Sonntagsfrühstück #14: Erlebnisse in Ämtern

Es ist schade, aber gestern habe ich gerade wieder ein Erlebnis der unschönen Art gehabt:

Am Donnerstag hat bei uns das Jobcenter nachmittags von 15.30 - 17 Uhr für Berufstätige auf.
Naiv wie ich bin dachte ich mir, dass man vielleicht zumindest ein Schreiben direkt am Schalter abgeben kann, damit man den Eingangsstempel hat. Ich traue den Briefkästen bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter mal so gar nicht. Oft genug sind Schreiben einfach so verschwunden.

Wie auch immer, Porni also hin, mit dem Ziel, das Schreiben am Schalter abzugeben. Gleich am Eingang wurde ich von den Sicherheitspersonal gefragt, ob ich berufstätig bin, was ich verneinte. Daraufhin teilte mir die Dame mit, dass ich dann an sich mich nicht anstellen darf. Ich sagte ihr nett und freundlich, dass ich lediglich das Schreiben am schalter abgeben möchte.
Es war übrigens 16.45 Uhr und es wartete niemand am Schalter. Wäre viel Publikumsverkehr gewesen, dann hätte ich das alles verstanden, aber so konnte ich nicht glauben, was dann geschah:

Nachdem ich eine Kopie des Anschreibens gemacht habe ( für meinen Stempel ), wurde ich unwirsch von der Mitarbeiterin am Schalter darauf aufmerksam gemacht, dass ich am Freitag wiederkommen muss.
Ich sagte der Dame, dass ich doch nur das Schreiben abgeben will und einen Stempel haben möchte.
Das ginge nicht, wenn der Teamleiter das mitbekommt, dann bekäme sie Ärger.

Während dieser Diskussion kam eine Frau herein. Auch sie wurde gefragt und die Dame gab an, sie sei berufstätig. Ohne Murren des Personals durfte sie an den Schalter und ihr Anliegen vortragen. Sie wurde nicht irgendwie kontrolliert, ob das auch soweit stimmt.

Immerhin bekam ich vom Sicherheitspersonal einen Din A4 Umschlag, für mein Schreiben. Etwas laut protestierte ich und regte mich über das absolut unflexible Verhalten auf. Das Schreiben habe ich dann schliesslich in den von mir ungeliebten Briefkasten geworfen. Ob das je bei dem zuständigen Sachbearbeiter ankommt ist ungewiss.

Fakt ist, dass die Sachbearbeiter im Jobcenter vom Prinzip her im Recht sind - keine Frage. Aber wie kann man nur so unflexibel und pedantisch reagieren ? Der Schalter war leer, es war nichts los. Kann man da nicht etwas kulanter sein und sagen "okay, wenn Sie nur ein Schreiben abgeben wollen, dann kommen Sie mal her " ??? Ein lumpiger Stempel, mehr wäre es nicht gewesen.

Es ist genau das, was mich so an dem Behörden-Wahnsinn aufregt. Das ist so typisch Deutsch. Unflexibel bis ins kleinste Detail, nur um dem niederen Kunden mal zu zeigen, wo der Hammer hängt.
Ganz ehrlich…sowas kotzt mich zutiefst an !

Schade, dass dieser Vorfall jetzt nach der Aufzeichnung der Sendung kam, ich hätte es gerne in der Sendung erzählt

Ne Porni, den wahren Grund hast du selbst genannt:

Da liegt der Hund begraben.

Davon ab, klar ärgerlich.

Da gibt es doch den alten Behördendialog : “Nehmen Sie doch Vernunft an.”
Antwort: “Ich darf nichts annehmen”

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Polar, ich gebe Dir nur ungern Recht :stuck_out_tongue_closed_eyes:

Trotzdem -mal etwas mehr Kulanz, etwas mehr Freundlichkeit, das wäre einfach schön. Es muss sich ja nicht jeder so benehmen, wie ich es im „Studio“ mache.
Aber hier kann man erkennen, dass Sitcom und Realität manchmal soweit gar nicht auseinander liegen

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Rein menschlich stimme ich dir natürlich zu, man kann auch mal 5 grade sein lassen, aber objektiv ist das halt problematisch. Wann is es „ok“ wann nicht, wer ist verantwortlich, usw.

Klar unsere Bürokratie und die Vorschriftenreiterei ist oft ägerlich, aber halt dir einfach immer wenn du dich malwieder ärgerst vor Augen wie es wäre wenn wir in Bulgaristan leben würden, wo es sowas nicht gibt bzw. man nur weiterkommt wenn man Bakschisch dabei hat.

Hilft einem in der Situation natürlich nicht, ich weiß. :smiley:

Wenn es dir dann besser geht dann gebe ich dir das Recht zurück bzw. verweigere die Annahme. :stuck_out_tongue:

Haha…Du A…ch, alles klar…so machen wir das :heart_eyes::wink:

Ich glaube nicht, dass die absichtlich Unterlagen verschlampen. Ich war auch mal wie du, weil direkt mein Erstantrag angeblich verschwunden war. Erst wurde ich immer wieder vertröstet, weil ja die 6 Wochen Bearbeitungsfrist nicht rum waren, dann war der Antrag angeblich weg und als ich dort auf der Matte stand, dann waren die, nach 7 Wochen, gerade genau in diesem Moment dabei den zu bearbeiten.

Allerdings hatte ich dann irgendwann auch keinen Bock jedes mal zwei Stunden Fahrzeit (hin und zurück) auf mich zu nehmen, nur um einen Zettel abzugeben. Daher alles per Post verschickt, ohne Nachweis und es kam immer alles an.

Schon länger nicht mehr.
Es gibt da einen zentralen Dienstleister.
Auf dem Kopfbogen steht natürlich das richtige Jobcenter. Aber selber Postlauf gibt es da nicht mehr.
Die Eingangspost wird auch zentral gescannt und dann nur digital den Jobcentern zugestellt.
Das heißt, Briefe die du abgibst um einen Stempel zu erhalten, werden weitergeschickt zum Scannen.

Ist bescheuert. Wird aber gemacht, da alle Jobcenters und KomBas auf E-Akte umstellen.

Da weiß ich nichtmal wovon ihr da redet. Ich habe nie irgendwelche „Stempel“ abgeholt/gebraucht und jede Post immer direkt an meine Sachbearbeiter geschickt und Antworten oder Aufforderungen auch immer (von denen Unterschrieben) direkt bekommen. Ich habe damals z.B. auch Schreiben bekommen wo definitiv personalisierter Text drin war, womit ich meine offensichtlich selbst geschriebener, z.B. eben bei Abgabe des EKS, wenn etwas unklar war kam halt ne Nachfrage.

Das die Sachbearbeiter die Dinge einscannen und anschließend vernichten ist mir bekannt.

Ich weiß nicht gibt es da eventuell von Bundesland zu Bundesland Unterschiede, oder womöglich ist es bei mir einfach schon so lange her das ich die Umstellung nicht mitbekommen habe, wobei mich das schon wundern würde, ich hatte in den letzten 15 Jahren ab und zu mal Phasen wo ich drauf angewiesen war.

Wie soll das funktionieren, wenn die Jobcenter-Post bspw. hier von einem städtisch-lokalen Postunternehmen ausgetragen wird?

Ich muss dir jetzt nicht erklären, wie Deutschlandweiter Postversand geht, oder?
Wenn ich einen Brief an das andere Ende von Deutschland schicke, wird das auch nicht von meinem Lokalen Postboten bis zum Zielort gebracht. Da gibt es Zwischenstationen.

Ohne mich inhaltlich einmischen zu wollen:
Die letzte Meile. Das lokale Postunternehmen bekommt den Brief vom nationalen zur Zustellung auf der letzten Meile. Macht ja keinen Sinn, wenn Boten 4 verschiedener Postausträger zu dir kommen.

Wo ist da der Vorteil fürs Amt? Du meinst also wirklich, dass das Jobcenter Briefe per Deutsche Post an City Post schickt, damit diese die Briefe hier abliefern? Müssten dann nicht neben dem Stempel der City Post auch ein Stempel der Post auf dem Brief sein? :wink:

Ich kenn das nur andersrum, dass bspw. Amazon per Pin AG verschickt und die eine Briefmarke drauf kleben und es dann doch per DP kommt^^

Nein, ich habe keine Ahnung von Amtspost (ich beziehe keine Stellung, wer die Post der Arbeitsagentur verschickt), ich wollte nur darauf hinweisen, dass der Zusteller nicht vom gleichen Unternehmen stammen muss, bei dem aufgegeben wurde.

Wie kommst du darauf? Dein Wiki-Link lässt da auch keine Schlüsse zu und das wäre mir so auch noch nicht untergekommen. Vor allem nicht bei der deutschen Post.

Vor gut 6 Jahren hatte ich in einem Jobcenter Amtshilfe geleistet.

Mein Fazit: Je länger man dabei ist - desto Höher die Wahrscheinlichkeit, dann man mental und sozial abstumpft.
Das meine ich ausdrücklich nicht anklagend: Das bringt der Job leider mit sich.
Ich hatte nur den „Luxus“ jederzeit aussteigen zu können - was ich auch nach 2 1/2 Jahren auch tat.

Ich glaube der Sachbearbeiterin sofort, dass sie Ärger bekommt, wenn sie nicht die Vorgaben nach Schema-F einhält.

Soweit mir bekannt ist kommen die Steuern meistens erst nach den Ausgaben Herr Fachmann :wink:

Was den Hinzuverdienst angeht. Spitze wie du es drauf hast zu beleidigen und gänzlich ohne Argumente auskommst :wink: So als Fachmann.
Wird sicher GAAAAANZ anders sein hunderte und tausende kann man einfach dazu verdienen :slight_smile: Deshalb ist ja auch halb Deutschland Hartzler.
Also das halbe Deutschland das dieses Hartz4 bezahlt und nur unwesentlich mehr verdient als die real 1000-1200 Hartz die man bekommt.
Und da hier ja einige Tiefflieger rumrennen die jetzt schlau feststellen das Hartz „nur“ 450 ist.
450 + ca 500 Whg + Krankenversicherung im Wert von richtig gerechnet 400 Euro + noch einiges sonstiges Gedöns zb Fahrtgeld, Geld für Bewerbungen , Umzüge, teilweise Möbel etc etc.
Aber alleine wenn man es extrem harmlos und klein rechnet. Auf nen 1000er kommt man ganz lässig.
Viel viel viel zu viel eben.
Als ich studiert habe mußte ich von der Hälfte leben und das trotz Arbeit!

Daher kommt im übrigen auch die Gängelung durch die Ämter die tatsächlich unerträglich sind.
Gäbe es die aber nicht (bei der enormen Höhe der Leistungen) dann wäre eben halb Deutschland Hartzler.
Wieso sollte man auch quasi seine ganze Lebenszeit buckeln wenn man nachher nur 5 oder 10% mehr hat als ein Hartzler der eine Stunde die Woche arbeitet und somit auf 1100-1200 Euro im Monat kommt quasi ohne irgendwas zu tun.
Deshalb macht man es ihnen mit Absicht möglichst unbequem um zu verhindern das alle die unter 1500 netto verdienen (was das halbe Land ist) auf die Idee kommen das Hartz eigentlich lustiger ist als jeden morgen um 6 aufstehen und sich von Chef und Kunden rund machen zu lassen.

1000€ bekommt kein Single Hartzer. Bei mir wären es inkl. Miete ~750€ und dazuverdienen könnte ich bis 1000€ Netto bis mir die Leistungen gestrichen werden. Alles über 100€ wird einem mit 80% angerechnet.

Du laberst einfach Stuss und das ist keine Beleidung, sondern eine Tatsache.

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Scheint mir eine laufende BILD-Parole zu sein. Hatte auch eine solche Person im Umfeld, hab’s damals mit einen Aufklärenden Gespräch versucht. Stellte sich leider heraus das die Person sich wirklich in einer Filterblase verfangen hatte und diese Ansichten noch die harmlosen waren. Die hätte auf jede Hoaxilla-Folge Allergisch reagiert.

Traurig wirds erst in ein paar Jahren, wenn die ersten Schreihälse in Rente gehen. Wer nur überdurchschnittlich verdient hat, wird im Seniorenwohnheim dennoch auf Sozialhilfe angewiesen sein. Da Alter und eigene Erfahrungen, im Gegensatz zu romantisieren Klischees, oftmal weder weise noch gutherzig werden lassen ist aber sicher das auch dann noch weiter nach unten getreten wird.

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Mein Gott, die ganzen Behördenhocker, die die Hölle auch noch gutreden, weil sie ggf. selbst dort gearbeitet haben.

Warum sollte man sich freiwillig hinsetzen und auch noch fürs Amt arbeiten, und das ganz ohne Bezahlung? Geht’s noch?

Aber das ist ja nur eins von vielen Beispielen hier, die alles andere als Argumente für die Situation in Behörden sind. Im Gegenteil; aus meiner Sicht bestätigt so etwas nur die Vorurteile gegenüber den Mitarbeitern. Stur, engstirnig und verständnisarm. So kennt man den stereotypischen Behördenmitarbeiter.

Das Highlight ist trotzdem:

Und dann die Ironie Explosion:

Das ist absoluter Schwachsinn. Also, wenn etwas unsicher ist, dann postalisch versendete Briefe. Das haben die DDR Mitarbeiter und auch die Brüder in Polen und der restlichen Sowjetunion gewusst.

Es gibt seit mindestens 25 Jahren Wege, elektronisch etwas absolut sicher zu versenden. „Absolut“ in dem Sinne, dass es nur noch schief gehen kann, wenn eine Seite absichtlich etwas falsch macht oder an einem unsicheren Ort Nachrichten, wie bspw. in Form von E-Mails, verschickt.

Wenn man also sicher sein will, sollte man auf jeden Fall elektronisch Nachrichten versenden und eben nicht per Papier, wo es jeder Hans, jeder Nachbar und jedes Kind lesen kann, indem der Brief entweder zwischendurch abgefangen wird oder notfalls aus dem Briefkasten mit einer Kinderhand oder einer Zange geholt wird…

Zweitens, darf man vollkommen rechtsgültige Verträge, wie bspw. zu Dienstleistungen, 100% online abschließen. Das schließt die Unterschrift usw. ein. Man muss heutzutage gar nichts mehr von dieser Art per Papier machen.

Ob die Rechtslage bei Behörden speziell anders ist, weiss ich nicht. Fakt ist aber, wenn ich einen Vertrag mit einer Firma über 100 Tausende Euro 100% online abschließen darf, gibt es keinen Grund, warum das auch nicht für Behördensachen gelten sollte.

Wenn noch Papier verwendet wird, dann einfach aus „dummen“ Gründen, aber garantiert nicht aus Rechtssicherheits- oder generellen Sicherheitsgründen. Denn mit der richtigen Technologie sind die Übermittlungen von Nachrichten durch ein Netzwerk, meistens das Internet, immer am sichersten und garantiert schonmal eine Million mal sicherer, als ein Fetzen Papier, den jeder Hans einhändig öffnen kann.