Diskussion über den Blog-Artikel: Programmhinweis
<ul> Das Ernste; 20. Dezember; 0:00 Uhr; ARD[/list]
Wahre Geschichte. Echt jetzt. Ohne Scheiß!
Es begab sich in den tristen Tagen des November 2011, dass die Gremiengremlins der ARD mit Blick auf ihr Programmschema erschrocken feststellten, das Erste verfüge trotz bewährter Satireformate wie Report aus München, Beckmann und Das Wort zum Sonntag über ein veritables Humordefizit.
Ohne die Frisur von Tom Buhrow hätte es auf dem Kanal gar nichts mehr zum Lachen gegeben.
Da traf es sich gut, dass ungefähr zur gleichen Zeit die Zukunft des Parodistenstadls Switch reloaded bei Pro7 nach dem begleiteten Suizid der Produktionsfirma Hurricane ungewiss erschien.
Also bebaggerte das öffentlich-rechtliche Staublungenfernsehen die Switch-Darsteller Max Giermann, Martina Hill und Martin Klempnow, ihre Possen fortan beim Kaffeekranz der Muhme ARD zu treiben. Doch die dachten gar nicht dran.Der weiße Ritter Eyeworks kam des Weges, spannte seinen Wohlfühl-Rettungsschirm, und versprach dem Max, der Tina und dem Martin eine weitere Staffel am Partystrand von Unterföhring.
Tja, wat nu? Die Gremlins waren ratlos. Nach dem Aus für Waldis WM-Club war ihr Humordefizit sogar noch weiter angewachsen, verbilligte Witzkredite der KfW wurden nicht bewilligt und bei Günter Willumeit ging immer nur die Mailbox ran.
Da meldete sich in der Schaltkonferenz der Intendanten plötzlich vom Katzentisch ein zartes Rehlein zu Wort. Die fesche Daggi Reim (“arm aber sexy”) meldete nassforsche Ansprüche für ihren Rumpelsender RBB an: “Na, denn machen wer unser Switch eben selba, wa? Allet so wie bei Pro7, nur in schlecht. Mer sind als Berliner unserm Ruf schließlisch wat schuldisch, oder wie?”
Gesagt, getan! Ein Dutzend hochdotierter Autoren beugte sich wochenlang über alte Switch-Drehbücher und strich in akribischer Handarbeit jeglichen Charme, Witz und Esprit heraus. Um sicher zu stellen, dass talentbeflissene Darsteller nicht heimlich Pointen in die Produktion schmuggeln, wurde bei der Besetzung auf nachgewiesene Unlustigkeit aller Beteiligten gesteigerten Wert gelegt.
Dafür bürgt allein schon der Name des Aushängeschilds Florian Schröder, der seinen kreativen Höhepunkt 1993 erreichte, als er mit einer bierzeltigen Helmut Kohl-Parodie in der Sendung Schmidteinander stehende Ovulationen von Oma Scharif erntete. Seitdem ging’s mit ihm steil bergab.
Einen abgeschmackten Vorgeschmack auf Das Ernste bietet die ARD-Mediathek an dieser Stelle.
Hömma gut zu, ARD! Das ist ja alles lieb gemeint. Ihr habt Euch zweifellos Mühe gegeben - wie ein Kind, das seiner Mutter zum Geburtstag eine windschiefe, fünfeckige Vase töpfert, die im Boden ein Loch hat. Man muss bei einer fairen Beurteilung Eure Fähigkeiten in die Wertung einfließen lassen. Wir wissen alle, Ihr seid nicht die Hellsten, aber …
Um wenigstens den Anschein zu wahren, es handele sich um eine ernstzunehmende Satire, hättet Ihr im Namen der Semiauthentizität nicht für die Rolle des Tagesschau-Sprechers statt des ausgestopften Jo Brauner, der sich seit acht Jahren im Ruhestand befindet, Jens Riewa engagieren können? Der macht doch sonst jeden Quark mit.
Und warum sieht Peer Steinbrück bei Euch aus wie Volker Kauder (und Günter Jauch wie Martin Hohmann?), wenn Ihr mehrere Milliarden Euro pro Jahr für fähige Maskenbildner zur freien Verfügung habt?
Weil Weihnachten das Fest der Liebe ist, möchte ich mich ungeachtet aller Enttäuschung versöhnlich zeigen und Dir, meinem allerliebsten Pay-TV von Herzen danken, dass Matze Knop nicht zum Cast der Sendung gehört. Danke dafür!
Somit schließe ich mit dem eingangs versprochenen Programmhinweis für Donnerstagabend um Mitternacht: Das ZDF zeigt ab 23:00 Uhr Ronin. Das ist ein guter Film. Da machen Sie nichts falsch.
Frohes Fest, Possums!