Presseartikel und Literatur

Zu den vielen Millionen Gründen, warum sich das Öffentlich-rechtliche endgültig von der Werbung verabschieden sollte, sei hier ein weiterer angeführt:

Malvertising-Kampagne: Webseiten von AOL, BBC und MSN verteilten Erpressungs-Trojaner

Unbekannte haben Ende vergangene Woche ein Werbe-Netzwerk kompromittiert, um darüber manipulierte Werbe-Anzeigen an Webseiten auszuliefern. Davon sollen die Internetauftritte von AOL, BBC und The New York Times betroffen sein.

Viele, viele Links für Ostern.

Ich empfehle ja immer wieder Wahlveranstaltungen der Parteien. So war ich vor einigen Wochen am mittelalterlichen Stadttor meiner Heimatstadt mit 4 Grünen charmanten Damen im Gespräch, darunter die bald nicht mehr aktuelle Wirtschaftsministerin von Rheinland-Pfalz, Eveline Lemke. Ihr schilderte ich in Kurzform das Schmankerl mit der Studie über die Werbeakzeptanz in diesem Thread. Etwas verdattert ob der Fülle von Informationen, deren Seriosität sie instantan nicht zuordnen konnte, empfahl sie mir als Adressatin die Medien-Expertin der Grünen, Tabea Rößner. Und kaum machte ich mich auf die Suche nach deren Mail-Adresse, stieß ich auf folgende Heldentat:

GRÜNE schmieden Bündnis zur Wahrung der Pressefreiheit
http://gruene-rlp.de/themen/volltext-themen/article/gruene_schmieden_buendnis_zur_wahrung_der_pressefreiheit/

Oha, dachte ich, da bin ich offenbar bei der richtigen Dame, doch es stieß mir gleich diese Formulierung etwas auf:

Menschen, die das Wort „Lügenpresse“ oder „Systempresse“ verwenden, bedienen sich nationalsozialistischem Sprachgebrauch. PEGIDA, AfD und Co. verfolgen allein das Interesse, die freie, unabhängige Berichterstattung mundtot zu machen. … Ich wünsche mir am 20. Februar in Mainz ein breites Bündnis und lade alle demokratischen Parteien, Journalistenverbände, Verlagshäuser und Rundfunkanstalten auf, sich zu beteiligen und sich mit dem SWR zu solidarisieren.

Worum ging es da? Ein Karlsruher Pegida-Ableger, "Karlsruhe wehrt sich“, wollte in Mainz demonstrieren (ob sie es dann auch getan haben, entzieht sich meiner Kenntnis, es spielt aber für die weiteren Überlegungen hier keine Rolle) und so wollte die „Gemeinschaft Fast-Aller-Nicht-AfD-Parteien“ die Gelegenheit zu einem parteienübergreifenden Schulterschluss nutzen; Genaueres dazu fand sich hier:

Bündnis für Pressefreiheit stellt sich gegen Lügenpresse-Demonstranten

Am morgigen Samstag will ein Ableger der rechtspopulistischen Pegida, „Karlsruhe wehrt sich“, am Mainzer Südwestrundfunk gegen „den Lügenpresse-Funk“ demonstrieren. Dagegen wehrt sich ein ungemein breites Bündnis: SPD, Grüne, Gewerkschaften und dieses Mal auch CDU und FDP wollen für Presse- und Meinungsfreiheit und gegen Rechtspopulismus und Hetze gegen Medienschaffende protestieren.

Und ja, Tabea Rößner bekam eine eindrucksvolle Phalanx hin, von der CDU bis zu den Linken, von den Gewerkschaften bis zu Journalistenverbänden, man sehe:

http://www.buendnis-fuer-pressefreiheit-mainz.de/

… schüren Hass und Hetze, gerade auch gegen Medienschaffende. Begriffe wie „Lügenpresse“ oder „Systempresse“ dienen dabei dem Ziel, die Berichterstattung zu diskreditieren. Diese Agitation erinnert an düstere Zeiten. Sicher machen auch Redaktionen Fehler, und sie müssen sich der Kritik stellen. Aber der pauschale Vorwurf von PEGIDA-Anhängern, die Medien seien politisch gesteuert, entbehrt jeder Grundlage …

Sorry, aber das ist nun absoluter Quatsch, natürlich sind Medien auch (auch, nicht nur! ) politisch gesteuert, sonst gäbe es den Beruf des Spin Doctors oder Meinungsmachers gar nicht (in den U.S.A. sollen auf einen Journalisten 5 Spin Doctors kommen) . Und das ist per se erst einmal nichts Schlimmes, wenn man die Medien (bzw. ihre Autoren), die man konsumiert, pol. einordnen kann, sowie ein Artikel über den Sachverhaltsbericht hinaus zum Kommentar wird. Aber die eigentliche heilige Kuh, um die es hier geht, ist der SWR (und damit der öffentlich-rechtliche Rundfunk) und hier sollte allein schon der Gedanke an politische Einflussnahme tabuisiert werden. Dabei muss man doch nur Funktionärsposten in den Rundfunk- und Fernsehräten zählen! (Man könnte auch konkreter werden und z.B. die neulich versuchte Einflussnahme an einem Programmfenster beim Rhein-Neckar-Fernsehen erwähnen, aber wir wollen hier ja nicht vom Hunderdsten ins Tausendste kommen … ) Das sind zwar nur Indizien, keine Beweise - aber von „entbehrt keiner Grundlage“ kann eben nicht die Rede sein.

Vor meinem geistigen Auge entstand also ein Fort in der Prärie mit der Flagge „Wir, die einzig richtigen Demokraten“ umzingelt von bösen Indianern, die mit geächteten „Lügenpresse-“ und „Systempresse-Pfeilen“ das Fort in Brand schießen. Dabei bemerken die Verbarrikadierer nicht mehr, dass von außen betrachtet gerade dieser Schulterschluss ein gewisses „systemisches“ Verhalten aufweist. Wenn es 3 Wochen vor der Wahl in RLP und BaWü hieß „Es ist an der Zeit, den Wahlkampf für einen kurzen Moment außer Acht zu lassen“ und man dem SWR zeigt, dass man sich mit ihm solidarisiert, ging es natürlich auch darum, die Berichterstattung zu beeinflussen, so nach dem Motto

„Lieber SWR, so wie wir Dir zu Hilfe eilen, stärke doch auch Du uns den Rücken und berichte über uns alle besser als über diese doofe AfD, die geistig mit den Pegida-Rabauken Inzucht treibt“

Und die Grünen hätten sich fragen können, ob ihre Haltung wirklich in sich schlüssig ist, denn wenn man Journalisten wirklich schützen will, sollte man dann nicht auch ihre Kritiker (die oft selbst Journalisten sind wie Stefan Niggemeier und Michael Hanfeld) schützen, wenn sie Verbesserungspotenziale anmahnen? Doch da hörte man auf einmal andere Töne, aber der Reihe nach:

Zunächst war da ein Interview mit Marie Louise Beck im Deutschlandfunk

Russland geht es darum, den Glauben an die Demokratie zu zerstören

mit der Ausgangsthese

Streut Moskau falsche Informationen über Deutschland? Bundesnachrichtendienst und
Verfassungsschutz sollen nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung nach Hinweisen auf eine russische
Desinformationspolitik suchen.
das für Aufruhr sorgte, so z.B. hier bei Markus Kompa bei Telepolis

Beck mag kein Feed Back
Grüne Marieluise Beck will Fernsehkritikerin Geheimdienst schicken

Wie tief müssen eigentlich die Grünen, die einst Geheimdienste abschaffen wollten, gesunken sein, dass sie einer Leipziger Fernsehguckerin die Spione auf den Hals hetzen wollen? Und was müssen das wohl für mimosenhafte Journalisten und unsouveräne Redakteure sein, die sich von abgewiesenen Rundfunkbeschwerden von Privatleuten einschüchtern lassen?

Juchuu! Im Artikel wurde auch auf Fernsehkritik.tv gelinkt! :slight_smile:

Die furchteinflößende Maren Müller bei fernsehkritik.tv.

Die angegriffene Maren Müller meldete sich auch recht souverän gleich zu Wort

Publikumskonferenz im Visier
https://publikumskonferenz.de/blog/2015/02/23/publikumskonferenz-im-visier/

Kritik an der Berichterstattung wird als Zersetzung, Trollerei und Mobbing neuer Wutbürger und Bescheidwisser disqualifiziert und es wird lauthals ein Angriff auf die Pressefreiheit im Abendland beschworen.
und deutete auch Zusammenhänge mit möglicher Nachtreterei der „Welt“ an. Im Zusammenhang werden die Verbindungen zu Welt und ZDF dann einem Telepolis-Artikel von Malte Daniljuk am 25.02.2015 so dargestellt:

Alles Stasi außer Mami

Die Sprecherin des Vereins „Ständige Publikumskonferenz“, Maren Müller, erfuhr über eine Behördenanfrage, dass Die Welt sich für sie interessiert. Deren Investigativteam, geleitet von Jörg Eigendorf, recherchiert das Wissen der Stasi über Maren Müller, deren Verein wiederholt seine Ehefrau, Kathrin Eigendorf vom ZDF, kritisiert hatte.
Diese Passage daraus

Dass hier zudem der Verdacht naheliegt, Ressortleiter Eigendorf verfolge mit seiner Arbeit für den Springer-Verlag die
kleinlichen Rachegelüste seiner handwerklich weniger bewanderten Ehefrau beim ZDF, das macht diese peinliche Angelegenheit so unappetitlich, dass man sich unwillkürlich fragen will: Wie tief könnt ihr eigentlich sinken, so genannte Journalisten?

fand Stefan Winterbauer von Meedia wiederum so heftig, dass er darauf folgendes erwiderte:

Die „Publikumskonferenz“ und die Mär von der Rache-Recherche der Welt
http://meedia.de/2015/02/26/die-publikumskonferenz-und-die-maer-von-der-rache-recherche-der-welt/

… harte, wütende Worte, die sich nicht beweisen lassen und die ganz sicher nicht zu einer Deeskalation im angespannten Verhältnis zwischen großen Teilen des Publikums und der Medien beitragen. In den Sozialen Medien wurde der Telepolis-Beitrag erwartbar begierig aufgegriffen und eifrig weitergeleitet. Fertig war die nächste Mini-Verschwörung gezimmert: Ein einflussreicher Zeitungs-Journalist versucht mit fieser Recherche die Kritiker seiner Gattin mundtot zu machen. …

Die Medien und ihr Publikum sollten dringend zum Paar-Therapeuten.

Immerhin: auch die Medien! :slight_smile:

Aber nochmal zurück zum Interview mit Frau Beck.

Sie sei erstaunt, mit welcher Naivität in Deutschland über diese Form der hybriden Kriegsführung der Desinformation
hinweggegangen worden sei. „Erst jetzt wird man durch den Fall Lisa hellhörig.“ Bei der vermeintlichen Vergewaltigung des 13-
jährigen Mädchens sei „offenkundig nach Deutschland hineingewirkt worden“.
Da hat sie zwar recht, aber sind die Rußland-Deutschen nicht vielleicht auch deshalb so beeinflußbar, weil sie sich im Medienangebot der öffentlich-rechtlichen nicht wiedergegeben finden und Putins Desinformations-Schergen umso leichteres Spiel haben? Natürlich kann man den Eindruck bekommen, dass die Themenfülle der Progammbeschwerden auf der „Ständigen Publikumskonferenz“ einen gewissen politischen Einschlag hat. Aber ist es denn auf der anderen Seite nicht Teil der politischen Wiedervereinigungs-Realität, dass ein Teil des deutschen Publikums östlich „sozialisiert“ wurde und diesen Blick eben auch wiedergegeben haben will?

Und wenn ich auf Threads wie diese hier stoße
Zitiert Zitiert - Archiv - Ständige Publikumskonferenz der öff.-rechtl. Medien
Presseschau Presseschau - Archiv - Ständige Publikumskonferenz der öff.-rechtl. Medien

dann erkenn ich dort die Geisteshaltung wieder, mit der ich unseren Thread hier einmal gestartet hatte und empfehle diese Threads ausdrücklich weiter!

Nun könnte es ja trotz alledem immer noch theoretisch sein, dass die „Ständige Publikumskonferenz“ wenn schon nicht direkt, dann doch indirekt durch „Putins Trolle“ unterstützt wird. Nur wäre es ja dann wohl angebracht, beim Verfassungsschutz heimlich eine Anfrage zu starten, ob etwas an dieser Vermutung was dran ist. Ein öffentliches Winken mit der Verfassungsschutz-Keule ist hingegen nichts weiter als Aufbau einer Drohkulisse, vor der doch gerade DIE Partei zurückschrecken sollte, die in ihrer Gründungsphase selbst noch als „Melonenpartei“ (außen grün, innen rot) diffamiert wurde!

Aber dieses Gekabbel „Propaganda West gegen Propaganda Ost“ scheint mir nur vorgeschoben zu sein, ich vermute viel banalere Dinge

wer die ominöse „Maren Müllers ständige Publikumskonferenz“ ist, die jede Redaktion bombardiert mit Briefen,
Protestbriefen, und so systematisch zu einer gewissen Einschüchterung sogar in den Öffentlich-Rechtlichen führt.
Die Redaktionen fühlen sich „eingeschüchert“ - wirklich? Und darauf soll man dann „souverän“ mit einer Gegeneinschüchterung antworten? Lachhaft, liebe Frau Beck! Aber ernsthaft, da hat also eine „ominöse“ Dame die Frechheit, dem Sender mit Anfragen zur Last zu fallen. Weil man aber kaum Resourcen für conflict/complaint management vorgesehen hat, empfindet man das wie einen denial-of-service-Angriff, ein „Blockieren durch Anfragen bzw. Hinterfragen“, der die Ökonomie des Sendebetriebs stört. Liebe Medienpolitik und TV-Schaffende, ich möchte Euch da nochmal an die Worte von Fritz Wolf

Aber sie haben es noch nicht wirklich geschafft, die Zuschauer, die Zuhörer nicht nur als Konsumenten, sondern als
Staatsbürger wahrzunehmen. Da dürfte noch einiges an Arbeit auf die Sender zukommen.
und Christoph Bieber erinnern
Die Zuschauer sind zu Stakeholdern geworden, eine Schlussfolgerung könnte die stärkere Einbeziehung der Zuschauer als kritische Medienbürger in Kontroll-, Aufsichts- und Entwicklungsprozesse sein.

Und nochmal aus dem Beck’schen Interview

Der Begriff der Lügenpresse, … dient ja dazu, den Glauben an die Seriosität unserer Presse, an die Informationsfreiheit, an die hohe Seriosität der öffentlich-rechtlichen Medien, die zu unterwandern und kaputt zu machen.

Also merken: Wer das unfeine „Lügenpresse“ oder „Systempresse“ verwendet, macht sich zum Co. in „PEGIDA, AfD und Co.“ ! Welcher Sprachgebrauch verbleibt uns denn dann noch? „Lückenhafte Berichterstattung“ statt „Lügenpresse“ oder „systemisch bedingte Diskursverschleppungspresse“ statt „Systempresse“ verknoten einem ja die Zunge :frowning:

Ach, ja Frau Beck, wenn Sie unbedingt jemand den Verfassungsschutz auf den Hals setzen wollen, lesen Sie sich doch mal dieses Interview mit ihm Siegmund Ehrmann (SPD), Vorsitzender des Kultur- und Medienausschusses des Deutschen Bundestages, bei Medienpolitik durch:

Journalisten müssen besser geschützt werden
http://www.medienpolitik.net/2016/02/medienpolitik-journalisten-mussen-besser-geschutzt-werden/

medienpolitik.net: Die Journalisten sind bei den Übergriffen in Köln anscheinend in eine Desinformationsfalle der Polizei geraten.
Tja, auf wen hetzen wir jetzt den Verfassungsschutz? Auf die Kölner Polizei? Auf den Interviewer von promedia, dem hier ganz flapsig eine steile These herausrutscht? Oder lassen wir die Verfassungsschutzkeule nicht besser doch im Sack?

Ach, ist das alles ein Elend … :roll:

Wer morgen Zeit und Lust hat, sollte sich in Berlin bei der re:Publica mal die treibenden Kräfte wie Florian Hager unter die Lupe nehmen, die hinter dem neuen “Jungen Angebot von ARD und ZDF” stehen.

re: publica 2016
[B]Let’s get started! Das Junge Angebot von ARD und ZDF[/B]
Dienstag, 3. Mai 2016 - 12:30 bis 13:30
https://re-publica.de/16/session/lets-get-started-junge-angebot-ard-und-zdf

Die Webseite zum “Jungen Angebot” war schon seit ein paar Wochen gestartet, hatte aber außer nebulösen Ankündigungen der Form “Wir wissen zwar noch nicht richtig, was wir der Jugend präsentieren wollen - aber glaubt uns, es wird die beste Erfindung seit geschnittenem Brot” nicht so viel zu bieten, worauf natürlich viel Dresche in den Kommentaren bezogen wurde.

Aber nutzt die Kommentarfunktion dort mal nicht zum Frustabbau, sondern zu Vorschlägen, wie relevantes Programm für junge Leute aussehen könnte. Ich hätte ja einige Ideen für das neue Jugendprogramm - aber statt viel zu schwadronieren fasse ich es so zusammen: [B]Relevanz statt Quotentanz! [/B]

Wie wärs z.B. gleich mal mit einer Doku über die wichtigen Speaker bei der re:Publica? Ein organisierter Talk mit ausgewählten Vortragenden und jungem Publikum? Nicht nur deutschem, auch europäischem jungem Publikum, die sich nach Berlin verirrt haben?

Ein Nachtrag zur re: Publica

Hier könnte sich das „neue junge Angebot von ARD und ZDF“ thematisch eine Scheibe abschneiden! Es gibt viele gesellschaftliche Themen, die in den nächsten Jahren brisant werden (und es eigentlich schon seit Jahren sind) , von denen einige bei der re: Publica behandelt werden. Ein schönes Beispiel ist

https://re-publica.de/16/guestcontribution/lehrer-haben-oft-keine-ahnung

Das Fazit der Jugendlichen: „Digitale Bildung“ ist für viele Lehrer ein Fremdwort

Und wo soll das auch herkommen, wenn man sich immer noch föderal darüber streitet, welche Teilgebiete aus (Computerführerschein, Programmieren-Können, Medienkompetenz, … ) nun zur digitalen Bildung gehören sollen, während die Industrie 4.0 schon mit den Hufen scharrt.

Im Sinne von Fritz Wolf (s. vorige Seite in diesem Thread) ist die Erwartungshaltung der Zuschauer gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Medien, nicht mehr als Konsument, sondern als Staatsbürger wahrgenommen zu werden. Und so hat das „neue junge Angebot von ARD und ZDF“ m.E. die Aufgabe, nicht nur zur Identifikationsbildung der Zielgruppe beizutragen, sondern auch ihr zu helfen, ihre berechtigten Ansprüche gegenüber der Politik zu formulieren, damit sie nicht in der „Rentner-Demokratie“ vor die Hunde geht. Es mag ja für die Politik bequem sein, wenn die aktuelle Jugendgeneration die angepassteste seit Jahren zu sein scheint

(s. aktuelle Jugendstudie http://www.sinus-akademie.de/service/downloads/jugend.html )

aber hier droht eine ganze Generation unter die Räder zu kommen, wenn alle über die Renten und keiner über die Bildungsetats redet. Momentan strecken sich alle politischen Parteien nach dem demografischen Alters-Überhang, wo die meisten Wählerstimmen zu ergattern sind und so hat die Jugendgeneration keinen Anwalt - (und sie irrt sich, wenn sie meint, dass sie keinen braucht)

Dass der „crossmediale Standard“ sich irgendwann in der Quotenmessung niederschlagen würde, hatte sich schon vor Jahren bei Medien-Branchentreffen wie z.B. den Münchner Medientagen angekündigt. Vor einem Jahr hatte dwdl noch einmal in Erinnerung gerufen, welche dicken Bretter da zu bohren sind:

Quotenmessung: AGF bezieht YouTube mit ein (27.4.2015)

Unter anderem lag das wohl auch daran, dass YouTube auf ein GfK-Panel, die AGF aber auf ein Nielsen-Panel setzten. Doch nun scheint man eine Lösung gefunden zu haben - ein „virtuelles Mega-Panel“, das die Ergebnisse aus mehreren Quellen zusammenführen soll.

Nähere Hinweise zur Methodenumstellung gab die AGF Anfang des Jahres hier:

AGF erweitert ab 2016 die Grundgesamtheit
https://www.agf.de/forschung/methode/

Die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) wird zum 01.01.2016 ihr Forschungssystem auf die Grundgesamtheit der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (agma) umstellen. Dies bedeutet, dass ab dem kommenden Jahr die Stichprobe des Fernsehforschungssystems die deutschsprechende Bevölkerung in privaten Haushalten mit mindestens einem TV-Gerät repräsentiert. Damit werden für die Quotenmessung künftig alle Zuschauer erfasst, die in Deutschland leben und deutsch sprechen, unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit. Bisher war die Grundgesamtheit wie folgt definiert: Wohnbevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland in Privathaushalten mit mindestens einem Fernsehgerät und einem Haupteinkommensbezieher, der die deutsche Staatsangehörigkeit oder die Staatsangehörigkeit eines anderen Mitgliedsstaates der Europäischen Union besitzt.

Hier versteckt sich möglicherweise (ich habs nicht näher recherchiert, kann ja mal jemand anders machen) z.B. die zusätzliche Erfassung des TV-Verhaltens türkischstämmiger Familien, in denen auch Deutsch gesprochen wird, die aber noch keine deutsche Staatsbürgerschaft haben. (und wir haben ja noch in Erinnerung, dass bis noch vor wenigen Jahren bei dieser Bevölkerungsgruppe noch keine Quotenboxen installiert waren - obwohl sie genauso GEZ zahlen mussten … )

Aber egal, inzwischen ist es das Verhältnis von TV zu Internet, das im Fokus steht. Und siehe da, Anfang dieses Monats schrieb dwdl über die AGF:

AGF stellt fest: Das Internet? Völlig überbewertet! (3.5.2016)

Doch angesichts des nun ermittelten geradezu homöopathischen Niveaus der Streaming-Reichweiten bei zugleich seltsam hohen TV-Nettoreichweiten ist das einstweilen von der AGF vermittelte Bild derzeit: Mediatheken? Überbewertet.

Naja, die AGF weiß wohl schon, was die Interessen ihrer Stakeholder sind, das „F“ steht dabei immer noch für „Fernsehen“ :slight_smile: Aber die AGF sollte sich beeilen, sich den Realitäten zu stellen, denn heise meldete kürzlich

Werbeausgaben: Online schlägt TV (11.05.2016)

Die europäische Online-Werbeindustrie hat erstmals mehr Einnahmen zu verzeichnen als die TV-Konkurrenz

(ok, dabei vergleiche ich Äpfel und Birnen, weil im Internet nicht nur „ferngesehen“ wird)

Aber ich bleibe dabei: die ÖR sollten ihre Quotenfixierung endlich über den Jordan kippen, damit man sich mehr mit der Erstellung relevanten Programms beschäftigen kann!

Und noch ein kleines nachträgliches Stoßgebet in leicht alkoholgeschwängerter und wütender Stimmung (wg. eines Gesprächs mit Ehrenamtlichen, die bei der Flüchtlingsunterstützung aktiv sind) : Wenn das System doch wenigstens mit derselben Energie relevantes Programm für alle in Deutschland lebenden Bevölkerungsschichten machen würde, mit der es von allen Bevölkerungsschichten die Haushaltsabgabe verlangt. Ich denke da an Flüchtlinge, bei denen noch nicht mal der Bleibestatus festgestellt ist, die sich mit Mühe und Not am Sortieren Ihrer kläglichen Resthabe sind, aber dennoch schon die Haushaltsabgabe zu zahlen haben … Das Personal, das sich darum kümmert, fehlt dem BAMF vorn und hinten!

Man verzeihe mir ausnahmsweise das Selbstzitat…

[QUOTE=Nobbse;454025] … Hier könnte sich das „neue junge Angebot von ARD und ZDF“ thematisch eine Scheibe abschneiden! Es gibt viele gesellschaftliche Themen, die in den nächsten Jahren brisant werden (und es eigentlich schon seit Jahren sind) , von denen einige bei der re: Publica behandelt werden. Ein schönes Beispiel ist

https://re-publica.de/16/guestcontribution/lehrer-haben-oft-keine-ahnung

Und wo soll das auch herkommen, wenn man sich immer noch föderal darüber streitet, welche Teilgebiete aus (Computerführerschein, Programmieren-Können, Medienkompetenz, … ) nun zur digitalen Bildung gehören sollen, während die Industrie 4.0 schon mit den Hufen scharrt. [/QUOTE]

heise Ministerin: „Beim digitalen Unterricht ist noch Luft nach oben“

„Wann werden Schulen endlich digitaler und medienkompetenter?“, lautete eine der ersten Fragen, die Teilnehmer der ersten Tincon am Freitag in Berlin an Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig stellten. „Beim Thema digitaler Unterricht ist noch Luft nach oben“, räumte die SPD-Politikerin gegenüber dem jugendlichen Publikum ein. Sie habe auf der jüngsten Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg Anfang der Woche gegenüber ihren Ministerkollegen deutlich gemacht, dass sich hier „dringend was tun muss“.

Nur ein Beispiel von vielen, bei dem jetzt dringend andere gesellschaftliche Öffentlichkeiten (die TINCON wird von den re:Publica-Machern gemanagt) die Themen- und Taktgeber spielen müssen, nachdem die Öffis so lange systemisch und zu Deutschlands Schaden versagt haben.

Ach, ja für die Themensammler des „Jungen Angebots“, die hier möglicherweise mitlesen, sei ein weiteres Beispiel für aktuelle brisante Themen, die die Zukunft junger Leute bald betreffen wird, genannt: wie wäre es denn z.B. mit einer europäischen Talkrunde, in der Esten mit anderen Europäern (für Deutschland z.B. Studenten/Professoren der Verwaltungshochschule Speyer und Profis vom CCC und BSI) den unterschiedlichen Stand im

eGovernment Kabinettsklausur in Meseberg - Estland erteilt Deutschland Nachhilfe beim E-Government

diskutieren dürfen?

Wer einmal aus dem Forum ausbrechen und Medienpolitik im “Real Life” erleben will, darf sich den 16. Juni im Kalender anstreichen. Über Netzpolitik.org

habe ich nämlich diesen Termin gefunden:

[B]16. Mainzer Mediengespräch[/B] (16. Juni 2016)
[B]Staatsfunk - Lügenpresse – Mainstreamfernsehen?[/B]
Haben die Medien einen gesellschaftlichen Auftrag?

Einer der Teilnehmer ist diese Frau: [B]Staatssekretärin Heike Raab, MdL[/B] (Bevollmächtigte des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und für Europa, Medien und Digitales). Auch wenn Sie noch nicht so lange diese Position inne hat, ist sie doch federführend in der Medienpolitik!

Achtung! Die Veranstaltung ist zwar kostenlos, aber bis Donnerstag, den 9. Juni muss die Anmeldung ausgefüllt und eingeschickt worden sein; anbei der Flyer mit den Details

Es wäre schön, wenn mal der eine oder andere aus dem Forum Flagge zeigen und bei den Großkopferten nachhaken würde. Themen gibt es ja genug, man muss nur in diesem Thread stöbern … Oder einfach nur mal dort anwesend sein und uns später hier davon berichten? Wäre auch schon schön!

Bei kress gab es vor ein paar Wochen einen Artikel über den Hintergrund der Brender-Affäre

Das ZDF und der Fall Brender: „Niemand will Staatsfernsehen schauen“
(21.4.2016, Frank Hauke-Steller)

Brenders Unabhängigkeit prallte - und dieses Wort muss ich bei aller Wissenschaftlichkeit wirklich benutzen - auf die politischen Strukturen. Weder Koch noch Stoiber haben während der gesamten Affäre auch nur einmal informell mit Brender gesprochen. Und das in einem Sender, in dem informelle Absprachen fast schon zum guten Ton gehören.

Interviewt wurde hier Inga Wagner, die aus ihrer Dissertation über das Thema inzwischen ein Buch gemacht hat

„Informelle politische Kommunikation: Eine Rekonstruktion des Falls Nikolaus Brender“

Schon das Interview allein las sich so spannend, dass ich mir diese Frau (analog zu Frau Terschüren) gut als interessanten Talkgast für Holgers Fernsehkritik.tv vorstellen könnte!

und noch ein Talk-Kandidat für Holger: der Doping-Rechercheur Hajo Seppelt

Stell Dir vor, das russische Staatsfernsehen kommt
(F.A.Z. 11.06.2016, Friedrich Schidt/Michael Hanfeld)

Ich habe viel Erfahrung mit Interviews weltweit, aber ich hatte noch nicht die Erfahrung, was es heißt, wenn das russische Staatsfernsehen kommt.
(Hajo Seppelt)

Tja, auch in in Russland gibt es Helena Fürsts …

Und so sieht es die russische Seite: (über fefe gefunden)

"Verschwinde!“: ARD-Doping-Enthüller Seppelt stößt russische Reporterin weg
http://de.sputniknews.com/panorama/20160610/310526139/ard-dopingenthueller-hajo-seppelt-attackiert-russische-reporterin.html

Nach einer offenbar unbequemen Frage ging der ARD-Mann eine russische Reporterin zuerst verbal, dann auch körperlich an: Er entriss ihr das Mikrofon und stieß sie - vor laufender Kamera - auf die Straße.

Hier ist die russisch induzierte Bedrohungslage für westliche Journalisten schon wesentlich spürbarer als im Fall „Maren Müller“ - oder? Frau Marie Luise Beck, ich hoffe, sie finden die entsprechenden Worte …

Die Vermarkter der Olympia-Rechte pokern von Event zu Event mit härteren Bandagen. Gut zu wissen, dass das Geld bei den Öffis nicht mehr so locker sitzt wie früher, der Fußball ist eben zu teuer geworden, da wird dann an anderem gespart:

ZDF-Werbechef: „Discovery muss auf die Schnauze fallen“

… Olympia wird jetzt gnadenlos kommerzialisiert. Der Rechteinhaber wollte das doppelte Geld haben, und Discovery muss jetzt zusehen, das zu kapitalisieren.

Man könnte sich hier lang und breit über den unterschiedlichen Druck von Fußball- und Olympiafans auf das TV auslassen, aber dies ist nicht der Hauptgrund, warum ich auf diese Nachricht verlinke. Wer den Artikel genauer liest, merkt, dass an einer Stelle „der Zensor zum Pinkeln gegangen war“ wie sich fefe so schön auszudrücken beliebt:

Unsere Zuschauer sind ja nicht lauter Sportfreaks, sondern Menschen, die einschalten, weil sie sonst nur Schrott angeboten bekommen zu diesen Tageszeiten

Es ist eben keine Verschwörungstheorie, sondern ein „Gentleman Agreement“, dass man zu bestimmten Tageszeiten nur billigen Schrott serviert bekommt - und die Öffis strengen sich da auch nicht an, aus dem Kartell auszubrechen (wenn nicht gerade Olympia oder Monarchenhochzeit ist… )

Eigentlich wollte ich ja mal was zur Brexit-Berichterstattung in den Öffis schreiben, aber da hat sich bei mir dermaßen viel Material (und Wut) angestaut, dass ich wie ein Kaninchen vor der Schlange sitze und verzage. Wie „schön“, dass sich da zwischendurch ein anderes kleineres Thema findet.

Da war doch vor einer Woche das „Festival des Deutschen Films“ auf der Parkinsel in Ludwigshafen/Rhein zu Ende gegangen.

Es ist das einzige Festival, in dem sich ein Teil der deutschen TV-Film-Unterhaltung auf Leinwand aufgeblasen als Kino feiern lassen darf. Und obgleich nur wenige dieser Werke durch diese Art der Präsentation aufgewertet werden, sind hin und wieder doch Entdeckungen dabei. Da sich die TV-Promis hier meist recht volksnah geben und die Location wirklich bezaubernd ist, empfehle ich den Besuch wärmstens. Aber reden wir nicht von den Entdeckungen (Dominik Graf, dessen „Verfluchte Liebe Deutscher Film“ zu sehen war, wird sich vermutlich über Max Zähles „Schrotten!“ gefreut haben, und falls Wolfgang Becker zugegen war, hat er sich in Gedenken an sein „Kinderspiele“ mit Wohlwollen in die Vorstellung von Winkelmanns „Junges Licht“ gesetzt) oder von aufregenden neuen deutschen Filmen, die mir im Programm fehlten („Wild“, „Schau mich nicht so an“, oder auch mehr Kurzfilme von den Filmhochschulen… ) sondern von den „Inselgesprächen“. Hierzu stand im Programmheft auf Seite 6 links unten in leicht ungelenkem Deutsch:

… Wir präsentieren Filme, die fürs Kino gedacht sind oder fürs Fernsehen - wichtig ist uns allein die Qualität. Im Kino würde es die wirklich guten Filme nicht geben ohne die Subventionen der Filmförderung bei Filmen mit wenig Umsatz an den Kinokassen. Im Fernsehen sind es die Redaktionen vor allem der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten, die immer wieder auch Filme möglich machen, deren Einschaltquote zu wünschen übrig lässt, während die Qualität der Filme überragend ist. […] Die Redakteure des Fernsehens sind immer wieder damit konfrontiert, in welchem Maße man auf die Einschaltquote als „Maß der Dinge“ eingehen muss oder nicht. Das Festival wird ab sofort mit den INSELGESPRÄCHEN ein jährliches Forum sein für die Diskussion dieser Frage, …

Steter Tropfen höhlt den Stein! Leider konnte man am Inselgespräch unter dem Motto „Mutmaßungen über das Publikum“ uneingeladen nicht teilnehmen (wodurch es sich wohl wesentlich ungestörter mutmaßen ließ … ) Umso dankbarer bin ich der RHEINPFALZ, dass sie im Festival-Bilanz Artikel „Über 100.000 Besucher“ vom 2. Juli 2016 einen Einblick gab:

Das ungezwungene Branchentreffen soll beibehalten werden. Wie sich das „Diktat der Quote“ verhängnisvoll auswirke, sei Thema der diesjährigen Diskussionsrunde gewesen. Am Ende hätten sich die anwesenden ARD-Redakteure darauf verständigt, beim Mittwochabendfilm um 20.15 Uhr künftig künstlerisch noch freier zu werden, und die Quote für diese Programmschiene auszusetzen.

Jubel! Jubel! … aber moment mal? - Heißt das nicht im Umkehrschluß, dass für alle anderen Programm-Slots die Quote weiterhin gilt? Wohlgemerkt DIE Quote, die einmal zur Ermittlung der Werbeminutenpreise optimiert wurde? DIE Kennzahl, die auch indirekt das Programmniveau aller gänzlich werbefreien Zeiten bestimmt, wie hier endlich so nebenbei von den Verantwortlichen eingestanden wird?

Dass bestimmte Altersschichten deswegen komplett unter die Räder kamen, hat man auch beim Festival bemerkt, so hieß es im Artikel ein paar Sätze vorher:

„nur die Teenager fehlen uns“ sagt Kötz. Darum soll es künftig ein Spätabendprogramm mit Filmen extra für eine jugendlichere Zielgruppe geben.

Gut, für Filme wie „Victoria“ lasse ich mir das gefallen, da könnte ich mir sogar eine Spezialvorstellung vorstellen, die um 4.30 nachts beginnt und morgens um 7.00 Uhr endet. Aber was ist mit Filmen wie sagen wir mal z.B. „Lollipop Monster“? Der Film wurde seinerzeit im „kleinen Fernsehspiel“ um Mitternacht versendet, damit ihn die Zielgruppe keinesfalls finden kann. Soll sich diese Art der Fehl-Programmierung vom TV dann zum Festival verselbständigen?

Was wurde aus #verafake?

Der Direktor der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM), Andreas Fischer,
ist ein knallharter Verhandlungsführer, wie er auf Anfrage der FAZ verrät:

Sie wollen sich bessern, F.A.Z.-Feuilleton, 13.7.2016

Die RTL-Sendung „Schwiegertochter gesucht“ wird ihre Arbeitsweise verändern. […] Man habe in intensiven Gesprächen mit RTL und der Produktionsfirma versucht, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass „Schwiegertochter gesucht“ mit Blick auf die Menschenwürde der Kandidaten problematisch erscheinen könne.
Vor dieser ganzen Batterie von Relativierungsfloskeln schlottert RTL-Sprecher Christian Körner sichtlich mit den Knien 8) ; obwohl es sich seiner Ansicht nach um keinen „medienrechtlich relevanten“ Tatbestand handele, verspricht er „mehr Fingerspitzengefühl und mehr Sensibilität“ bei der Kandidatenauswahl - jedenfalls laut dieses Artikels. Auf der Webseite der NLM findet man leider nichts von diesem stolzen Ergebnis. Stattdessen habe ich aber ein Formular

„Medienpädagogische Kleinstvorhaben“ Antrag auf Förderung nach Ziff. 2.3 Förderrichtlinie Medienkompetenz der NLM
http://www.nlm.de/fileadmin/dateien/pdf/Antrag_MK_Kleinstprojekte.pdf
entdeckt. Ob ich mir diesen Thread hier von der NLM bezahlen lassen könnte? :mrgreen:

Nachtrag - In Boris Rosenkranz’ empfehlenswerten Kommentar bei Übermedien zu #verafake

offenbart sich neben den skurrilen Fakten zu den Zuständigkeiten der Landesmedienanstalten („muß man nicht verstehen“) u.a. auch dieses süffisante Detail

(Tobias) … Schmid ist bei RTL für Medienpolitik zuständig, außerdem sitzt er dem Privatfunk-Verband VPRT vor, derzeit jedenfalls noch. Im Herbst wird der Chef-Lobbyist des Privatfunks dessen Chef-Aufseher, bei der Düsseldorfer Medienanstalt, der LfM. Bald sind NLM-Chef Fischer und Schmid also Kollegen.
:oops:

Thoma nennt im Interview mit dem Focus einige Fernsehsendungen, die teilweise gescripted sein sollen. Unter anderem auch den RTL2-Trödeltrupp.
Die Macher wehren sich mit einer Gegendarstellung gegen den Vorwurf. Unter dem Artikel zu lesen.

Könnte stimmen, dass beim Trödeltrupp nicht gemogelt wird.
Es gibt Sendungen, wo eine zusätzliche Fake-Dramatisierung eher nicht notwendig ist, weil vom Konzept her die nötige Fallhöhe jedes Mal gegeben ist. Z.B. “Raus aus den Schulden”, wo immer eine Pleite im Raum steht.
Ich denke, Trödeltrupp ist auch so ein Format, bei dem auch ohne szenische Nachjustierung die Storys funktioneren.
Von daher hat Thoma ein schlechtes Beispiel gebracht.

Merci, MBS

Im verlinkten Interview fand ich diese Aussage Thomas am treffendsten

… es gibt 14 Landesmedienanstalten und da müssen die Sender nur zu einer besonders nett sein, … Die Länder … für die ist das Spielzeug TV nach Vergabe der Frequenzen uninteressant geworden. … völlige Anarchie, weil sich niemand mehr darum schert. Was da passiert, ist auch gar nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Das ist eine völlige Missachtung.

man müsste sie jedem Medienpolitiker 3x am Tag um die Ohren hauen!

Der Spiegel teilte am 7.August 2016 in der Kolumne von Georg Diez heftig aus

Reflexionsniveau einer Streichholzschachtel
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/oeffentlich-rechtliches-fernsehen-reflexniveau-einer-streichholzschachtel-a-1106348-druck.html

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen ist zur Simplifizierungsmaschine verkommen.
Es muss sich grundlegend wandeln, wenn es der komplexen Gegenwart gerecht werden will.

worauf Georg Restle von Monitor am 08.08.2016
eine simplifizierende Antwort hatte

Mehr öffentlich-rechtliches Fernsehen!

„Was wir brauchen, ist ein grundsätzlich anderes öffentlich-rechtliches Fernsehen, anders strukturiert, anders organisiert, anders ausgerichtet“, schreiben Sie. Ja, um Himmels Willen, was wollen Sie uns damit nur sagen? Mehr oder weniger Unterhaltung? Mehr oder weniger Pluralismus? Mehr oder weniger Unabhängigkeit?

als ob Herr Diez in einer einzigen Kolumne alle Probleme der Öffis lösen könnte …

und Herr Restle führt weiter aus

Wir brauchen eine Debatte über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in diesem Land, weil wir den kritischen Dialog brauchen mit einer Gesellschaft, die uns dafür bezahlt, dass wir einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen, jenseits staatlicher oder kommerzieller Interessen. Wir brauchen diese Debatte aber vor allem deshalb, weil es diese Gesellschaft gerade zu zerreißen droht.
Schön, dass sie es merken, Herr Restle! Dämmert es Ihnen auch, dass der Brexit nur deswegen passiert ist, weil es keine europaweite Debatte gegeben hat? Keinen europäischen Journailsmus, sondern pro Land nur nationalen Journalismus, der auf Europa durch die jeweils nationale Brille sieht?

Ein öffentlicher Marktplatz für die großen gesellschaftlichen Debatten und ein Ringen um unsere gemeinsamen Werte: Das ist und bleibt die vornehmste Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens:

Wo findet denn diese Debatte statt, Herr Restle?
Im Fernsehen jedenfalls nicht!

Der ARDcheck mit den Herren Marmor und Buhrow vom 15.10.2015
https://daserste.ndr.de/ard_check/
war jedenfalls nur die Simulation einer Debatte,
jede einzelne dort angerissene Frage hätte eine eigene Sendung verdient gehabt …

Dabei ist es doch ganz einfach

  1. Totalverzicht auf Werbung - sofort
  2. Totalverzicht auf Quotenerhebung - sofort
  3. Adressierung aller gesellschaftlicher Gruppen,
    nicht nur die, die klassisch „linear“ gucken
  4. Lancierung e. Europaformats in dem europäische Debatten geführt werden können
    (und zwar nicht nur mit Politikern)
  5. freiwilliger Verzicht unfähiger Politiker bei der Koordination der Medienpolitik
  6. totale Schlumpeterung des Medienrechts - sofort!

wollen Sie noch mehr wissen, Herr Restle?
ich hätte noch so ein paar hundert Punkte, schreiben Sie mir eine Mail!

lieben Gruß, ihr Nobbse

P.S: bei Punkt 176) habe ich z.B.

Öffnung der ARD-Aussprache-Datenbank für die Allgemeinheit
(die ja dafür indirekt gezahlt hat)

(im FAZ-Artikel „Dieser Alfred heißt Älfred, nicht Olfred“ vom 5.8.2016
wird über diese Aussprachendatenbank berichtet,
dass sie ganz streng nur für den redaktionellen Gebrauch benutzt werden darf,
also noch nicht mal für senderinterne Bierwetten)

Über einen Monat hab ich gewartet, aber Herr Restle hat sich leider nicht gemeldet. Schade, dann bringe ich halt noch einen der vielen hundert Punkte auf meiner Liste hier.

Wie befreiend wäre es zum Bsp. endlich diese bescheuerte Randbedingung loszuwerden:

Die ARD schreibt vor, dass im Hauptabend keine untertitelten Filme gezeigt werden sollen.

was dann dazu führt, dass der Schweizer Tatort nachsynchronisiert wird, wodurch er an Authentizität und Subtilität verliert, was kulturell gesehen eine eindeutiges Manko ist.

Die Sichtweise von der deutschen Seite aus:
Und der Kommissar sagt „hoi“ FAZ, 18.9.2016

Seit fünf Jahren gibt es den Schweizer „Tatort“ wieder. Damit er auch in Deutschland zu verstehen ist, muss er synchronisiert werden. Das bringt einige Probleme und kritische Stimmen mit sich.

Die Sichtweise von der Schweizer Seite aus:
Die liebe Mühe der Deutschen mit dem Schweizer «Tatort» SRF, 6.9.2014

Humorlos, verhärmt, klischeehaft: Der Schweizer Tatort muss in deutschen Medien oft harsche Kritik einstecken. Woran liegt’s? An der Synchronisierung, meint Tatort-Forscher Stefan Scherer. Und daran, dass er fürs deutsche Massenpublikum vielleicht zu subtil ist.

Verdammt nochmal, wenn die Tatorte zur Stärkung der regionalen Identität wirklich beitragen wollen, statt das nur zu simulieren, darf der Mundart-Anteil ruhig etwas höher werden - und ja, ich weiß, dass man dann auch so manches Platt, Sächsisch, Pfälzisch, etc. untertiteln müsste … ja aber warum denn nicht? Nur wegen dieser bescheuerten Regelung, die sich irgend ein quotenoptimierender Beamtenmentalitäts-Arsch aus einem Excel herausgewichst hat?

Tja, dann wird „Victoria“, einer der aufregendsten deutschen Filme des Vorjahres, eben doch nicht im Hauptprogramm laufen können. Aber man sollte ihn ja eh’ morgens um 4:00 Uhr gucken :slight_smile:

Erinnert ihr Euch noch an das Sommerloch, als sich die Politik im Kampf gegen das „Gaffertum“ Beifall von vielen Bevölkerungsgruppen erhofft hatte? Dass man Paragraphen verschärft hatte, um der Unsitte, z.B. Rettungskräfte wegen Gaffens zu behindern, Einhalt zu gebieten?

Smartphone: Die Waffe der Gaffer

Der Deutsche Feuerwehrverband sieht einen Schritt in die richtige Richtung, der aber nicht reicht, wie Präsident Hartmut Ziebs sagte: „Wir brauchen eine stärkere Sensibilisierung der Bevölkerung für das Leid von Unfallopfern.“

Zu recht beklagt er das. Doch wieso hat sich dieses Gaffertum überhaupt in unserer Gesellschaft kultivieren können? Waren es etwa nicht die Privatsender, die es jahrzehntelang geradezu vorzelebriert haben, dass derjenige, dem ein Unglück widerfährt, nicht auf Solidarität hoffen darf, sondern sich aus Dank für Hilfe zu begaffen lassen hat, damit er wenigstens von ökonomischem Nutzen ist, wenn er schon der Gesellschaft auf der Tasche liegt? Man kann eben nicht erwarten, dass man im TV dekadenlang Werte verzerren kann, ohne dass das auf die Gesellschaft übergreift.

Solche und ähnliche Effekte wurden in der Kultivationshypothese von George Gerbner formuliert, die ich früher im Thread schon einmal erwähnte; Gerbner sprach davon, dass Vielglotzen zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität führt.

Man kann darauf aufbauend leicht folgern, dass wenn ein bestimmtes Verhaltensmuster immer wieder in der Fiktion als gesellschaftlich akzeptabel vorgeführt wird, es dann auch leichter hat, in der Realität Fuß zu fassen. Dafür dass die Kultivationshypothese von George Gerbner nicht nur Theorie ist, gibt es in der Praxis Hinweise, zuletzt wurde in dieser aktuellen Studie darauf hingewiesen:

Hoher TV-Konsum kann Blick auf die Realität verstellen
http://derstandard.at/2000043168966/Hoher-TV-Konsum-kann-Blick-auf-die-Realitaet-verstellen

322 Personen wurden zu ihrem TV-Konsum befragt und gleichzeitig, ob sie glauben, dass es in Österreich noch immer die Todesstrafe gibt … 11,6% der Befragten waren dabei der falschen Meinung, dass die Todesstrafe noch immer existiert. Je höher der TV-Konsum, umso höher war die Wahrscheinlichkeit, dass die Studienteilnehmer das glaubten, …

Hier ist das Original der Studie
Blurred world view: A study on the relationship between television viewing and the perception of the justice system
http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/07481187.2016.1186761?journalCode=udst20

It seems that television has the potential to influence viewers’ perception and knowledge of core aspects of society.

Auch den Landesmedienanstalten ist die Kultivationshypothese nicht unbekannt:

Faszination Scripted reality:
Realitätsinszenierung und deren Rezeption durch Heranwachsende

LfM Nordrhein-Westfalen
Michael Schenk, Hanna Gölz, Julia Niemann (Hrsg.)
LfM, 2015. 374 S. ISBN 978-3-940929-36-5 (LfM-Dokumentation, Band 52)
http://lfmpublikationen.lfm-nrw.de/index.php?view=product_detail&product_id=414
http://www.lfm-nrw.de/foerderung/forschung/abgeschlossene-projekte/lfm-dokumentationen/faszination-
scripted-reality.html
(Die Studie ist als PDF kostenlos herunterladbar und empfehlenswert)

Im Kapitel 11.1.4 „Welchen Einfluss haben Scripted Reality-Sendungen auf die Realitätswahrnehmung der jungen Seher?“
heißt es auf S.366/367.

In der Kultivierungsforschung werden generell Effekte erster und zweiter Ordnung unterschieden.
Bezogen auf die erste der beiden Ebenen finden sich bei zwei von drei Aussagen statistisch signifikante Effekte.
Auf Ebene der zweiten Ordnung zeigt die vorliegende Studie Einflüsse der episodischen SR-Sendungen auf die
Werteinstellungen und beim Mean-World-Index, der eine negative oder positive Weltsicht ausdrückt. Vielseher episodischer SR schreiben sozialorientierten Werten weniger Bedeutung zu als Wenig- oder Nichtseher.

oder prägnanter formuliert: die schulischen Bemühungen, Kindern und Jugendlichen ein soziales Miteinander zu vermitteln werden durch die Scripted-Reality-Sendungen konterkariert, weil dort die Ellbogengesellschaft Trumpf ist.

Schon in http://www.schicha.net/fileadmin/user_upload/Texte/big_brother.pdf
sagte Johanna Haberer auf S.8

Wenn Mobbing als Gesellschaftsspiel durch das Fernsehen hoffähig wird, steht nicht Integration, sondern Selektion als Maßstab für das Handeln beim zwischenmenschlichen Umgang bereits bei Kindern und Jugendlichen im Vordergrund.

Tja, liebe Medienpolitiker, und wo bleibt ihr?

Fehlte noch im vorigen Beitrag:

Tja, liebe Medienpolitiker, und wo bleibt ihr?
die gaffen noch …

oder sie bereiten sich auf die 30. Medientage München nächste Woche vor
(25. - 27. Okt. 2016)

Unter den Themen sind viele, die uns interessieren könnten
http://www.medientage.de/kongress/programm/themen/

Hier eine Auswahl der Meetings
[ul]

[li]Little People, Big Data:
[/li]Welchen Schutz benötigen Daten von Kindern und Jugendlichen im Netz?

[li]Mobile & Me:
[/li]Wie das Ich die Medien steuert

li Geschäftsmodelle der Mediaagenturen und deren Auswirkungen auf die Medienvielfalt
[/li]
[li]Die Vermessung der neuen TV-Welt
[/li]Über eine realitätsgetreue Reichweitenausweisung

[li]TV-Gipfel: Big Data vs. Bauchgefühl –
[/li]Wer gestaltet das TV von morgen?

[li]Konfrontation oder Kooperation:
[/li]Kann eine trennscharfe Abgrenzung zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Medienunternehmen gelingen?

[li]Quo vadis Bewegtbild? Die Zukunft der Fernsehnutzung
[/li]
[li]Ist die Kontrolle der Medien durch Rundfunk- und Medienräte gesichert?
[/li]
[li]Das duale System am Scheideweg –
[/li]Hat der Privatfunk noch Zukunft?

[li]Reality schlägt Politik.
[/li]Keine Chance für Informationsvielfalt im Privat-TV?

[li]Die Versöhnung des linearen Fernsehens mit der Zukunft
[/li]Digitale Transformation von Rundfunkanstalten

[li]Contentgipfel: Zwischen Wahrheit und Hass:
[/li]Meinungsbildung in der Mediendemokratie


[/ul]

Wär doch schön, wenn dort jemand von uns den Großkopferten auf die Fingerlein guckt!

Ohje, ich weiß ja gar nicht mehr, was ich mit der Riesen-Link-Sammlung machen soll, die sich seit der Trump-Wahl ergeben hat. Stattdessen blenden wir uns doch einfach in die Alternativrealität der Satire, die der Wirklichkeit ohnehin oft näher kommt, als die offiziellen Nachrichten. Und so mancher Politiker ist gar so dreist, diesen Satire-Shows den Vorwurf zu machen, sie würden Politikverdrossenheit fördern :slight_smile:

Ich möchte hier die Studie

„Quatsch oder Aufklärung?“
Witz und Politik in heute show und Co.

von Bernd Gäbler empfehlen.

In dem mit viel Liebe zusammengetragenen Material wird hauptsächlich auf die 3 Formate „Heute-Show“, „Die Anstalt“ und „extra 3“ eingegangen, aber auch Vergleiche zu amerikanischen Formaten wie „Colbert Report“ gezogen, die anders aufgestellt sind, weil sich dort das Verhältnis zwischen Journalismus und Satire anders als bei uns entwickelt hat .

Zum Vergleich der zwei ZDF-Formate heißt es auf S.59

Die heute show ist eine Nachrichten-Parodie mit großer Nähe zur Comedy – die Anstalt ist zum Kleinkunst-Theater verdichtetes Kabarett. Die heute show ist schnell – die Anstalt eher bedächtig. Die heute show lacht über die Welt – die Anstalt verzweifelt an ihr. Die heute show will uns zum Lachen bringen – die Anstalt hat eine Mission. Die heute show ist heiter und zeigt uns dabei auch Abgründe auf – die Anstalt will uns belehren und benutzt dazu auch Gags. Die heute show dekonstruiert die Oberfläche von Politik und Medien – die Anstalt will Gegenöffentlichkeit herstellen. Die heute show ist für jeden da, die Anstalt schafft sich eine Fangemeinde der Eingeweihten.

Und im Kap.6.3 „Satire und Journalismus“ heißt es auf S.79

Dennoch ist Satire mehr als eine abhängige Variable des Journalismus. Sie kann ihn ergänzen, aber auch herausfordern. Sie kann zuspitzen, die Perspektive wechseln, harsche moralische Urteile sprechen, über die Welt lachen oder an ihr verzweifeln. Manchmal lässt Satire vor allem das entdeckte Material sprechen, meist aber braucht es gutes Handwerk und vor allem eine zündende Idee, um das Material neu zu sortieren, in einen ungeahnten Zusammenhang zu stellen oder zu dechiffrieren. Dem gegenüber wirkt der Journalismus oft mutlos, als bloßes Abfragen oder stille Begleitung der politischen Akteure. Tina Hildebrandt weist darauf hin, dass es Oliver Welke war, der Wolfgang Kubicki die Frage stellte: „Was macht denn der Putsch gegen Rösler, gibt’s schon einen Termin?“ Claus Kleber lobte ihn anschließend, das sei eine tolle Frage gewesen, die man durchaus auch in einem seriösen Interview stellen könne (Hildebrandt 2013). Aber solchen einfachen Fragen wird eben viel zu selten nachgegangen. Gerade in der Berichterstattung der Hauptstadtstudios von ARD und ZDF geht es oft nur um die Performance der Spitzenpolitiker, um ihre Beziehungen zueinander, um Taktik ohne jeden Rückbezug zu Alltag und Gesellschaft. In der Zeit diagnostizierte Tina Hildebrandt bei den Berliner Mächtigen eine neue Ratlosigkeit, einen Zustand von Erschöpfung und Selbstzweifel. Am Ende des nachdenklichen Artikels stehen dann endlich Fragen, die so grundsätzlich sind, wie Satiresendungen sie schon seit Langem stellen: „Wieso seid ihr bei Putin so hart, aber Erdogan darf alles? Wieso ist Geld für Banken da, für Flüchtlinge, aber nicht für Schulen?“ (Hildebrandt 2016)

Die Studie ist bei der Otto-Brenner-Stiftung kostenfrei hier herunterladbar:

https://www.otto-brenner-stiftung.de/otto-brenner-stiftung/aktuelles/quatsch-oder-aufklaerung.html
https://www.otto-brenner-shop.de/publikationen/obs-arbeitshefte/shop/quatsch-oder-aufklaerung.html


Ein Schmankerl am Rande:

so manche Schlagzeile gerät jetzt so empathielos, dass man sie eher beim Postillon vermutet hätte.
Neulich, im Wirtschaftsteil der F.A.Z. :

„Wachstum leidet unter Delhis Luftverschmutzung“

Ja, das arme, arme Wachstum hust hust :roll:
Ob Journalisten sich langsam Empathie abtrainieren, um neben dem „Roboter-Journalismus“ bestehen zu können? :shock: