Knopp is back - History Live (Phoenix)

Wer hätte es (nicht) gedacht: Guido Knopp ist zurück im TV. Mit einer einstündigen Talkshow namens “History Live” Sonntag 13 Uhr auf Phoenix (Wiederholung um 0 Uhr). Knopp gibt diesmal den neunmalklugen Moderator, der zusammen mit drei Gästen in der pompösen Kulisse des “Clärchens Ballhaus” ein Geschichtsthema durchpflügt. Atmosphärisch drängen sich unwillkürlich Vergleiche zu Volker Panzers “nachtstudio” auf. Ein lauschiges Teestündchen mit den Silberrücken der deutschen Geisteswissenschaften unterm barocken Kronleuchter, ohne lästiges Publikum. So weit so gut. Das waren dann aber schon leider die Gemeinsamkeiten.

Das Thema der ersten Sendung, aktualitätsbezogen gewählt: Der fremde Freund – die USA und wir. Die Gäste: der konservative Historiker und alte Atlantiker Michael Stürmer, der linke Sozialwissenschaftler Harald Welzer und der amerikanische Historiker Bryan van Sweringen in der Buddy-Rolle. Anscheinend wollte man hier durch die Gästeauswahl ein bisschen Kontroverse vorprogrammieren. Nur ist dies ist in der Sendung gänzlich fehlgeschlagen. Zum einen hatte Harald Welzer kaum etwas zum Thema zu sagen, zum anderen aber lag es auch an Knopp selbst, der als Moderator schlicht eine Fehlbesetzung ist.

Als der große Erklärbär der deutschen Geschichte vermag es Knopp nicht, ein Gespräch in Gang zu setzen. Vielmehr begibt er sich in die gewohnte Rolle des Geschichtslehrers, der seinen Stoff in 60 Minuten durchzieht und nebenbei seine Schüler der Reihe nach abfragt. Peinlich wird es zu weil gar, wenn einer der Gäste wagt, dem Knopp’schen Unterrichtsstoff ein “Aber” entgegenzusetzen und Knopp den Abweichler daraufhin sofort abwimmelt.

So ließ es sich Knopp auch in dieser Show nicht nehmen, wie bereits aus ZDF History gewohnt, demonstrativ den letzten allwissenden Kommentar in die Kamera zu sprechen. Fast egomanisch und ohne jede Selbstironie verkündet er dem Fernsehzuschauer zum Schluss noch, dass in dieser Sendung fortan immer der Gastgeber das letzte Wort hat. Wie angenehm zurückhaltend waren da doch im Vergleich die Abmoderationen von Volker Panzer, der seine Sendung schlicht mit einem Zitat schloss.

Fazit nach der ersten Sendung: der gute alte Oberlehrer Knopp, wie ihn die Fans lieben (oder auch nicht). Egomanisch? Sicher, keine Frage. Aber längst nicht so schlimm wie Precht. Themenspektrum? Es wird sich zeigen, ob Knopp auch in der Lage ist, über die Grenzen seines Spezialgebiets “Zweiter Weltkrieg und Anhang” mal wesentlich hinaus zu denken. Ich fürchte eher nicht.