wie vielen hier geht mir das menschenverachtende, klischeehafte Fernsehen der privaten TV Sender schon lange auf die Nerven. Aus diesem Grund möchte ich hier mal eine Diskussion starten.
Das private Fernsehen wird durch Werbung finanziert. Könnte man vielleicht hier ansetzen, um die Qualität des Fernsehprogramms zu erhöhen? Man müsste doch die Unternehmen, die zwischen diesen fragwürdigen Sendungen werben, unter Druck setzen können. Eine Art schwarze Liste mit Firmen die mit ihren Werbegeld diese Sendungen unterstützen. Meine Theorie ist, dass sich die Firmen von den Sendungen distanzieren, keine Werbung in dem Zeitraum mehr schalten und so den schlechten Formaten die Luft ausgeht.
Gewagte These, ich weiss. Ist dieses Vorhaben umsetzbar? Was denkt ihr?
Und was würde diese “Schwarze Liste” dann bringen? Die Leute die RTL anschauen, denen ist es eh scheiß egal für was geworben wird. (Sofern nicht 10x hintereinander Jamba-Klingeltöne laufen) Und da RTL Marktführer ist, werden die Unternehmen sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, mit ihrer Werbung ein breites Spektrum abzudecken.
Die Leute, die vor der televisionären Schifferscheisse der privaten verblöden, ist doch genau das Kundenklientel das die mit der Werbung anvisieren, daher ist diese Idee reine Fiction !
Die Gegenargumentation kann ich nicht ganz nachvollziehen. Sowenig sich Fair Trade an Menschen mit einer “Hauptsache billig” Haltung richtet, sowenig wendet sich die “Liste” an Zuschauer die z.B. “Schwer verliebt” gerne anschauen.
Würde es solch eine Statistik geben, hätte es sicherlich Auswirkungen auf meinen Warenkorb und zwar nicht mit der ursprünglichen Intension des Werbenden ;). Dazu muss ich kein Fernsehzuschauer sein, sondern nur die “Liste” und ihre “TopTen” kennen. Das ist der springende Punkt.
Der Werbende riskiert aufgrund der gewählten Werbeplatzierung eine Stigmatisierung seines Produkts bei einer bestimmten Käuferschicht und somit hat die Werbung auch einen negativen Effekt für seinen Absatz. Dieses Risiko sollte sich dann auch auf die Preise der Werbeslots von zweifelhaften Sendungen auswirken.
Beispielrechnung: (alles amateurhafte Schätzwerte, was sonst)
Durchschnittliche Werbeminuten pro Stunde: 10 min/h
Durchschnittspreis für eine Sekunde Werbung: 200 €/sek
Durchschnittspreis für eine Sekunde Werbung, nach der Einführung der “Liste”: 196 €/sek (entspricht einer Abwertung um 2%)
=> Der Sender hat in einem Jahr 20.736.000€ weniger eingenommen.
Die Gegenargumentation kann ich nicht ganz nachvollziehen
.
Nun ja, die ist eher simpel ausgefallen, und wie du erkannt hast teils auch erheblich an der Idee vorbei.
Sowenig sich Fair Trade an Menschen mit einer „Hauptsache billig“ Haltung richtet, sowenig wendet sich die „Liste“ an Zuschauer die z.B. „Schwer verliebt“ gerne anschauen.
Richtig. Nur dürften die meisten Konzerne (und die TV-Werbetreibenden sind ja überwiegend von größerem Kaliber) wesentlich mehr Dreck am Stecken haben als die Finanzierung solcher Vorführ-Formate (amateurhafte Schätzung, die Wahrheit ist irgendwo da draußen), was die Plausibilisierung des Anliegens eben auch deutlich schwerer machen dürfte als im Falle von Fair Trade. Wer sein Gewissen reinigen oder sich als kritischer bzw. konsequenter Konsument inszenieren und andere beeinflussen möchte, findet stärkere Argumente, um eine schwarze Liste zu füllen und erreicht somit wesentlich einfacher auch mehr Leute.
Wenn z.B. über einen Hersteller von TV-Geräten (z.B. Pony) Schlimmes („Da werden Kinder ausgebeutet“, „das Durchschnittsalter der Mitarbeiter liegt bei 2,5 Jahren, der Monatslohn bei 10 ¢“) berichtet wird, muss man nicht weiter erklären, worum es geht, sondern nur glaubhaft vermitteln. Selbst wenn man das schafft, heißt das in der Praxis noch lange nicht, dass man einen neuen Pony-Boykotteur gewonnen hat. Wenn der zunächst von der Argumentation der Aktivisten Beeindruckte oder gar Überzeugte wenig später nach rein zufälligem Umschalten auf eine RTL-Ranking-Show in der Werbeunterbrechung ein schickes, geiles, breites Pony-Gerät präsentiert bekommt, führt das zwar nicht unbedingt gleich zu einer Erektion oder im Extremfall Neuanschaffung, kann zumindest aber das Geschwätz dieser zotteligen Gutmenschen ein gutes stück weit verdrängen.
Gewagte These, ich weiss. Ist dieses Vorhaben umsetzbar? Was denkt ihr?
Nein.
Da ist eben zunächst die Plausibilisierungs-Hürde: Das eigentliche Ziel des Vorhabens sind nicht die Unternehmen selbst sondern Trashformate.
Was gegen diese einzuwenden ist, müsste man wiederum den meisten Leuten wohl (leider) erst einmal erklären.
Des Weiteren kommt nun noch erschwerend dazu, dass es nicht nur darum geht, so viele Menschen wie möglich zu erreichen, wohlwissend, dass die betroffenen Unternehmen dies allenfalls kopfschüttelnd zu Kenntnis nehmen, sondern einen Druck aufzubauen, der genügend Werbetreibende derart beeinflusst, dass sie sämtlichen Trashformaten den Geldhahn zudrehen (wenn man den Titel hier mal ganz wörtlich nimmt).
Ich habe den Eingangspost anders verstanden. Mit dem Auftrag der Überzeugungsarbeit, Aufklärung oder Konvertierung vom blöden Zuschauer zum vermeintlichen Gutmenschen hat das vorgestellte Konzept in erster Linie auch gar nichts zu tun. Das passiert eher durch Formate wie z.B. FKTV. Die Idee von Stu11i verstehe ich zunächst als Informationswerkzeug für Menschen, die für dieses Thema bereits sensibilisiert sind.
Ich würde es auch nicht auf eine schwarze Liste reduzieren, sondern neutraler halten. Eine Datenbank, die dokumentiert welcher Hersteller mit welchen Produkt einen Werbeslot in der Sendung ABC belegt hat. Ob der Anwender daraus eine Positiv- oder Negativliste erstellt entscheidet sein Geschmack.
Die Idee von Stu11i verstehe ich zunächst als Informationswerkzeug für Menschen, die für dieses Thema bereits sensibilisiert sind.
Ich auch. Es ging mir darum, zu zeigen, woran das Ganze scheitern dürfte, dass über so manches Unternehmen weitaus schlimmere und ins Besondere leichter zu vermittelnde Dinge bekannt werden (Beispiele und möglicher Wahrheitsgehalt seien außen vor gelassen), als dass sie Trash-TV-Werbeblöcke füllen, was in aller Regel, selbst wenn mal höhere Wellen geschlagen werden, keine größeren Auswirkungen mit sich bringt (einem Unternehmen ernsthaft schadet).
Die Gruppe derer (bzw davon der Anteil, der tatsächlich sein Konsumverhalten ändert), die bereits ein kritisches Auge auf das nachmittägliche Programm unserer Privaten hat, dürfte bei Weitem nicht groß genug sein, um irgendetwas zu erreichen.
und auf den Rest der Bevölkerung bezog sich der größte Teil meines ersten Posts.