Panorama: Das Lügenfernsehen

Laut diesem SPON-Artikel bringt der NDR heute abend (nach dem CL-Halbfinale :wink: ) in Panorama einen Bericht über Scripted Reality im deutschen Fernsehen.

Man darf mal gespannt sein, wie der Bericht wird. SPON fragt ja im letzten Absatz noch kritisch nach: "[i]Hätten die Autoren von „Panorama“ also auch im eigenen Haus genauer nachfragen müssen? Immerhin deckte die „Süddeutsche Zeitung“ im vergangenen Herbst ein Positionspapier zum Thema „Scripted Reality - eine Chance für den NDR“ auf. Darin wurden ausführlich die Chancen solcher Formate für den Sender beschrieben. „Es gibt im NDR keine Planungen zu Scripted Reality-Formaten“, sagt NDR-Programmdirektor Frank Beckmann auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE. Das Papier aus dem vergangenen Jahr habe lediglich als interne Diskussionsgrundlage gedient.

Günter Stampf malt sich unterdessen schon viele Ideen für den Norddeutschen Rundunk aus: „So etwas wie das ‚Landhotel Sylt‘ könnte ich mir sehr gut vorstellen“, sagt er SPIEGEL ONLINE. Wenn die Verantwortlichen sich wieder meldeten, dann stünde er sofort mit einem Konzept auf der Matte.[/i]"

Es steht zu vermuten, dass sich die ÖR wieder als letzte vernunftzentrierte Sender inszenieren, aber vllt. ist die Panorama-Redaktion anderer Ansicht?!

Fand die Sendung ganz ok. Das dezente “noch nicht” beim der Frage ob es Scripted Reality Formate bei den ÖR gibt war ein netter Einwurf. Insgesamt eine ganz sehenswerte Reportage auch wenn mir die Panorama Moderatorin ziemlich unsympatisch ist.
Ansonsten weiß ich jetzt nichts, was mir vorher nicht auch schon bewusst war :smt002

Ich muss jetzt im Nachhinein auch sagen, dass die ÖR nicht hochstilisiert wurden. Ansonsten war die Sendung ganz gut gemacht, die vielen Gespräche mit Beteiligten auf beiden Seiten hab schön den Gegensatz zwischen Schein und Sein dargestellt.

Was mir gefehlt hat war die Frage an die Produzenten, warum man zT die Darsteller entweder belogen hat oder zumindest lange im Unklaren über die wahre Ausrichtung der Sendung lässt.
Auf der anderen Seite die Frage, warum man sich für ein paar hundert € fürs Fernsehen prostituiert …

Ich bitte darum, hier alsbald einen Link zur Sendung in der Mediathek zu posten.

Naja, war ganz ok. Selbstkritik wie immer Fehlanzeige, denn die Privaten sind die Bösen!

Solche Formate bringen nunmal Quote. Wurde das irgendwie thematisiert? Oder wurde gar kritisiert, dass der Zuschauer solchen Schrott will und die Fernsehsender (ohne Unterscheidung) für die Quote alles tun?

Werde mir das Ganze morgen mal in der Mediathek ansehen. Gute Nacht :wink:

Ich bitte darum, hier alsbald einen Link zur Sendung in der Mediathek zu posten.

Dem schließe ich mich an, da ich vergessen habe, OTR darauf „anzusetzten“.

Hier für alle die lieber im Forum warten anstatt selber mal panorama.de einzugeben :wink:

http://daserste.ndr.de/panorama/

Hat mir gut gefallen, war zwar nichts dabei was mich überrascht hat aber es war gut mal auch Macher solcher Formate im Interview zu erleben.

Schon irgendwie abartig wie diese… Frau da auf Menschenjagd geht. “Isch such grade Dicke und Punks, da hab ich zu wenig.” Mhm… “Isch hab ne ganz seriöse Casting-Agentur, füll dat mal aus!” Is klar. Unerfahrene Menschen dazu bringen sich im TV vorführen zu lassen ist doch genauso asozial wie das was Call-in-Abzocker machen.

Schon irgendwie abartig wie diese… Frau da auf Menschenjagd geht. „Isch such grade Dicke und Punks, da hab ich zu wenig.“ Mhm… „Isch hab ne ganz seriöse Casting-Agentur, füll dat mal aus!“

„Interessant“ fand ich auch den Firmensitz der Casting-Agentur: auf einem Dauercampingplatz. Sehr seriös…

Genau, hätte man bestimmt auch als versifften Drehort für irgendeine Doku nehmen können.

Interessant fand ich noch dass in einem Nebensatz erwähnt wurde dass auch die öffentlich-rechtlichen an Scripted Reality interessiert waren. Hätte ich nicht erwartet.

Ich schliesse mich den Leuten an, die die Sendung “ganz ok” fanden, da waren durchaus interessante Sachen dabei. Auch wenn man versucht hat die ÖR nicht über das Privatfernsehen zu erheben, gab es doch eine klare Trennung zwischen “gut” und “böse”, als die Reporterin die Casting-Agentur-Besitzerin z.B. fragt, ob man als Zuschauer noch den Unterschied zwischen echtem Fernsehen (“das was wir hier machen”) und den gescripteten Inhalten erkennen kann.

Die Aufnahmen im Auto und die Besuche bei den Darstellern wirkten auf mich ein bisschen wie “investigative Reporterin dringt in den Zuhälterring vor”, als ob es ein festes Milieu von Laienschauspielern gibt, welches dem normalen Zuschauer üblicherweise verborgen bleibt.

Den Pressespecher von RTL hätte man sich als Interviewpartner gerne sparen können, dass da nix bei rum kommt, war wohl abzusehen. Die restlichen Gesprächspartner fand ich allerdings allesamt interessant, die Interviews hätten gerne noch ausführlicher sein können. Den Kleinwüchsigen und seine Partnerin habe ich erst vor ein paar Tagen bei Britt gesehen (glaubt mir wieder keiner, dass ich da beim zappen 3 Minuten hängen geblieben bin… :lol: ), der scheint also öfter im Fernsehen präsent zu sein und hätte deswegen wohl noch mehr zu erzählen gehabt.

Der grundsätzlichen These “Durch Scripted Reality kann der Zuschauer den Unterschied zwischen realer und fiktiver Geschichte im Fernsehen nicht mehr erkennen” stimme ich aber nicht zu. Ich finde gerade die Nachmittagssendungen haben gar keinen Anspruch die Realität darzustellen, das sind einfach schlichte Unterhaltungssendungen. Ich sehe da keinen Unterschied im Realitätsanspruch zu Soaps oder Telenovelas. Ich finde es eher schlimmer, wenn es in Sendungen, die einen (vorgeschobenen?) journalistischen Anspruch haben zu einer Vermischung von Realität und Fiktion kommt. Dieser Aspekt wurde aber in der Reportage mit dem Thema Spiegel TV nur kurz angerissen.

Ich finde gerade die Nachmittagssendungen haben gar keinen Anspruch die Realität darzustellen, das sind einfach schlichte Unterhaltungssendungen.

Hm…
Weiß nicht, ob das so stimmt. Hab früher auch an den ganzen Scheiß geglaubt, bis man sich mal informiert hatte. Aber da waren(so kommt es mir vor) die Scripte noch glaubhafter vor 5-6 Jahren bei We are Family. Und ich lese auch immer wieder, dass Leute, die noch inner Schule sind, sich über die Sendungen so unterhalten, als wäre das alles echt.

„Hast du schon gesehen? Gestern der Asi Thomas bei Mitten im Leben? Und die dumme Hartzerin Sabine??? Sooo dumm!!!“

Den Kleinwüchsigen und seine Partnerin habe ich erst vor ein paar Tagen bei Britt gesehen

Und ich kenne ihn (Gunnar) aus mehreren anderen TV-Auftritten. Der Mann ist für mich der unglaubwürdigste Mitwirkende in dieser Doku. Er scheint ein auskömmliches Zusatzverdienst mit regelmäßigen Gagen von Scripted-Formaten zu haben und präsentiert sich gleichzeitig beim NDR als flennendes Opfer. Ein krasser Fall von narzisstischer Persönlichkeitsstörung (-> kamerageil!)

Sehr schöne Formulierung von Frau Reschke: „Schnupperpraktikum bei McDonalds“ - darf man da am Big Mäc riechen, oder was?

An sich ein guter Beitrag. Ich möchte trotzdem ein bisschen Kritik äußern. Man versucht sich von den Privaten abzugrenzen. Jedoch gibt es auch bei den ÖR ein paar Formate (z.B. auf KiKa), bei dem der Übergang zu Scripted Reality fließend ist.

Man weiß nie genau, was man ihm [Micheal Born] glauben kann.

Da musste ich einfach lachen. Man kann dies auch auf einige „seriöse“ Formate der ÖR übertragen, siehe z.B. die Killerspiele-Diskussion (auch bei Panorama). Mir ist der Vergleich mit Micheal Born zu weit hergeholt. Er beging eine Straftat, der Fake bei RTL ist scheinbar nur moralisch hinterfragbar.

30% aller jungen Zuschauer sehen regelmäßig diese Formate.

Gemeint ist hierbei der Marktanteil der Sendung „Mitten im Leben“ bei den 14 bis 29 Jährigen. Dies soll wohl suggerieren, dass junge Menschen besonders auf diese Formate reinfallen - und nicht der kluge ÖR Zuschauer. Der Marktanteil bei den 20 bis 59 Jährigen liegt immerhin noch bei über 25%. Außerdem ist die Formulierung unglücklich gewählt. Man könnte fast meinen, 30% der jungen Menschen schauen „Mitten im Leben“. Tatsächlich sind es im Durchschnitt unter einer halben Millionen.

Weiß jemand wegen was Michael Born verurteilt wurde?
Am besten gleich mit Paragraphen :wink:

^^
Bähtrug zum Nachteil mehrerer Sender und Produktionsfirmen. In den meisten Einzelfällen räumte das Gericht jedoch den Sendern eine Mitschuld ein. Für jeden Film, den Born allein zu verantworten hatte, erkannte das Gericht auf drei Monate Haft, insgesamt wurde er zu vier Jahren verurteilt.

zwei zeitgenössische SPIEGEL-Artikel:

Treue blaue Augen

Ich bei der Arbeit, sozusagen

Der Fall Born passt IMO nicht ins Thema. Die RTL/Pro7/RTL2-Sendungen sind Entertainment. Born fälschte für Informationssendungen. (vor allem SternTV, aber auch Zak vom WDR fiel auf ihn herein)

Kann mir gut vorstellen, wie die in ihrem Büro stehen und ihrem Chef erklären, dass man doch für diesen Bericht unbedingt eine Dienstreise ins sonnige Griechenland braucht.

Es war ja auch nur der eigentliche Aufhänger zur Sendung, ich kann mich ungefähr an folgenden Satz erinnern: “Damals hat man sich geschworen, dass eine solcher Vorfall nicht wieder passieren darf, heute sieht es aber so aus…”. Man hat diese Geschichte als Rahmen verwendet, wahrscheinlich auch um die heutigen Täuschungen in Relation zu setzen. Warum man zu einer Sache, die seit 15 Jahren abgeschlossen ist, einen aktuellen O-Ton braucht oder einen Feldweg irgendwo in der Pampa zeigen muss, kann vermutlich nur der NDR beantworten.

Die Folge ist nun offline. Einstweilige Verfügung von RTL? Ich bin gespannt, was aus der Wiederholung wird (Sa 8:30 Uhr früh auf NDR).

edit: wieder online

Bei mir läuft es noch!