Phoenix - "Abgezockt im Internet"

Moin,

Hab gestern zufällig die etzten paar Minuten der o.g. Sendung gesehen. Inhaltlich geht es um klassische Betrugsfälle (bezahlte Waren werden nicht geliefert, die zu vermietende Wohnung existiert nicht), nur daß das eben jetzt vermehrt “im Internet” stattfindet und deswegen ganz schlimm ist.
Mal davon abgesehen, daß mal wieder das Klischee vom bösen Internet, in dem sich nur Kriminelle tummeln verbreitet wurde hat mir eine Sache Stirnrunzeln verursacht: die ■■■■■■■■ werden konesquent als “Hacker” bezeichnet. Was hat das eine nun mit dem anderen zu tun??? “Hacken” bezeichent das Erforschen und Manipulieren technischer Systeme, das einzige, was diese ■■■■■■■■ im technischen Sinne gemacht haben, ist bei einem Webhoster eine (schlecht übersetzte) Firmenwebseite zusammenzuklicken und auf besonders naive Opfer zu warten. Wenn das schon hacken ist, ist jeder, der einen Rechner einschalten und ein Schreibprogramm öffen kann schon ein Computerexperte. :ugly

Warum reg ich mich überhaupt darüber auf? Ich hab mich ja inzwischen dran gewöhnt, daß in den Medien der Begriff “Hacker” grundsätzlich für alle Arten von Computerkriminellen verwendet wird, aber hier ist er komplett fehl am Platz, da die gezeigten Fälle weder internetspezifisch sind, noch mit Computerkriminalität an sich etwas zu tun haben.

phoenix selbst hat keine Mediathek, man kann die Doku aber in der ARD Mediathek schauen.
Die Leute sind doch schon seit Urzeiten auf “Nepper, Schlepper, Bauernfänger” reingefallen. Durch das Internet ist die Einstiegshürde (für beide Seiten) halt niedriger geworden. Man muss halt ein wenig aufmerksamer sein, sich die Sachen vorher mal genau durchlesen und nicht sofort auf “Kaufen” klicken, nur weil da ein unglaublich günstiger Preis steht. Klar, manchmal kann der wirklich echt sein - wenn mein erster Gedanke “zu schön um wahr zu sein” ist, lasse ich es aber lieber bleiben und zahle dann eben woanders ein paar Cent/Euro drauf.

Mich hat die durchgängige Synonymisierug von Internetbetrüger und Hacker im Beitrag auch sehr gestört. Klar, Hacker ist schneller gesprochen als Internetbetrüger - aber das ist doch kein Grund, zwei so grundverschiedene Sachen in einen Topf zu werfen. Ich sage doch auch nicht Fußgänger zu Autofahrern, bloß weil beide die Straße benutzen.

Man muss bedenken warum es in Deutschland so viele Probleme mit Abzocke & ■■■■■■ von Leuten die im Ausland sitzen gibt. Das wird nicht Thematisiert. :roll:
Die Gesetzte in unserem land lassen sowas zu. Ist ein anderes Thema :slight_smile:

Mal davon abgesehen, daß mal wieder das Klischee vom bösen Internet, in dem sich nur Kriminelle tummeln verbreitet wurde

Die Doku war alles andere als Pauschalisierend. Es wurden ausschließlich konkrete Be.trugsfälle dargestellt. Es wurden auch sehr fundiert die Hintergründe und Funktionsweisen dieser Masche erläutert.

hat mir eine Sache Stirnrunzeln verursacht: die Abzocker werden konesquent als „Hacker“ bezeichnet.

Der Begriff Hacker wurde in der Doku allgemein für die Szene von Internetkriminellen in der Stadt Ramnicu Valcea verwendet. Wenn man auch den Anfang des Films anschaut, erfährt man, dass Ramnicu Valcea international als „Hackerville“ bezeichnet wird (auch in den rumänischen Medien selbst). Die Szene umfasst nicht nur Internetbe.trug, sondern auch tatsächliche Hackerangriffe. Wenn im Film also von „Hackern“ gesprochen wird, dann in Bezug auf die Szene, die international unter dem Namen Hackerville bekannt ist. Indes wurde bei konkreten Fällen im Film dann aber auch meist korrekterweise von Be.trug gesprochen.

Dahinter steht sicher auch eine allgemeine, internationale Bedeutungswandlung des Worts „Hacker“. Das mag man nun als Urhacker doof finden, aber solche Bedeutungswandlungen finden in der Sprachgeschichte laufend statt. Vor allem bei neuen Wörtern, die aus Subkulturen stammen und später in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen. Auch der Begriff Geek hat sich mit der Übernahme in den allg. Gebrauch stark gewandelt, ob das die Geeks von damals nun gut fanden oder nicht.

Wichtig ist dabei nur, dass man nicht die verschiedenen unter dem Begriff „Hacker“ verstandenen Phänomene über einen Kamm scheert und irgendwelche Skript-Kiddies aus Wanne-Eickel mit kriminellen Abzockerbanden vermischt. Das wurde in der Doku aber auch nicht gemacht.

Insgesamt fand ich die Doku sogar bis auf einige Punkte vorbildhaft, da man hier gerade nicht wie so häufig 20 total unterschiedliche Probleme aus dem weiten Internetbereich in einen Topf geworfen, sondern man sich auf ein ganz bestimmtes Problem fokussiert hat.

Dahinter steht sicher auch eine allgemeine, internationale Bedeutungswandlung des Worts „Hacker“. Das mag man nun als Urhacker doof finden, aber solche Bedeutungswandlungen finden in der Sprachgeschichte laufend statt.

Und genau diese Gleichsetzung Hacker = Krimineller stört mich, ganz besonders wenn er, wie in diesem Fall, in einem absolut unpassendem Kontext verwendet wird. Wie gesagt, ich beziehe mich ausschliesslich auf den Teil, in dem es um simplen möglicherweise Betrug geht.

Es findet natürlich unbestritten ein sprachlicher Wandel in Bezug auf das Wort „Hacker“ statt, befürworten tu ich das aber ganz und gar nicht. Und zwar aus nehreren Gründen:

  1. Wenn ein solcher Begriff für jeden X-beliebigen Kriminellen verwendet wird, der „irgendwas im Internet macht“, werden diese gefährlicher gemacht, als sie sind. Nur weil jemand ein Fake-Angebot bei eBay reinstellt, kann er noch lange kein Computersystem ausspähen.

  2. Es diskreditiert die echten Hacker. Wenn in Zukunft ein Mitglied des CCC vor den Gefahren von z. B. Wahlcomputern oder eines Staatstrojaners warnt, wird der normale TV-Zuschauer nicht mehr zuhören, weil er denkt „das sind doch eh Kriminelle, klar daß die gegen mehr Überwachung sind.“ Mit den Argumenten wird sich nicht auseinandergesetzt.

Es hat den Rockern ja auch nicht geschadet, dass man kriminell veranlagte Motoradclubs als Rocker bezeichnet oder Schlagzeilen wie “Rocker fallen in Kleinstadt ein”. Es würde deshalb auch keiner auf die Idee kommen, die Scorpions mit den Hells Angels zu verwechseln. Es hört auch nicht jeder Hells Angel Rockmusik.

Eine Gleichsetzung von Hacker == Krimineller fand in der Doku nicht statt. Wenn in einem Artikel geschrieben wird “Sprayer-Bande verunstaltet U-Bahnen”, wird ja auch nicht behauptet, dass alle Sprayer deshalb kriminell sind.

Eine Gleichsetzung von Hacker == Krimineller fand in der Doku nicht statt.

Eben doch. Schließlich wurde immer wieder von Hackern gesprochen, wenn es um die Internet-Betrüger ging.

Ob bewusst oder nicht, damit werden (auch) Hacker mit legitimen Absichten deligitimiert; aber die sind ja auch kritisch & unbequem…

Eben doch. Schließlich wurde immer wieder von Hackern gesprochen, wenn es um die Internet-Abzocker ging.

So ein Unfug. Deshalb ist doch noch lange nicht impliziert, dass alle Hacker kriminell sind. Wenn in einer ähnlichen Doku über illegales Sprayen, die Sprayer eben dauernd „Sprayer“ genannt werden (weil sie das ja nunmal tun), wird auch nicht impliziert, dass alle Sprayer im Illegalen agieren. Aber sie waren bei ihren illegalen Betätigungen numal hackenderweise oder sprayenderweise unterwegs und können daher auch als solche benannt werden. Bei einer Schlagzeile „Schlossknacker räumt Tresor aus“ würde auch keiner aufschreien, dass man damit ja nun auch alle legalen Schlossknacker-Vereine kriminalisiert.

Das Einzige, was hier zugegebenerweise nicht ganz koscher ist, dass man Phisching und E-Bay-Be.trug als Hacking bezeichnet. Aber das kann man auch, wie ich bereits sagte, auf einen wechselnden Bedeutungswandel zurückführen. Ähnlich wie es eben heute auch Hells Angels gibt, die vielleicht lieber Rap hören und aufgrund ihrer Kluft trotzdem unter dem Begriff Rocker durchgehen.

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erg: man kann vielleicht andersrum kritisieren, dass in den Medien zuwenig Hacking auch als legales Betätigungsfeld dargestellt wird. Ich weiß nicht ob da was dran ist. Immerhin sieht man ja auch mittlerweile häufig Leute vom CCC in Talkshows sitzen.

So ein Unfug. Deshalb ist doch noch lange nicht impliziert, dass alle Hacker kriminell sind.

Doch, weil der Begriff ausschliesslich in solchen negativen Zusammenhängen verwendet wird.

Das Einzige, was hier zugegebenerweise nicht ganz koscher ist, dass man Phisching und E-Bay-Be.trug als Hacking bezeichnet.

Genau daruf wollte ich ja eigentlich hinaus.

man kann vielleicht andersrum kritisieren, dass in den Medien zuwenig Hacking auch als legales Betätigungsfeld dargestellt wird. Ich weiß nicht ob da was dran ist. Immerhin sieht man ja auch mittlerweile häufig Leute vom CCC in Talkshows sitzen.

Dafür wäre ich allerdings auch, und da sind wir wieder bei der negativen Belegung des Wortes „Hacker“: Wenn in einem Fernsehbeitrag ein Statement oder kurzes Interview mit z.B. einem CCC-Sprecher gezeigt wird, steht in der Bauchbinde eben nicht „Hacker“, sondern meist der Wischiwaschi-Begriff „Computerexperte“ oder „IT-Spezialist“ o.ä.