quasi mal so umgangssprachlich...

Nimm mir die Frage bitte nicht krumm, aber die brennt mir schon auf der Seele, seit ich diesen Satz gehört habe:

Wie kann man bitte sagen, daß es (ich überspitze es etwas): “quasi theoretisch, vielleicht, eventuell, umgangssprachlich ein Krieg sein könnte”??!!

Ich denke, Du weißt, wen ich meine, aber nur für den Fall: Herr zu Guttenberg und inzwischen auch Angie Merkel. Was soll das?! Entweder es ist Krieg oder es ist keiner.

Ich kenne selbst ein paar Leute, die bei der BW sind und eventuell nach Afghanistan müssen. Und ich sage Dir, was die so berichten… Da erzählt einer von einem Oberfeldwebel, den er auf einem Lehrgang kennen lernte und der seit seinem Afghanistaneinsatz dreimal Geburtstag feiert. Einmal mehr, weil er etwa 50 Meter vor einer scharfen Mine halt machte (aus purem Zufall, weil eine Zivilistin, die mitfuhr, eine Notdurft verrichten mußte) und ein anderes Mal, weil er sich mit einigen Hilfswilligen gut verstand, die Ihm eine Warnung über einen geplanten Anschlag zukommen ließen).

Ich habe so die Befürchtung, daß Afghanistan unser Vietnam werden könnte, aber sagt man das der Öffentlichkeit auch so?
NEIN!!
Manchmal habe ich so das Gefühl, daß man mit uns alles machen kann, solange nur Bier und Fußball zur Verfügung stehen…

Das Bundeswehr-Mandate in Afghanistan besagt ja eigentlich sehr eindeutig, das wir nicht im Krieg sind. Wir haben in Afghanistan nur die Aufgabe zur Stabilisierung und Aufbau des Landes beizutragen. Deutschland darf sich, laut Mandat, in Afghanistan auch nur selbst verteidigen.

Das macht das ganze so problematisch, wenn ein Herr Guttenberg von Krieg spricht. Rein rechtlich sind alle Handlungen, die gegen das Bundeswehr-Mandat verstößt, illegal. Darum gab es ja auch den Untersuchungsausschuss zur Aufklärung des Angriffes auf den Tanklaster.

Wenn Guttenberg im Rechtlichen sinne von Krieg spricht, könnte er genau so gut sagen, das Deutschland einen Illegalen , nicht legitimierten Krieg führt.

Meiner Meinung nach haben wir in Afghanistan nichts vorlehren. Aber wenn Soldaten freiwillig da hingehen müssen Sie damit rechnen abgeknallt zu werden. Ich habe kein Mitleid mit Soldaten, solange sie nicht bei dem versuch sterben Unsere Freiheit zu verteidigen. Und egal was Politiker sagen, das machen Sie in Afghanistan definitiv nicht.

Das Problem dieser Diskussion ist einfach, dass die meisten nicht ausreichend zwischen verschiedenen Zuständen differenzieren können. So gibt es vor einem Krieg (einer organisierten und systematischen gewaltsamen Austragung eines Konflikts beider Seiten) die Zustände einer Krise und eines Konflikts.
Wobei der Konflikt erhärtete Positionsdifferenzen beschreibt, ist bei einer Krise schon von einseitiger, vereinzelter oder systematisch organisierter Gewalt auszugehen. Dadurch ist meines Erachtens nach im Fall Afghanistan eindeutig von einer Krise - und nicht von einem Krieg - auszugehen.

Das Empfinden die meisten Bürger natürlich anders, angesichts der zahlreichen toten und häufigen Anschläge/Angriffe auf deutsche Soldaten.

@spectre
Natürlich ist es ein Krieg ,(auch wenn Soldaten sich “nur” verteidigen), so sind sie doch gewaltsam in ein anderes Land eingedrungen.

Den Krieg interessieren keine Mandate oder gar eine Definition von Krieg. Außerdem haben die neuesten Forderungen der Oberbefehlshaber ja indirekt gezeigt das es Krieg ist, da sie schwere Waffen und Ausrüstungen gefordert haben, ähh haben sie die etwa für den Frieden angefordert?

Ach so ist das. Und ich dachte die Bundeswehr wäre dort um die afghanische Regierung zu unterstützen.

Den Krieg interessieren vielleicht keine Mandate oder Definitionen, weil er keiner ist. Irgendwie schon eine komische Aussage. Aber worum ging es denn hier in diesem Thread? Eigentlich nur darum, dass man „umgangsprachlich“ von Krieg redet. Da müssen schon klare Definitionen her.
Wie nun die Forderung nach schweren Waffen und Ausrüstungen die Sache plötzlich zu einem Krieg macht, erklärt sich mir nicht so ganz. Die offensiven Handlungen bleiben damit immernoch einseitig. Man braucht offenbar nur bessere Verteidigungsmöglichkeiten und hat die Situation vorerst unterschätzt.

Dachte ich auch… Zivilschutz, Ausbildung der dortigen Armee-/ Polizei… solche Sachen.

Das Motto der Merkelschen Gegenaufklärung lautet “Stell Dir vor, es ist kein Krieg, aber jeder geht hin.”

Nun das Problem das man nicht zugeben will das man im Krieg steckt. Sondern man darf es nicht. Laut Grundgesetz ist es der BRD untersagt einen Angriffskrieg zu führen. Daher auch stets diese schwammigen Formulierungen.
Das man die afghanische Regierung stüzen muss ist ja verständlich. Aber das Problem ist das es sich hier zu einem Zustand entwickelt hat bei dem die afghanische Regierung mit der ISAF steht. Natürlich kann man so etwas nicht über Nacht aufbauen. Aber es ist noch immer nicht möglich umzudrehen und zu sagen das man die Truppen abzieht. Weil nähmlich dann sofort Karzai mit samt seiner Regierung stürzt.
Zusätzlich wurden die Deutschen jahrzehntelang so erzogen das man den Krieg als solches strikt ablehnt. (was ja keine schlechte Sache ist)
Nun hat man sich aber in einen Krieg begeben und nun das Problem wie man das der Bevölkerung schmackhaft machen kann.
Und nur mit der Möglichkeit sich selbst zu verteidigen kann nicht allzuviel ausrichten.

Vielleicht will man ja nur die Taktik im Friedenseinsatz ändern, getreu dem Motto “Angriff ist die beste Verteidigung”.

So sehr lehnen wir krieg doch gar nicht ab… zumindest in den Terrordingen. Immer mehr werden Stimmen laut, vor allem von denen, die sich jeden Tag von RTL das Hirn verballern lassen, dass man die doch einfach wegbomben soll.

Ja, ich denke auch, daß das so das Problem ist.

Wir wollten nicht in einen Krieg ziehen und dürfen es gemäß GG auch nicht, aber das ist immer eine beidseitige Sache. Tatsache ist, daß wir da nicht hin wollten (zumindest der Durchschnittsbürger), aber hineingezogen wurden von Leuten, die einfach nur Ihr Ding durchziehen wollten (siehe auch G.W. Bush).

Man denke da nur daran, daß zwar eine “relativ stabile” demokratische Regierung etabliert wurde, aber im Nachhinein von US-Seite Warlords mit ans Ruder gebracht wurden, sodass der ganze Mist grade wieder von vorne anfängt. Die Regierung stand da und war vor den Kopf gestoßen, weil es denen, die anfangs so groß “Demokratie” schrien, egal war, ob sie diese untergraben, solange sie nur Ihren Kram machen konnten, sprich die Jagd nach Terroristen.

Ich habe Mitleid mit den Soldaten, die hin gehen und dort Ihr Bestes tun oder bei dem Versuch umkommen, weil man hier nicht in der Lage ist, das alles zu einem Abschlus, sprich einem Abzug zu bringen. Es ist nicht deren Schuld.
Wären das nur irgendwelche kriegsgeilen Adrenalinjunkies, würde ich der Mitleidlosigkeit zustimmen, aber so, wie es ist, kann ich das nicht.

Das ist das Problem, dass die Soldaten oft als schießwütige Krieger betitelt werden. Aber das sind sie ganz und gar nicht. Es mag paradox klingen, aber sie kämpfen für den Frieden. Sie kämpfen dafür, dass wir als ihre Väter, Mütter, Geschwister, Freunde, Nachbarn irgendwann ohne Angst vor Terror leben können. DAFÜR riskieren sie ihr Leben, unabhängig davon welche politischen Fehden darüber ausgetragen werden. Das sollte den Menschen endlich bewusst werden.

irgendwann ohne Angst vor Terror leben können.

Gab’s Zuckerguss im Sonderangebot?
Das ist nicht so polemisch gemeint, wie es klingt. Ich denke nur, dass der Glaube an eine Welt ohne Terror einer Welt ohne Krieg nicht viel nachsteht. Und eine Welt ohne Krieg wird es nie geben - höchstens einen Zustand, in dem jeder aus Angst vor der drohenden, weil wahrscheinlichen, endgültigen Vernichtung der gesamten Menschheit als Folge einer Kettenreaktion nuklearer Angriffe sämtliche kriegerischen Handlungen unterlässt. Aber das ist kein Zustand, der wünschenswert wäre.
Es gibt immer Andersdenkende und Andersgläubige. Und wo Menschen anders denken, entstehen Konflikte. Die Möglichkeiten, diese gewaltfrei auszutragen, sind so alt wie die Möglichkeiten, Gewalt auszuüben. Warum sollte man sich also jetzt in einem Zeitalter, in dem man dem Feind nicht einmal mehr in’s Gesicht sehen muss wenn man ihn tötet, plötzlich dazu übergehen, auf Krieg zu verzichten? Dazu müsste man schon sämtliche Waffen vernichten - und selbst dann würde man mit Steinen werfen. Es wird nie einer komplett abrüsten, da alle „Zur Sicherung ihres Staates“ Waffen in der Hinterhand behalten wollen - siehe Sarkozy. Wie man auf den Gedanken kommt, dass Waffen, deren Einsatz sich schon von selbst verbietet (Atomwaffen), in irgendeiner Form der Abschreckung dienen, ist mir unverständlich.

Von daher… es ist ja nett, dass die Menschen da unten für den Frieden und gegen den Terror kämpfen. Aber vielleicht sollten sie das Märchenbuch einmal weglegen und darüber nachdenken, dass der Terror selbst dann nicht aufhört, wenn sie die gesamte Al-Qaida vernichten. Selbst wenn sie in jedem Land der Welt alle auch nur im geringsten terrorverdächtigen Organisationen beseitigen, indem sie „Frieden in ihr Land bringen“, wird sich naturgemäß schon alleine gegen diese gewaltsame Friedensbringerei Widerstand regen, der zu neuem Terror führt.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich sage nicht, dass Soldaten dumm oder schießwütig sind. Ich denke nur, dass man ab einem bestimmten Alter aufhören sollte, an Märchen zu glauben, und einsehen muss, dass es niemals den „totalen Frieden“ geben wird.

/e: Weil’s eigentlich ganz passend ist: Die Regierung von Obama bezieht sich in ihrem Krieg auf einige Gesichtspunkte, die sie von der Ideologie des Bush abgrenzen sollen:

[ul][li]die Anschläge vom 11. September 2001 seien ein kriegerischer Akt gewesen,[/][/li]> [li]die Terroristen seien unmenschliche Barbaren, die es verdient hätten, von der zivilisierten Gesellschaft ausgerottet zu werden,[/][/li]> [li]die Bedrohung durch den Terrorismus sei katastrophal und es sei nur rational, hierauf mit aller verfügbaren militärischen Macht zu antworten,[/][/li]> [li]der US-amerikanisch geführte „Krieg gegen den Terrorismus“ sei per Definition ein guter und gerechter Krieg.[/][/ul][/li]
Sei mal ehrlich: Ersetze „Terroristen“ durch „Ungläubige“ und du wüsstest nicht mehr, wer nun eigentlich diesen Text in welchem Kontext und zu welchem Zweck geschrieben hat. Liest sich wie eine Propagandabroschüre der Al-Qaida… vor allem der letzte Satz kommt einem in anderem Kontext doch arg bekannt vor: der „Heilige Krieg“ ist laut Definition auch ein guter und gerechter…

Krieg gegen den Terrorismus

Diese Wörter muss man mal auf sich wirken lassen. Wer hat sich das eig. ausgedacht? George W. Bush?

Wer sonst :roll:

Zitat aus Wiki:

Der Krieg gegen den Terror (engl. „War on Terror“) oder Krieg gegen den Terrorismus (engl. „War on Terrorism“ bzw. „Global War On Terrorism“, GWOT) ist ein vor allem von der ehemaligen US-Regierung unter George W. Bush verbreitetes politisches Schlagwort, das eine Bandbreite politischer, militärischer und juristischer Schritte gegen den als Problem identifizierten internationalen Terrorismus zusammenfasst. Ende März 2009 kündigte US-Außenministerin Hillary Clinton an, dass die US-Regierung den Begriff nicht mehr verwenden werde

Ich habe so die Befürchtung, daß Afghanistan unser Vietnam werden könnte, aber sagt man das der Öffentlichkeit auch so?

what? Und auf welcher Seite siehst du uns in diesem Vietnam, denn ich versteh nicht so recht, was du damit meinst…

Ha, die SPD, Die Linke und Die Grünen haben wohl hier mitgelesen und wollen nun, das über ein neues Bundeswehr-Mandate abgestimmt wird. Das wäre dann das Fünfte :lol:

alaster: Ich bin mir durchaus bewußt, dass es eine Welt ohne Krieg nicht geben wird. Dazu ist der Mensch zu sehr von sich überzeugt und selbstverliebt.
Allerdings achte und respektiere ich diejenigen, die sich trotzdem dafür einsetzen. Würden sie es nicht tun, wie sähe es dann hier aus? :wink:

Merit-Seto: Achten und schätzen kann ich so etwas nicht unbedingt. Obwohl das “ferveur” beachtenswert ist, mit der sie sich und ihr Leben dafür einsetzen - das muss ich zugeben. Ok, dummerweise trifft das auch schon wieder auf Terroristen zu… wie dem auch sei…

ich weiß nicht, wie es aussähe, würden sie es nicht machen. Vielleicht würde ich dann jetzt rauchend auf einer Wiese liegen, 5 nackte Blumenmädchen um mich herum tanzen lassen, eine Flasche Vintage-Port in der Hand halten und fleißig Wolken zählen… seufz

guttenberg meinte wohl, dass es fuer die afghanen ein krieg ist. naemlich ein buergerkrieg. das waere dann sogar richtig, aber ein konventioneller krieg fuer uns ist das auf gar keinen fall. wer selbst sehen will, was fuer welten zwischen einem krieg und dem “unserem”(d.h. fuer die koalition, nicht die afghanen) bewaffneten konflikt in afghanistan sind, kann doch mal die alten wochenschau newsreels auf youtube mit material auf liveleak vergleichen.
ich hoffe guttenberg’s aeusserung bedeutet, dass die regierung nun eine strategie fuer den einsatz hat. die idee den kampf zu den extremisten zu tragen und ihn auf deren gebiet, statt bei uns daheim, auszufechten war richtig. aber so wie das umgesetzt wurde, haette man es bei der initialen bombardierung durch die usaf belassen koennen und die northern alliance wuerde, so wie jetzt ja auch, den rest selbst erledigen.