Zum Thema Zigeunerschnitzel. Ich wohne in einem Land, wo der Anteil von Roma recht hoch ist. Hier sagen die zu sich selbst auch Zigeuner und sind auch Stolz drauf. Sie sagen Zigenuermusik, Zigeunerhochzeit, Zigeunerblut, selbst die auch internation recht bekannte Formation "100 köpfiges Zigeunerorchester" tourt munter mit dem Namen durch die Länder. Allein ihre Minderheitenpartei wechselte ihren Namen vor einiger ZEit von Zigeuner auf Roma, aber das kann auch andere Hintergründe haben.
Ich habe hier nie wirklich was mitbekommen, dass die mit dem Begriff unglücklich wären. Klar, der Begriff kann im Kontext auch abwertend sein, aber das wäre mit Roma auch nicht anders, wenn die Aussage hasserfüllt ist.
Natürlich kannst du die Titel so nennen, auch wenn im Titel das Wort Nigga steckt. Benutze es nur nicht als Bezeichnung für Gruppen, Einzelpersonen oder als Ausruf.
Schwieriger wird die Frage, ob du frei und ungehemmt Songtexte mitgröhlen darfst, in denen das Wort verwendet wird.
Im Humor gibt es ebenfalls political correctness.
„Auch Behinderte haben ein Recht darauf, verarscht zu werden!“, sagte einst Herbert Feuerstein. Dazu sind die Ausgaben der Sendung „Das Lachen der anderen“ mit Oliver Polak und Micky Beisenherz ganz interessant. Vor allem, weil der abschließende Stand-up-Teil von O.P. teilweise zum Fremdschämen ist und kaum Humor enthält. Zumindest nicht nach meinem Geschmack.
Bei Witzen über Religion wird mit zweierlei Maß gemessen:
Witze über (katholische) Nonnen, Pfarrer und bei RTL Samstag Nacht damals Jesus können und vor allem WERDEN auch heute noch gemacht (z.B. durch Kebekus mit „Dunk dem Herrn!“, unzählige South Park-Folgen und Filme)
Aber: Um den Islam, Mohammed und Moslems wird humortechnisch ein großer Bogen gemacht. Selbst die South Park-Macher behandeln dieses Thema nach dem Zensur-Desaster um Folge 200 nun nicht mehr. Auch Witze über Juden sind tabu.
Sprich: Witze über den christlichen Glauben = PC, Witze über den Islam und Juden = nicht PC.
Kommt drauf an, von wem sie kommen.
Gerade bei solchen Sachen ist es wichtig, wer die Witze macht.
Ich kenne mehrere (amerikanische) jüdische stand-ups, die sehr gerne Witze über ihre Religion machen.
Ich habe mal einen Satz gelesen der Hieß. Don#t be political Correct, be polite!
Ich glaube das PC die falsche Diskussion ist. Man versucht hier Regeln für ein zusammenleben zu definieren die entweder nicht weit genug greifen, oder unglaublich kompliziert sind (sodass sie im Alltag sowieso nicht umgesetzt werden). Das Ziel welches die PC verfolgt ist dadurch eigentlich unerreichbar.
Das ganze durch eine einfachere Regel zu ersetzen ist da sinnvoll. Diese Regel könnte beispielsweise sein:
was du nicht willst das man dir tu das füg auch keinem andern zu.
Der jüdische Witz hat ja auch eine lange Tradition.
In der Tat sind es aber hauptsächlich Juden selbst (in Deutschland vor allem ja O.Polak), die Witze über „typisch“ jüdische Eigenschaften machen. Wobei man dabei ja genau genommen eher selten Witze über die jüdische Religion macht, sondern über das „jüdische Volk“ bzw. die jüdische Ethnie und dessen Stereotypen.
Einen muslimischen Comedian, der sich öffentlich über den Islam oder den Propheten lustig macht, habe ich noch nie gesehen. Und wenn - dann wird es wohl auch ein einmaliger Auftritt (quantitativ gemeint).
Wahrscheinlich, ich wüsste jetzt auch keinen aus dem Stehgreif - nur betont „politisch unkorrekte“ Nicht-Muslime.
Der Unterschied ist, daß zumindest evangelische Christen ihre Religion nicht ernst nehmen.
Wer glaubt denn wirklich noch an den bärtigen Mann auf seiner Wolke?
Muslime hingegen sind öfter ernsthaft gläubig und deren Gott versteht halt keinen Spaß…
Davon ab ist aus obigen Gründen für einige Leute die Religion ein größerer Faktor bezüglich der Eigenidentität und deshalb fühlt man sich von solchen Witzen eher auf persönlicher Ebene angegriffen.
Wenn jemand Witze über Jesus oder Jehova macht, geht mir das z.B. Lichtjahre sonstwo vorbei, weil ich mich null mit der Religion identifiziere.
Es geht dabei auch um gefühlte Angriffe auf eine Kultur, wenn die Religion in ihr so wichtig und tief verankert ist.
Hätte Mario das mit einem einfachen Gegenbeispiel erklärt. Früher war „Nazi“ aufgrund der politischen Lage auch gewissermaßen ein Synonym für „Deutsche“. Wäre ja auch nicht prickelnd, im Ausland heutzutage eine „Naziwurst“ oder das „Nazibrot“ auf der Speisekarte zu finden, nur weil das mal ein anerkannter (und abwertender) Sammelbegriff war. Da kann ich schon verstehen, dass Betroffene auch bei „Negerkuss“ zusammenzucken, denn das kommt eben aus der Sklaverei - und warum sollte man diese Schreckenszeit noch mit Fleiß durch den Wortschatz am Leben halten?
Bei 21:31 erzählt uns Volker das es einen großen gesellschaftlichen Konsens gibt das man das Wort „Zigeuner-Schnitzel“ nicht mehr sagen darf…
Bei 22:30 erklärt man ihm das „Sinti und Roma“ diskriminierend ist und er kommt mit ner fadenscheinigen Erklärung dazu warum das Nutzen der diskriminierenden Version dann doch besser ist und von Respekt zeugt, wie das Nutzen eines seit Jahrhunderten von den Zigeunern selbst etablierten Begriffes…
Und bei 23:20 merkt er dann das er nicht weiter kommt, und merkt an das es das Beispiel schon seit vielen Jahren gibt und man doch langsam mal davon wegkommen sollte…
Wenn sich die Leute seit vielen Jahren darüber aufregen das es lächerlich ist „Zigeuner-Schnitzel“ zu verbieten, könnte es doch sein, das es den großen gesellschaftlichen Konsens von 21:31 überhaupt nicht gibt oder?
Da mal jemand drüber nachgedacht?
Hat mal jemand die Zigeuner selber gefragt wie die das sehen? Kann ich mir nicht vorstellen, denn die sind stolz darauf Zigeuner zu sein. Die verbinden mit dem Wort nicht nur das Schnitzel sondern die Lebensweise, ihre Kultur und viele andere Dinge und fühlen sich geehrt das es ein Gericht gibt das nach ihnen benannt ist.
Es gab mal ne Doku in der ARD, da wurden die gezielt danach gefragt. Find sie nur leider, auch auf Youtube, nicht.
Deswegen gibt es ja auch den Zentralrat der Zigeuner … Oh … Der nennt sich ja Zentralrat der Sinti und Roma. Sachen gibt’s.
Und was meinen die zum Begriff Zigeuner?
Das trifft vielleicht keine Aussage darüber, wie die speziell zum „Zigeunerschnitzel“ stehen, aber es ist völlig offensichtlich, dass der Begriff „Zigeuner“ keineswegs positiv von den Sinti und Romas verstanden wird. Dass du selbst von „Zigeunern“ sprichst, spricht natürlich auch erneut Bände über dich.
Hm. Könnte natürlich angehen, daß meinen Bekannten da der historische Bezug fehlt, aber die haben mich zum Teil angeglotzt wie Autos, als ich fragte, ob sie Sinti oder Roma seien.
Selbst sprechen die grundsätzlich von „Zigeunern“ oder „Zigani“ und stören sich auch nicht daran, von anderen so genannt zu werden.
Hat doch auch was für sich, so einem Schmähwort auf diese Weise die Wirkung zu entziehen.
Das ist der Punkt. Die Leute haben aber auch ein dickes Fell und verfallen nicht direkt in die Opferrolle in der sie jeder haben möchte. Das ist der bessere Weg damit umzugehen.
Das ihnen der historische Bezug fehlt glaube ich nicht. Die sind doch in ihrer Zigeunerkultur aufgewachsen und wissen doch von innen was es bedeutet, deshalb ist es für sie nicht schlimm und auch kein Schimpfwort.
Nur die Stellvertreter-Betroffenfühler-Aufreger wissen es wieder mal besser als die Betroffenen selbst.