@Hexe:
Erklären kann ich mir das alles nicht wirklich. Vielleicht bist Du auf einem guten Weg, die Ansätze könnten stimmen. Es gibt einen enormen Ehrgeiz bei vielen gemäßigten Linken, den vermeintlich „Schwächeren“ zu beschützen,- letztlich auch, um sich selbst seine Größe einzugestehen. (Gerade bei den heutigen Grünen finde ich das immer wieder bemerkenswert - in meinem Umfeld sind die Leute, die über 50.000 Euro im Jahr verdienen, oftmals grün und interessieren sich für die „Ausbeutung der Zeitarbeiter“, während sie ihrer Putzfrau 1,50 die Stunde zahlen - was selbstverständlich was ganz anderes ist. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, sich gegen Zeitarbeit auszusprechen - ich bin selbst sehr dagegen. Aber man kriegt hier auch immer das Gesamtpaket eines Typus Mensch, der mir absolut fremd ist).
Ich habe den Eindruck, dass der Islam in enormer Weise verklärt und verniedlicht wird. Selbst war ich da sehr ähnlich drauf, bis vor einigen Jahren - bis ich selbst für einige Zeit in islamischen Ländern war. Und natürlich, die Leute sind allesamt sehr gastfreundschaftlich und zu einem großen Teil sehr ernst, traditionsbewusst - nur versuch mal mit den Leuten am Tisch einen englischen Altherrenwitz zu reißen - wenn Du nicht gleich vom Gastgeber pflichtbewusst niedergemäht wirst, kommst Du ins Gefängnis. Es ist für mich fast kaum möglich, die Stimmung in vielen dieser Länder (ich war u.a. in Saudi-Arabien, dem Libanon, Pakistan und im Iran) auf den Punkt zu bringen, aber je mehr ich mich bemühte, mich den Gepflogenheiten anzupassen (ganz geht das sowieso nie), desto mehr machte sich Beklemmung breit. In Pakistan herrschte, neben größerer Armut, auch fast schon eine Vigilantenstimmung. Aber klar, die Leute waren gastfreundschaftlich … Vielleicht ist es auch das, was die Leute in den 7oiger Jahren nach Afghanistan getrieben hat. Und das Gras. Und von Dunst umnebelt sieht die Welt manchmal etwas rosiger aus.
Aber die Verklärung, die in den letzten Jahren mehr und mehr stattfindet, kann ich nicht nachvollziehen. Der Iran ist ein Hort des Friendens, und die Hamas sind Freiheitskämpfer, und überhaupt ja ganz arm dran. Diese Leute sollten wirklich ein Jahr lang in Israel verbleiben, und jeden Tag 30 Minuten Bus fahren - die Wahrscheinlichkeit, dass sich ihr Problem von selbst erledigt, steigt mit jedem Tag proportional an.
Ich habe jetzt kein Gedächtnis wie ein Archiv, aber ich meine, mich erinnern zu können, dass Don Jordan gerade nach dem 11. September die Anti-Amerikanismus-Keule etwas überstrapaziert hat.
Ah okay, ich hatte Deinen Kommentar dahingehend verstanden, dass er das innerhalb der Sendung geäußert hat. Ich habe den Herrn Jordan auch nicht so auf dem Schirm, deshalb kann ich dazu nicht viel sagen.
Grundsätzlich: Der Anti-Amerikanismus-Vorwurf ist immer eine gute Tat, sich vor Mitdiskutanten lächerlich zu machen. Wenn ich einen Feldzug - aus welchen Gründen auch immer (und seien sie noch so bescheuert) - ablehne, dann lehne ich einen Feldzug ab. Wenn ich eine Art von Politik ablehne, dann lehne ich eine Art von Politik ab. (Und schlußendlich hat sich die USA an Manövern auch einiges vorzuwerfen, bsplw. die Sache mit Salvador Allende oder Einsätze im Vietnamkrieg, um nur zwei Beispiele zu nennen). Indem ich aber die Ablehnung auf meine Nation beziehe, kollektiviere, erreiche ich einen Mitleidseffekt UND verschiebe den Fokus von meinen kritisierten Entscheidungen weg, auf denjenigen, der offensichtlich ein Problem mit mir hat und mich hasst. Der Gehasste ist immer in der Minderheitenrolle und das Opfer, das keine Argumente braucht - sieht man auch wunderbar an der hamasfreundlichen Propaganda. Was diese Argumentation soll, kann ich mir nicht erklären. Es ist ein rhetorischer Kniff, nicht mehr, nicht weniger. Belangloser Blödsinn. Und nicht zu selten in der Vergangenheit auch ein Versuch der Bushregierung, von den eigenen blödsinnigen und unzulänglichen Entscheidungen abzulenken - bsplw. Pakistan komplett bei den Afghanistanfeldzugplanungen übersehen zu haben. Nein, nein, nein, jemand der dagegen ist, ist Anti-Amerikanist, ich will die Kritik gar nicht hören, halt den Mund, DU hasst mich. Kinderverhalten.
@Christian:
Du fährst täglich, morgens zur Rushhour mit dem Bus, abends zur Rushhour wieder heim. Die meisten Attentate passieren morgens zur Rushhour oder abends zur Rushhour. Gerne in dichtgedrängten Bereichen, wo viele Leute sind - U-Bahnen, Busse, Bushaltestellen. Abonniere eine israelische Zeitung und mache Dir Notizen - die Wahrscheinlichkeit, bei täglich zweimaliger Busbenutzung, ein solches Attentat mitzuerleben, steigt exponentiell an. Ich persönlich wäre trotzdem für die Dauer meines Aufenthaltes nicht mit dem Bus gefahren - in 6 Wochen gab es allein in öffentlichen Verkehrsmitteln 13 Anschläge. Von den Raketen möchte ich gar nicht erst anfangen.