An den meisten Sonntagen läuft im Ersten nach der Tagesschau der Tatort - schon immer. Ok, das könnte man noch etwas relativieren - geschenkt. Es gibt mehr Tatort-Städte als je zuvor und dementsprechend häufigere Erstausstrahlungen als früher.
Die Dienstältesten
Lena Odenthal, später ergänzt durch Mario Kopper (Ludwigshafen): Nicht mehr so verlässlich wie früher, muss nicht mehr unbedingt sein.
Ivo Batic und Franz Leitmayr (München): Insgesamt wahrscheinlich das zuverlässigste Duo. Sicher gibt es auch hier immer mal wieder schwächere Folgen. Meistens jedoch gute Unterhaltung mit etwas Humor, ohne dabei allzu klamaukig daherzukommen.
So ernst wie kaum eine mit diesem Ermittlerteam und damit für mich eine willkommene Abwechslung war die gestrige Ausgabe Macht und Ohnmacht.
Auch recht zuverlässig: Moritz Eisner (Wien), der früher immer wechselnde Partner oder Assistenten hatte und seit einigen Folgen durch die Alkoholikerin Bibi Fellner unterstützt wird.
Max Ballauf und Freddy Schenk: Die beiden Kölner habe ich zuletzt als eher schwach bis mittelmäßig wahrgenommen. Von mir aus können sie demnächst mal abgelöst werden.
Entwicklungen weg vom klassischen Tatort
Da kommt mir als erstes Cenk Batu (Hamburg) in den Sinn. Vom klassischen Schema “Mord passiert --> Kollegen A und B befragen Umfeld des Opfers --> ein bisschen Action oder auch nicht --> Showdown --> Geständnis unter Tränen (es war Eifersucht)” hat man sich verabschiedet und präsentiert stattdessen einen einsamen Undercover-Ermittler. Ein paar der Folgen fand ich ganz gut. Bewusste Distanzierung von diesem altbackenen Stöver-Brockmöller-Kram? Batu wurde jedenfalls inzwischen wieder abgelöst:
Beauty and the Brains: kürzlich Premiere hatte Yalcin Gümer (Hamburg), der seinen ersten Fall nach einer Schussverletzung im Bein vom Krankenbett aus löst. Ihn fand ich überzeugend. Ob sein draufgängerischer, von ihm per Internet und Telefon ferngesteuerter Kollege in den künftigen Ausgaben von großer Bedeutung sein oder überhaupt in Erscheinung treten soll, ist mir nicht ganz klar geworden.
Ebenfalls ganz neu im Dienst ist Jens Stellbrink (Saarbrücken), dessen erster Einsatz von den Kritiken verrissen wurde. Für mich war es einfach eine ganz okaye TV-(Tragi)Komödie. Nicht das, was man von einem Tatort erwartet und teils auch irgendwie dämlich aber insgesamt doch unterhaltsam, was im Endeffekt die Hauptsache ist. Wie “hanebüchen” (SpOn) die Story dabei ist oder ob der Film “mehr Märchen als Krimi” (sz.de) ist, sollte zweitrangig sein. Ich habe schon Schlechteres gesehen und dabei fallen mir ausgerechnet die Saarbrücker Vorgänger Kappl und Deininger (“wunderbar” (sz.de)) ein, deren Vorstellungen ich allesamt langweilig fand.
Eine Steigerung ist da mit Sicherheit noch drin, ich werde mal dranbleiben.
Die Künftigen
Christian Ulmen mag ich ja sehr, aber die Vorstellung, dass ihm Nora Tschirner zur Seite gestellt wird, mit der ich nichts assoziiere, außer mal mehr, mal weniger flache Beziehungskomödien, gefällt mir nicht. Vielleicht nur blöde Vorurteile, ich werd’s mir einfach mal ansehen. Sibel Kekilli im Tatort klappt schließlich auch ganz gut, und auch die hat mit Filmen angefangen, die sich überwiegend mit dem Zwischenmenschlichen befassen.
Bei Wotan Wilke Möhring, der am 28.04. loslegt, bin ich einfach mal zuversichtlich.
Die Altbackenen
sterben so langsam aus --> Stöver und Brockmöller, Bienzle, Ehrlicher … Die noch aktiven Kölner zähle ich inzwischen auch dazu.
Das Gefälle ist groß und das war es vermutlich schon immer, und hier und da verabschiedet man sich vom klassischen Tatort-Schema. Das Rumgeheule im Vorfeld allein aufgrund der Tatsache, dass mal wieder jemand Premiere feiert (siehe z.B. unter dem zu Möhring verlinkten Artikel), kann ich nicht nachvollziehen. Die Auswahl ist eben sehr groß, natürlich ist da auch einiges an Mist dabei. Muss man ja nicht alles gucken.
Jetzt könnte ich natürlich noch auf Münster, Kiel oder Konstanz eingehen, habe aber gerade keinen Bock dazu, das soll fürs Erste reichen.
Fazit?
Ach ja, falls jemand nichts weiter zu sagen hat als “Tatort find ich doof” oder auch “Tatort find ich toll”: es gibt genug Plattformen, die über einen Spambereich verfügen. Diese hier gehört nicht dazu.