Macht Google das Internet funktional kaputt?

Nachdem in den letzten Jahren Google über ein breites Sprektrum vom Internet, Provider, Netzbetreiber, Softwareentwickler, Hardwarehersteller immer mehr Marktbereiche besetzt, kommt es bereits zuweilen zu merkwürdigen Phänomenen. Aktuell sind mir zwei Beispiele aufgefallen, die bei mir auf etwas ähem Unverständnis stoßen:

  1. Die Adblock-App wird von Google aus dem Playstore genommen, sodass man sie nur noch manuell unter Aussetzen der Sicherheitssperre installieren kann. Google begründet dies recht vage mit dem Satz: “interference with another service or product in an unauthorized manner” …hm, und das bei einer Firma, die ihren Umsatz hauptsächlich durch Internetwerbung macht?

  2. Google bringt mit Chromecast eine sehr interessante, preiswerte Technik auf den Markt, um Inhalte von Android-Systemen an ein HDMI-Gerät zu streamen. Da hatte ich mich eigentlich schon sehr drauf gefreut, bis ich dann im Kleingedruckten gelesen habe, dass diese Funktion nur für bestimmte Dienste (Google Play, Netflix, Youtube) freigeschaltet ist. Das geht, wenn ich es recht verstehe, auch deshalb bislang nicht anders, weil Inhalte nicht lokal über das Device gestreamt werden, sondern lediglich direkt aus der Cloud. Für die meisten Zwecke (wie Gaming, Fotos angucken, Powerpoint-Präsentationen oä.) also unbrauchbar.

Fragt man sich, ob mit Google das Internet zukünftig besser oder schlechter wird. Zwar freut man sich in den USA grad über die von Google verlegten Breitbandanschlüsse. Aber was sind diese noch wert, wenn mir Google künftig dann vorschreibt, was ich über den Google-Internetanschluß machen darf?

Wenn man dann dazu das gegenwärtige Geraffel mit der Telekom sieht, muss man sich auch fragen, ob in Deutschland die BNetzA nicht mehr regeln müsste und wenn ja, wie und was?

Du tust so als ob das in irgend einer Form etwas ungewöhnliches wäre. Aus den Appstores von so ziemlich jedem Hersteller werden Sachen entfernt, die denen nicht passen und So ein Streamingservice muss halt auch irgendwie erst mal unterstützt werden. Da gibts genug Offene alternativen die das besser und mit mehr Medien tun.

Ungwöhnlich ist das sicher nicht. Die Frage ist aber, ob hier nicht Wettbewerbsrecht verletzt wird, durch die Art wie eng der Playstore mit dem Android OS verbandelt ist.

Beispiel: Microsoft wurde ja auch untersagt, den Internet Explorer zu stark mit dem Windows OS zu integrieren. Wäre es ebenso nicht auch besser, neben dem Playstore ganz gleichberechtigt auch andere App-Quellen zuzulassen?

Macht Apple doch ganz genau so.
und Microsoft auf der anderen Seite auch.

[QUOTE=Darkcloud;322360]Streamingservice […] genug Offene alternativen die das besser und mit mehr Medien tun.[/QUOTE]

Vermute Du meinst Miracast? Stimmt, das gibt’s noch als (wenn auch um einiges teurere Alternative) und solange es auf dem Gerätemarkt ordentlich Konkurrenz gibt, wird das Google wohl auch nicht behindern können, selbst wenn sie es wollten.

[QUOTE=Kiyotake;322361]Wäre es ebenso nicht auch besser, neben dem Playstore ganz gleichberechtigt auch andere App-Quellen zuzulassen?[/QUOTE]

Das ist doch möglich. Man muss nur den Menüpunkt aktivieren, der Drittanbieterfunktionen zulässt. Ich habe auch parallel den Amazon Appstore.

Alternative Appstores… ja, nur wie gleichberechtigt oder nicht stehen diese im Wettbewerb? CHIP hatte da zuletzt gar einen Artikel mit der Überschrift “Underground Apps: Geheime Android Market Alternativen”. Welcher Normaluser vermag diese “geheimen Alternativen” zu nutzen? Vor allem wenn man vorher auch noch die Sicherheitssperre manuell ausschalten muss. Es geht ja auch bereits los, dass der Nutzer nach dem Kauf des Geräts erstmal aufgefordert wird, sich über ein Google-Konto anzumelden.

Wie gesagt, beim IE und Windows war diese tiefe Integration ja ähnlich und MS hat dafür ein Verfahren bekommen. IMO müsste das im Android-Bereich ähnlich viel weiter entkoppelt werden.

[QUOTE=ExtraKlaus;322362]Macht Apple doch ganz genau so.
und Microsoft auf der anderen Seite auch.[/QUOTE]

Die machen das sogar noch viel mehr so. Bei Android kann man Apps aus Fremdquellen installieren bei Apple ohne Jailbreak nicht und bei MS nicht unter Windows Phone oder Windows 8 RT.

Die Aktion mit Windows und dem IE und WMP war eh ein absoluter Witz. Mac OS wird weiterhin mit Safari und Itunes ausgeliefert, die ganzen Linux Distributionen, welche auch bei weitem nicht alles in ihre Repositories lassen haben auch meist ihre standardsoftware installiert und selbst Windows hat noch einiges an Standardsoftware.

Das fremdinhalte auf Android erst mal geblockt sind ist auch gut so, das hält schadsoftware fern und wer zu blöd ist einen einfachen haken in den Einstellungen zu setzen, der hat ganz andere Probleme.

Das mit dem Sicherheitsargument finde ich fadenscheinig. Jeder darf auch auf seinem Desktop-PC installieren was er möchte. Wenn ich mein Gemüße auf dem Markt statt bei Edeka einkaufe, muss ich ja auch nicht erst eine Verzichtserklärung für eventuelle Gesundheitsschäden unterschreiben. Außerdem können andere Appstores ja auch freiwillig ähnliche Sicherheitsprüfungen implementieren - dazu braucht es keinen gesonderten “Panikmache-Schalter” im Einstellungsmenü, der mir sagt: es sei total gefährlich, wenn ich nicht bei Google kaufe. Dieser Schalter ist mE. schlichtweg Wettbewerbsverzerrung.

Ich weiß, bei Apple ist es noch viel schlimmer.

PS: Klar für Geeks die ihr Android ohnehin sofort rooten ist das alles Kokolores. Nur als Inhalte- oder App-Anbieter kann ich mein Geschäft ja auch nicht nur auf Geeks aufbauen, die so wagemutig sind, den Sicherheitsschalter auszuschalten.

Du brauchst dein Android nicht rooten, sondern einfach nur einen Haken entfernen, leicht zugänglich und nicht versteckt.

Und fertig. :wink:

Ich weiß. Worauf ich hinaus wollte ist, dass es für einen Dritt-App-Anbieter eine eindeutige Wettbewerbsbenachteiligung ist, wenn er seine App nur installieren lassen kann, sofern der User einen panikmachenden Schalter betätigt und die Garantie dabei u.U. auch noch verloren geht.

Gut das die dabei nicht verloren geht. Findest du,dass die User Account Control von Windows ist auch nur ein Panikmache Popup?

[QUOTE=Kiyotake;322375]panikmachenden Schalter [/QUOTE]

“Unbekannte Quellen - Anwendung von Nicht-Market-Anwendungen starten” ist für dich ein panik-machender Schalter? Android nutzer haben hier die Wahl zwischen einem System wie bei Apple, das nur überprüfte Anwendungen des eingenen Stores zulässt und (beim Setzen des Häkchens) ein offenes System wie Windows, das alles an anwendungen zulässt, aber auch Risiken von Schadsoftware birgt.

Wie andere Hier gesagt haben, ist das eine leicht zu treffende Option, die sich auch nicht auf die Garantie auswirkt, wie beispielsweise das Rooting. CHIP würde ich jetzt auch nicht als besonders seröses Magazin ansehen.

Davon mal ab sehe ich es aber durchaus als Problem, dass Google immer mehr Services über einen Account bündelt. Die Suchmaschine macht es mir durch die ganzen Vorsortierungen schon enorm schwierig, schnell man relevante Inhalte zu finden, die über Wikipedia hinausgehen. So viele Filter kann man garnicht setzen, um da die Shops und Werbeseiten auszusortieren.

Es ist prinzipiell nichts dagegen zu sagen, wenn das OS vor der Installation von Apps eine Sicherheitsbarriere setzt oder mich vor diversen Risiken warnt. Wenn dies unabhängig von der Herkunft der App stattfände! Beim Windows “User Account Control” stellt man auch nur generell die Systemrechte ein, ohne zum Beispiel nochmal zwischen OpenOffice und MS Word zu unterscheiden.

Wenn man also ähnlich wie bei den Windows-Systemrechten mit dem Schalter die Installation von Apps ganz generell aktivieren/deaktivieren könnte (also auch für Apps aus dem Google Store), dann wäre dagegen nichts einzuwenden. Denn warum sollten Apps aus dem Amazon-Store per se unsicherer sein? Meintwegen kann man dabei auch noch einen unabhängigen Zertifizierungsdienst einsetzen (der dann aber nicht Google heißt).

PS zur Garantie: wenn man den Schalter aktiviert, kommt eine Warnung, dass bei Schäden (auch am Gerät), die bei der Verwendung “fremder” Apps entstünden, die Garantie entfällt. Das kann man sicher teilweise nachvollziehen, sofern es nur um Schäden bezüglich Datenverlust o.ä. geht, aber nicht etwa Schäden an der Hardware.

[QUOTE=Kiyotake;322371]Wenn ich mein Gemüße auf dem Markt statt bei Edeka einkaufe, muss ich ja auch nicht erst eine Verzichtserklärung für eventuelle Gesundheitsschäden unterschreiben. [/QUOTE]

Nein, das nicht. Dafür gibt es riesige Behördenapparate, die sich mit der Reglementierung von allen möglichen Produkten, vor allem Nahrungsmittel beschäftigen.

[QUOTE=Baru;322382]Behördenapparate, die sich mit der Reglementierung von allen möglichen Produkten […] beschäftigen.[/QUOTE]

Ganz genau. Das macht dann nicht Edeka, sondern eine unabhängige Stelle. Wenn es zum Beispiel, wie oben drüber gesagt, eine App-Zertifizierung von Dritter Stelle gäbe, wäre das optimal.

Das kann man sicher teilweise nachvollziehen, sofern es nur um Schäden bezüglich Datenverlust o.ä. geht, aber nicht etwa Schäden an der Hardware.

Selbstverständlich kann schlechte/Schadsoftware auch die Hardware beschädigen.
Die Apps vom Market sind geprüft und selbst wenn nicht hat Google die Kontrolle darüber. Wer also auf Nummer sicher gehen will, der installiert nicht von irgendwelchen windigen Portalen.
Es gibt genügend Apps im Market die kostenlos sind. Es spricht nichts dagegen, nicht eine Plattform zu nutzen, statt tausend anderen, bei denen man dann nie weiß wie legal und wie sauber die Programme sind.

Und im Falle von Google, wo die Reglementierungen an der Branche gemessen fast noch lächerlich liberal sind und ich sogar OnBoard die Möglichkeit habe Third-Party-Software zu installieren (Der Knopf ist ein DAU-Schutzschalter, mehr nicht) kann ich da noch drüber wegsehen, ehrlich gesagt.

Wie gesagt, Apple und M$ sind deutlich schlimmer und restriktiver.

[QUOTE=Kiyotake;322381]Beim Windows “User Account Control” stellt man auch nur generell die Systemrechte ein, ohne zum Beispiel nochmal zwischen OpenOffice und MS Word zu unterscheiden.[/QUOTE]
Stimmt so nicht. Wenn ich für ein bestimmtes Konto den Jugendschutz einrichte, kann ich da sogar detailliert sagen, welche exe dieses Konto ausführen darf und welche nicht. Muss man natürlich erstmal machen (und sich mit den dependencies beschäftigen) wollen.

[QUOTE=Kiyotake;322361]ist.

Beispiel: Microsoft wurde ja auch untersagt, den Internet Explorer zu stark mit dem Windows OS zu integrieren.[/QUOTE]

Microsoft muss nur alternativen anbieten, der IE ist fest im System. Was mir übrigens immer noch stinkt. Man zwingt doch auch keinen VW Händler auf einen gleichwertigen Mercedes hinzuweisen… :ugly

Der IE lässt dich doch problemlos in Windows entfernen/deaktivieren.