[QUOTE=Polarstorm;485957]
Versteh mich nicht falsch, deine Meinung das dort “falsch” bestraft wurde ist ja durchaus legitim, aber ich würd von dir halt gern wissen wie du bestraft hättest und wie das zu “mehr” von dieser ominösen “Gerechtigkeit” geführt hätte.[/QUOTE]
Danke erstmal, dass du mich mit meiner Meinung auf Augenhöhe siehst :). Das ist heutzutage leider nicht selbstverständlich.
Zu deiner Frage: Ich betrachte das aus verschiedenen Gesichtspunkten.
Zum einen der Aspekt des Vorsatzes: Es ist einfach nicht glaubwürdig, wenn der Täter hier formuliert, er wusste ja nicht, das fesseln + schlagen + nix zu Essen geben absehbar zum Tod führt. Man müsste schon annehmen, dass der Täter völlig vernebelt ist, das nicht selbst zu erkennen. Eine entsprechende Untersuchung hat der Mann im Rahmen der Gerichtsverhandlung jedoch abgelehnt/boykottiert. Das ist imho was völlig anderes, als einfach zur Tat zu schweigen (was einem vor Gericht ja nicht negativ ausgelegt werden darf), denn diese Untersuchung hätte ihn im ja eher ent- als belasten können. Wahrscheinlich bin ich deshalb so sauer: Es gibt kein Indiz dafür, dass der Mann wirklich nicht wusste, wohin das Ganze führen wird, wenn er nicht aufhört, gepaart mit der fehlenden Reue.
Zum anderen sollen Recht und Gesetz eigentlich die moralischen Mindestanforderungen unserer Gesellschaft an den Einzelnen zementieren: Du kannst dir selber zwar engere moralische und ethische Grenzen setzen, aber um als gesetzeskonformes Individuum zu gelten reicht es, die Gesetze zu befolgen. Etwas, dass (für Außenstehende wie mich) wie Mord riecht, sich wie Mord anfühlt, dann aber nur als Körperverletzung mit Todesfolge bewertet wird, rührt dabei sowohl an meinen Vorstellungen von Moral und Ethik (und lässt mich deshalb so empören), als dass es auch die gesellschaftlichen Mindestmaßstäbe in Frage stellt, was uns dann zu Punkt 3 führt:
Der Abschreckung: Dieses Urteil sagt jedem potentiellen Mörder: Wenn ich jemanden um die Ecke bringen will, mache ich es am besten genau so: Fesseln, Schlagen + nichts zu Essen geben. Anschließend kann ich behaupten, dass ich ja nicht wusste, das das zum Tod führen kann. Und schon kassiere ich nicht lebenslänglich, sondern eben nur fünf Jahre und bin mit ein bisschen Glück bei guter Führung nach 2,5 Jahren wieder auf freiem Fuß, möglicherweise sogar früher (offener Strafvollzug). Und so ganz nebenbei muss mein Opfer sogar länger unter meinen Peinigungen leiden.
Die ominöse “Gerechtigkeit” ist für mich das Ergebnis und Zusammenspiel dieser drei Betrachtungen: Der individuellen Schuld im gesellschaftlichen Kontext bei Betrachtung des Abschreckungseffekts. Wenn dieser Dreiteiler nicht stimmig ist, dass ist das “ungerecht” und hätte so nicht laufen dürfen.
Gruß Ronny