Politischer Smalltalk 2.0

Waren das nicht die, die dem Höcke das „Mahnmal“ vors Haus gestellt haben und dafür fast 100.000€ an Spenden einkassiert haben? Soweit ich mich erinnere, wollten sie von dem Geld angeblich auf Jahre hinaus die Pflege und die Miete bezahlen. Heute sieht es so aus:

Das ist linke Erinnerungskultur, wenn die Scheinwerfer aus sind. Ein äußerst stilvolles Gedenken, gelle?

Fragt man beim ZPS nach, wo die Kohle geblieben ist, wird man geblockt. Die Chemnitz-Aktion scheint nur den Zweck zu haben, wieder Geld für diese obskure Truppe einzusacken, das dann in dunklen Kanälen verschwindet.

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Ich find, das ist durchaus passend.
Sehr symbolisch. :expressionless:

Ist wohl eine misslungene Anspielung auf die AfD-Denuntiationsplattform.

Und hat vielleicht einen ganz anderen Nebenzweck: Zu dokumentieren, wie die Polizei in Sachsen auf so eine Bedrohung reagiert.

Aus Sicht des Datenschutzes geht die neue Aktion des Zentrums für politische Schönheit (ZPS) überhaupt nicht klar: Wenn Privatpersonen ohne rechtsstaatliche Kontrolle Fahndungsbilder von Privatpersonen ins Netz stellen, die sie für Nazis halten, wenn sie Kopfgelder ausloben und Personen jagen wollen – dann geht das in eine Richtung, die für unsere Gesellschaft nicht wünschenswert und auch möglicherweise justiziabel ist. Diese Kritik wird das Zentrum schwer entkräften können, wenn sich die gezeigten Bilder und Namen als echt erweisen.

Auf der anderen Seite ist der Aufschrei der Rechten und Rechtsradikalen scheinheilig. Wenn der Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt die Kunstaktion „Terror“ nennt und Neonazis „Gestapo“ rufen, während sie gleichzeitig die umstrittene Öffentlichkeitsfahndung zum G20-Gipfelgutheißen und zur Denunziation von Lehrern auf Portalen der AfD aufrufen, dann ist das an Doppelmoral kaum zu überbieten. Zumal von rechter Seite – quasi als Antwort auf die Aktion – direkt die Namen der Mitglieder des ZPS ins Internet gestellt wurden.

Und es dokumentiert gerade leider vor allem, wie unterschiedlich die Rezeption der gleichen Prämissen ist.

Hast du nicht gerade noch geschrieben, dass selbst Süddeutsche das deutlich als ein Fehler erkannt hat?

Ja ich rede vom Spiegel und von der Wahrnehmung in Kommentarspalten und auf Twitter. SZ ist dann noch nicht verkommen genug das gutzuheißen - das wird bei aller Kritik an Prantl so auch nicht passieren, solange er da ist. Aber beim Spiegel sieht man wie schnell das geht

Der Spiegel hat das gut geheißen.

Ich finde keinen positiven Artikel.

Ich finde einen neutralen, der sich jeder Bewertung erspart:

Und einen Kommentar(!) von Arno Frank, der das u.a. so einschätzt:

Über die künstlerische Qualität, den politischen Sinn oder die rechtliche Bewertung einer solchen gezielten Eskalation der gesellschaftlichen Polarisierung lässt sich lange streiten. Ebenso wie über die Frage, welche Legitimation das ZPS eigentlich hat, sich als „Geheimdienst des Humanismus“ zu gerieren. Woran allerdings die Frage sich anschlösse, wo eigentlich die legitimen Behörden sind, wenn man sie mal braucht.

In der Überschrift steht schwarz auf weiß im letzten Satz: Das ist gut so.

Sorry, aber genau das ist das Problem und diese abschließend hingerotzte Pseudorelativierung ist lächerlich. Eigentlich lässt sich darüber gar nicht streiten, denn die Bewertung ist ganz klar. Oder schreibt man IM Spiegel auch von “man kann sich drüber streiten” im Bezug auf die AfD-Plattform oder zur Kampagne der Bild nach G20?

Eben.

Einzig weil man sich “Kunstprojekt” nennt, darf es natürlich nicht ohne “Differenzhiertheit” betrachtet werden.

WO steht das in welchem Artikel/Kommentar?

Die haben das geändert :open_mouth:
Vorher stand noch nach dem Halbsatz „Sondern für Kunst. Richtig so.“

Also im Grunde bleibt die Grundkritik am Artikel aber. Ist dann die AfD-Plattform auch „Kunst“, die eine Eskalation fordert, weil ja „die Behörden“ nichts gegen linke Meinungsmache in Schulen unternehmen?

Oder ist das einfach insgesamt eine kackige Argumentation, weil von persönlichen Prämissen und Ideologie abhängig… Ich hab da ne klare Meinung.

Es ist ganz sicher mehrschichtiger als die Aktion der AfD. Die Plattform der AfD war die initiale Plattform (plus eventuell die Massen an G20-Fahndungsplakaten) und man muss schon die Aktion des Zentrums für Politische Bildung als eine Reaktion darauf betrachten. Und ja, es macht einen Unterschied, ob das ganze von einer politischen Partei oder einem Künstlerkollektiv durchgeführt wird.

Gibt das einem das Recht, sowas zu tun? Sehr wahrscheinlich nicht. Die Motivierung dahinter wird aber wohl trotzdem etwas komplexer sein und ich denke schon, dass Medien das besprechen dürfen.

Aber schöne Anmerkung am Ende des Spiegel-Artikels:

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hatten wir Bernd anstatt Björn Höcke geschrieben. Wir haben den Fehler korrigiert.

Sorry aber diese angebliche Komplexität ist doch nur herbei Geschwafelt. Im Grunde basiert auch diese Aktion nur auf gefühlten Fakten. Wo ist das bitte vielschichtiger als das was die AfD gemacht hat.

Es aktuell doch sogar noch unklar, in wie weit echte Photos und Schauspieler hier genommen wurden. Allein diese Unsicherheit drückt doch schon die unterschiedliche Komplexität aus. Bei der AfD-Plattform war es von Anfang absolut eindeutig, dass es nicht als Kunst gemeint war.

Und eine Reaktion auf etwas ist meist automatisch schon mal etwas vielschichtiger, weil die Motivierung eine andere ist. Hier geht es nicht alleine um die Lust an der Denunziation, sondern erstmal auch darum, darauf hinzuweisen, dass andere solche Mechanismen nutzen, während es genug Grund gäbe, diese anderen selbst zu denunzieren. Natürlich kommt hier das Problem auf, dass wenn man nicht nur Führungspersonen, sondern (echte) einfache Mitläufer fotografiert und präsentiert hat, dass diese dann real gefährdet werden. Das kann ein riesiger Fehler dieser Aktion sein, der dann zu juristischen Konsequenzen führen muss.

Du siehst also lediglich juristische Probleme und keinerlei andere ethische Überlegungen, die in Betracht kommen könnten? Also ist die Aktion für dich an sich legitim, seh ich das richtig?

Also muss man nur sich Kunst nennen, schon immunisiert man sich von einem Teil der Kritik?

Andersrum: Man muss es nur als Propaganda bezeichnen, schon ist es keine Aktionskunst mehr?

Hab ich das getan?

Vielleicht nennen wir DenunziationsPortale auch im Blick auf deutsche Geschichte einfach als geschichtsvergessene Scheiße.

Wie schwer ist es, diesen Satz zu verstehen?

Ich betone, das MUSS dann zu juristischen Konsequenzen führen und du machst dann auf einmal eine Trennung zwischen juristisch und ethisch auf? Ich habe ich irgendwo „leider“ geschrieben?

Wie viel von der Aktion legitim ist und wie viel nicht, hängt unter anderem an der Frage, wie viel überhaupt echt ist. Ich habe natürlich kein Mitleid, wenn eine Website die führenden Persönlichkeiten zeigt, solange das ohne Adresse geschieht.

Kunst + erkennbare Reaktion auf etwas. Ja, damit kann man sich ganz fieser Weise tatsächlich immunisieren. Ein Kabarettist, der in rollender Hitler-Stimme Nazi-Sachen wiederholt wird ja im Allgemeinen auch nicht als Volksverhetzer gesehen.

:roll_eyes:
Ich formuliere um:
Man muss es nur als etwas anderes bezeichnen, schon ist es keine Aktionskunst mehr?

Ich erinnere mich auch nicht mehr an den #Aufschrei der Leute, die jetzt schimpfen, als es den G20-Pranger gab.

Möglicherweise will der Pranger genau das anprangern?

Es ist argumentativ gerade etwas unpraktisch, dass die Identitären immer nur mit Flugblättern und Sprühkreide hantieren.

Sofern es noch eine Straftat ist, öffentlich Menschen anzuprangern und den Mob zur Selbstjustiz aufzurufen, wäre das tatsächlich keine Aktionskunst, sondern eher vergleichbar mit, sagen wir, mit einem Haufen Pädophiler, die losziehen, um jüngere Pädophile zu vergewaltigen, weil es unter diesen eventuell Vergewaltiger gibt.

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Auch nicht, wenn es eine Reaktion auf ebendies ist?
Find ich sehr, sehr grenzwertig, einer Sache den Kunststatus abzusprechen, sobald es unbequem wird und wenn es sich um politische Kritik handelt. Ist dann natürlich für die jeweilige Gegenseite das einfachste.
Dann kann man z.B. das Peng!-Kollektiv als eine Terroristengruppe deklarieren.
Sehr gefährlich, wenn sich das durchsetzt.