Diskussion über den Blog-Artikel: Im Sturzflug nach unten
Die wunderbare Seite “Der Postillon” ist ja dafür bekannt, erfundene satirische Meldungen zu bringen. So wurde zum Beispiel jüngst berichtet, YouPorn habe einen Grimme Online Award verliehen bekommen und Griechenland verabschiede sich vom Euro, um die gute, alte D-Mark einzuführen. Die Meldung, dass Thomas Gottschalk zu RTL wechselt und künftig neben Dieter Bohlen als Juror beim “Supertalent” Platz nimmt, hätte ich eigentlich auch eher beim “Postillon” vermutet - doch sie ist echt. Der Mann, der sich erst vor gut einem halben Jahr als Moderator von Europas erfolgreichster Unterhaltungsshow “Wetten, dass…?” verabschiedete, hat seinen televisionären Tiefpunkt erreicht: Er endet neben Dieter Bohlen sitzend bei RTL - dies wurde inzwischen offiiziell bestätigt. Das Schlimme daran ist, dass Gottschalk seine eigenen Prinzipien komplett über Bord wirft. Oft genug hat er die Entwicklung des Fernsehens und das Vorführen von Menschen vor Publikum scharf kritisiert. Hier nur mal zwei Zitate:
“Die Fernsehunterhaltung ist auf dem Weg zum reinen Klamauk. Irgendwann muss man sich entweder von seinem Hirn verabschieden oder von seinem Beruf.”
“Das Fernsehen versucht zusehends, Schadenfreude, Voyeurismus und Pseudomitleid zu provozieren.”
(Quelle: gutzitiert.de)
Würde sich Thomas Gottschalk seine eigenen Ansichten zur Verrohung und Verdummung des Fernsehens noch einmal anschauen, so müsste er eigentlich zum Ergebnis kommen, dass er niemals Teil einer Castingshow auf RTL werden dürfe. “Wetten, dass…?” war auch oft genug albern, hirnlos und knapp über RTL-Standard, aber die Wettkandidaten selbst wurden immer ordentlich behandelt. Beim “Supertalent” werden Leute zum Teil nur unter einem Vorwand eingeladen: damit Millionen sich über sie und ihre Talentfreiheit amüsieren können. Vielleicht sollte Gottschalk mal ein Telefonat mit Zachy Noy führen, der sogar als gescheiterter Prominenter Opfer der gnadenlosen Showmacher wurde.
Richtig ist, dass Gottschalk nach dem spektakulären Scheitern mit seinem ARD-Vorabendtalk zur Erkenntnis kommen musste, dass niemand mehr im Fernsehen sich um ihn reißt und ihm Millionen zahlen würde, um ihn zu bekommen. Diese Zeiten sind vorbei. Aber da Thomas Gottschalk ein reicher Mann ist, dürfte ihm das eigentlich auch ziemlich egal sein. Für ihn sollte doch jetzt der Punkt gekommen sein, einen niveauvollen Abschied aus dem deutschen Fernsehen zu planen. Und der wäre sicher möglich gewesen. Vielleicht hätte ihm die ARD die Moderation der einen oder anderen Showgala angeboten, so hätte er noch drei oder vier Mal im Jahr als guter, alter Showmaster auftrumpfen können. Stattdessen sitzt er jetzt da, wo vorher so TV-Titanen wie Bruce Darnell, Sylvie Van der Vaart oder Motsi Mabuse saßen.
“Ich habe gemerkt, dass das Publikum mich auf der großen Showbühne sehen will – und genau die hat mir RTL angeboten.” So begründet Gottschalk nun seinen Wechsel zu dieser erbärmlichen Show, die im Übrigen, bis aufs Finale, nie live ist. Und was meint er eigentlich mit der großen Showbühne? Auf der wird er ja gar nicht stehen - er sitzt lediglich davor. Ist das nicht tragisch?