Pseudodokus im Fernsehen

Also diese ganzen Pseudodokus im Fernsehen machen mich fertig. Ich bin Student auf Lehramt und studiere Geschichte, Geo und Physik und muss immer wieder mich wundern wie diese Dokus geglaubt werden.

Häufig zum Thema Crime und Sex oder Christentum. Alle möglichen Mythen wurden schon bearbeitet, der ganze Kram von Den Brown, die Päpstin bei Galileo (gut eine Stunde Daten über die Päpstin, und am Ende steht im Abspann nichts ist gesichert), die ganzen Hitlerdokus auf NTV Hitlers Frauen, war Hitler schwul, wie krank war Hitler und ähnliches. Informationen 0 eine historische Gala Zeitung.

Selbst auf den ÖR laufen Dokus die sich mit der unseriösität mit Zeitgeist und ähnlichen Filmen messen können.

Ein Postiv beispiel finde ich ist "Kubrick, Nixon und der Mann im Mond"
Handelt davon das Kubrick die Mond Landung gedreht hat.


diese "Doku"ist echt Gut und die besetzung gibt sich richtig viel Mühe alles Echt wirken zu lassen.
besonders eine szene ist hängengeblieben bei Mir,
[spoiler]Die Tatsache, dass einer der Interviewten (Vernon Walters) kurz nach dem Interview starb, wird als Beweis für eine Vertuschung dargestellt.[/spoiler]

Aber sowas meinst du nicht oder?

Mockumentary. Wieder ein neues Wort gelernt. Ich frage mich ja, was Verschwörungstheoretiker davon halten. Die „Doku“ muss ich mir unbedingt mal anschauen. Exfernsehe Zoki meint aber wohl tatsächlich was anderes. :smiley:

“Kubrick, Nixon und der Mann im Mond” ist ja eine Mockumentary!
Ich denke er bezieht sich auf diese Hitler-Dokus (Hitlers Helfer, Hitlers Frauen…) und noch einiges mehr. Diese Art von Dokumentationen sind einzig nur zum totschlagen von Sendezeit da, denn Informationen welche einen Nutzen haben, gibt es in diesen Produktionen nicht.
Es gibt aber einen Aufwärtstrend und das Publikum scheint einfach nicht mehr zu hinterfragen. Es wird für bare Münze genommen weil solche Dokus ja mit Ernst daherkommen.
Es wird halt geglaubt, weil es im TV als Dokumentation gezeigt wird.
Schade um die ordentlich recherchierten Dokus bei denen man auch was lernt und im Abspann keine Info stehen muß, daß die gerade gezeigten Informationen ja im Grunde nichts wert sind!

Warum sollen Hitler-Dokus wie “Hitlers Helfer”, “Hitlers Frauen” etc. keinen Wert haben?
Für Leute, die sich für diese Epoche interessieren, haben sie s teilweise sehr wohl.
Denn so manches was da geschildert wird wusste man bisher vielleicht noch nicht.

Ich habe mir gerade 15 Minuten lang “Hitlers Frauen - Eva Braun. Die Freundin” angesehen. Mehr habe ich nicht geschafft.
Das ist nichts als Schrott!

Ich habe mal versucht, zu beschreiben, was man sieht und hört:

Dramatische Musik, schneller Wechsel der Filmszenen, die Flammen scheinen das Bild von Hitler, wie er einer Frau die Hand küsst, zu verbrennen. Es erscheint der Schriftzug Hitlers Frauen, danach weitere Bilder von Flammen umhüllt. Die Folge „Eva Braun – Die Freundin“ hat begonnen.

Traudl Junge, Hitler Sekretärin, sitzt vor schwarzem Hintergrund. Das Interview ist so geschnitten, als wäre es eine Kurzgeschichte – Einstieg mitten in ihrer Aussage. Traudl Junge kommt nur wenige Sätze weit, dann ergänzt der Off-Sprecher fließend ihre Sätze. Als Bilder werden zerstörte Innenräume gezeigt. Und dann, ebenso plötzlich erscheint Rochus Misch. Die Bildunterschrift verrät, es ist Hitlers Telefonist, so die Bildunterschrift. Weitere Bilder, vermutlich eine Bunkeranlage. Der Sprecher sagt, dass Eva Braun auf ihre Lieblingsmusik bestanden hat, eine alte Musikaufnahme ertönt zeitgleich. Weiter wird über den Verschreiber von Eva Braun berichtet, die in alter Gewohnheit auf der Heiratsurkunde mit „Braun“ unterschreiben wollte, jedoch mit dem B abbrach und stattdessen nun Hitler als Nachname hin schrieb. Der Ehering sei zunächst zu groß, berichtet der Erzähler. Und nun, neuer Interviewpartner, Gertraud Weisker, Cousine von Eva Braun. Sie scheint zu wissen, warum Hitler am Ende doch Eva Braun geheiratet hat: Denn Hitlers Braut, Deutschland, war nicht mehr.
Neuer Ort: 5. Mai 1945, Obersalzberg: Von hier aus soll der Führer Krieg und Massenmord befohlen haben, in 5 km Bunkerlänge. „Spurensuche. Der GI weiß nicht, dass er Eva Brauns Bunkerräume betritt.“ Man sieht ein GI, der einen Raum betritt. Wir sind in Minute 3 der Folge!

Im weiteren Verlauf sehe ich noch unzählige andere Interviewpartner, noch 7 Stück in den ersten 15 Minuten.
Keiner darf mehr als wenige Sätze hintereinander berichten. Dann greift der Offsprecher ein, ergänzt immer wieder die Sätze und man 15 bis 20 Sekunden zeigt man irgendwelche neuen Orte oder Personen.

Scheinbar gibt es ein Tagebuch von Eva Braun. Interessantes Quellenmaterial, wenn man sich schon mit Eva Braun beschäftigen möchte. Aber auch hier werden nur kürzeste Sätze, und das auch nur selten, raus zitiert.

Ich lerne in diesen 15 Minuten nichts. Man beschäftigt sich nicht mit den Quellen, man erklärt sie nicht, man lässt diese, eh schon etwas komischen, Zeitzeugen ein Satz gerade mal immer aufsagen. Das ist keine Oral History, sondern Instrumentalisierung von Zeitzeugen, um eine dramatische Sendung zu machen. Man hört nicht einmal die Fragen, auf die die Zeitzeugen scheinbar im Studio antworten.
Man setzt massiv auf visuelle Effekte, man mischt nachgestellte Szenen und alte Filmaufnahmen. Ob die Filmaufnahmen überhaupt das zeigen, was der Sprecher suggeriert, ist immer wieder im Zweifel, und man benutzt sogar Filmeffekte wie Zeitlupe und Zeitraffer und unterstützt die Szenen massiv mit Musik.

Ausführliche Analyse von Eva Brauns Persönlichkeit ist Fehlanzeige. Man hat eine einfache Antwort: Eva Braun ist Hitler erlegen, leidet unter den Trennungen von Hitler und dessen Streben nach Distanz. Toll, ich bin beeindruckt. Für diese Dokumentation braucht man auf jeden Fall keinen Historiker, sondern Hollywood-Regisseure. (Wobei ich da so einigen Regisseuren unrecht tue, die bringen deutlich bessere Filme.)
Suggestionen, Improvisationen und Emotionen und nicht Geschichte wird mit solchen Sendungen vermittelt. Ginge es letztlich hier nicht um relative Banalitäten (Hitlers Frauen) und eine Zeit, in der aktuell die Deutung recht klar ist, müsste man hier massive Geschichtsverfälschung vermuten. Gerade jedoch bei Hitlers Verhalten und einer Interpretation dessen sollte man sehr deutlich sagen, wie man auf sie kommt, aber das tut man nicht. Man stellt sie einfach in den Raum, im besten Falle weil ein Zeitzeuge es halt so gesagt hat.

Der Wikipediaartikel, obwohl er scheinbar zu den schlechteren Artikeln auf der Wikipedia gehört und kaum Belege besitzt, erscheint mir eindeutig die bessere Informationsquelle zu sein.

Edit: Noch zwei Sachen sind mir aufgefallen: Zum einen scheint man besonders gerne Eva Braun in Bikini abzubilden. Auch bei einer Bronzestatue, die angeblich Eva Brauns nackten Körper darstellen soll, konzentriert man sich bei der Kameraarbeit auf Brüste und Po. Zum anderen hat der Offsprecher Vorlieben für knappe Pseudosätze wie “Vernichtungskrieg im Osten. Hitlers Armee …”, wenn ein neuer Abschnitt begonnen wird.

Edit2: Man zitiert zum Ende der Folge doch noch einmal einen “Historiker”: "Eva Braun sei eine Enttäuschung der Geschichte. Weder hat sie Einfluss auf Hitlers Politik gehabt, noch hat sie es versucht. Doch war sie immer Bestandteil seiner privaten Welt, die er als seine Zuflucht brauchte, um das Grauen umso unbeirrter zu verfolgen."
Optimaler Satz, für die Einleitung eines Essays, den man als Aufhänger einer Fragestellung hätte benutzen können. Aber bei Guidos Knopp Hitlerorgien ist so ein Satz einfach der Abschluss einer Folge.

Weil in diesen Dokus bestenfalls spekuliert wird. Da kann man nichts lernen. :smt021

Ich sag immer: „Wenn nichts mehr geht; Hitler geht immer!“ Was Sendezeitfüllung angeht.