Mitten im Leben - Muttersöhnchen macht Schulden

Hallo,

mir wurde gestern der Link zu einer Folge von “Mitten im Leben” geschickt.

http://rtl-now.rtl.de/mildoku.php?conta … 0&player=1

In der Folge geht es um einen dreißigjährigen Mann, der bei seiner Mutter lebt, arbeitslos ist und noch nie eine Freundin hatte. Mir kam diese Folge von Anfang an komisch vor, da sie ein einziges Klischee war. Der Protagonist Matthias benimmt sich wie ein kleines Kind und spricht auch so.

Die Mutter ist natürlich der Hausdrache, der ihn total kontrolliert und dann noch Detektive auf den Hals hetzt, um herauszufinden was hinter seiner Internetbekannschaft steckt.

Am Ende der Sendung wird folgendes eingeblendet:

Nach einer wahren Geschichte. Die handelnden Personen sind frei erfunden.

Offenbar waren die assozialen Familien die sonst gezeigt werden, nicht mehr krass genug und man dreht nun mit Laiendarstellern nach Drehbuch. http://www.dwdl.de/story/20027/mitten_i … um_erfolg/

Die “normalen” Folgen waren mit Sicherheit auch teilweise gestellt, aber nun gefakte Folgen mit normalen zu mischen, finde ich schon Zuschauerverarsche.

Mich stören an dieser Folge aber noch ganz andere Dinge:

Die Privaten zeigen gerne eine übersexualisierte Jugend, die ihr erstes Mal mit 13/14 erlebt. Es gibt aber Spätzünder die bis 18, 25 oder gar länger warten. Das können ganz normale berufstätige Männer mit eigener Wohnung sein, die halt einfach Pech in der Liebe hatten. Diese Sendung aber zeigt das Bild eines Mannes, der in jeder Hinsicht ein Totalversager zu sein scheint.

Die Protagonisten der Doku-Soaps sind niemals representativ für die Gesamtbevölkerung. Wenn man nun aber mit Laiendarstellern dreht um noch extremeres Material zu produzieren, könnte das dazu führen das dem (dummen) Zuschauer ein falsches Bild von bestimmten Personengruppen vermittelt wird.

Ich meine was kommt als nächstes?

  • Manager Dieter M. feuert schon morgens 5 Mitarbeiter, lässt sich von der Sekretärin einen blasen und braust dann mit dem 911er um 14:00 Uhr nach Hause.
  • Türsteher Ali S. prügelt sich gerne, handelt mit Drogen und zwingt Frauen zur Prostitution.

Ich habe einen Blogeintrag von Stefan Niggemeier gefunden:

http://faz-community.faz.net/blogs/fern … eller.aspx

Die RTL Sprecherin äußert sich dort wie folgt:

RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer sagt, momentan sei nicht geplant, die ganze Reihe „Mitten im Leben“ auf die Fake-Variante umzustellen. „Nach unseren Erkenntnissen interessiert die Zuschauer nicht, ob es sich um Real-Doku-Soaps oder um gescriptete Dokusoaps mit Laiendarstellern handelt“, sagt sie. „Sie wollen interessante Geschichten sehen, die Machart ist nicht entscheidend.“

:smt021

Das Procedere erinnert mich ein wenig an „Richterin Barbara Salesch“, denn bei den ersten Fällen handelte es sich auch um echte Begebenheiten, die allerdings nicht so spannend waren wie etwa die getürkten… Für das goldene Kalb der Quote tut man eben alles.

Das stimmt doch auch. Vor einer Zeit habe ich mir die Freiheit genommen, die Beiträge der Familie Fesselmann, einer gewissen Frau Röder und dem Paar Richter bei youtube anschauen - dafür, dass es sich dabei noch um echte Menschen gehandelt hat, war es bereits dort erkennbar, dass es sich um geschriebene Inhalte drehte. Wenn in „Frauentausch“ andere Berufe genannt werden als in „Mitten im Leben“ oder aus der selbst ernannten Supermutti eine Frau mit Kaufsucht wird, ist der „möglicherweise Betrug“ offensichtlich.

Ob man da echte Leute gegen Schauspieler austauscht, macht da keinen Unterschied mehr.

Das Procedere erinnert mich ein wenig an „Richterin Barbara Salesch“, denn bei den ersten Fällen handelte es sich auch um echte Begebenheiten, die allerdings nicht so spannend waren wie etwa die getürkten… Für das goldene Kalb der Quote tut man eben alles.

Man könnte den Medien damit aber auch die Absicht der Volksverdummung Unterstellen. Statt die Leute aufzuklären „hey so ist es im realen leben“ wird hier sugeriert wie es im wahren leben sein sollte (und dafür werden negativ beispiele genommen). Es spricht ja nichts dagegen wenn man eine spannende Geschichte bringen will, aber dann doch bitte nicht als Pseudo Doku.

Bei der Salesch lag der Fall m.E. etwas anders. Zu Beginn wurden echte Fälle vor ihrem Schiedsgericht verhandelt. Diese waren oft banal (Maschendrahtzaun).

Dann wurden plötzlich richtige Verbrechen in fernsehkompatiblen 20 Minuten verhandelt, natürlich immer mit Storytwist damit es schön spannend bleibt. Mich würde ja mal interessieren was einem Staatsanwalt droht, wenn er wegen schlampiger Ermittlungen so oft Anklage gegen Unschuldige erhebt. :lol:

Da war es für den Zuschauer eigentlich klar, das es keine echten Fälle mehr sind.

Bei “Mittem im Leben” werden jetzt aber die Fake-Folgen mit den echten Folgen gemischt. Das ist schon eine andere Qualität als durch Regieanweisungen oder die Schnitttechnik bei einer echten Folge ein bestimmtes Bild zu verstärken.
Ich weiß nicht welches Publikum diese Sendung hat und welche Beweggründe dahinter stehen sich das anzuschauen. Ich könnte mir aber schon vorstellen, das die Quoten in den Keller gehen wenn vor jeder Sendung für mehrere Sekunden folgendes Eingeblendet würde:

Diese Sendung wurde mit Schauspielern gedreht. Die Handlung ist frei erfunden.

Bei „Mitten im Leben“ mag das durchaus so sein, aber bei Frauentausch handelte es sich bei den ersten Sendungen auch noch um drehbuchfreie Personen.

Lies dir die Kommentare der Sendungen bei youtube durch und du hast eine ungefähre Ahnung…

Die YouTube Kommentare kenne ich. Wenn ich mal aus Studienzwecken mir solchen Scheiss ankucke, mache ich das wegen fehlendem Fernseher auch über YouTube. Oft ließt man Beleidigungen.

Daher finde ich es auch so gefährlich, bestimmte Personengruppen klischeehaft darzustellen. Ich denke da auch immer an die Bertelsmann-Stiftung (der zum Großteil die Bertelsmann AG und damit RTL gehört), die ihre neoliberalen Botschaften unters Volk bringen will.

Wenn RTL z.B. Arbeitslose nur als assoziale Alkoholiker darstellt, könnte eine Stimmung entstehen die man auch politisch nutzen kann.

Daher wäre es wohl das beste wenn diese gefakten Sendungen entsprechend kenntlich gemacht werden müssten. Nein, das beste wäre eigentlich den gesammten Doku-Mist einzustellen und stattdessen das Testbild zu zeigen. :smiley:

Dann können die Kinder auch wieder ihre Hausaufgaben machen.