In letzter Zeit habe ich mich etwas mit Medienkritik beschäftigt; nicht mit irgendwelchen obskuren Verschwörungstheoretikern, sondern seriösen Quellen (wie etwa Stefan Niggemeier).
Mein Eindruck ist inzwischen, dass die Berichterstattung und Kommentierung selbst bei sog. “Qualitätsmedien” bei einigen Themen so einseitig und verzerrend ist, wie man das eigentlich nur in einer Diktatur erwarten würde. Natürlich gibt es immer wieder löbliche Ausnahmen, aber die gehen im großen Strom weitgehend unter.
Es scheint beispielsweise richtig zu sein, was Stefan Winterbauer zur Griechenlandberichterstattung sagt:
[I]“Die besten Analysen zum Thema Griechenland finden sich hierzulande bezeichnenderweise oft in Blogs. Wer sich auf etablierte Medien verlässt, steht am Ende erschreckend einseitig informiert da.” [/I]
Weder das Thema “Ukraine” noch das Thema “Griechenland” sollen hier weiter diskutiert werden - das wären Themen für sich. Ich möchte nur einige ganz wenige ausgewählte Beispiele für das groteske Versagen der Medien geben, die wirklich nur die oberste Spitze des Eisberges aufzeigen:
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Stefan Niggemeier weist auf die Verbreitung falscher bzw. grob irreführender Daten zum Renteneintrittsalter im Hinblick auf die Griechenlandkrise hin und darauf, wie solche Fehler nicht einmal korrigiert werden (einige Medien haben das aufgenommen bzw. das dann auch getan):
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/21319/das-griechische-renteneintrittsalter-liegt-nicht-bei-56-jahren/ -
Viele Medien - darunter auch ARD und ZDF - stellen die Äußerungen des griechischen Finanzministers in einer grob entstellten und irreführenden Weise dar.
Der Wirtschaftswissenschaftler Norbert Häring (den Holger in Folge 159 FK-TV interviewt hat) prangert das an:
http://norberthaering.de/de/27-german/news/284-ard-zdf#weiterlesen
Ebenfalls hat sich die “Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien e.v.” dies kritisiert - man sehe sich auch die unglaublich schwache Antwort des ZDF und die Gegenantwort der Publikumskonferenz an:
https://publikumskonferenz.de/forum/viewtopic.php?f=30&t=505
Eine ähnliche grobe Irreführung speziell im Fall des griechischen Finanzministers hatte es bereits früher gegeben:
https://publikumskonferenz.de/forum/viewtopic.php?f=30&t=411 -
Als ein Beispiel für die Ukraine-Berichterstattung mag dies hier genügen,wo die Tatsachen werden dort in einer derartig böswilligen Weise verdreht werden, dass ein völlig falscher Eindruck entstehen muss, wer im konkreten Fall eigentlich der “Aggressor” ist bzw. von wer hier die Gewalt ausübte, deren Opfer gezeigt wurden.
https://publikumskonferenz.de/forum/viewtopic.php?f=46&t=419
Wie gesagt: Man könnte im Kleinen wie im Großen unendlich fortfahren. Aufschlussreich sind beispielsweise die von der “Ständigen Publikumskonferenz” dokumentierten Beschwerden, weil man da sehen kann, was der kritisierte Sender antwortet - und in vielen Fällen ist das nicht einmal mehr “erbärmlich”. (Natürlich, in manchen Fällen kann man etwas auch so oder so bewerten, oder es handelt sich um relative kleinigkeiten, aber oft ist doch die Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen eindeutig grob tendenziös oder gar inbösartiger Weise irreführend.)
Es geht mir hier überhaupt nicht darum, ob man beispielsweise die griechische, deutsche, ukrainische oder russische Regierung mag oder nicht - es geht mir einfach um eine einigermaßen akkurate Berichterstattung. Und die findet bei bestimmten Themen offenbar kaum noch statt. Es scheint eine Art der Einseitigkeit und Manipulation zu herrschen, die in ihrem Ausmaß und Umfang in einer Demokratie eigentlich undenkbar scheint. Es ist offenbar das wahr, was Jakob Augstein im Zusammenhang mit der Ukraine-Berichterstattung in einem Interview wie folgt formulierte:
[I]“Und da betreiben wir natürlich genauso Propaganda wie die Russen. Und der Unterschied sozusagen zu Russland ist: Wir können hier darüber reden und uns das klarmachen. Ich hab nur manchmal das Problem, dass wir zwar darüber reden und das klarmachen, aber es geht immer so weiter…Es gibt kein Meinungskartell in dem Sinne, dass Leute gesteuert oder gezielt das Gleiche sagen…die treffen sich auch nicht im Geheimen…, sondern es ist fast noch schlimmer: Die sind der Überzeugung, dass das stimmt, und sie unterwerfen sich und ihre Redaktion einem bestimmten Mainstream-Denken.” [/I]
Wie ist das zu erklären? Wie kann ein so katastrophales Vergsagen der Medien verstanden werden? Und fällt das anderen Teilnehmern, die sich mit medienkritischen Analysen beschäftigen, auch auf?