Moin Fernsehkritiker!
Ich habe mal einen kleinen Themenvorschlag für dich.
Der ProSieben Tolerance Day - genauer gesagt um den großen Toleranztest 2012, der heute von 19 bis 20:25 lief.
Die Idee mag gut sein, die Umsetzung ist aber höchst intolerant!
Grund? Nun, die “Protagonisten” werden so zur Schau gestellt, dass sie als lächerlich darstehen.
Zwar mag die vegane Familie zum Lachen überzeugen (Teddybären werden “verabscheut”, da Tiere “missbraucht” werden), ein komplett anderer Mensch wird jedoch so weit heruntergezogen (teilweise durch verbale Tricks), dass der ein oder andere Person, die leider nicht weiter denken kann, durchaus zum Auslachen anregt … falls nicht beabsichtigt.
Es bezieht sich vor allem auf eine Person, deren größtes Hobby (man könnte fast sagen: Lebenseinstellung) Wolkenkratzer sind.
Gut, dass er ein Modell des WTC sehr lannge und “besinnlich” anfasst mag im ersten Moment komisch anmuten, ist jedoch nicht weiter schlimm, meine ich.
Gerade die Fragen des “Moderators” sind nicht wirklich von Toleranz oder Weitsicht gerühmt.
So fragt er, ob denn auch, wie in einer Beziehung zwischen Mann und Frau, ein physisches Miteinander zwischen der Person und dem Wolkenkratzermodell gäbe. Ob Sexualität eine Rolle spiele.
Der Protagonist wollte gerade einen Satz beginnen, das unterbricht ihn kurzerhand der Mod. mit
"cremst Du das Modell denn auch ein? Bring ich dich da jetzt auf Ideen"
Wohin sollte das führen? Soll der Pro. sagen, ob/dass er sich die Antenne des Nordturms in irgendwelche Körperöffnungen einführt, oder wie?!
Auch gut folgende Stelle. Der Protagonist zeigt ein Video, indem sowohl das WTC in voller Pracht, als auch die schrecklichen Anschläge auf dieses gezeigt werden. Der Protagonist reagiert darauf sichtlich gerührt. Verständlich, auch viele andere Personen reagieren so ähnlich, bzw. noch stärker. Ganz besonders in den U.S.A.
Der Moderator darauf wieder fragen wie “macht dich das traurig?”, “musst du weinen?”, “hättest du es gerne, dass das WTC nocht stehen würde?”, “wie würdest du auf das und das bzgl. des WTC reagieren?”.
Alles Fragen, die die Pro. teilweise zum Weinen (oder schmollen, dies konnte man aus dem Kamerawinkel nicht genau erkennen) bringen. Und höchst unangebracht! Würde der Mod. so auch eine Frau befragen, die wegen der schrecklichen Anschläge Witwe geworden ist? Wohl kaum …
Doch warum er? Darauf weiß wohl nur der Moderator (hoffe ich) Antwort.
Nun ging der Beitrag weiter. Der Pro. hat noch ein weiteres Hobby. Kernkraftwerke.
Auch daran ist nichts auszusetzten. Die Kernphysik ist ja schließlich auch ein nicht ganz uninteressantes Thema - und dieses Hobby betreibt der Pro. auch, in den Augen von “uns”, etwas alltäglicher - doch wieder nutzt es der Moderator, um den armen Mann zur Schau zu stellen.
Auf der Hinfahrt kommen schon Fragen wie “naja, betrügst jetzt dein Model(l)?” oder "eine Schönheit ist der Betonklotz (Anm.: Das Containment des KKW) ja auch nicht wirklich!"
Hierbei sei die besonders die Stimmlage und Gestiken des Mod. beim Sprechen zu betrachten; viele Pausen, tiefes Luft holen = Abneigung in der Stimme.
Die Liste ließe sich so auch weiterführen. Erfreulich und bemerkenswert ist auch, wie der Pro. damit umgeht. Er kommentiert das alles ziemlich gut. Ein wunderbarer Gegenschlag, der irgendwann auch den Mod. etwas gezügelt hat.
Ein weiteres Beispiel: Beziehungen zwischen Alten und Jungen.
Auch erfreulich, da das weiterhin ein großes Tabuthema in unserer Gesellschaft ist. Hier könnte Pro7 doch bestens ansetzen. Und da haben wir sie ja auch, die Konjunktion, denn wirklich Interesse schien Pro7 auch bei diesem Thema nicht gehabt zu haben.
Doch werde ich diese Beziehung kurz näher erläutern. Kurz gesagt: Auf einem Campingplatz leben nun seit langem ein jüngerer Mann und eine ältere Frau in einer Partnerschaft.
Keine Frage, eine sehr ungewohnte Konstellation, doch hat auch sie Fragen verdient, wie
"ja, uns Sexmäßig? Löuft da was, und wie? Schließlich ist deine Partnerin auch so alt wie deine Mutter …" (Anm: Frage richtete sich an den Mann).
Ebenfalls die Musikuntermalung und der Off-Ton sind nun wirklich eher weniger toleranzfördernd, wenn auch nicht so stark wie bei meinem ersten Beispiel.
Nun magst Du dich vllt., besonders weil du ja auch Satiriker, fragen, ob ich nicht etwas übertreibe. Ein bisschen Satire darf man ja wohl noch machen.
Ja, das stimmt. Auch ich selbst kann es nicht lassen, den ein oder anderen satirischen Kommentar abzugeben.
Die Satire und das Kabarett sind auch meiner Meinung nach wunderbare Sachen und mir selbst ist es immer wieder ein Rätsel, wieseo kaum ein Mensch diese noch verstehen kann, doch wenn sich ein Sender das Ziel setzt, die Toleranz zu fördern, müsste er sich hüten, so zu arbeiten. Toleranzfördernd ist das nämlich nicht.
Viel eher fördert es nur die Intoleranz, besonders so, wie die Personen hier dargestellt werden.
Doch auch der Aufbau, bzw. die Auswahl der Themen, ist mir schleierhaft. Was haben denn nun die Zeugen Jehovas (eine Sekte) dort verloren? Tolerant zu “uns” sind die ja wirklich nicht, ehem. Mitglieder könnten sicherlich ein Lied von singen.
Und so verliert der Schlusssatz, dass wir “denen” mehr tolerant gegenüber sein sollten, schließlich würden sie uns immer so tolerieren, wie wir sind, auch jeden Wert. In jeder Hinsicht.
-
So, ich hoffe Du konntest meinen Ausführungen folgen und wünsche allen Usern noch eine gute Nacht (und einen schönen Fernsehsonntag, mein weiß ja nie …)