Opfer des eigenen Formates

Erstmal ein großes Hallo :mrgreen:

Ich habe die Sendungen des Fernsehkritikers letztens entdeckt und war mehr oder weniger begeistert von dieser Idee. Doch mir sind einige Fragen, Anregung oder Diskussionsansätze in den Sinn gekommen.
Erstmal ein großes Lob an alle die an der Verwirklichung dieses Formates arbeiten.
Nun will ich mal zu meinen Fragen kommen.
Hast du nicht Angst das du irgendwann einmal Opfer deines eigenen Formates werden könntest und den steigenden Anforderungen nicht gerecht werden kannst?
Lass mich kurz erklären wie ich zu dieser Frage kam.
Vor allem wenn ich deine aktuellen Sendungen sehe fallen mir viele Sendungen auf die mir bisher nie aufgefallen sind. Dies kann natürlich daran liegen, dass ich keinen Fernseher besitze. Da das Internet ein offenes Medium ist und deine Sendung einen immer höheren Bekanntheitsgrad erreicht wird diese ja auch von vielen gesehen die nicht zwingend die Ironie begreifen und die Satire als Bestärkung sehen in der Hoffnung das sie auch einmal einen Fehler finden der dann dir zugesandt wird. Natürlich sind das nur Szenarien die sich in meinem Kopf abspielen.
Deine Sendung hat leider auch einen gewissen Werbeeffekt für schlechtes Fernsehen und ich kann es mir schwer vorstellen das man es auf Dauer schafft so ein unabhängiges Format am Leben zu halten.
Da du schon seit fast 3 Jahren auf Sendung bist und deine Sendung immer professioneller wird hast du ja schon auf gewisse Art und weise das Gegenteil bewiesen.
Nur hat sich in dieser Zeit das Fernsehen verbessert oder wird es ein ewiger Kampf gegen Windmühlen werden?
Ich hoffe du verstehst was ich meine.

Danke noch einmal für die Filmempfehlung Free Rainer. Das war wirklich mal ein guter deutscher Film.

Danke noch einmal für die Filmempfehlung Free Rainer. Das war wirklich mal ein guter deutscher Film.

Mir hat der Film auch gefallen (kannte damals Fernsehkritik noch nicht; hab über den Film im Bahn-Magazin gelesen^^), aber ich fand ihn nicht so gut wie „Die Fetten Jahre sind vorbei“. Falls du den nicht kennst, schau ihn dir mal an (vom selben Regisseur).

Erstmal ein großes Hallo :mrgreen:

Ich habe die Sendungen des Fernsehkritikers letztens entdeckt und war mehr oder weniger begeistert von dieser Idee. Doch mir sind einige Fragen, Anregung oder Diskussionsansätze in den Sinn gekommen.
Erstmal ein großes Lob an alle die an der Verwirklichung dieses Formates arbeiten.
Nun will ich mal zu meinen Fragen kommen.
Hast du nicht Angst das du irgendwann einmal Opfer deines eigenen Formates werden könntest und den steigenden Anforderungen nicht gerecht werden kannst?
Lass mich kurz erklären wie ich zu dieser Frage kam.
Vor allem wenn ich deine aktuellen Sendungen sehe fallen mir viele Sendungen auf die mir bisher nie aufgefallen sind. Dies kann natürlich daran liegen, dass ich keinen Fernseher besitze. Da das Internet ein offenes Medium ist und deine Sendung einen immer höheren Bekanntheitsgrad erreicht wird diese ja auch von vielen gesehen die nicht zwingend die Ironie begreifen und die Satire als Bestärkung sehen in der Hoffnung das sie auch einmal einen Fehler finden der dann dir zugesandt wird. Natürlich sind das nur Szenarien die sich in meinem Kopf abspielen.
Deine Sendung hat leider auch einen gewissen Werbeeffekt für schlechtes Fernsehen und ich kann es mir schwer vorstellen das man es auf Dauer schafft so ein unabhängiges Format am Leben zu halten.
Da du schon seit fast 3 Jahren auf Sendung bist und deine Sendung immer professioneller wird hast du ja schon auf gewisse Art und weise das Gegenteil bewiesen.
Nur hat sich in dieser Zeit das Fernsehen verbessert oder wird es ein ewiger Kampf gegen Windmühlen werden?
Ich hoffe du verstehst was ich meine.

Du meinst, ich mache ungewollt eher Werbung für schlechtes Fernsehen? Hm, das kann ich nicht einschätzen - mag sein, dass manche sich eine Sendung überhaupt erst ansehen nachdem ich drüber berichtet habe. Aber was ist die Alternative? Ignorieren? Die Abgründe des Fernsehens nicht zum Thema machen? ich glaube, das ist der noch fatalere Weg…

Übrigens bin ich noch nicht einmal 2 Jahre auf Sendung - mach das Format nicht älter als es ist :wink:

Ach ja: Herzlich willkommen im Forum!

Also ich schalte viel weniger solche Programme ein. Ganz im Gegenteil: FK TV hat mein ganzes Fernseh-Verhalten verändert. Ich sehe allgemein viel weniger fern und sogar arte gefällt mir ganz gut, das hätte ich sonst nicht für möglich gehalten.

Naja das ist halt so ne Sache. Das Fernsehkritik.tv-Magazin ist unterhaltsam, und man muss sich die Frage stellen warum es das ist. Ich habe mir diese Frage gestellt, und ich gestehe: die Ausschnitte aus dem Bodensatz des deutschen Fernsehens faszinieren mich. Genau so wie ich auch BildBlog lese, was von einer Zeitnung handelt die ich mir nie kaufen würde - dennoch interessieren mich die Abgründe und Abartigkeiten, und sie unterhalten mich auch.

Der Journalist Henryk M. Broder polemisierte einmal über das BildBlog:

Und Niggemeier treibt es nicht mit sich allein. Einige zehntausend Afficionados, die nicht einmal eine gelesene BILD aus der U-Bahn mitnehmen würden, besuchen regelmäßig den BILDblog, um sich darüber zu informieren, was ihnen so zuwider ist wie einem Vegetarier eine Portion Tartar. So wichst zusammen, was zusammen gehört.

Ich verstehe Broders Kritik in dem Zusammenhang nicht - der Befund jedoch scheint mir richtig.

Daran finde ich jedoch nichts schlimmes.

Naja…

Ich betrachte es auch weniger als Werbung. Viel eher als eine Sendung mit aufklärerischem Inhalt, die Leute dazu anregt, mal darüber nachzudenken, was sie da eigentlich sehen. Ich habe zwar einen Fernseher dennoch muss ich gestehen, das ich eine vielzahl der Sendungen über die FK.TV berichtet vorher auch nicht kannte. Und ganz ehrlich, mich dazu bewegt diese Sendungen einzuschalten, hat es nicht.

Vielleicht will er ja damit aussagen, das ohne das Format „Bild“ der „Bildblog“ gar keine Existenzberechtigung hätte, genau wie es bei FK.tv auf „den Abgründen des Fernsehens“ basiert. Das zweite ist vielleicht eine gewisse andere Form von „Mediengeilheit“ die beide Parteien anzieht. Nur die Bildblogleser und die FK’ler sich eben auf einem aufgeklärterem höheren Niveau befinden.

Du meinst, ich mache ungewollt eher Werbung für schlechtes Fernsehen?

Nein das wollte ich keinesfalls sagen. Es fällt mir schwer mich hier richtig auszudrücken in einem Gespräch würde mir das leichter fallen.
Im Prinzip werden ja die Abgründe des deutschen Fernsehen bis ins Detail analysiert und das auf sehr erheiternde Art und Weise. Gibt es nur noch so wenig positives was man erwähnen könnte? Wieso schaut die Mehrheit der deutschen sich trotzdem solchen Müll an?
Es kann doch nicht sein das nur von einer Minderheit qualitativ hochwertiges Fernsehen gefordert wird. Leider sagen ja die Marktanteile was anderes nur ist das für mich schwer verständlich.
Das schlechte Programm ist ja der Grund wieso ich selber keinen Fernseher besitze. Nachrichten und Dokumentationen sind ja auch über das Internet einsehbar.
Wieso nehmen die TV-Sender ihren Bildungsauftrag nicht wahr? Wieso bringen intelligente und anspruchsvolle Sendungen weniger Einschaltquoten als z.B. „Ich bin ein Star holt mich hier raus“.
Sind wir wirklich auf dem Weg der TV-Verdummung?

Sind wir wirklich auf dem Weg der TV-Verdummung?

JA!

:smt005

Dem ist ja eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Aber hier mal die Sicht eines „alten“ FK-Zuschauers. Ich bin jetzt gerade mal 30 Jahre jung und habe mich vor kurzem noch vielen Jugendkults zugeneigt gefühlt. Wenn ich mir aber mittlerweile einen Großteil der heutigen Jugend anschaue, frage ich mich ernsthaft, ob uns diese Entwicklung nicht wirklich in den Abgrund führt. Wenn ich in die Stadt gehe oder mit dem Bus fahre muss ich immer mehr aufgestylte Elendsgestalten mit hormongeschwängerter Prollausdrucksweise erleben, die in mir umgehend ein Gefühl von Mitleid bis Fremdschämen aufkommen lassen. Diese „Ich bin das Zentrum des Universums und später werde ich Superstar“ - Mentalität ist gewaltig auf dem Vormarsch und man gerade das Fernsehn ist mehr als unschuldig an diesen Tendenzen. Ich befürchte, dass wir derzeit noch nicht einmal erahnen, welchen Gesamtgesellschaftlichen Schaden wir hiermit anrichten. Meinen Fernseher habe ich zumindest entsorgt. Die blöde Kiste hat nämlich durchaus ein starkes Suchtpotential.

Mann mann mann, manchmal komm ich mir schon vor wie der nörgelnde Rentner Dombrowski… :?

Dem ist ja eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Aber hier mal die Sicht eines „alten“ FK-Zuschauers. Ich bin jetzt gerade mal 30 Jahre jung und habe mich vor kurzem noch vielen Jugendkults zugeneigt gefühlt. Wenn ich mir aber mittlerweile einen Großteil der heutigen Jugend anschaue, frage ich mich ernsthaft, ob uns diese Entwicklung nicht wirklich in den Abgrund führt. …

Naja ich bin selber gerade mal 20 Jahre jung und dieses Verhalten von gewissen jugendliche ist für mich persönlich auch sehr unverständlich. Irgendwie muss man doch auch andere Ziele haben als ein Super- oder Popstar zu werden. Die Eltern müssen doch auch eine gewisse Verantwortung haben ihre Kinder entsprechend so zu erziehen, dass diese sich vernünftige Ziele in Ihrem Leben stecken. Man kann ja nicht alles auf das Fernsehen abwälzen. Ausser natürlich das Fernsehgerät ersetzt die elterliche Fürsorge und Erziehung. Was ja in einigen Haushalten der Fall ist.

Man kann ja nicht alles auf das Fernsehen abwälzen. Ausser natürlich das Fernsehgerät ersetzt die elterliche Fürsorge und Erziehung. Was ja in einigen Haushalten der Fall ist.

Aber nicht im Durchschnittshaushalt!!!

http://www.bundespruefstelle.de/bmfsfj/generator/bpjm/Jugendmedienschutz-Medienerziehung/film-fernsehen,did=106662.html

Nur Fernsehen!!! Diese Zahlen muss man sich mal auf dem Gehirnlappen zergehen lassen! Und das sind Schätzwerte. Die gucken garantiert nicht alle arte und phoenix.

Wenn du immer noch der Meinung bist, dass es was bringt den (mittel-)alten die Denkwarze zu ölen, bitte!
Ich habe in meinem Umfeld alles versucht, aber muss jeden Tag mit ansehen wie sich meine Mutter mit Marienhof und Verbotene Liebe die Birne aufweichen lässt. Nachrichten gucken meine Eltern schon gar nicht mehr. Selbst mein 91 jähriger Opa hat noch mehr Kritikgrips, der sieht nämlich beim heutigen Fernsehprogramm parallelen zu den 30ern des letzten Jahrhunderts! Ich finde, das sollte uns gewaltig zu denken geben. Ich hege so meine Zweifel, ob eine Generation reichen wird, den jetzt bereits angerichteten Schaden wieder gut zu machen.

Nur Fernsehen!!! Diese Zahlen muss man sich mal auf dem Gehirnlappen zergehen lassen! Und das sind Schätzwerte. Die gucken garantiert nicht alle arte und phoenix.

Ich kann mich noch daran erinnern, als ich meinen ehemaligen Studikollegen in Literaturwissenschaft traf und er mir sagte, dass er mittlerweile Juniorprofessor ist. Der Clou war allerdings sein Spruch beim Abschied - er müsse sich beeilen, denn gleich finge „Sturm der Liebe“ an - das war auch noch sein voller Ernst.

Beim Telefongespräch faselte er eine Ausrede von wegen Semiotik daher. :mrgreen:

Diese „Ich bin das Zentrum des Universums und später werde ich Superstar“ - Mentalität ist gewaltig auf dem Vormarsch und man gerade das Fernsehn ist mehr als unschuldig an diesen Tendenzen. Ich befürchte, dass wir derzeit noch nicht einmal erahnen, welchen Gesamtgesellschaftlichen Schaden wir hiermit anrichten. Meinen Fernseher habe ich zumindest entsorgt. Die blöde Kiste hat nämlich durchaus ein starkes Suchtpotential.

Problem: Jugendliche in der Pubertät sind immer etwas egozentrisch, aber es stimmt schon, dass wir heute eine merkwürdige Entwicklung durchmachen. Wenn ich sondiere, welche Gespräche die Kids meiner Klassen führen und die mit denen vergleiche, die ich in dem Alter geführt habe, scheint sich vieles nur noch um den Konsum zu drehen - und Bildung wird grundsätzlich als Ausbildung verstanden, als Mittel zum Zweck.

DAS ist traurig. Besonders, wenn man solche angeblichen „Laberfächer“ unterrichtet…

Oh ja, oh ja. Sog. „Unterschichtfernsehen“ ist ein Segen für die Sozialwissenschaften, ehrlich.

Diese Mentalität ist damit zu erklären, dass die meisten heutigen Jugendkulturen nun mal tatsächlich größtenteils auf den Kommerz getrimmt sind. Die 90ger Jahre waren für Plattenbosse und Fernsehproduzenten ja eine Katastrophe, da sie nicht damit gerechnet haben, dass Jugendliche tatsächlich die Schnauze voll von Billigpopmusik bekommen und sich Bands anhören, die Musik jenseits des Mainstreams spielen. Damals waren ja auch die goldenen Zeiten von Mtv, man sendete permanent Musik und hat den Sender zudem durch unterhaltsame Zeichentrickfilme wie Aeon Flux oder Beavis und Butthead aufgewertet. Selbstverständlich war damals nicht alles perfekt, jedoch richtete sich nicht das gesamte Visier der jungen Menschen auf das Merchandise, sondern auf die Musik.
Das alles hat sich durch das Aufkommen von Boygroups dahingehend verändert, dass man die Musik als Existenzberechtigung missbraucht und mit den Resterzeugnissen der Band Geld erwirtschaftet, sowohl für sich selbst, als auch für Plattenfirma und Manager.
Dann kam irgendwann, wahrscheinlich mit größerem Aufkommen von Realityshows und insbesondere Celebrityshows, die Orientierung auf Berühmtheit. Man merkte, dass es sehr einfach ist, wenn man einfach ein bisschen Aufmerksamkeit durch verblödetes Verhalten erregt und kann dann seinen eigenen Traum vom Superstardasein leben.
Ich persönlich habe das Gefühl, dass sich von Dekade zu Dekade ein gewisser Wechsel abspielt, was die Richtung von Musik angeht, ähnlich, wie Lukrez die Menschheitsgeschichte interpretiert. In den 60ern gab es vorallem Popmusik und die ersten Retortenbands wurden gegründet, trotzdem war die Musik ziemlich annehmbar bis sehr gut. In den 70ern orientierte man sich mehr auf Funk, was zu dieser Zeit für den Mainstream eine raue, neue Musikrichtung bedeutete. Die 80er waren sehr übel, wo hingegen die 90er Jahre im Durchschnitt wieder mehr auf Kultur statt Kommerz wert legten. Die heutige Zeit kennt jeder.
Allerdings wird es irgendwann zu einem Overkill an kommerziellem Output geben und die Leute werden sich wieder etwas suchen, das in die alternative Richtung läuft. 2010 wird sich was ändern(hoffe ich)

Allerdings wird es irgendwann zu einem Overkill an kommerziellem Output geben und die Leute werden sich wieder etwas suchen, das in die alternative Richtung läuft. 2010 wird sich was ändern(hoffe ich)

Dein Wort in Gottes Gehörgang! :?

Dieses Format muss ja nicht unbedingt das Fernsehverhalten der Konsumenten grundlegend ändern. Aber zum Nachdenken anzuregen, mal reflektieren, was einem da von den Medienanstalten vorgesetzt wird, ist doch die Leistung einer solchen Sendung und ich finde dazu leistet FKTV seinen Anteil.
Und wer die teilweise mit dem Holzhammer vorgetragene Ironie (nicht negativ gemeint!!) nicht versteht, der guckt auch lieber weiter “We are family”. Man kann ja nicht alle überzeugen :smt002