren fällt mir dazu noch der Beitrag: „Talkshow von morgen“ ein mit Sprechblasen wie: „Die Alte merkt auch nix mehr“ oder „Emanzen-Kuh“. Nichts wirklich tragisches und auch aus dem Zusammenhang gerissen, aber dennoch unnötig und nicht auf dem Niveau auf dem sich FK-TV für gewöhnlich bewegt.
Es gab auch mal einen Beitrag in dem beim ZDF?? ein Mann sich für einige Sekunden sich selbst befriedigte. Das wurde unter dem Vorwand von Pornographie verpixelt gezeigt und nicht original belassen. Und Brüste -sei es 9 Live oder RTL 2- kommen nahezu in jeder Sendung vor. Ich weiß, dass das nicht 1:1 vergleichbar ist, aber ich wäre zum Beispiel auch dafür solche Beiträge zu verpixeln. Brüste gibt es doch schon genügend zu sehen im TV…
Der Beitrag http://fernsehkritiktv.de/folge-41/53/ ist auch fürchterlich. Ja, ich habe auch nichts gegen ein paar bissigere/satirische Kommentare, aber durchweg Wörter wie „Puffmutter“ oder „Bumshütte“ möchte ich in einer kritischen Auseinandersetzung nicht hören.

Frauen werden durch viele Beiträge, die du auf keinen Fall deswegen weg lassen solltest auch regelmäßig
abgewertet.

Bin mir nicht sicher, ob das richtig verstanden wurden ist. Habe selber gemerkt, dass man das auch auf deine Beiträge verstehen kann. Ich meinte damit aber, dass die Beiträge im Original schon die Frauen abwerten (siehe Künstliche Intelligenz / 9Live) und wenn dann eben noch derartige Ausdrücke kommen, ist das einfach zu viel (ja das ist in diesem Beispiel jetzt nicht gegeben) und da spreche ich jetzt überwiegend für meine Freundin.

Ach so: „Unüberlegt“ sind meine Äußerungen nicht, ich mache mir schon Gedanken darüber, was ich sage - keine Sorge!

Also ich möchte nochmal hervor heben, dass ich keinerlei Interesse an Feindseligkeit habe. Mir kommt dieser Kommentar etwas naja eingeschnapt vor. Ich bin mir sicher das FK-TV sicher enorm viel Arbeit macht und du selber hattest mal gesagt, du arbeitest ohne Teleprompter. Da müssen sich einfach Sätze einschleichen, die man dann im Nachhinein vielleicht doch lieber anders formuliert hätte.

Sollte das nicht der Fall sein, dann wäre das Ganze ja noch viel schlimmer. Das würde dann ja bedeuten das alles Gesagte sich an genau der Stelle befindet, wie du es haben wolltest…

Die deutsche Sprache ist einem kontinuierlichen Wandel unterzogen. Unter anderem auch einem semantischen Wandel. In diesem ändern sich Wortbedeutungen aus verschiedenen Gründen. Ich würde dir mal empfehlen etwas Literatur zu der Historischen Sprachwissenschaft zu lesen. (z.B Nübling, Damaris: Historische Sprachwissenschaft des Deutschen. Eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels/ Kapitel 5 Semantischer Wandel) Darin kannst du unter anderem lesen, das Sprache schon immer einen Hang zum „derben“ hatte und sich demnach verändert.
Übrigens ändert auch die political correctness, also die dauernde euphemisierung von Wörtern, die Sprache und führt sie, deiner Definition nach, auch einem Verfall zu. (Greis->Senior - Dadurch wird das Wort Greis abgewertet)
Also bitte nicht laut schreien, dass die Sprache noch nie so schlimm war und verfällt. Wenn man es so sieht ist auch unsere Hochsprache, ohne die Umgangssprache, schon ein Verfallsprodukt.

Ich sagte doch gar nicht das “die Sprache noch nie so schlimm war”. Aber warum muss es denn immer so weiter gehen selbst (und gerade) in doch so guten Formaten wie Fernsehkritik? Darf ich nicht einmal den Anstoß geben etwas öfter darüber nachzudenken wie man sich ausdrückt? Klar können wir den “Wandel” nicht aufhalten, aber dazu Beitragen möchte ich mit Sicherheit nicht.

Man könnte ja jetzt auch damit anfangen zu sagen: “Warum kritisieren wir hier eigentlich das Fernsehen? War doch früher auch nicht nur gut und ist auch einem ständigem Wandel unterzogen…”

Oder wir gehen in den pornographischen Bereich. Wie viel nackte Haut zeigt man heute unnötiger Weise mehr? Weil alles im Wandel ist und einem Hang zum Derben hat?
Ach wie toll und diese Erkenntnis soll mich jetzt befriedigt aufatmen lassen?

Ich möchte hier keine Meinungen angreifen und es ist sicher richtig was du geschrieben hast, aber eine Begründung dafür das ganze mitzumachen und hinzunehmen ist es sicherlich nicht.

@jojo23

mhm, zwei meiner Lieblingsargumente

a) “Ich habe Buch A von “Experte” X gelesen, deswegen wird darüber nicht kritisch gesprochen !” Und entschuldige bitte, aber das ist typisch StudentIn.
b) “Das war schon immer so”…ja und? Es gab auch schon immer Alkohol…oder Zigaretten…oder andere Rauschmittel…oder Kriege und Gewalt…und ja, es gab schon immer “derbe” Aspekte in der Sprache…heisst doch nicht, das wir es auf Ewig akzeptieren müssen. Mal umgekehrt: sollten wir, eben weil wir es schon lang genug ertragen, nicht langsam mal was dran ändern?

Ich diskutiere sehr gerne mit anderen Leuten über Gesellschaft und Politik und man kann immer wieder was lernen, jeder kann dabei auch mal falsch liegen bzw Dinge können sozusagen “geupdated” und neu überdacht werden (ja, auch wenn sie von einem Experten kommen). Mir persönlich gehts dann auf die Nerven, wenn wer sagt “Der Experte hats aber gesagt, das war schon immer so, also schlucks Zähne knirschend runter.”

Hallo Zeittotschläger!

Ich kann deine Überraschung verstehen, was die Reaktionen anbelangt. Du hast deinen Beitrag sehr freundlich und vorsichtig verfasst.
Seit 2002 bin ich regelmäßig in verschiedenen Foren unterwegs. Und überall das gleiche Bild: die User sehen auch schon kleine Meinungsverschiedenheiten als willkommene Grundlage, dem oftmals unbekannten Gegenüber erstmal verbal eine reinzuhauen. Das ist wie bei Hunden, die ihren Rang in einer Gruppe verteidigen. Je weniger Beiträge dabei ein Nutzer hat, desto größer ist das Risiko, dass er derart behandelt wird. Die Ausprägung dieses Verhaltens wird zum größten Teil davon bestimmt, wie gut ein Forum moderiert wird und welches Grundthema vorherrscht. Mit persönlicher Kritik umzugehen fällt in Internetforen den meisten Leute schwer, selbst wenn sie gegen andere geht, die aber ihr Ansehen genießen.

Zur Sache kann ich nur sagen, dass mir derartige Ausrutscher zwar aufgefallen, aber nicht sauer aufgestoßen sind, da sie für mich im Kontext oft vertretbar erscheinen. Das war aber nicht immer so, zum Beispiel hat mir der Beitrag zum Supertalent auf RTL in der Hinsicht nicht besonders gut gefallen, da kam auch ein Unterton rüber, der ein wenig aggressiv wirkte. Aber sonst hats mich nicht so gestört.

Im Allgemeinen finde ich es aber auch sehr schade, was mit der Sprache zur Zeit passiert. Es kommt natürlich immer drauf an, wo man hinguckt. Man muss ja auch nicht von jedem erwarten, dass er sich rhetorisch gebildet und politisch korrekt ausdrückt, aber wenn ich merke, dass mein Umfeld immer weniger deutsch und immer mehr Müll redet, dann mach ich mir schon irgendwann Gedanken. Sind glücklicherweise aber eher Einzelfälle, insgesamt relativiert sich das wieder. Mal sehen, wie es in 20 Jahren aussieht, wenn die kulturfernen Kinder erwachsen geworden sind. <- Ist u.A. bezogen auf meinen momentanen Wohnort, wo Sparmaßnahmen die Kultur auffressen. :wink:

@F@llout

Das ist kein Buch über das man nicht kritisch sprechen kann, sondern einfach eine Grundlage um die Dynamik der deutschen Sprache besser verstehen zu können. Da hast du falsch verstanden was ich damit ausdrücken wollte. Und das hat nichts mit " Das hat der Expert aber gesagt" zu tun.
Zudem ärgert es mich einfach, wenn alle von dem bösen Sprachverfall reden und nicht sehen, dass Sprachdynamik etwas interessantes und auch gutes ist.
Und ich mag “derbe” Sprachelemente. Wieso sollte man immer alles extrem politisch korrekt formulieren, das nevt doch und ist zudem verlogen. Wenn jemand sich schlecht verhält dann ist er eben ein Arschloch. Und noch dazu im Rahmen eines kritisch satirischen Magazins dürfen ein paar Übertreibungen und Kraftausdrücke ja wohl erlaubt sein ohne dass es gleich Leute gibt die sich beschweren und beleidigt fühlen. Sollte man lieber kramphaft alle Ausdrücke die gegen eine bestimmte Gruppe von Menschen sind umgehen?

Übrigens bin ich gegen dieses alberne StudentIn gendern, diese Spitze kannst du dir also sparen. Es steht nur so in meinem Profil weil jojo alle für einen Mann halten und das auf dauer genervt hat.

Überhaupt wundere ich mich das Fernsehkritik meines Wissens noch nie auf den sprachlichen Verfall
im Fernsehen eingegangen ist. Heutzutage traut sich ja kaum noch jemand Brüste zu sagen, weil das
schon peinlicher ist als „Titten“.
Und das finde ich sehr traurig.

Brüste kingt dann heute schon oftmals eher medizinisch :mrgreen: Kleine Kinder sollten natürlich „Titten“ nicht in den Mund nehmen. hüstel

Oder wir gehen in den pornographischen Bereich. Wie viel nackte Haut zeigt man heute unnötiger Weise mehr?

Die Möpse des Grauens, schlimmer als Computerspiele und Alice Schwartzer zusammen.

Das hat der Experte aber gesagt

Lass dir von keinem Experten was sagen, man kann in einer Sache auch vorbei Leben promovieren.

Wieso sollte man immer alles extrem politisch korrekt formulieren, das nevt doch und ist zudem verlogen.

Jo, jojo, da hast du wiederum Recht.

Ich will es mal bei diesen Quotes belassen, sonst bekomm ich noch Ärger. Ich wollte nur ausdrücken dass ich bei diesem Thema zwischen den Stühlen sitze. Nun, ein wenig zumindest. Denn Sprache sollte nunmal vor allem eines sein: lebendig. Vor 50 Jahren hat man anders gesprochen als heute. Und vor 100 Jahren erst… Worauf es ankommt ist meiner Meinung nach immer der Zusammenhang. Wenn ich etwas „zum Kotzen“ finde dann formuliere ich da ja auch nicht in ein zartes „das finde ich nicht so toll“ oder ein politisch korrektes „das finde ich suboptimal“ um. Der Thread erinnert mich irgendwie an den hier: http://forum.fernsehkritik.tv/viewtopic.php?f=15&t=5593

Es geht halt nicht immer darum, nur zu sagen was man denkt, sondern auch wie (und zu wem) man es sagt. Und da sind nunmal derbe Ausdrücke oftmals ausdrucksstärker. Da muss nicht jeder „Fehlgriff“ gleich als Majestätsbeleidigung eingestufft werden. Zu einigen „beleidigenden Begriffen“ wurde ja aschon genug gesagt. Zum Beispiel der Unterschied zwischen „Tunte“, „Tucke“ und „Homosexueller“ im Jargon von uns ordinären Heten. Natürlich sollte immer etwas Sprachkutur bleiben. Was deinen Beitrag angeht Zeittotschläger: Ist doch gut geschrieben. Weiter so. sag ich jetzt mal als Praktisch-Auch-Noch-Newbie hier im Forum

@F@llout

Das ist kein Buch über das man nicht kritisch sprechen kann, sondern einfach eine Grundlage um die Dynamik der deutschen Sprache besser verstehen zu können. Da hast du falsch verstanden was ich damit ausdrücken wollte. Und das hat nichts mit " Das hat der Expert aber gesagt" zu tun.

Naja…scheinbar doch, denn sowas mein ich ja, auch Grundlagen können „geupdated“ und überdacht werden. Aber gut, habe das Buch nicht gelesen, vllt wäre eine Änderung bei diesem Thema zu utopisch. Trotzdem nicht zwingend unmöglich =)

Und ich mag „derbe“ Sprachelemente. Wieso sollte man immer alles extrem politisch korrekt formulieren, das nevt doch und ist zudem verlogen. Wenn jemand sich schlecht verhält dann ist er eben ein Arschloch.

Warum denn verlogen? Und „Arschloch“ ist nicht „nicht verlogen“, sondern „unsachlich“ und „charakterschwach“. Wie wäre es wenn man, anstatt jemanden zu beleidigen, der Person erklärt, was sie falsch gemacht hat? Mit Beleidigungen will man meisstens nur den gegenüber degradieren (gut, wenn man das nötig hat…). Viele Leute können für ihr Verhalten nichts, sie sind so groß geworden und haben kaum etwas anderes gelernt. Klar kann man da erstmal sauer drüber sein. Wenn man aber teilweise bedenkt, warum sie so geworden sind, können sie einem nur noch leid tun.

Übrigens bin ich gegen dieses alberne StudentIn gendern, diese Spitze kannst du dir also sparen. Es steht nur so in meinem Profil weil jojo alle für einen Mann halten und das auf dauer genervt hat.

Ja siehse :smiley: das is doch sprachliche Dynamik
StudentIn StudentIn StudentIn

Ne ist kein Thema =)

Die eigene Sprache mit Worten zu schmücken, die du für einen “Verfall” hälst, sorgt in gewisser Weise dafür, dass man etwas mehr Würze und Witz hineinbringt. Ich würde das mit der Entwicklung der westlichen Musik vergleichen. Die Wirkungsweise der Dissonanz breitete sich zu einem formbildenden, logischen Prozess aus, der nicht mehr nur eine untergeordnete Aufgabe als Färbung des konsonanten Gesamtkonstruktes einnimmt, sondern als gleichwertige Klangerscheinung neben der (empfundenen) Konsonanz steht.
Das kann man nun auf die Sprache übertragen. Ein Satz verliert nicht an Tragweite, nur weil er in einer besonderen Weise formuliert wurde, es geht vielmehr um den Inhalt an sich, um das übergeordnete. Ebenso wie die Dissonanz zu etwas schönem und ästhetischen heranwachsen konnte, können das auch Worte mit einer negativen Konnotation. Schönberg sagte einst zu seinen Kompositionen: “Die Leute fragen mich immer, wie sie gemacht wurden. Darum geht es mir nicht, es geht mir darum, was sie SIND” .
In dem Sinne: sei mal nicht so eine Pussy :-o Inhalt geht über Form, zumindest im linguistischen.

@Pale: ignorierst du da nicht ein bisschen, dass es verschiedene Sprachebenen gibt, deren Verwendung abhängig von Situation und Empfänger sind? Sprichst du mit deinen Verwandten genauso, wie du es zum Beispiel mit einem Rechtsanwalt oder einem Politiker während ein Talkrunde tun würdest?
Wenn Situation und Ausdrucksweise nicht zusammenpassen, dann kommt es zu Irritationen. Insofern finde ich deine Erklärung wenig treffend, da sie an der Realität vorbeigeht.

@Pale: ignorierst du da nicht ein bisschen, dass es verschiedene Sprachebenen gibt, deren Verwendung abhängig von Situation und Empfänger sind? Sprichst du mit deinen Verwandten genauso, wie du es zum Beispiel mit einem Rechtsanwalt oder einem Politiker während ein Talkrunde tun würdest?

Selbstverständlich mache ich das, Familienmitglieder sind Rechtssubjekte mit Nummern, Freunde katalogisiere ich nach Buchstaben.
Jetzt mal aber ernsthaft, sollte es nicht selbstverständlich sein, in welcher Situation ich mich damit bewegt habe? Natürlich verwende ich in einem wissenschaftlichen Artikel eine gehobene Sprache, allerdings tue ich das, damit ich einen ernsthaften Sachverhalt angemessen kommentieren kann. Wenn man allerdings etwas produziert, um unterhaltsam zu sein, muss man nicht auf den Ton der Sprache achten, wenn man es nicht möchte.

Wenn Situation und Ausdrucksweise nicht zusammenpassen, dann kommt es zu Irritationen. Insofern finde ich deine Erklärung wenig treffend, da sie an der Realität vorbeigeht.

Diese von dir genannten Irritationen können, wie ich vorher im Falle der Unterhaltung geschildert habe, einen durchaus humoristischen Charakter besitzen. Diese Unangemessenheit nennt sich Kontrapunktierung und wird schon seit Ewigkeiten in dieser Form verwendet.
Und meine Erklärung geht keineswegs an der Realität vorbei, sie weicht vielleicht nur ein wenig von deiner Interpretation selbiger ab. Man kann durchaus hochinteressante und faszinierende Gespräche führen, die nur aus infantilen Beleidigungen und unflätigen Aussagen bestehen. Allerdings muss man hierfür den Sinn und nicht die Form betrachten.

Ich würde ja mal sagen, dass ein „professioneller“ Ton der Berichterstattung ohne Gossensprache auskommt, und dabei trotzdem Fakten und implizite Meinungen rüberbringen kann. Nun finde ich den gesamten Vortragsstil des Fernsehkritikers nicht besonders professionell, aber solange seine Inhalte das sind, ist mir das so als „Internetshow“ noch recht.
Es hat aber auch jeder Zuschauer einen anderen Schwellwert, unterhalb dem der Sprachstil dann stört.
Wenn Pale z.B. jedem Fäkalausdruck von Oliver Kalkhofe einen humoristischen Charakter abgewinnen kann, dann soll er das tun (dann hat er ein lustiges Leben) aber das kann nunmal nicht jeder.

Wer sagt, dass ich Fäkalsprache lustig finde? Ich argumentiere nur, dass man ihre Bedeutung nicht unterschätzen sollte :-o

Danke, du hast mir meinen Post vorweggenommen und mir damit ein wenig Lebenszeit geschenkt. :slight_smile:
Soll heißen, ich schließe mich dem an.
Die Diskussionen in diesem Forum haben irgendwie immer irgendwas dogmatisches an sich. :roll:

Es ist schon eine Geschichte, die sehr vom subjektiven Eindruck abhängt.

Wenn man allerdings etwas produziert, um unterhaltsam zu sein, muss man nicht auf den Ton der Sprache achten, wenn man es nicht möchte.

Vielleicht liegt hier ja auch das eigentliche Problem. Wenn die Vorstellungen über den Sinn von Fernsehkritik-TV auseinandergehen, also einige es als Unterhaltung verstehen, andere als eine ernstzunehmende Kritik am deutschsprachigen Fernsehprogramm, dann überraschen auch die unterschiedlichen Reaktionen auf die verwendete Sprache nicht mehr so sehr.

Oh schön, es gesellen sich doch ein paar Meinungen in meine Richtung. =)

Ich wollte auch nochmal ganz gern klarstellen, dass ich mich selbst nicht als „politisch korrekt“ sehe und mich wohl auch mal „derber“ Sprache bediene. Ja, ich kann sowas auch lesen und im richtigen Kontext sogar lustig finden.
Aber mir geht es eben genau darum, dass ich wie das Sparkfist so treffend gesagt hat FK-TV weniger als eine Unterhaltung, sondern eher als eine kritische Sendung verstehe. Da erwarte ich eben mehr Fingerspitzengefühl für die verwendeten Worte. FK-TV hat ja mittlerweile ein sehr großes Publikum und damit in gewisserweise wohl auch eine Verantwortung und sollte seine Seriösität doch nicht aufgrund unglücklich gewählter Wörter verspielen. Man möchte doch das die Kritik auch etwas bewirkt und sollte doch gerade deswegen ein Niveau vermeiden, welches sich die kritisierten Programme / Sender bereits reservieren.

[von „jojo23“]
Und ich mag „derbe“ Sprachelemente. Wieso sollte man immer alles extrem politisch korrekt formulieren, das nevt doch und ist zudem verlogen.

Also, ich bin mir da nicht so sicher. Wie fändest du es, wenn dein Freund oder wer auch immer sagen würde: „Deine Titten sind aber geil!“?
Wenn du das in diesem zugegeben eher schlechtem Beispiel nicht gut finden würdest, warum dann woanders? Ja, natürlich ist der Kontext entscheidend und der stimmt auch meistens in FK-TV, aber leider ändert das nichts an der Abwertung eines Körperteils der Frau. Ich merke schon, dass das kaum jemanden besonders zu stören scheint, aber ich finde es eben schade, dass diese Art der Fäkalsprache sich meist gegen Frauen richtet. Besonders viel, dass nur auf Männer anwendbar wäre und dann solch eine „Schlagkraft“ hätte wie z.B. „Pussy“ findet sich kaum.

[von „KingMö“]
Die Möpse des Grauens, schlimmer als Computerspiele und Alice Schwartzer zusammen.

Ich möchte nicht als eiserner Moralapostel da stehen, aber ja, ich finde Sexualität / Pornographie geht heutzutage entschieden zu weit. Mal ein Beispiel, dass ich erst zusammen mit meiner Freundin kopfschüttelnd ertragen musste. Und zwar hing an einem Schuhladen ein Werbeplakat dessen Aussage ich jetzt schon nicht mehr weiß mit einer blonden Frau, die sich wohl neue Schuhe gekauft haben soll, aber oben rum leider ihren BH vergessen(?) hat. Was soll sowas frage ich mich? Sollen sich jetzt Frauen sagen: „Yeah, da kann ich oben ohne Schuhe kaufen gehen!“??? Oder soll das an die Männer gerichtet sein im Sinne: „Wenn du es lange genug mit deiner Freundin bei uns aushälst, kommt vielleicht eine nackte Blondine einkaufen!“?
Oder nehmen wir mal den aktuellen Beitrag aus FK-TV über Generation Ahnungslos. Ich denke jeder hier wird sich doch wohl aufgeregt haben, was RTL 2 da mit den Jugendlichen veranstaltet hat. Wie kann man denn einer 14-Jährigen im TV die Frage stellen, welchen Penis sie gerne für sich zum Sex wünscht???
Also versuch doch bitte erst einmal darüber nachzudenken, was ich damit aussagen wollte, statt das direkt so ins Lächerliche zu ziehen. Denn ohne die -auf den ersten Blick vielleicht bedeutungslosen „Möpse des Grauens“- wäre eine solche Sendung heute eventuell nicht entstanden.

Um vielleicht wieder die Spur auf´s eigentliche Thema zu lenken, gibt es ja auch genügend Beispiele die an sich die Sprache verbessern sollen, meiner Meinung nach aber eher murks sind. Wie z.B. Behinderter -> Beeinträchtigter oder Hausmeister werden heutzutage schon einmal „Gebäudemanager“ genannt…

@ Zeittotschläger

Ich finde die Sprache vorm Fernsehkritiker total in Ordnung. :smt023 Kann die Kritik überhaupt nicht Nachvollziehen.
Ich bin eine Frau und fühle mich von dem FK alles anderer als Diskriminiert. :smt018
Da ist jeder Frauenzeitung, jede Werbung jede Fünf Minuten Sendezeit auf irgendeinem Privaten schlimmer. :roll:
Das hier ist weder ARTE noch eine Sendung von Marcel Reich Ranicki, jeder hat seine eignende Sprache und das muss man nun mal akzeptieren.

Sonst mach doch Du selbst mal einen Beitrag der witzig ist, eine gute Sprache enthält und bei jede gut ankommt. Ich bin gespannt sehr sogar. :lol:

@Zeittotschläger: dein sehr ausführlich Beitrag trifft im Kern den Punkt, bei dem ich dir zustimmen würde, aber die Beispiele zeigen mir auch, dass du da noch ein Stückchen empfindlicher bist, so dass ich mir schon die kommenden Antworten vorstellen kann. Würde das Wort „Titten“ jetzt auch nicht als Fäkalsprache bezeichnen. :expressionless:

Bei dir scheint gerade das Thema Euphemismus eine große Rolle zu spielen. Das ist ein zwieschneidiges Schwert. Einerseits kann man seinen Wortschatz ein bisschen auf „bedenkenlos“ polieren, andererseits hat das dann unter Umständen so ungefähr den Charme wie die Bezeichnung der „notleidenden Banken“ und trägt die Gefahr in sich, dass das beschönigende Wort selbst irgendwann negativ belastet ist. Da fänd ich es dann in den meisten Fällen doch ehrlich und besser, wenn man sich da keinen Illusionen hingibt. Darunter fallen aber natürlich keine derben Sachen.

Aber wie gesagt, bisher habe ich mich innerhalb der FKTV Sendungen kaum darüber aufgeregt.