(„… wenn ich so bin, muss der andere auch so sein …“)
So war das auch nicht gemeint. Eher das Denkschema „Wenn der andere so sein soll, muss ich mir nicht dieselbe Mühe geben“.
Weiterverfolgt kann man jetzt mutmaßen, das der Mann, aufgrund der Projektion des Verhaltens zweier unabhängiger Frauen nun sich generell jeder Beziehung enthält, weil Frauen …„generell Fremdgeherinnen sind“.
Es gibt unterschiedliche Arten von Projektion. Du beziehst dich in diesem Fall auf die Projektion von einer Frau auf die andere. Ich beziehe mich auf die Projektion von sich selbst auf andere.
Hier z.B. dass der Mann von der Frau Monogamie erwartet, während er selbst sich das Recht heraus nimmt, mit mehreren Frauen zu schlafen. Hier wird nicht von einer zweiten Person auf eine dritte projiziert, sondern von der ersten auf die zweite.
Das was Du mit Deinem Anfangspost meinst, das ein Politiker (z.B.) der Gruppe bestimmte Moralvorstellungen aufpfropfen will, das ist nicht Projektion, sondern Demagogie
Das meine ich aber nicht. Mit Moralvorstellungen zu schleimen ist eine Sache, gegen die eigens propagierten zu verstoßen eine völlig andere(Doppelmoral und Projektion des eigenen Verhaltens auf die Leute, die mit der propagierten Moralvorstellung angeklagt werden).
Der Vater, der seine Umgangsformen aus der Firma (Verhalten ggü. dem Chef und Übergabe dieser Werte an das Kind im Verhalten zu Tante) auf seinen Sohn überträgt projiziert auch nicht, da es sich hier um die Vermittlung von Werten in der Erziehung handelt.
Auch das hab ich erstens nicht so gemeint, zweitens schließt Erziehung eine Doppelmoral nicht aus.
Die Schägstriche sollten auf zwei verschiedene Fälle hinweisen, nicht darauf, dass der Chef auch Vater des angestellten Sohns ist. Im einen Fall meckert der Chef, dass die Angestellten nicht meckern sollen, im anderen brüllt der Vater, dass der Sohn nicht brüllen soll.
Das hat für mich so wenig mit Erziehung zu tun und klappt sowieso nicht. Wer nicht mal das Zeug dazu hat, nach seinen eigenen Moralvorstellungen zu handeln, kann diese auch nicht vermitteln. Labern kann man viel. Wieso sollte das Kind auch nur irgendwas davon als Wert erkennen, wenn niemand sonst so handelt, im diesen Wert also gar nicht zeigt?
Natürlich handelt es sich in beiden Fällen um eine (versuchte) Konditionierung. Aber eben unter Einsatz einer handfesten Projektion.
Was würdest du sagen, wenn dich ein Unbekannter dazu konditionieren wollte, beispielsweise Müll von der Straße aufzuheben und du ihn dabei ertappst, wie er ne Flasche auf den Boden knallt und von Dannen zieht? Super Erziehung/Konditionierung, oder? Was für ein respektvolles und verantwortungsbewusstes Wesen…
Und was für ein Glück, dass du die Gelegenheit hattest, von ihm zu lernen(?)…
Siehst du nicht, dass er dich als sein "Lern"objekt missbraucht hat, indem er seine eigene Verhaltensweise bei dir energisch erkannte und verteufelte und dabei nicht mal einen Lernerfolg verbuchen kann?
Nebenbei ist das eine der schlimmsten Arten, seinen Disrespekt (nicht Respekt!) zu vermitteln.
Wer einen anderen Menschen aufrichtig respektiert, wird ihn nie derart missbrauchen, dass er für die eigenen Fehler herhalten muss.