Homo-Ehe

@SethSteiner

Der Begriff “Homo-Ehe” wird nur solange existieren, solange man den braucht. Wenn das Eherecht endlich liberalisiert wurde, wird der Begriff langsam verschwinden. Aktuell ist er aber in der Diskussion noch nötig.

Nebenbei nochmal ein kleiner Seitenhieb für die ZDF-Berichterstattung zum Parteitag:

http://www.youtube.com/watch?v=Jag1b-Zk6hM

das sollte man mal an Fernsehkritik.tv weitergeben

Tja, das ist der Fluch der freien Meinungsäußerung. Wenn man sich tatsächlich mal gegen den “Mainstream” in einer bestimmten Umgebung stellen würde, würde man dafür zwar weder verhaftet oder verschleppt werden, aber man wird eben wie die Sau durchs Dorf getrieben. Wieder einmal ein Zeichen dafür, dass jedes Forum doch immer irgendein bestimmtes Klientel anzieht.

Ich habe vor einigen Monaten mit ein paar Kommilitonen zusammen eine Umfrage in Dortmund gemacht, zum Thema “Homosexualität am Arbeitsplatz”. Dort kam heraus (Auch wenn wir nur 200 Leute anonym befragt hatten, mehr war zeitlich nicht drin), dass eben auch heute noch viele (geoutete) homosexuelle Menschen sich mit Diskriminierung und Mobbing konfrontiert sehen (Von Beispielsweise Fußball will ich gar nicht erst anfangen …). Besonders schwulenfeindlich waren in unserer Umfrage übrigens junge Männer im Alter von 18 - 35 Jahren. Generell steigt die Akzeptanz zwar, aber dort waren die Abweichler stärker vertreten als in anderen Gruppierungen und es war auch vollkommen egal, ob das nun Deutsche mit oder ohne Migrationshintergrund waren.

Die Leute, die homosexuelle Menschen in ihrer näheren Umgebung (Familie/Freunde) haben, sind natürlich noch einmal etwas aufgeschlossener, wie es oft der Fall ist.

Kurzum, Deutschland ist auf einem guten Weg, kann aber von Ländern wie beispielsweise Schweden, wo Homosexualität in den Schulen frühzeitig als etwas Normales vermittelt wird, noch einiges lernen. Denn da müssen wir ansetzen, verfestigte Homophobie wird man kaum mit irgendwelchen Gesetzen unterbinden können.

Ich erwarte von der Politik, dass sie sich für jede Minderheit einsetzt und nicht nur für die, denen sie sich “historisch bedingt” verpflichtet fühlt. Und wenn ich jemandem die gleichen Pflichten aufbürge, hat dieser gefälligst auch die gleichen Rechte zu bekommen. Aber das kriegt die Politik ja schon seit Jahren (Ost - West | Mann - Frau) nicht geschissen.

Artikel 6

(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.

Die Bevorzugung „normaler“ Ehen und Lebensgemeinschaften ruht nunmal auf Artikel 6 des Grundgesetzes.

Das hören wir in letzter Zeit oft. Nur: Wird A dadurch bevorzugt, indem B benachteiligt wird? Und wird A etwas weggenommen, wenn man B A gleichstellt?

Warum haben eigentlich SPD und Grüne als sie regierten die sogenannte Homo-Ehe nicht in allen Belangen gleichgestellt?

Das frage ich mich seit elf Jahren.

Ich bin gewissermaßen „betroffen“. Aber anstatt lange zu warten, dass verknöcherte, traditionsbewusste Geronten in ihren letzten Lebensstunden tolerant werden, haben meine (eingetragene) Lebenspartnerin und ich ein Verfahren gegen das Finanzamt geführt. In diesem wurde zu unseren Gunsten entschieden und so sind wir bis zu einer endgültigen Entscheidung aus Kalsruhe den Eheleuten steuerlich gleichgestellt. Es gab rückwirkend eine nette kleine Summe als Nachzahlung und das Finanzamt zahlt die Party. Und das in Sachsen wohlgemerkt! Wir hatten Unterstützung vom LSVD. Ich kann das nur jedem empfehlen. Es hat zwar ein dreiviertel Jahr gedauert und jede Menge Nerven gekostet, aber es lohnt sich. Bald wird jedes solcher Verfahren durchkommen und die Gleichstellung allein zum Abbau von Bürokratie erfolgen.

Und ebenso wenig haben wir uns darauf verlassen, dass Kinder, die ihre heterosexuellen Eltern nicht mehr haben wollten und zur Adoption freigegeben wurden, an homosexuelle Paare vermittelt werden (bei Pflegekindern hat man übrigens weniger Skrupel, viele schwule Paare haben eins oder mehr, aber nur die richtig krassen Fälle), sondern haben selbst eins gemacht. Meine Partnerin hat am 02.11. unsere wunderbare, bezaubernde Tochter geboren und ich werde sie demächst stiefkindadoptieren. Bei homosexuellen Paaren geht das sogar schneller als bei heterosexuellen, da in unserem und den meisten anderen Fällen das Kind in die Beziehung hinein geboren wurde.

Kurz gesagt: Warum lange warten? Es gibt genug Lücken in der Gesetzeslage, die einiges möglich machen und so kann man den ganzen derzeitigen Stand unterwandern.

Ich werde nicht auf Fragen eingehen, wie wir das mit dem Kind gemacht haben, noch auf Polemik eingehen, dass Kind würde später gemobbt/lesbisch/suizidal etc. werden. Nach der Argumentation müsste man auch Paaren anderer Hautfarbe oder Hartz-IV-Paaren die Kinder verbieten.

Artikel 6

(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.

Die Bevorzugung „normaler“ Ehen und Lebensgemeinschaften ruht nunmal auf Artikel 6 des Grundgesetzes.

F: Wo steht im Grundgesetz, dass die Ehe hetereosexuell sein muss?
A: Nirgendwo.

Da bist du jetzt wohl enttäuscht, dass der Thread bisher anders verläuft als du es dir erhofft hast und gar nicht die Fetzen fliegen. Ist natürlich doof. Gar kein Abweichler dabei.

Aber hallo, ich hatt mich so auf ein argumentatives Schlachtfest gefreut.

Die Ehe im Grundgesetz ist genuin mit Pflege und Erziehung von Kindern verbunden und ist daher nur heterosexuell definiert. Homosexualität fiel damals noch unter den Straftatbestand der Sodomie. Da heterosexuelle Partnerschaften aus sich heraus Nachkommen zeugen können, sind sie - im Gegensatz zu homosexuellen Bindungen - in der Lage, neues Leben zu schaffen und somit den Fortbestand des Volkes zu sichern. Daher gebührt heterosexuellen Partnerschaften besonderer Schutz. So argumentiert der Gesetzgeber und ich halte das für plausibel

Steht dies so im Grundgesetz?

Egal wie… inwiefern wird eine heterosexuelle Partnerschaft dadurch beeinträchtigt wenn man einer homosexuellen Partnerschaft die gleichen rechte gewährt?

Die Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften steht in keiner Weise im Widerspruch zum Schutz der Ehe (zwischen Mann und Frau).

Insofern ist die Hervorhebung der Ehe zwischen Mann und Frau in keinster Weise plausibel.

Wieso braucht es eine Unterscheidung um heterosexuelle Partnerschaften zu schützen?

Daher gebührt heterosexuellen Partnerschaften besonderer Schutz. So argumentiert der Gesetzgeber und ich halte das für plausibel

Das klingt vielleicht im ersten Moment plausibel, bei genauerer Betrachtung ist es aber noch immer viel zu breit gefasst. Die Heterosexualität wäre dann ja nur ein Punkt der den besonderen Schutz „rechtfertigen“ würde. Es ist aber dem Gesetzgeber völlig egal ob man fruchtbar ist oder ob man überhaupt Kinder haben möchte.

Werden Ehepartnern die ehelichen Vorteile entzogen wenn sie ihr Kind abtreiben? Wieso erhalten Ehepartner über 50 noch diese Vorteile? Da kommt kein Kind mehr wenn bisher nicht passiert ist.

Der „besondere Schutz“ würde nach deiner Argumentation also nur fruchtbaren Menschen mit Kindeswunsch vorbehalten sein und daher ist das alles andere als plausibel.

Man könnte es über Kondomkauf oder Pillenrezepte lösen.

Jeder der sich Kondome kauft oder die Pille holt ohne wenigstens ein Kind zu haben bekommt sofort alle Vorteile aberkannt. ^^

Aber ernsthaft, es würde durchaus Sinn ergeben nur für Paare mit Kind die Vorteile zu geben. Habe ich aber auch schon im Eingangspost geschrieben. Alle bisherigen ehelichen Vorteile dürfen nur noch den Paaren gegeben werden die ein Kind haben.
Dabei ist es dann vollkommen unerheblich ob es sich dabei um Mann und Frau, Mann und Mann, Frau und Frau, etc… handelt.

Der Staat hat unter der Bettdecke erwachsener Menschen so oder so nichts verloren.

Aber wenn man schon unbedingt eheliche Vorteile haben will (für was auch immer…):
Wie das_blatt geschrieben hat, im Prinzip kann sich jeder die Vorteile schon erklagen. Also würde man durch eine Gleichstellung nur noch existente Fakten bestätigen.

Aber ernsthaft, es würde durchaus Sinn ergeben nur für Paare mit Kind die Vorteile zu geben. Habe ich aber auch schon im Eingangspost geschrieben. Alle bisherigen ehelichen Vorteile dürfen nur noch den Paaren gegeben werden die ein Kind haben.

Sehe ich genauso. Nicht erst, seitdem ich ein Kind habe. Und das Ganze ausgeweitet auf ALLE, die ein Kind betreuen und großziehen, also auch auf Alleinerziehende (m/w).

Wenn ich „Besonderer Schutz von Ehe und Familie“ denke, fallen mir seit Kurzem unfreiwillig diese alten Säcke ein, die sich blutjunge Damen in Osteuropa und Asien suchen und hier von Steuervorteilen usw. profitieren. Naja. Hauptsache, sie könnten Kinder zeugen/gebären. :wink:

@ezzendy

Ja, du zahlst auch Krankenkassenbeiträge, wenn du nie zum Arzt gehst und von deinen Steuern werden Autobahnen gebaut, auch wenn du nur Fahrrad fährst. Gesetzgebung in einem Sozialstaat bedient nun mal nicht alle Partikularinteressen und bietet immer Missbrauchsmöglichkeiten. Im liberalen Staat - nehmen wir die USA - gibt es weniger Verpflichtungen gegenüber dem Staat, dafür auch geringere Fürsorge.

Ja, du zahlst auch Krankenkassenbeiträge, wenn du nie zum Arzt gehst und von deinen Steuern werden Autobahnen gebaut, auch wenn du nur Fahrrad fährst.

Der Sinn einer solidarischen Krankenkasse ist auch ein völlig anderer als der einer Steuererleichterung für Individuen. Will heißen: Steuererleicheterungen nur für Paare mit Kindern ist sehr einfach gesetzlich umsetzbar und auch praktisch einfach anwendbar, eine Krankenversicherung nur aus Kranken ist aber ein Ding der Unmöglichkeit da es nicht finanzierbar ist. Vergleich 1 ist also schonmal Unsinn.

Vergleich 2 ist ebenfalls Unsinn, denn ich nutze Autobahnen nicht nur wenn ich sie befahre, sondern auch wenn ich mir einen Joguhrt im Supermarkt kaufe der dort per LKW angeliefert wurde. Hier ist also davon auszugehen, dass annähernd alle Menschen in Deutschland Autobahnen aktiv oder passiv nutzen. Und davon mal ab fällt es mir hier sehr schwer überhaupt einen Zusammenhang zu erkennen wenn ich ehrlich bin.

Gesetzgebung in einem Sozialstaat bedient nun mal nicht alle Partikularinteressen und bietet immer Missbrauchsmöglichkeiten.

Wenn es Missbrauchsmöglichkeiten gibt kann man sich eben nicht auf die Fahne schreiben, dass die Gesetzgebung plausibel ist. Denn dann ist ganz offensichtlich genau deswegen das Gegenteil der Fall.

Nein. Du kannst das solidarische Krankenkassensystem durchaus vergleichen. Steuererleichterungen, Kinder- und Elterngeld, der öffentliche Schulbesuch, U-Untersuchungen - all das wird auch von der Gemeinschaft aller Steuerzahler solidarisch mitgetragen, um Eltern finanziell zu entlasten. Und nochmal - jedes Gesetz im Sozialstaat bietet Missbrauchsmöglichkeiten, sie sind leider systemimmanent. Die Alternativen sind jedoch meist noch bescheidener.

Die Gleichstellung ist ne tolle Sache, würde als Single sofort nen Kumpel Heiraten, ein toller einfall… Kinder hat man dann nicht, aber mehr Geld als berufstätiger und die alleinerziehende Mutti, hat zurecht kein anrecht auf Ehegattensplitting!

Wir haben ja auch kein Demographieproblem!
Armutsrisiko ist nicht das dritte kind, sondern Homosexuell zu sein, da man ja auch schwerer eine Wohnung findet als eine 5 Köpfige Familie!
Da man ja schon ein Arbeitszimmer Steuerlich absetzen kann und ein Kinderzimmer nicht (zurecht), sollte das Ankleidezimmer und Esszimmer, sowie das Haustierzimmer absetzbar sein können…es herrscht ja kein Wohnungsmangel für Familien!
Es soll auch so bleiben das man für Steuererleichtungen das Kindergeld und Elterngeld mit anrechnet…ist ja nur fair…kostet ja nichts ein kind!
Da Diskriminierung nicht die anzahl der Kinder berücksichtigt, soll natürlich auch so bleiben, Homosexuelle schon, sollte eine weitere einschränkung der Familien stattfinden!
Kann ja nicht angehen das Frauen und Männer in der Wohnungssuche und bei der Arbeit/suche bevorzugt werden!

“Ironie off”

Wenn das durchkommt, wird es auf einen Schlag sehr viele Homosexuelle geben! Viele Wg`s werden davon gebrauch machen, was Ich auch gemacht hätte!

Ist das nicht etwas argh weit hergeholt? Oder ist der Satz nach </ironie> auch noch Ironie? :smt017

@nbchiller: Du wiederholst dich leider, auf all das habe ich dir bereits geantwortet.

@metalmann: Wieso heiraten dann eigentlich nicht die Bewohner einer geschlechtsgemischten WG heute schon zur Steuererleichterung? Du siehst, deine Befürchtungen sind unbegründet.

Ist das nicht etwas argh weit hergeholt? Oder ist der Satz nach </ironie> auch noch Ironie? :smt017

Ehegattensplitting ist zu reizvoll, hab in meinem Leben 4 Freunde gehabt die schwul waren/sind, die werden alle heiraten, und „ja“ ich hätte es auch gemacht, man muss ja nicht zusammen wohnen…glaub Ich!
Wenn man als gutverdienendes Paar, ein 3 oder 4-Stelligen betrag mehr pro monat haben könnte, überlegt man schon auf Papier Homosexuell zu werden!

@ ezzendy
Aber nicht wenn zwei Gleichgeschlechtliche sich eine Wohnung teilen und Hetero sind, wenn man zum Beispiel 300 Euro mehr im Monat haben könnte, dann kann man leichter und besser leben! Und wenn jemand fragen würde, wem das andere Schlafzimmer gehöre, das ist das Gästezimmer und niemand kann das beweisen! 8)

edit

Es geht doch um Missbrauch des Ehegattensplitting, nicht die wirklich Homosexuell sind und es ernst meinen!

Wenn man als gutverdienendes Paar, ein 3 oder 4-Stelligen betrag mehr pro monat haben könnte, überlegt man schon auf Papier Homosexuell zu werden!

Wer lebt denn in einer WG wenn er so gut verdient? :smt017

Aber nicht wenn zwei Gleichgeschlechtliche sich eine Wohnung teilen und Hetero sind, wenn man zum Beispiel 300 Euro mehr im Monat haben könnte, dann kann man leichter und besser leben! Und wenn jemand fragen würde, wem das andere Schlafzimmer gehöre, das ist das Gästezimmer und niemand kann das beweisen! 8)

Ich würde nie im Leben auf die Idee kommen das mit jemanden zu machen bloß um ein bisschen mehr Geld in der Tasche zu haben.
Stell dir vor dein Pseudogatte trennt sich von dir und will plötzlich Unterhalt. Oder stell dir vor du hast einen Unfall und dieser Mensch hat auf einmal die Verfügung über dich anstatt deinen Verwandten. Was machst du wenn du doch eine Frau kennenlernst und diese dann heiraten willst. Dann musst du erstmal ziemlich viel Geld für eine Scheidung ausgeben, auch wenn sie sauber abläuft. Du siehst an der Sache leider nur die Vorteile, die Nachteile sollte man aber nicht vergessen und dadurch wird es wenn überhaupt auch nur eine Randerscheinung sein.

überlegt man schon auf Papier Homosexuell zu werden!

Natürlich kann so etwas auch vorkommen, so what? Die Vorstellung aber, dass plötzlich reihenweise Heteros anfangen würden, Homo-Ehen abzuschließen, finde ich völlig absurd.

Du siehst an der Sache leider nur die Vorteile, die Nachteile sollte man aber nicht vergessen und dadurch wird es wenn überhaupt auch nur eine Randerscheinung sein.

Ich wüsste auch nicht, warum hier mit einen Anstieg zu rechnen sein soll.

Mit dem Argument des Missbrauchs kann man natürlich jede Regelung, aufgrund derer eine bestimmte Lebenssituation wirtschaftlichen Vorteil mit sich bringt, infrage stellen.