Das finde ich persönlich beinahe erschreckend, wie unterrepräsentiert „einfache Leute“ als Politiker auf Bundesebene sind.
Das ist kein Fehler des System sondern nur das Verhalten der Menschen in diesem System. Beziehungsweise das allgemeine Verhalten dieser Menschen. Demokratie war schon immer eine Sache der Bildungsschicht. Klar man hat immer wieder versucht „die einfachen Leute“ mit ins Boot zu nehmen und auch dazu zu bringen sich einzusetzen. Aber das sind und waren schon immer nur Ausnahmen.
Die franzözische Revolution mag man noch als einen Aufstand des gesamten Volkes ansehen. Aber danach gab es eigentlich nur noch Proteste der „höheren Schichten“.
Sogar alle tollen Kommunisten, die sich ja die Arbeiterklasse als Intendifikation gesucht haben, kamen eben nicht aus dieser Arbeiterklasse sondern waren Bildungsbürger.
[Einfach mal drei prominente Beispiele]
Es ist einfach ein Trugschluss zu glauben, dass sich Leute unter einem bestimmten Bildungsniveau politisch engagieren. Traurig aber ich glaube tatsächlich das es so ist.
Die Frage wäre also viel mehr: Wie könnte man dafür sorgen, dass sich auch Leute mit weniger Bildung politisch einsetzen. (Und die Frage die sich daran anschließt: Wollen wir das überhaupt? ^^)
Einfach mal ein historischer Blickwinkel: Mit der franzözischen Revolution und den Aufständen und Revolten danach [damit meine ich die über 100 Jahre danach ^^], hat eben nicht „das einfache Volk“ die Macht an sich genommen, sondern das Bildungsbürgertum. Genau dieses Bildungsbürgertum wird auch sehr gut repräsentiert.
Der Unterschied zu vorher ist einfach: Unser Schichten sind durchlässig. Jeder hat theoretisch die Chance zum Teil des Bildungsbürgertums zu werden und sich an der Regierung zu beteiligen. Man muss nicht in eine bestimmte Familie hineingeboren werden. In der Moderne zählt Bildung nicht Blut.
Nun zum eigentlich Thema:
Trotz seines Avatars muss ich Danzig in den meisten Punkten zustimmen. Die meisten Leuten die sich aufregen sind die, die ihre demokratischen Rechte nicht einmal ausnutzen. Demonstrieren, Wählen, seine Meinung offen kundtun und Debatten damit anstoßen. Verdammt noch eins, wenn ich wollte könnte ich mir irgendwo ne Bühne mieten, mich darauf stellen und mir meinen gesamten Frust von der Seele reden. (Einschließlich dem Punkt das kein Schwein da sein würde und meinem Wehklagen zuhört ^^)
Wir dürfen in diesem Lande sagen was wir wollen, wir dürfen weitestgehend machen was wir wollen und wir können andere und uns selber wählen um Zustände die uns stören zu ändern. Ich finde das ehrlich gesagt spitze.
Natürlich es geht immer besser, eine direkte Demokratie hätte sehr viel mehr als eine parlamentarische.
Und da komme ich zu dem Punkt an dem ich den anderen in diesem Thread zustimmen muss.
Die Leute die wir derzeit in der Regierung haben sind profillose Abziehbilder, Wackeldackel für die Wirtschaft. Da muss nur irgendjemand mit der richtigen Firma kommen die anstupsen und schon wird heftig genickt.
Lobbyismus so wichtig er für eine Demokratie in der Theorie ist, bedeutet praktisch in den meisten Fällen nur: Wer das Geld hat bekommt die Zustimmung. Damit meine ich nicht einmal direkte Korruption. (Obwohl es auch die geben wird) Was ich meine sind eher die Fälle von voraus eilendem Gehorsam: „Wenn diese Zusatzsteuer kommt, dann wird das für unsere Branche aber sehr schwer die Arbeitsplätze zu halten.“ - „Oh… na dann… erhöhen wir einfach nochmal die Mehrwertsteuer. Ist schon recht.“ [Hier sei der Ausstieg aus dem Atomausstieg genannt. Der dann ja wegen dieser blöden Natur wieder zum Austieg, aus dem Austieg des Austiegs oder so wurde. Oder aber auch die Nichteinführung eines längst überfälligen Mindestlohns.]
Es ist einfach diese Symbiose aus Wirtschaft und Politik die einem das Gefühl gibt machtlos einem Regierungsapperat gegenüber zu stehen.
Wird sich daran was ändern? Nicht an der Macht der freien Wirtschaft an sich. Aber an der Einstellung der Politik gegenüber der Wirtschaft kann sich was ändern. Nur eine Sache wird dafür notwendig sein: Frischer Wind. Das geht über eigene Partizipation und die Wahl von neuen Gesichtern.
Noch einmal schnell zu Thema direkte Demokratie:
Auf kommunaler Ebene lieber heute als morgen. Mehr Volksentscheide und zwar auf jeden Fall.
Auf Bundesebene… da wird es kompliziert, ich befürchte auch das es da einfach zu viele Themen gibt bei denen wir dann plötzlich von der Bildzeitung regiert werden würden. Und der Laden hat so schon genug Macht.