… über realistische Werbung.
Freitag abend, Prime-Time … der Blockbuster läuft … die Couch ist bequem und … BAZONGGG … der erste Werbeblock. Und dann passiert es:
Eine Mutter nach DIN (perfekte Wohnung, minimalistische Einrichtung, Kinder, gegen die jede Nonne wie ein Gewaltverbrecher wirkt) rollt sich mit ihrem Ableger auf dem Teppichboden und stellt erstaunt fest, das der Teppich nach 4 Jahren nicht mehr so flauschig ist, wie am Tag des Erwerbs.
Kaum den Gedanken panisch zu ende gedacht, erscheint “Sie”. Keiner weiß woher, keiner weiß wie. Kein Klingeln an der Haustür, kein Öffnen durch die DIN-Mutter, keine pinkfarbene Rauchwolke, aus der sich dieses Wesen im Wohnzimmer manifestiert. Sie ist einfach … da.
Mit einem Lächeln, das einen Parallelvertrag mit einer Zahnpasta-Firma vermuten lässt, präsentiert diese Frau das Reinigungsmittel (mit der netzhautversengenden Färbung) schlechthin … zack aufgestreut, mit dem Schrubber einmassiert, abgesaugt und der Teppich hat seine gottgegebene Flauschigkeit vom Tage seiner Schöpfung wieder.
Um dem wissenschaftlich interessierten Zuschauer jetzt auch noch die Methodik zu präsentieren wird ein Q-Tip gezückt, in den Fasern rumgepult und - im Vergleich zur ersten Pulung - die Tiefenreinigungssuperwirkung präsentiert, die selbst unter einem Elektronenrastermikroskop perfekt verlaufen wäre.
Ende … nächster Spot.
Panisch renne ich durch die Wohnung. Wo ist sie? Wo hat sie sich versteckt?
Wenn Sie niemand reinliess, … dann muss sie schon da gewesen sein. Hatte diese Familie sie im Keller versteckt, eine moderne Sklavin, die nur erscheint, wenn Mutti gravierende Reinigungsfehler macht? Eine mystische Verbindung zu einem Paralleluniversum voller dümlich grinsender Dschinnis mit Teppichreinigern (natürlich mit “Ocksi-Ekschen”) die nach dem Murmeln der alt-keltischen Beschwörungsformel “Oh-mein-Gott-wie-sieht-der-Teppich-aus?” schlagartig erscheinen und umgehend mit ihrer Arbeit beginnen?
Eine spontane Durchforstung meiner Wohnung ergibt weder eine versteckte Frau, und auch das Probieren sämtlicher, mir bekannter Beschwörungsformeln, bleibt fruchtlos. Muss mein Teppich jetzt dreckig bleiben?
Mal im Ernst …
Ich kann ja noch verstehen, wenn man ein Aftershave verticken will, in dem man jedem weiszumachen gedenkt, das er sich danach vor Models kaum retten kann oder wenn man jeder Hausfrau sugeriert, das genau dieses Waschmittel ihren Männe zu einem ewig fröhlichen Erfolgsmenschen macht.
Aber wer bitte glaubt einer Werbung, in der sich ohne Vorwarnung Leute manifestieren, und keine Sau fragt, wo die Tusse herkommt? Es wäre mir sowas von sch…egal, ob die Tante ihren Lebensinhalt in der Reinigung meines Teppichs sieht, erstmal will ich wissen, wieso die einen Schlüssel zu meiner Bude hat. (Und warum die jetzt im Wohn- und nicht im Schl… aber lassen wir das :mrgreen: )
Und warum zum Henker muss dieses Mittel so eine grottenhässliche Farbe haben?
Als dieses Haushaltswunder (ich meine jetzt das andere, das aus jedem noch so schimmeligen Bad im Handumdrehen einen sterilen OP macht) rausgebracht wurde und sämtliche Hausfrauen ihren komplette Putzmittel-Menagerie in der nächsten Tonne versenkt haben, wurde es noch als Zaubermittel angepriesen, das alle anderen Produkte (logischerweise) überflüssig macht. Eines für alles.
Und jetzt?
Der Grinsetyp nebst gesichtsgelähmter Kollegin präferieren jetzt “das weisse” für das … “das lilane” für das und “das grüne” für was anderes.
Also wat nu?
Neee,… egal ob Oxyaction oder nich … wer bitte glaubt sowas noch?