Kann nicht sein, was nicht sein darf?

Ich habe eben die SuFu benutz, aber nichts dazu gefunden.

ich finde, dass dies eine gut gemachte, angenehm anzusehende Doku ist:

http://www.youtube.com/watch?v=fbG-W4rH … re=related

Oh mann, ich habe die Doku die ganzen 98 Minuten geguckt. Ich fand sie enorm anstrengend zu schauen. Kann sein, dass es daran liegt, dass jetzt schon später ist und ich ziemlich müde bin, aber es liegt wohl eher daran, dass sie mehr Vorlesungscharakter als Doku-Charakter hat.

Der Inhalt der transportiert wird, ist nicht schlecht. Da sind ernstzunehmende Professoren und Medienschaffende vertreten, welche kritisch in der Doku die Medien reflektieren, ohne in Polemik oder Jammern zu verfallen. Besonders gründlich, aber doch eher auf der theoretischen Ebene für Deutschland wird über den Zusammenhang der Medien berichtet.

Zum Beispiel die Bedeutung von “Leitmedien” wie SpOn, der wechselseitige Einfluss von Medien und Politiker, die heutigen wirtschaftlichen Zwänge, Medien als Werbeinstrument und die zunehmende Bedeutung von PR und deren konstruierte Wirklichkeit, Quotenfetischismus und Zielgruppenorientiertung, Manipulation durch Gewichtung von Meldungen, die heutige Medienkonzentration auf wenige Unternehmen, die Existenz eines Konsens der Medien über erlaubte Meinungsbandbreite in einem weit engeren Rahmen als es die Meinungsvielfalt ermöglicht und die Bedeutung des Internets.

Keiner bringt hier konkrete Anklagen gegen ein spezifisches Medienunternehmen vor, was die ganze Sache wohl auch so langatmig macht, sondern es bleibt die ganze Zeit auf der übergeordneten Ebene. Hinzukommt, dass der Interviewer selber nicht ein Wort spricht. Alles was gesagt wird, kommt von Medienexperten, die dazugestellten Fragen muss man sich teilweise selbst aufgrund der Antworten ausdenken.

Darüber kann man natürlich streiten und es würde sich nicht lohnen, da es auch Geschmacksfrage ist.
Aber was zur Hölle begründet denn den Titel der Doku? Ich stelle mir die Frage, was für mich nun sonderlich überraschend war. Eigentlich nichts. Dass in den Medien häufig konstruierte Realität angeboten wird? Ist für mich zumindest nichts neues. Ist in allen Medienformen so. Und so wie diese Doku gemacht ist, wird diese kaum diejenigen erreichen, die dies noch nicht wussten. Dass die Medienschaffenden von Anzeigeanbieter und Politik abhängig sind, ist auch nicht überraschend. Dass TV-Sender stark miteinander verbandelt sind, ist auch nichts neues oder überraschend.
Einzig neu kam mir durch die Doku in das Bewusstsein, dass die Medien in Deutschland einen großen Konsens haben, was erlaubte Meinung ist und was nicht und dass dieser viel enger ist, als die Meinungsvielfalt es ermöglichen würde.

Es ist mit Sicherheit eine gute Überblicksdarstellung, aber eine mit Zielgruppenproblem. Mir und den meisten gebildeteren Menschen bringt der Bericht wohl keine größeren neue Erkenntnisse. Die anderen werden wohl eher größere Probleme aufgrund der unkonkreten Besprechung haben, die Sendung zu verfolgen und zu verstehen. Als mögliche Zielgruppe bleibt eigentlich nur ein Teil der Jugendlichen.

Habe ich auch schon vor einiger Zeit gesehen. Gut gemachter Film, der einige wichtige Dinge anspricht. :smt023

Super Doku :smt023

Die Infos über die KEK fand ich sehr interessant, vor allem, da ich glaube, dass der Zug schon abgefahren ist und die Leute, die die Schlagzeilen bestimmen, an einem Tisch Platz nehmen könnten. Die Gesetze waren und sind meiner Meinung nach zu lasch.
Was mir z.B. aufgefallen ist. Der eine Experte kritisierte die Haltung der meisten Menschen, dass sie andere für manipulierbar halten, aber von sich denken, nicht beeinflußbar von den Medien zu sein, was bestimmt richtig ist, doch dann meint er (im nächsten “Kapitel”), dass die deutschen Medien in Sachen Vielfalt noch nicht so gebeutelt sind, wie z.B. die englischen, italienischen usw.
Ich schätze, dass ein englischer Medienwissenschaftler dazu vielleicht eine andere Meinung hätte.

Ist es in Italien nicht so, dass Berlusconi sowohl die wichtigsten privaten als auch die staatlichen TV-Sender auf sich vereint? Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es nur noch einen TV-Sender von größerer Relevanz, der unabhängig von Berlusconi ist.

In Deutschland sind ja zum Glück selbst die staatlichen Sender durch die Aufteilung auf die große Zahl von Landesrundfunkanstalten nicht auf den aktuellen Chef der Bundesregierung vereint, sondern mindestens auf die jeweiligen Landesregierungen. Das sorgt selbst wenn man eine größere Beeinflussung durch staatliche Stellen annimmt, für eine gewisse Vielfalt.

Die Doku hat mir sehr gut gefallen. Ich habe erst mit dem typischen “Eine ominöse Gruppe mächtiger Menschen kontrolliert die Menschheit” gerechnet, aber diese Erwartung wurde in keiner Weise bestätigt.

Hier wird glaubhaft dargelegt warum die Medienwelt ist wie sie ist, ohne mit dem Finger auf einzelne zu zeigen. Hier wird der gesamte Mechanismus gezeigt, der für die Berichterstattung verantwortlich ist und man erkennt, dass dies nicht das Produkt einzelner ist sondern nur die logische Konsequenz aus den Gegebenheiten unseres Wirtschaftssystems ist.

Das der Interwiever sich nicht selbst zu Wort meldet finde ich sehr gut. So gewinnt man nicht den Eindruck, dass jemand Meinungsmache betreiben möchte. Man hört nur was die Befragten sagen und kann sich sein eigenes Bild machen ohne das ein Interviewer etwas vorkaut.

Ich kann mich jetzt auch irren, aber ich meine ein weiteres Problem in Bezug auf „verzerrte Medienwirklichkeit“ wurde in der Doku gar nicht angesprochen, und zwar die innere Zensur in den Redaktionen der Fernsehanstalten und Verlage.

Der Journalist und Autor Harald Schumann hatte das mal angeprangert, bzw. tut es immer noch.

Aus seiner Wiki-Biogrf.:

Bekannt wurde Schumann durch eine redaktionsinterne Auseinandersetzung um eine bereits fertig abgelieferte Titelgeschichte über die Steuerung der Energiepolitik durch die Stromkonzerne und die Bedeutung der Windenergie, die er zusammen mit Gerd Rosenkranz verfasst hatte. Der Chefredakteur Stefan Aust lehnte die Geschichte damals ab. Aust wird vorgeworfen, dies aufgrund persönlicher Vorbehalte gegen die Windenergie getan zu haben, da diese seine Pferdezucht bedrohte. Daraufhin kam es zum Wechsel Schumanns zum Tagesspiegel.

Themen dort waren unter anderem die Kontroverse mit Hans-Werner Sinn vom Ifo-Institut München unter dem Titel Wer nicht richtig rechnet, bei der Schumann der rot-grünen Bundesregierung vorwarf, mit einer „Umverteilung des Volkseinkommens von unten nach oben“ die wirtschaftliche Lage des Landes zu verschärfen. Schumann kritisierte 2004 auch die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft als „PR-Maschine zur Bekehrung der deutschen Wähler“. 2006 problematisierte er den politischen Einfluss der Bertelsmann Stiftung speziell auf die Reformkonzepte der Hartz-Kommission und in der Hochschulpolitik bei der Einführung von Studiengebühren. Als Kern des Problems benennt Schumann die Rolle von Bertelsmann bei der Herstellung eines Elitenkonsenses zu politischen Fragen während der Entscheidungsprozesse, da dabei die Betroffenen und Kritiker der Bertelsmann-Positionen außen vor blieben.

Seit 2005 gehört er zur Jury des nach dem ehemaligen Vorsitzenden des Europäischen Gewerkschaftsbundes benannten Otto-Brenner-Preises für kritischen Journalismus.

Zusammen mit Hans-Peter Martin schrieb er den weltweiten Bestseller Die Globalisierungsfalle, dessen Erstauflage 1996 erschien und seither in dutzende Sprachen übersetzt wurde. Gemeinsam mit Christiane Grefe und Mathias Greffrath veröffentlichte er 2002 das Buch attac. Was wollen die Globalisierungskritiker? Bereits 1986 erschien sein Buch Futtermittel und Welthunger über die sozialen und ökologischen Folgen der europäischen Futtermittel-Importe. Für sein 2008 ebenfalls mit Christiane Graefe veröffentlichtes Buch Der globale Countdown erhielt er Das politische Buch, den Preis der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Im November 2010 wurde Harald Schumann in Berlin mit dem ersten Platz beim Journalistenpreis „Langer Atem“ ausgezeichnet.

Hier ist auch noch ein interessantes Interview und eine kurze Passage aus einer Rede, die er gehalten hat.
(Links vom Account führen auf eine auf den ersten Blick fragwürdige islamische Seite, aber das Interview scheint echt zu sein)

http://www.youtube.com/watch?v=x0srVYblAEI

Noch was:
Ich kann mich nicht erinnern, Schumann jemals im Fernsehen, in einem der Polit-Talks oder in irgendeiner investigativen Sendung als Interviewter gesehen zu haben. Entweder lehnt er solche Einladungen ab oder man fragt ihn nie. Falls letzteres zutrifft, muss man sich schon die Frage stellen, warum so ein preisgekrönter Journalist den Massen vorenthalten wird.