Die Russen behaupten gerade alle fünf Minuten was anderes.
Seit Jahren folgt die russische Propaganda dem selben Drehbuch. Egal ob im Konflikt in der Ukraine, bei dem Giftanschlag auf den Ex-Agenten Sergej Skripal und seine Tochter in Großbritannien oder dem letzten syrischen Giftgasangriff vor einer Woche: Auf offiziellen und inoffiziellen Kanälen leugnet Moskau, verbreitet wilde Verschwörungstheorien und ändert seine Narrative so schnell, dass man gar nicht mehr hinterherkommt. Mal gab es gar keinen Giftgasangriff, dann soll es ein Täuschungsmanöver der Opposition gewesen sein, um Amerika in den Konflikt zu ziehen. Dann waren es wieder die Briten oder andere, die hinter allem stecken. Offenbar glauben die Propagandisten im Kreml, dass ihre Lügen nicht einmal eine innere Konsistenz aufweisen müssen. Es reicht ihnen bereits, wenn in Medien und im Internet möglichst viele Zweifel an der westlichen Version der Ereignisse geschürt werden. Erstaunlich daran ist nur, wie viele Menschen darauf Moskau hereinfallen, trotz einer inzwischen gut dokumentierten und lang andauernden Geschichte systematischer Täuschungen. Noch deprimierender ist, dass die russischen Verschwörungsnarrative immer wieder in traditionellen Medien, etwa auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, als seriöse Meinungen dargestellt werden.
Hier ein ganz gutes Video noch zur Erklärung dieses Fuckbarrels.
Trump hat schon ein Interesse Militär einzusetzen. Es sind ja demnächst Mid Term Elections und innenpolitisch sieht es gar nicht gut aus für Trump. Da braucht man halt einen Militärschlag um abzulenken. Ich traue ihm einfach nicht zu, den Punkt zu erkennen, wo aus Säbelrasseln bitterer ernst wird. Putin ist da wesentlich klüger, taktischer. Schließlich hat Putin das ja gelernt, während Trump gelernt hat wie man andere für das eigene Versagen verantwortlich macht.
Ich habe mir die Kommentare durchgelesen, die auf der Facebookseite von Tele 5 unter dem Kalkofe-Rütten-Kussplakat stehen. Was offenbar nur mir dabei aufgefallen ist, führe ich lieber nicht weiter aus. Nur so viel: Es ist ein Segen, dass die radikale Rechte mit vielen ihrer Gesinnungsgenossen unversöhnlich auf Kriegsfuß steht. Fände zusammen, was zusammengehört, hätten wir ein riesiges Problem.
Ich bin davon ausgegangen, dass Kalkofe hier besonders viel Beachtung findet, daher habe ich es bei der quellenlosen Bemerkung belassen. Und ich werde bald 40, neige also zunehmend dazu, Sachen einfach in den Raum zu stellen, teils aus Müdigkeit und teils aus Midlife-Arroganz. Hier der Link:
na immer wenn irgendetwas “Böses” Bezüglich Juden gesagt wird ist in Deutschland das Geschrei groß-wenn man was böses über Moslems sagt davon nimmt keiner Notiz oder man findet es auch politisch korrekt-wäre vermutlich anders wenn Muslime nach Auschwitz gekommen wären
Wie ein Mantra sabbeln alle möglichen Leute, ob hoch- oder niederrangig, den Stuss daher, man dürfe Israel nicht kritisieren, nur um dann unter großem Applaus hinzuzufügen, dass dieser Staat dem Dritten Reich gleiche und in dieser Form eigentlich keine Daseinsberechtigung habe. Kritisiert man sie dafür, werden sie hysterisch und faseln von der “Antisemitismuskeule”.
Wer wissen will, wo genau das Problem liegt, sollte “Der ewige Antisemit” vom frühen Broder lesen. Wer wissen will, wie genau es sich äußert, “Allein unter Deutschen” von Tuvia Tenenbom (Gott, sähe ich den gerne bei VETO!).
Was ich allerdings häufiger höre, ist die Behauptung, die Moslems seien “die neuen Juden”. Sie kommt meist von hirnlosen, aber lauten Glaubenseiferern, die sich schlicht und einfach daran stoßen, dass Andersdenkende die gleichen Rechte wie sie haben; also von Islamisten. Dass AfD-Anhänger sich ebenfalls für “die neuen Juden” halten, ist ein weiteres Indiz dafür, dass es sich bei der Feindschaft dieser beiden Gruppen um einen merkwürdigen, aber für die Zivilisation ungemein praktischen Irrtum handelt.
Nach dieser Logik müssten Hamed Abdel-Samad und Seyran Ates wie Könige leben. Gut, sie leben auch wie Könige: von Sicherheitskräften umringt, damit sie nicht umgebracht werden - und das, obwohl sie sich nicht einmal unflätig geäußert haben.
Ich sage dir, was die Rapper bekämen: Polizeischutz bekämen sie, und zusätzlich verbale Keile von allen Leitmedien und fast allen Parteien. Sie könnten in Deutschland nie wieder auftreten, ohne um Leib und Leben fürchten zu müssen.
(Wie man sieht, triggert mich dieses Thema. Ich halte mich wieder ein bisschen zurück, da ich für hoffnungslos verfahrene und repetitive Debatten keine Sanktionen riskieren will.)
Es ist schlicht nicht der Grund der Intervention. Es handelt sich um eine Strafaktion, um eine Machtdemonstration des Westens im ersten Land des Nahen Ostens, in dem der Westen die Vorherrschaft an Russland verloren hat. Es ist auch bekannt, dass Deutschland am Iran v. a. die millionenschweren Geschäfte interessieren (daher die moderate Haltung im Gegensatz zu den USA, Stichwort Atomabkommen usw.), dass es Saudi-Arabien als Bollwerk gegen den Iran benutzt („instabiles Gleichgewicht“) oder dass jede Afrika-Hilfe als Hilfsmaßnahme für deutschen Kapitalexport daherkommt. Deutschland hat die Türkei und Saudi-Arabien massiv aufgerüstet als Partner gegen Syrien - etwa mit Patrouillenbooten, die an der jemenitischen Hafenblockade beteiligt waren, die bekanntlich zu einer Hungersnot führte. Die USA haben 1998 aus Rache eine Arzneimittelfabrik im Sudan zerstört, was mittelbar zu zehntausenden Toten in der Zivilbevölkerung führte. Immerzu geht es in der Außenpolitik der Nationen bloß um das Geschäft, die Gewalt und den Einfluss. Und jetzt willst du - wie Trump und Konsorten - der Welt erzählen, dass die westliche Außenpolitik keinen anderen Zweck kennt, als das „Verrecken von Zivilisten“ zu beenden. Das ist einfach Schwachsinn.
Naja. Hier steht Propaganda gegen Propaganda und welche davon wir eher für Realitätsverzerrung halten, hängt davon ab, wo unsere Sympathien liegen. Meine liegen bei den Amerikanern, aber nicht, weil ich die für glaubwürdiger halte, sondern weil mir ihr politisches System besser gefällt als das russische - oder unseres (vom Sozialstaat mal abgesehen). Trotzdem halte ich es für Unfug, die Region aus gesinnungsethischen Gründen noch weiter zu destabilisieren, denn es ist offensichtlich, dass diese Gründe nur vorgeschützt sind.
Da kabbeln sich eine Weltmacht und eine ehemalige Weltmacht um Einflusssphären. Russland steht aus meiner Sicht zur Zeit für Stabilität in der arabischen Welt, die USA hingegen für Chaos und Völkerwanderung. (Im Falle Israels wiederum trifft die Regierung Trump die vernünftigsten Entscheidungen. Leider halten die Europäer fest zu Abu Mazens Terrorbande.)
Was aber genau Propaganda ist und was nicht, können wir nicht seriös beurteilen, denn uns berichtet niemand unvoreingenommen aus den Büros Putins und Trumps.
Toll. die Distanzierungswut ist wieder ausgebrochen. Die Herde der Anständigen formiert sich und übt Druck auf alle Unentschlossenen und Desinteressierten aus. Wer sich nicht anschließe, sei genau so böse wie die beiden Rapper, wird es bald heißen.
Dieser aggressive Kollektivismus scheint nie aus der Mode zu kommen.
