In letzter Zeit gab es in den Medien häufig Berichte und Reportagen über die russische Roofer-Szene. Junge Russen, die ihre Langeweile nicht wie sonst ortsüblich in Wodka ertränken, sondern ihr Leben lieber aufs Spiel setzen, indem sie auf Gebäuden und alten Sendemasten herumklettern (und ab und an saust einer kameratauglich in die Tiefe).
Diese Woche nun gab es Dienstag SAT.1 (Akte 2014) und Donnerstag RTL (Nachtjournal) gleich zwei Berichte zu dem Thema, die sagen wir mal, leicht unterschiedliche Ansichten verfolgen.
Akte 2014 hat als Grundtenor: da geht im Moskauer Untergrund irgendwas ganz Schlimmes ab, Leute sterben und vor allem ist Youtube(!) daran schuld. Der Bericht beginnt mit einem Psycho-Experten mit der Aussage, dass GoPro-Kameras [I]“erhebliche Gefahren bergen”[/I]! Echt? Sollte man jetzt auf Helmkameras eine Warnung anbringen [B]“Diese Kamera kann tödlich sein”[/B]? Als nächstes spürt Akte-Reporterin Anna Schultz auf Facebook ein Mitglied der Roofer-Szene in Moskau auf. Große Frage (Dramatikkurve steigt an): [I]“Wird er sich tatsächlich einem Team ausländischer Reporter öffnen?”[/I]. Ähm hallo? Es gibt bereits X Reportagen (Spiegel TV et al.), wo Journalisten Roofer filmten - das ist ja anscheinend auch deren Ziel, Aufmerksamkeit zu ergattern. Nun also fliegt die Akte-Reporterin nach Moskau und (Wahnsinn!) darf Roofer Marik vom Treppenhaus aus filmen ([I]“weiter ist für uns zu gefährlich”[/I]), wie er auf ein Dach kraxelt. Am Ende zeigt man noch ein Filmchen (Quelle Youtube), wie jemand von einem Mast in den Tod stürzt. Da darf man sich auch fragen, ob’s nun für den Zweck unbedingt notwendig war, das zu zeigen. Aber naja. Fazit somehow: Youtube und GoPro killt die Leute.
OK, dachte ich. Ein nicht besonders sinnvoller Akte-Beitrag. Watt solls? Doch lustigerweise zeigte nun RTL wenig später im Nachtjournal einen Film zum selben Thema nur komplett andersrum.
Der RTL-Film zeigt Roofing als coole neue russische Trendsportart mit spektakulären Bildern untermalt mit abenteuerlicher Indiana-Jones-Musik. Und: [I]“Ab mit dem nächsten Wahnsinnsvideo ins Weltweite Netz […] Die Internet-Gemeinde feiert die Roofer […] Higher geht’s nicht.”[/I]. Moderatorin Isabelle Körner beendet den Beitrag mit einem verschmitzten Grinsen: [I]“Da kann man ja wirklich kaum hingucken” /I.
