Kritik am ZDF in Neues aus der Anstalt

Es ist zwar eine etwas ältere Folge (von vor der Sommerpause), aber in der Ausgabe von “Neues aus der Anstalt” vom 3.5.2011 wird Fernseh- und ja, sogar ZDF-Kritik geübt und, wenn man so will, auch Kritik an der GEZ.

Urban Priol sagt so zum Beispiel: “Diese Eventsucht bei uns, mir reichts ja noch von der Londoner Hochzeit […] Es war sechs Stunden royales Dauergesumse auf der ARD … [da] hab ich [mir] ja gesagt, komm, komm, geh schnell ins ZDF, mal gucken, was sonst noch so in der Welt passiert… Die Ohrringe könnten aus dem Familienschatz der Middletons sein… Zwei gebührenfinanzierte Snder verbraten unser Geld für stundenlanges Synchronheulen … ich bin dann aus Verzweiflung zum Teleshopping, hab zwei Hochdruckreiniger bestellt, ich brauch eigentlich gar keine, aber sie waren günstig.”

Jochen Busse sagt zu einem späteren Zeitpunkt: “Fernsehen macht blöde”, woraufhin sein Gesprächspartner Henning Venzke erwidert: “Das stimmt nicht, Blöde machen Fernsehn” Daraufhin Busse: “Aber ebenso kein böses Wort gegen Kollegen, vor allem nicht gegen unfähige.” - “Wieso denn nicht?” - “Na, sie bilden die überwältigende Mehrheit”

Kurz vor Ende der Sendung gibt es zwischen den beiden wieder eine fernsehkritische Unterhaltung: Busse: “Herr Venzke, es ist nun mal so, Kunst muss wehtun” - Venzke: “Tja, Kunst, aber das ist Fernsehn. Das muss man gut finden. Wir haben nichts besseres und da kommt auch nichts besseres.” Busse: “Es sei denn nach 23 Uhr, aber bis dahin, ja, da ist Fernsehn gleich Erfolg, gleich Quote, gleich Mitklatschen, gleich Johlen” - “Ja, die Unterhaltungsindustrie kann froh sein, dass unser Land nicht von kunstsinnigen Fürsten wie den Medici regiert wird, der ganze TV-Verein, der sich so einzigartig toll findet, nicht, all die aufgebrezelten Zeitgeistnutten, die wären wegen Vernachlässigung intellektueller Mindest[–unverständlich] und Verhöhnung aller ästhetischen Maßstäbe in tiefen, feuchten Verliesen angekettet.” - “Leid tun mir ja nur die jungen Leute, die natürlich sagen, warum kann das Leben nicht so sein wie Fernsehn … und dann merken sie erst viel, viel später, dass es genauso ist, außer bei Rosamunde Pilcher” --" - “Ja, es ist schrecklich, aber das Seltsamste beim Fernsehn sind ja immer noch die Zuschauer. Kein Programm kann so bescheuert sein wie derjenige, der sich das dann auch noch ansieht.”- “Jawohl, der Zuschauer hat mit der Fernbedienung seine eigene Verblödung in der Hand.”

Lohnt sich also, sich die Folge anzusehen, um vielleicht noch einen Bericht bei Kurz Kommentiert drüber zu bringen, dass das ZDF anscheinend DOCH selbstkritisch sein kann, allerdings nur in Sendungen, die kaum jemand schaut. Die Sendung ist via Mediathek verfügbar.

Hm, bei Busse und Venzke habe ich das Gefühl, die sind nur in der Anstalt gelandet, weil einer der Verantwortlichen mit seinen Kindern/Enkeln die Muppets geschaut und sich bei Waldorf und Statler gedacht hat “Hey, sowas will ich auch in der Sendung”.
“Neues aus der Anstalt” darf, glaube ich, qua Konzept auch mal Wadenbeißer spielen, so lange sie den Hohen Tieren damit nicht zu sehr auf den Senkel gehen.

Die Sendung gibt es hier:

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/ … 03.05.2011

Kannte ich schon. Ich fand aber den Spruch so genial, daß ich den als Signatur hier nutze. :smiley:

Ich hatte mich auch gewundert, Busse und Vanzke in der Sendung zu sehen. Busse kenne ich ja eigentlich nur aus Sieben Tage sieben Köpfe und Vanzke ist für mich sowieso komplett unbekannt. Es stimmt schon, dass sich dort Parallelen zur Muppetshow auftun und sich die Anstalt Standpunkte herausnehmen darf, die sonst im Fernsehn eher nicht zu finden sind und vielleicht somit vor allem in diesem Fall eine Alibifunktion für die öffentlich-rechtlichen Sender darstellt, sich ansonsten nicht besonders selbstkritisch zu zeigen. Auf jeden Fall sind es wahre Worte, die man ansonsten viel zu selten im deutschen Fernsehen hört. Man kommt sich ansonsten so, als hätte man hier und da den einen kritischen Comedian, der sich der Tricks alter DDR-Schriftsteller bedienen muss, also eine kritische Wahrheit so zu verpacken, dass sie selbst unkritisch wirkt und allenfalls kritisch interpretiert und ausgelegt werden kann (was beabsichtigt, aber nicht offensichtlich ist). Wenn hier aber Worte in den Mund genommen werden wie “Zwei gebührenfinanzierte Sender verbraten unser Geld für stundenlanges Synchronheulen”, wird man sich bewusst, dass die Hoffnung nicht gänzlich verloren ist.

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/ … 27.09.2011

Die neuste Folge, die wieder mal so viele auf den Punkt bringt.

Besonders die Fragen des Frage-“Sketch”, bedürfen wirklich einer Antwort.

Man muss auch mal Lachen mit all dem Unsinn um einen herum!

Edit:

Ups sorry, dieser Thread stand unter Themenvorschläge das ist mir entgangen. (Man sollte nich nur suchen sondern auch lesen)
Trotzdem sollte diese neue Sendung erwähnt werden.

Ich reaktivier den Thread mal aus gegebenem Anlass.

Ich habe seit längerer Zeit mir zwar jede Folge “Neues aus der Anstalt” angesehen, war aber immer zunehmend unzufrieden mit der Sendung, da sie mir einfach nur zu flach wurde. Ödes Rumgereite auf Merkel, jüngst Wulff, irgendwann mal Guttenberg, aber alles nur oberflächlich und mehr und mehr klamaukig.

Die neueste Folge war für mich die ersten 44 Minuten ein neuer Tiefpunkt. Ich habe mich total gelangweilt, die Witze waren auf ein Rentnerpublikum zugeschnitten, dass ma fei a bisserl lachen will, und dann spässelt man halt rum über den Wulff.

Allerdings: Ab ca. 44:40 (ich empfehle zum Kontrast bei 44:00 anzufangen, damit ihr seht, wie sich das verändert habt, wenn ihr nicht gleich die ganze Folge sehen wollt, dann wirkt der Kontrast noch stärker) wird es plötzlich erhellend, als Herr Pelzig Herrn Pirol in seinen Jammertiraden unterbricht und ein paar wirklich bedeutungsschwangere Sätze vom Stapel lässt. U.A. so etwas wie “Wir sollten Herrn Wulff dankbar sein für die leichte Beute und die flachen Klatscher, die wir dafür ernten” und noch ganz viel anderes, wo sie besprechen, was sie auch hätten durchnehmen können" - und das klang so leidenschaftlich, dass ich vermute, sie HÄTTEN es auch viel lieber durchgenommen.

Das ist natürlich nur eine Mutmaßung, aber ich kann mir vorstellen, dass das ZDF oder zumindest die Anstalts-Redaktion Einfluss genommen hat. Denn auch wenn ja oberflächlich Kritik an Merkel, Wulff, etc. geübt wurde - wie gesagt, es war mehr Klamauk als Tiefgehend. Und da hatte ich schon den Eindruck, dass Pirol und Pelzig vieeel viel lieber über ganz andere Themen sprechen würden, aber es nicht können.

Habt ihr da Eindrücke?

Serdar Somuncu hat mal von schwarzen Comedylisten in Öffentlich Rechtlichen und Privaten erzählt.

So darf zum Beispiel keine Witze über die Firmen gemacht werden die in der Werbung laufen.
Auch bestimmte Themen sind unerwünscht.

Halt langweilige pcComedy-Landschaft hier in Deutschland. Es gibt nur wenige die sich mal daraus wagen wie Serdar Somuncu oder auch manchmal Nuhr.

Georg Schramm fehlt dem Format halt doch sehr. Und was ist eigentlich mit dem Hausmeister?

Du meinst Jochen Malmsheimer?

Ich habe die Sendung so lange schon nicht mehr gesehen … :smt009

Wenn das stimmen würde, kann man solch eine arschlose Sendung nur noch in die Tonne treten.

Bis Minute 44 bin ich gar nicht gekommen, hab vorher wegen Gehaltlosigkeit weggezappt, wobei man auch sagen muss, dass mit den Klobürsten Piet Klocke und Arnulf Rating auch eine anständige Sendung schwer zu machen ist.

Es ging eigentlich vielversprechend los.
Priol witzelte, wieviel der Kapitän der Concordia wohl bekommen hat, um sein Schiff gegen den Felsen zu heizen und den Fokus von der Politik zu nehmen.
Da habe ich das noch als Ankündigung verstanden, dass all die wegen dem Wulfferama zu kurz gekommenen Themen behandelt werden.
Pustekuchen.

Dann an einer Stelle schimpft Priol, dass im Windschatten der Wulffaffäre Niebel und Ramsauer?oderRöttgen? ordentlich Vetternwirtschaft betrieben haben. Da dachte ich mir auch, warum verschwendet ihr Deppen dann soviel kostbare Zeit für billiges Wulffbashing.

Ja eben, das wird ja ab ca. Minute 45 wieder aufgegriffen. Pelzig sagt ja ganz klar sie ernten nur “Billige Lacher” damit. Ich habe das eben so interpretiert: Wir WÜRDEN gerne was anderes machen, könnens aber nicht. Es wäre ja schließlich nicht das erste Mal, dass das ZDF mal ein bisschen auf die Zuschauerzahlen schielt und dann ne Richtungsanweisung gibt, damit die ÖR von sich sagen können, sie würden auch großes Publikum erreichen. Dass damit der eigentliche Auftrag der ÖR nicht mehr viel zu tun hat - denn so ist NadA eher schlechte Comedy als Kabarett - ist überflüssig zu erwähnen. Aber in diesen letzten 3 Minuten da habe ich zumindest es so verspürt, dass die beiden relativ subversive Kritik gegen ihre Bosse äußern.

MrMorizon: Deinen Eindruck teile ich nicht. Beweisen können wir jedoch beide nichts. Insofern bringt das nix.

Urban Priol ist wichtig - keine Frage. Und danke Librarian: Ich meinte tatsächlich Jochen Malmsheimer. Georg Schramm ging ja wenigstens nicht sang und klanglos. Aber wo steckt Malmsheimer? Er und Priol waren ein Klasse Team.

Priol und Pelzig sind im Allgemeinen auch nicht schlecht. Aber wenn schon Gastauftritte: Kann man nicht wenigstens dafür ab und mal den Georg Schramm verpflichten? Ich weiß, er hat weniger Zeit. Aber ab und zu wenigstens. :oops:

Die Gastauftritte sind schon teilweise recht seltsam. Ob nun Klocke (war der jemals irgendwie witzig?) oder zum Beispiel auch vor ein paar Sendungen Badesalz. Kann auch Mundstuhl gewesen sein, ich kann die beiden Duos nie auseinander halten. Ich meine den Beitrag mit dem “Gedanken-mensch-ärgere-dich-nicht”. Da dachte ich auch ich bin in der falschen Sendung gelandet.

Es war Badesalz. Was soll der Blödsinn? Es gab da auch noch andere Gastauftritte von ähnlicher “Qualität” die ich aber schon wieder [-]verdrängt[/-] vergessen habe.

Die neueste Folge litt tatsächlich unter dem Wulffüberdruss. Da hätte man sich durch versierte Themenwahl wirklich vom Medienecho absetzen können.

Nun gut, über Humor lässt sich bekanntermaßen ja nicht streiten… ich persönlich finde Badesalz beispielsweise großartig, auch wenn frühere Sachen von dem Duo sicherlich besser waren… sie aber mit Mundstuhl zu vergleichen, das ist ja schon Blasphemie. Außer einer Ähnlichkeit im Dialekt haben die beiden Duos so gar nichts miteinander zu tun, die Art des Humors ist doch schon arg unterschiedlich: plumpes Rumgeprolle (Mundstuhl) versus (meist) intelligenter, (teils) gesellschaftskritischer Humor (Badesalz). Wie gesagt, früher mal besser und streiten über Humor ist schwierig. Nur der Vergleich mit Mundstuhl hinkt gewaltig.

Mag der Vergleich auch hinken, ist halt mein persönliches Empfinden. So genau habe ich mich nun auch nicht mit den beiden Duos beschäftigt. Und gerade an dem von mir genannten Beispiel aus der Anstalt ist nun nichts intelligent oder gar gesellschaftskritisch. Das ist einfach nur Quatsch auf dem Niveau welches Comedy so schlecht dastehen lässt.

Ich kann Mr. Morizon nur zustimmen. Die letzte Sendung war für mich auch erschreckend flach und harmlos. Außer Wulf schien es kein Thema gegeben zu haben. Und sobald der Gastbeitrag angekündigt wurde und dachte ich schon “endlich ein Themenwechsel” . Aber nix da. Das wiedeholte rumgekloppe auf Wulf ging weier. Die einzig witzigen Anspielungen auf ihn kamen gegen Ende als Priol die Kermit-Puppe rausgeholt hatte.
Die Sendung ging eigentlich erst kurz vor Ende richtig los, als Pelzig die anderen Themen aufgelistet hat, über die man hätte reden können. Ja warum haben sie es denn nicht gemacht :smt017

Mag der Vergleich auch hinken, ist halt mein persönliches Empfinden. So genau habe ich mich nun auch nicht mit den beiden Duos beschäftigt. Und gerade an dem von mir genannten Beispiel aus der Anstalt ist nun nichts intelligent oder gar gesellschaftskritisch.

Also ich finde die Gastbeiträge häufig sehr unnötig und flach. Manchmal passen die Gäste da gut rein (Monika Gruber ist z.B. gut), den Malmsheimer sehe ich auch gerne. Aber sonst ist das oft… grenzwertig mit den Gästen. Wenn schon Leute wie Jochen Busse, die beim Karneval teilweise Büttenreden halten oder zumindest dort herumalbern… dann istd as ne fehlbesetzung. Hoffe, „pelzig hält sich“ wird heute besser.
Nicht verpassen :wink: Davon war ich bis jetzt nie enttäuscht.