Lieber Fernsehkritiker,
wie der Betreff meines Post schon darstellt, verfolge ich das Format, seit der ersten Stunde.
Es gab qualitative Schwankungen, aber das große Ganze im Auge, ist es ein gelungenes Format!
Absolut!
Deswegen sollte man meine folgenden Ausführungen, immer zusammen mit der vorangehenden
Bekundung meines absoluten Respekts sehen!
Was mir im laufe der Jahre stark aufgefallen ist, ist meine subjektive Empfindung, dass immer mehr der Mainstream Einzug gehalten hat, in der Berichterstattung!
Erstens weiß ich um die Wortgewandtheit des Fernsehkritikers, und weiß dass ich eine Behauptung auch mit
Beispielen untermauern muss. Dem werde ich noch nachkommen.
Zweitens ist Mainstream erst mal nur ein abstrakter Begriff. Auch das will ich gerne ausführen.
Und drittens werde ich eine Entgegnung nicht gelten lassen. Dass ich nicht regelmäßig im Forum Lebenszeichen von mir gebe, und deswegen nicht zu einer, über die maßen direkten Kritik, befähigt bin.
Dem will ich vorab entgegnen. Vielschreiber sind meiner Meinung nach nur deswegen Vielschreiber, weil sie um ihre Schwächen wissen, und somit, oft durch Masse, auf der Suche nach dem einen “Megakommentar” sind.
“Mainstream”, was meine ich damit?
Die ersten Sendungen hatten abgesehen von dem Bonus des Neuen, des Reaktionären auch den Charme des Unbedarften. Des nicht Perfekten.
Sie hatten Biss und sie waren vielschichtig.
Der Fernsehkritiker bezog klar Stellung zu Themen, wie Call-In, Qualitätsanspruch an von öffentlichen Geldern finanzierten Sendern, und deren Scheitern, am eigenen Anspruch, kleine Schmankerl im Bereich Fernsehpannen, damals, unter anderem von ihm zuerst angeprangerte Realsatire in werbeabhängigen Sendern und Ungerechtigkeiten gegenüber Menschen, die sich von der Fernsehwelt, auf deren Kosten vor den Karren spannen ließen.
Alles redlich. Alles notwendig. Alles richtig gemacht.
Und all das ist nach wie vor, immer noch vorhanden.
Aber dennoch hat das ganze etwas verloren auf dem Weg in die Zukunft.
Mit zunehmender Professionalität wurde der Fernsehkritiker leider zum einen zu penibel.
Wobei das Thema, wie Gastbeiträge ausgesucht werden hier schon zur genüge besprochen wurde.
Oder auch, wie lange man sich einem Themenkomplex widmen sollte. Schlagwörter wären in diesem Zusammenhang z.b.: Call-In, Saalfrank, Spartensender, die nach dem selben Muster fungieren, etc.
Ich weiß, das ist subjektiv, aber letzt endlich denke ich, dass der Fernsehkritiker, wenn er an seine treue Zuschauergemeinde Spendenaufrufe startet, damit auch klar stellt, dass er eine solche Gemeinde um sich geschart hat. Zu der gehöre auch ich! Inklusive der Bemühung auch meines bescheidenen Paypalkontos. Und jeder Cent war gut angelegt, und wird es auch in Zukunft sein.
Aber weiter im Text.
Zum anderen haben sich die einen oder anderen Stereotypen eingeschlichen, die Langeweile verbreiten.
RTL hat alles schlechte dieser Welt verdiehnt! Keine Frage. Und ich verstehe auch den Grundsatz, dass man
gegen so einen Gegner nicht die Waffen streckt. Aber das ganze bekommt zuviel Zeit zugesprochen. Zu viele kleine Kommentare. Ein Running-Gag ist eine feine Sache, aber er lebt davon, dass er, wenn er seinen Zenit überschritten hat, nur noch gezielt eingesetzt wird. Das macht ihn dann zum Evergreen. (Notwendige Spendenaufrufe für Prozesse, zum Beginn, oder zum Ende der Sendung sind davon nicht betroffen.)
Aber irgendwann entsteht rein psychologisch begründbar, eine Abstumpfung, wenn das Bashing immer weiter geht.
Und ein Evergreen kann auch enden, wie z.B. “WMCA” Man lacht immer noch, wenn man den Song hört, hat aber auch nix dagegen, wenn er endlich rum ist.
Und zum Abschluss möchte ich noch einen Augenmerk auf die Persönlichkeiten richten, die in über 100 Folgen
kamen und gingen und zum Teil zumindest, leider geblieben sind.
Mario, Ein toller Kerl! Hat sich sehr früh in das Format reingebuddelt und gehört auch dort hin. Ich hätte mir mehr Feedback gewünscht, als es ihm eine zeit lang nicht so gut ging. Was aber in diesem speziellen Fall natürlich davon abhängt, was Mario als öffentlich kommunizierbar eingestuft hat, und was als privat. Also eine rein subjektive Ansicht.
Auf welchen Art von externen Mitwirkenden ich hinaus will lässt sich am einfachsten an Oliver Kalkofe klar machen.
Vorneweg! Ein genialer Mensch.
Seine Fähigkeiten will ich nicht in Frage stellen.
Aber spätestens bei der Feier zum 100.en war mit das viel zu viel Oliver und viel zuwenig Holger!!!
Das Format heißt Fernsehkritik.tv D.h. es ist das Kind des Fernsehkritikers. Ihn will ich sehen!
Er soll den Ton angeben. Und zwar immer!
Sonst sind wir bei einer Wetten dass… Sendung, in der Thomas Gottschalk der Herr der Arena ist, bis Michael Jackson, Madonna oder sonstwer ganz wichtiges auftaucht. Das hat mir gar nicht gefallen!
Während ich an diesem Text nun schon seit einiger Zeit sitze, rumfeile…ich weiß nicht so recht.
100 Folgen sind lang. Ich kann keinen klaren Punkt benennen, an dem das ganze in meinen Augen
gekippt ist. Es ist ein schleichender Prozess.
Vielleicht geht es mir, wie alten Menschen, die von ihren Enkeln ein Handy gezeigt bekommen,
und damit irgendwie nix anfangen können.
Sie können telefonieren. Sie wissen das der Fortschritt nicht aufzuhalten ist. Aber im inneren wissen sie
dann doch, dass es vorher nicht schlechter war.
Ich habe versucht einige Dinge unter vielen, z.T. auch gleich noch relativiert, anzusprechen, die meiner Meinung nach in die nicht ganz richtige Richtung laufen. (“nicht ganz richtig” ist nicht gleichbedeutend mit “falsch”!)
Und unterm Strich erkläre ich mir die immer mehr zunehmende Härte des Fersehkritikers, mit der Tatsache, dass wenn man erst mal auf hoher See, mit den Dicken Schiffen kämpft, auch der Wind entsprechend rauh ist.
Die Kanonen groß und die Feinde motiviert. Dem muss man sich anpassen, oder man wird versenkt.
Dennoch vermisse ich den Feingeist vergangner Tage!
Ein treuer Fan