Korruption bei ARD und ZDF

Im Zuge der neuen Zwangsabgabe fände ich es sehr spannend, wenn ihr das Thema Korruption bei ARD und ZDF aufgreifen könntet, vor allem beim fiktionalen Programm. In den großen Medien liest man dazu fast nichts, schließlich sägt man ungerne den Ast ab, auf dem man sitzt. Es gibt viele Fragen, die ich mir stelle:

  • Redakteure bei den öffentlich rechtlichen haben ein festes Gehalt, sind verbeamtet und streben naturgemäß das Mittelmaß an, während das kreative Risiko bei den Kreativen liegt. Ein schlechter Film kann den Ruf eines freischaffenden schonmal ruinieren. Warum haben die Redakteure (die selten eine künstlerische Ausbildung genossen haben) das letzte Wort bei den Inhalten der Drehbücher?
  • Warum werden die Budgets der TV-Filme immer größer, aber die Gagen der Filmschaffenden gleichzeitig immer kleiner? Wer steckt sich die Differenz in die Tasche?
  • Warum müssen junge Autoren und Regisseure teilweise auf ihre Gagen verzichten, damit ihr Film überhaupt erst gemacht wird (siehe “Poll” von Chris Krauss)?
  • Früher gab es eine Drehbuchförderung für junge Autoren, das Kuratorium junger deutscher Film. Roland Emmerich, Werner Herzog, Doris Dörrie, Detlev Buck, Tom Tykwer und Wim Wenders verdanken ihm ihren ersten Film. Warum bekommt man dort mittlerweile nur noch Förderung, wenn man den Letter of Intent eines Produzenten (der schon mindestens einen Kinofilm in deutschland mit X Kopien hatte) vorlegen kann?
  • Warum sorgen die Sender dafür, dass das fiktionale Programm massiv ausgedünnt wird (siehe die Abschaffung ganzer Kategorien beim deutschen Fernsehpreis)?

Bei diesem Thema gibt es bestimmt zahlreiche Personen, die man interviewen könnte oder in die Sendung einladen. Zur Recherche kann ich TANZ DER ZITRONEN von Nicole Joens empfehlen:

Ein erhellender und teils humorvoller Insiderbericht über eine anfängliche Traumkarriere als Drehbuchautorin, die nach und nach von Skandalen, Korruption, Zensur, einem jahrelangen Gerichtsverfahren und dem frühen Tod einer ZDF-Redakteurin überschattet wird.

Quelle: http://neuebuecher.de/vlbid/0-4347940/

Ich bin mir nicht sicher ob man (all) die Punkte welche du ansprichst als Korruption bezeichnen kann. Vielleicht passt eher eher “strukturelle Probleme” oder ähnliches. Und dies war und ist doch ohnehin ab und an Thema bei FKTV.

[QUOTE=Yaso;320688]In den großen Medien liest man dazu fast nichts, schließlich sägt man ungerne den Ast ab, auf dem man sitzt.[/QUOTE]

Ist ja nicht so das Zapp nicht über den Fall Heinze berichtet hätte

Warum haben die Redakteure (die selten eine künstlerische Ausbildung genossen haben) das letzte Wort bei den Inhalten der Drehbücher?

Weil es der Sender verantworten muss das zu senden, deswegen braucht man da leute vom Sender die da aufpassen, und auch mal eingreifen. Das gibt es auch im Privatfernsehen, und auch bei Kinoproduktionen.

  • Warum müssen junge Autoren und Regisseure teilweise auf ihre Gagen verzichten, damit ihr Film überhaupt erst gemacht wird (siehe “Poll” von Chris Krauss)?

Wahrscheinlich weil der Film sonst zu teuer wäre. Ein Sender geht mit einem Großen Film nun mal ein größere Finanzielle Verpflichtungen ein als mit einer kleinen halbstündigen Talkshow (oder etwas ähnlichem). Auch wenn der Öffentlich rechtliche Rundfunk durch die Beiträge kein Risiko hat, so ist es meiner Meinung nach schon verständlich, dass sie für Erstlingswerke nicht so viel Geld ausgeben wollen.

  • Früher gab es eine Drehbuchförderung für junge Autoren, das Kuratorium junger deutscher Film. Roland Emmerich, Werner Herzog, Doris Dörrie, Detlev Buck, Tom Tykwer und Wim Wenders verdanken ihm ihren ersten Film. Warum bekommt man dort mittlerweile nur noch Förderung, wenn man den Letter of Intent eines Produzenten (der schon mindestens einen Kinofilm in deutschland mit X Kopien hatte) vorlegen kann?

Das hat was mit den Filmfördeungsanstalten zu tun, Nicht mit dem öffentlich rechtlichen Fernsehen

  • Warum sorgen die Sender dafür, dass das fiktionale Programm massiv ausgedünnt wird (siehe die Abschaffung ganzer Kategorien beim deutschen Fernsehpreis)?

Das ist in der tat ein Problem. Da fehlt es an Mut zur Fiktion. Beim Fernsehpreis liegt es daran, das die Privatsender die Veranstaltung eher als Entertaiment haben wollen, und man deswegen die technischen preise so gut wie abgeschafft hat. Die Öffentlich rechtlichen sitzen zwar auch beim Fernsehpreis, aber eben nicht alleine

Ich bin mir nicht sicher ob man (all) die Punkte welche du ansprichst als Korruption bezeichnen kann. Vielleicht passt eher eher “strukturelle Probleme” oder ähnliches. Und dies war und ist doch ohnehin ab und an Thema bei FKTV.

Du hast Recht, vieles davon sind strukturelle Probleme. Wir haben in Deutschland große strukturelle Probleme, die dazu führen, dass sich die immergleichen Nasen das Geld in die Tasche stecken. Für mich ist das alles Teil eines verfilzten Klüngels. Der Fall Heinze ist leider nur die Spitze des Eisbergs. Wieviele Heinzes gibt es noch, die wir nur noch nicht entdeckt haben? Beim KIKA verschwinden ein paar Milliönchen, bei Marienhof organisiert eine Agentur im großen Stil Schleichwerbeverträge, Autoren bestechen anscheinend Redakteure, um für Serien schreiben zu dürfen …

Weil es der Sender verantworten muss das zu senden, deswegen braucht man da leute vom Sender die da aufpassen, und auch mal eingreifen. Das gibt es auch im Privatfernsehen, und auch bei Kinoproduktionen.

Dass es Leute geben muss, die aufpassen und eingreifen ist mir schon klar und das finde ich prinzipiell auch gut und richtig. Aber mir wäre es lieber, das wären Menschen mit Sachverstand. Menschen, welche die Verantwortung tragen müssen, wenn eine Produktion nicht erfolgreich ist. Die Redakteure im ÖR riskieren nichts, aber entscheiden über Dramaturgie und Figurenentwicklung, obwohl sie meistens keine Ahnung haben. Das führt zwangsläufig zu minderwertigem Programm.
Die Privaten klammere ich an dieser Stelle absichtlich aus, sie sind in erster Linie der Quote verpflichtet. In den USA, auf die natürlich auch wir Deutschen schielen, funktioniert das System Fernsehen ganz anders. Bei vielen Serien sind Autoren für die inhaltliche Hohheit verantwortlich und das merkt man deutlich. Oder glaubst du, es gäbe in Deutschland einfach keine guten Schreiberlinge?

Das hat was mit den Filmfördeungsanstalten zu tun, Nicht mit dem öffentlich rechtlichen Fernsehen

Sicherlich stehen dabei die Förderanstalten im Vordergrund. Allerdings braucht man in Deutschland immer einen Sender, wenn man einen Film produzieren möchte. Egal ob für Kino oder TV. Am Ende der Verwertungskette landet jeder Film im Fernsehen und die Produktionen brauchen vorab Geld und Infrastruktur der Sender, um produzieren zu können. Die Filmemacher müssen sich meist selbst um Förderung bemühen, da sie sonst kaum eine Chance haben, einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Wahrscheinlich weil der Film sonst zu teuer wäre. Ein Sender geht mit einem Großen Film nun mal ein größere Finanzielle Verpflichtungen ein als mit einer kleinen halbstündigen Talkshow (oder etwas ähnlichem). Auch wenn der Öffentlich rechtliche Rundfunk durch die Beiträge kein Risiko hat, so ist es meiner Meinung nach schon verständlich, dass sie für Erstlingswerke nicht so viel Geld ausgeben wollen.

Weißt du, was eine Folge Günter Jauch kostet? Weißt du, was die Championsleage kostet? Wenn man das weiß, ist natürlich klar, warum man freischaffende Künstler, die meist sowieso am Hungertuch nagen, nicht bezahlen kann. Ohne Drehbuch gäbe es keinen Film, aber in künstlerischen Berufen gibt es leider immer ein paar Idioten, die für lau arbeiten und so für alle den Markt zerstören. Die Mentalität der Preisdrückerei und des Nichtbezahlens ist dabei mit verantwortlich für die schwindende Qualität.

Insgesamt machen das Honorar des Autors und die Gage des Regisseurs bei einer Filmproduktion nicht viel aus. Die Gage eines normalen Regisseurs bewegt sich im Bereich von 3-5% des Gesamtbudgets (maximal 75.000 Euro) bei einem Film unter 2,5 Millionen Euro. Über 2,5 Millionen Euro beträgt sie maximal 125.000 Euro. Man bedenke, wie lange eine Produktion dauert und wieviel Arbeit der Regisseur damit hat, dann relativieren sich die Beträge sehr schnell.

Hier gibt es ein neues Interview zum Gesamtkomplex ÖR mit der Autorin des Buches: