Die Doku wurde zwar 2014 ausgestrahlt - ich bin mir aber unsicher ob hier drüber schon berichtet wurde.
Wir haben die Dokumentation gerade gesehen und waren um ehrlich zu sein stark erschüttert von der Naivität der Filmemacherin.
In der Dokumentation wird dargestellt, wie deutsche Hähnchenproduzenten vermeintlich Schlachtabfälle nach Afrika verschiffen.
Für uns sind Hähnchenfüße (darum ging es unter anderem) durchaus Schlachtabfälle - in anderen Kulturen sieht das aber wieder ganz anders aus.
In vielen Regionen der Welt sind Hühnerfüße eine Delikatesse.
Auch wird in vielen Regionen beispielsweise Hühnerbrühe gekocht - hierfür verwendet man dann u.a. Hühnerrücken.
In den “Industriestaaten” verwenden wir hierfür meistens sogenannte Instant-Produkte. Ob die besser sind sei jetzt mal dahingestellt.
Die Reporterin spricht auch mit mehreren Einheimischen die ihr natürlich versuchen verständlich zu machen, dass die Produkte aus Deutschland günstiger sind als wenn man in Afrika selber produzieren würde - dass sich die Bevölkerung in Afrika mit unseren Exporten aber zumindest ernähren kann, darauf wird nicht eingegangen.
Auch wird von einem Projekt berichtet, das Wiesenhof im Westen Afrikas am Laufen hat - hier werden in einem “Waisenhaus” Hühner gezüchtet, die auf dem “Markt” natürlich nicht verkauft werden können - hier würden die Hühner im Ganzen natürlich nicht gegen die Preise der “Schlachtabfälle” bestehen.
Der Begriff “Markt” wird hier aber nicht weiter erklärt. Hierbei handelt es sich um ein Homonym - der Zuschauer wird höchstwahrscheinlich denken, dass es sich um den Markt handelt, von dem in den deutschen Medien immer wieder gesprochen wird (in diesem Zusammenhang geht es dann eher um gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge).
Die Situation in den Städten ist eine gänzlich andere als auf dem Land. Auf dem Land wird man eher ein ganzen Huhn haben wollen weil man hier beispielsweise die Hühnereier verwenden kann bzw. beim Transport ohne Kühlung auskommt.
Das wiederum ist in der Stadt einfacher, die Wege sind viel kürzer - das Fleisch müsste aus der Stadt erst ins Land transportiert werden und wäre dann, das liegt in der Natur der Sache, teurer und damit mit den Hühnern im Ganzen preislich schon eher vergleichbar.
In der Dokumentation sieht man auch, dass ein Einheimischer Fleisch einkauft und 3 Tage transportiert um es in einem anderen Ort weiter zu verkaufen. Auch wenn die Löhne in Afrika im Vergleich äußerst niedrig und Transporte damit insgesamt günstiger sind als in Deutschland: 3 Tage kosten auch hier das entsprechende Plus im Endpreis.
Die Journalistin hat Fleisch auf dem Markt gekauft, dieses Fleisch nach Deutschland importiert und wundert sich dann, dass so viele Keime entstanden sind (zumindest bekommt man als Zuschauer den Eindruck).
Zum Abschluss der Doku geht die Journalistin auf den Wochenmarkt und verlangt ein “ganzes Huhn” - hier bekommt sie, den Kameraaufnahmen zufolge, ein entfedertes, geköpftes, ausgeweidetes, fußloses Huhn . Wie man es auch im ganz normalen Supermarkt bekommen könnte.
Dass auch hier schon die “Schlachtabfälle” entfernt wurden und wahrscheinlich ebenfalls auf dem Weg nach Afrika, China oder wohin auch immer sind, verkennt die Journalistin hier leider völlig.
Bleibt abschließend eigentlich nur das Fazit: “Hohle Nuss!”
Grüße von einem Paar, das Afrika liebt, die afrikanische Kultur (wenn auch nur in den Ansätzen und wie es eben für Europäer möglich ist) versteht, Freunde in und aus Afrika hat und sich maßlos über solche Ignoranz ärgert.
Uns war es wichtig, das einmal anzubringen. Und Fernsehkritik ist dafür einfach die beste Plattform.
Tolle Sendung - Weiter so! (wir sind Zuschauer, fast seit der ersten Stunde)