InfoMonitor 2011

Als ich vorhin ein wenig im Archiv der Fachzeitschrift Media-Perspektive gewühlt habe, bin ich auf folgenden Artikel bzw. Statistik gestolpert:
http://www.media-perspektiven.de/upload … rueger.pdf

Auch wenn das jetzt 4 Monate alt ist: wäre das nicht Stoff für einen Beitrag? Das heißt also diese Statistik zu einem beitrag zu machen? Da steckt nämlich durchaus viel Brisanz drin. So z.B. dass die Regierungsparteien 3/4 der Zeit in den Nachrichten, wenn es um Politik geht, bekommen. Die Linkspartei dagegen kommt in den ÖRs gerade mal auf 5,3% und in den Privaten auf unter 5% der “Redezeit”. Okay, bei den Privaten kann man das erwarten. Aber hat der ÖR nicht den Auftrag unparteiisch und neutral zu berichten? Warum werden dann die Positionen der Linkspartei zu wichtigen politischen Ereignissen nicht gezeigt?

Sehr interessant ist auch der krasse Unterschied der Privaten und der ÖRs bei der Themenauswahl und der Themenstruktur.

Insgesamt eine sehr interessante Statistik, weil man hier schwarz auf weiß vor Augen gehalten bekommt, was in den Nachrichtenmagazinen der dt. Sender falsch läuft. Wird sich auch im Jahr 2012 nicht sonderlich geändert haben…

Ich habe die Statistiken jetzt nur kurz überflogen. Interessant sind sie, da gebe ich dir Recht.

Es ist aber doch nachvollziehbar, dass die Regierungsparteien in den Nachrichtensendungen das politische Hauptthema bilden. Was soll die Tagesschau denn den ganzen Tag über Die Linke berichten? Den mit Abstand größten Einfluss auf unsere Politik haben nunmal die Regierungsparteien. Sie „produzieren“ die, für die deutsche Allgemeinheit, relevantesten Nachrichten. Wer übt größeren Einfluss auf die Politik der BRD aus: Angela Merkel oder Katja Kipping? Wessen Entscheidungen dürfte die meisten Bundesbürger mehr interessieren, da sie direkt betreffend: die des Bundesfinanzministers oder die des Schatzmeisters der Piratenpartei?

Etwas anderes sind Talkrunden, Politmagazine usw. Da sollten kleinere Parteien mehr Sendezeit bekommen um ihre Ideen und Ansichten vorstellen zu können. Die Nachrichten sind dafür aber nicht geeignet und auch nicht gedacht. Dort geht es um das aktuelle politische Geschehen in Deutschland.

Natürlich MUSS auch in den Nachrichtensendungen die Opposition zu Wort kommen! Es reicht eben nicht einfach zu sagen “von der Opposition gab es scharfe kritik” und dann sieht man den Gabriel mit nem nichtssagenden Oneliner. Nachrichten müssen auch das Meinungsspektrum der Opposition zu wichtigen politischen Fragen abdecken. Und die Opposition besteht nicht nur aus SPD die mit ca. 16% in den Nachrichtensendungen noch ganz gut dabei sind. Es sollte schon abwechslungsreicher sein, anstatt dass die Nachrichten die Linke und ihre Positionen unterdrücken.

Und: gehört die Linke denn nicht zum aktuellen politischen Geschehen?

Ich habe nie behauptet, die Opposition sollte nicht zu Wort kommen!

Lediglich wies ich daraufhin, dass die Parteien, welche uns regieren nachvollziehbarerweise in den Nachrichtensendungen präsenter sind als die Nichtregierungsparteien (oder Nichtbundestagsparteien). Ich behaupte sogar, diese Fokussierung auf CDU/CSU und FDP ist ihnen, also den Regierungsparteien, noch nicht einmal immer Recht. Aber es ist gut, dass sie im Fokus stehen. Immerhin bestimmen sie ausschlaggebend die Politik unseres Landes, mehr als die Nichtregierungsparteien. Die Opposition nimmt dann einen zweiten Platz ein und die Nichtbundestagsparteien einen Dritten.

Und auch wenn du es gerne anders sehen würdest, ist die SPD die mit Abstand größte und wichtigste Oppositionspartei. Die Linke bekommt, gemessen an ihrer Bedeutung, ausreichen Sendezeit in den Nachrichten. Nochmal: Politmagazine und ähnliches sind ein anderes Thema.

Es reicht eben nicht einfach zu sagen „von der Opposition gab es scharfe kritik“ und dann sieht man den Gabriel mit nem nichtssagenden Oneliner.

Da ist was Wahres dran. Es fallen Sätze, wie „Die Opposition ist vollkommen dagegen./„Die Opposition übt scharfe Kritik.“ und dann sieht man einen Sozialdemokraten/Grünen/Linken (wenn überhaupt).
Die Zeit sollte man sich dann auch nehmen und alle Oppositionsparteien zu Wort kommen lassen. Es ist nicht zulässig, dass eine Partei stellvertretend für die ganze Opposition steht.
Denn durch diese Berichterstattung entstehen dann so Eindrücke wie: „Die Opposition macht nur Mist.“/Die Opposition macht ja gar nix.“

Muss man denn wirklich jeden hören, wenn die Aussage die Gleiche ist? Ich halte es für legitim, dort ein beispielhaftes Statement herauszusuchen.
Dem Statement von (Oppositions-)Partei A folgt meistens ja noch eine Zusammenfassung wie etwa “Partei B kritisierte zudem X, wogegen Partei C die Bedeutung von Y betonte”. Natürlich ist das deutlich weniger Sendezeit, als ein Bericht über den Beschluss der Regierungsparteien, ein Mangel an Informationen entsteht dadurch aber nicht automatisch.

Dazu kommt, dass die Sendezeit z. Bsp. der Tagesschau nunmal begrenzt ist. Es sitzen zurzeit sechs Parteien im Bundestag. Nach der nächsten Bundestagswahl vielleicht sieben. Wenn von diesen eine der Regierungsparteien, sagen wir die CSU, eine Gestzesänderung vorschlägt, dann wird natürlich erst einmal dieser vorgestellt. Dann wird darauf eingegangen was die CDU und FDP, also die Koalitionspartner, davon halten. Schlussendlich kommt selbstverständlich die Opposition zu Wort. Damit ist die Zeit, welche für einen Beitrag zur Verfügung steht, ausgereizt. Häufig wird dann auf tagesschau.de verwiesen.

Wichtiger als die Masse an Informationen ist doch die Relevanz. Und da finde ich die Reihenfolge

  1. (Regierungs-)Partei, welche z. Bsp. einen Vorschlag unterbreitet
  2. Koalitionspartner
  3. Opposition
  4. Nichtbundestagsparteien (selten)

oder wenn der Vorschlag aus der Opposition kommt

  1. Oppositionspartei, welche den Vorschlag unterbreitet
  2. Regierungsparteien
  3. Andere Oppositionsparteien
  4. Nichtbundestagsparteien (selten)

für Nachrichtensendungen, denen nur sehr wenig Zeit zur Verfügung stehen, nachvollziehbar.

Danzig, ich frage mich ob Du genauso argumentieren würdest, wäre Deine heilige Frau Merkel mit ihrer Gurkentruppe in der Opposition… :roll:

Und hier so zu argumentieren “da nimmt man eben ne Aussage, die Stellverretend für alle gilt” ist schwachsinnig. Denn die Ansichten der neoliberalen SPD, der eher Sandalen-konservativen Grünen und der sozialdemokratischen Linken gehen untereinander schon sehr weit voneinander weg. Die SPD wird doch deswegen so häufig gebracht, weil deren Ansichten noch am nähesten zu der Meinung der Regierung passt. Aber dann entsteht halt dieses katastrophale Bild in der Bevölkerung “warum ist diese Opposition für was gut?”. Diese Art von Hofberichterstattung schürt nur die Politikverdrossenheit!

@ Anchantia:

Und ich frage mich, ob du Danzig auch so abwatschen würdest, wenn er ein Linker wäre? :roll:
Ob Sozialdemokrat, Christdemokrat oder Liberaler, das ist doch hier vollkommen irrelevant.
Was ist das denn für eine Argumentationsweise? Widerleg Danzig doch argumentativ, anstatt mit sinnlosen Unterstellungen. :smt011

@Anchantia:
Hast du mal ein Beispiel, wo die Meinung einer Oppositionpartei “unterdrückt” wurde. Oder ist das jetzt eher eine gefühlte Ungerechtigkeit, basierend auf den Zeiten der Studie?

Wie ich schon schrieb, finde ich in den Nachrichten alle Positionen berücksichtigt. Wie Danzig finde ich aber auch gerechtfertigt, dass die Entscheidung, die mich direkt Betrifft, mehr Zeit bekommen sollte, als der Rest. Innerhalb dieser Zeit kann ja auch von den Medien immer noch kritisch mit dem Thema umgegangen werden. Bisher hatte ich nicht den Eindruck, dass die Tagesschau eine Werbeplattform der jeweiligen Regierung ist.

@Anchantia

Selbstverständlich würde ich meine Meinung beibehalten, sollte die Union in die Opposition wechseln, was in einer Demokratie ja immer wieder mal geschieht. Frau Merkel ist mir übrigens nicht heilig.

Im Gegensatz zu dir, Anchantia, übe ich hin und wieder sogar Kritik an Union und Kanzlerin. Etwas, das dir, bezogen auf Die Linke, vollkommen fremd ist. Du bist ein klassischer, wie man im Neudeutschen sagen würde, Fanboy – ein LINKE-Fanboy.

Seien wir doch mal ehrlich, dir geht es in diesem Thread doch einzig und alleine darum, uns allen zu zeigen, wie unfair doch Die Linke behandelt wird. Und zwar von allen anderen: den „rechtsgerichteten Medien“, den „ideenklauenden Piraten“, der „neoliberalen SPD“, den „Sandalen-Konservativen Grünen“ usw.

Es ist ja schön, dass du Die Linke so toll findest. Es ist auch tolerierbar, dass du keine Gelegenheit auslässt Werbung für sie zu machen. Aber es wird, finde ich, zu viel, wenn du Medien und andere Parteien runtermachst, sollten diese deiner Linskspartei nicht den Respekt zollen, den sie deiner Meinung verdient.

Das ist nichts gegen dich persönlich. Ich kann dich, warum auch immer, trotz aller Unterschiede irgendwie, nicht nicht gut leiden (ja, es soll zweimal „nicht“ dastehen).

Edit:

@Otto Welz

Mist! Dein Beitrag lässt meinen nun irgendwie mies wirken. So nach dem Motto: Auch nicht besser! :oops:

Vielleicht sollte ich erst die neuen Beiträge lesen, bevor ich meinen abschicke. :ugly

Edit2: Ich lasse meinen beitrag so stehen wie er ist als Mahnmal dafür, dass ich nicht unsachlich und persönlich werden soll! :smt021

Edit3: Wo ich schon dabei bin zu editieren, habe ich ein paar Rechtschreibfehler berichtigt (und eventuell einige neue eingebaut…)

Denn die Ansichten der neoliberalen SPD, der eher Sandalen-konservativen Grünen und der sozialdemokratischen Linken gehen untereinander schon sehr weit voneinander weg.

Ob die genannten Attitüden hier wirklich passend sind lasse ich mal dahingestellt …
Es ist aber nicht Aufgabe von Nachrichtensendungen, solche Bewertungen vorzunehmen
und danach Sendezeit zu verteilen.
Wenn überhaupt, dann erscheint es mir auch am sinnvollsten, diese nach Stärke der Fraktionen zu verteilen.
Andererseits sieht es doch manchmal eher danach aus, als würde immer gerade ein Oppositionspolitiker zu Wort kommen, der den Reportern gerade über den Weg läuft.

Außerdem: Zu Zeiten von Rot-Grün nahmen die naturgemäß (da in Regierungsverantwortung) mehr Sendezeit in Anspruch als die Opposition.

PS: Wer jetzt für die Linke mehr Sendezeit fordert, muss dass dann auch für die FDP in Kauf nehmen, wenn diese mal wieder in der Opposition sein sollte … :smt017

@Mindflare:

Als am 30. Juli über den Personalwechsel in der Bundespolizei berichtet wurde, kam in der Tagesschau nur Innenminister Friedrich zu Wort, wie er as ganze verteidigt hat. Es wurde erwähnt, dass es Kritik aus der Opposition gäbe, aber die Haltung von SPD und Grüne erfuhren die Zuschauer erst um 22:30 in den Tagesthemen. Linkspartei: Fehlanzeige, dabei hätte Steffen Bockhahn, der schon tagszuvor sich per Pressemeldung zu Wort gemeldet hat, sicher etwas zu sagen gehabt.

In derselben Tagesschau wurden über Pläne berichtet, wonach das Emirat Katar Interesse an deutschen Kampfpanzern habe. Auch hier: “Von der Opposition kommt scharfe Kritik”, aber von der Linkspartei hört man weder in der Tagesschau noch in den Tagesthemen.

Drei Tage zuvor wurde in den Tagesthemen ein Beitrag über mögliche Anleihekäufe der EZB ausgestrahlt. Ohne Statement der Linkspartei. Auch nicht bei der Berichterstattung über die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum neuen Wahlrecht. Auch nicht, als es um die Kreditwürdigkeit Deutschlands ging. Und als am 23. Juli 2012 ein Beitrag über den erwarteten Bericht der Troika in Griechenland ausgestrahlt wurde, hätte sicherlich Sahra Wagenknecht auch ein wenig was zu sagen gehabt.

Die Linke ist eine gewählte, demokratische Partei im Bundestag! Warum wird sie aus der Berichterstattung so ausgeschlossen? Die ARD und das ZDF betonen immer wieder: “ARD und ZDF garantieren allen Bürgerinnen und Bürgern einen freien, unparteiischen Zugang zu allen wichtigen Informationen.” - Aber wieso enthält man den Bürgern die Information wie eine Partei, in diesem Fall die Linke, zu solchen Themen steht?

Im §11 des Rundfunkstaatsvertrags heißt es:
“Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen.”

Auch die Privaten müssen objektiv und unparteiisch berichten um als Vollprogramm zu gelten. Denn in §25 des Rundfunkstaasvertrages heißt es:
“Im privaten Rundfunk ist inhaltlich die Vielfalt der Meinungen im Wesentlichen zum Ausdruck zu bringen. Die bedeutsamen politischen, weltanschaulichen und gesellschaftlichen Kräfte und Gruppen müssen in den Vollprogrammen angemessen zu Wort kommen.”

Die Linke ist, als gewählte Partei im Bundestag und Bundesrat, eine bedeutsame politische Kraft! Also muss sie ebenso zu Wort kommen in den Nachrichten! Dass das nicht passiert, ist nicht nur anhand der oben genannten Beispielen festzumachen, sondern auch aus den Zahlen der Statistik herauszulesen. Gerade die ÖRs sehe ich in der Pflicht! Wozu bezahlen denn die Bürger teure GEZ-Gebühren, wenn sie dafür nichteinmal allumfassend informiert werden, was im eigenen Land passiert?

@P-Joker: Natürlich sollte das auch für die FDP gelte, vorausgesetzt sie schaffen es nochmal in den Bundestag. :mrgreen:

@Danzig: Ach, der Vorwurf des “Werbung machens”. Ich mache keine Werbung. Es sind doch alles nicht von der Hand zu weisende Fakten, oder? Achja, auch ich übe genügend Kritik an der Partei und rede nicht alles schön…

@ Anchantia:

Eben habe ich kritisiert, nun muss ich auch loben. Es geht doch! Mit dem was du eben gepostet hast, lässt sich doch diskutieren.
Wenn du so Unterstellungen wie „wäre Deine heilige Frau Merkel mit ihrer Gurkentruppe in der Opposition“ einfach weglassen würdest, würdest du Danzig auch nicht soviel Angriffsfläche bieten. :smt023

Es grüßt,

Ein Mitglied der Linkspartei

Edit: Was der Vorwurf des „Werbung machens“ angeht. So muss man ehrlicherweise schon erwähnen, dass der Thread zur „Führungsspitze der Linkspartei“ schon einen Hauch von Werbung hatte. Und du konntest schon froh sein, dass er nicht geschlossen wurde. :wink:

@Danzig @Anchantia:
Anchantia, du musstest Danzig ja unbedingt provozieren :smiley:

„Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen.“

Das ist doch eigentlich, wenn man genauer nachdenkt, ein nicht zu haltendes Versprechen.

Auch hier: „Von der Opposition kommt scharfe Kritik“

Das ist doch nur ein Satzbaustein , der pauschal eingestreut wird, damit man die Mitwirkung bestimmter politischer Gruppierungen in den ganzen Gremien und Räten der ÖR nicht so mitbekommt :wink:

Na, beim Danzig gehts manchmal mit mir durch (obwohl ich ihn auf mysteriöse Weise auch leiden kann).

Jau, der besagte Thread war wirklich ziemlich überflüssig. Aber deswegen muss man mir ja nicht auf Lebenszeit den Stempel „der will nur Werbung machen“ aufdrücken, wenn mich wirklich was tierichst aufregt wie im diesem Fall! :wink:

Kleines Update: http://de.statista.com/statistik/daten/ … chrichten/

In dieser Statistik sind die Piraten an der Linkspartei vorbeigezogen, was die Erwähnungen in den Nachrichten angeht.
Was lernen wir daraus?
Gregor Gysi muss also demnächst um Parteispenden betteln, um mehr Beachtung in den Nachrichten zu finden. :ugly