Greifen in Deutschland die demokratischen Muster noch?

Moderation: Diskussion aus Krieg zwischen Israel und Iran abgetrennt

Und hört da auf, wo Großkonzerne, Banken und Lobbys unser Leben bestimmen. Wir leben im Kapitalismus, da hat gar kein normaler Mensch irgendwelche Rechte, wenn es um finanzielle Interessen geht! Weder Frau, noch Mann, noch Christ, noch Moslem oder was weiß ich. Oder konnte irgendwer frei entscheiden (Recht auf Demokratie?) ob er in Zukunft bis 69 (bals 72) arbeiten will…

Mfg
Chris

Oder konnte irgendwer frei entscheiden (Recht auf Demokratie?) ob er in Zukunft bis 69 (bals 72) arbeiten will…

Wie einfach man es sich doch machen kann, wenn man alles auf den Kapitalismus schiebt und dazu noch behauptet es gäbe keine Demokratie.

  1. Du kannst gegen die Rente mit 67 demonstrieren.

  2. Du kannst Politiker und Parteien wählen, die sich gegen eine Rente mit 67 einsetzten.

  3. Du kannst selbst politisch aktiv werden und es besser machen. Ich verweise in diesem Zusammenhang gerne auf das wichtigste demokratische Recht überhaupt, das passive Wahlrecht!

  4. Du darfst eine eigene Partei gründen, wenn dir keine einzige der bestehenden zusagt.

Oder kurz gesagt: Der Kapitalismus kann nichts dafür, dass du ein schlechter Demokrat bist.

langsam glaube ich Chris trollt. das kann er doch unmöglich alles ernst meinen.

Oder kurz gesagt: Der Kapitalismus kann nichts dafür, dass du ein schlechter Demokrat bist.

Hmm, die sog. „guten Demokraten“ verweisen immer auf die von dir genannten Punkte, die in meinen Augen einfach nur Totschlagargumente sind, ohne eine Diskussion zuzulassen.
Punkt 1 und 2 stimmen ja soweit, aber auch nur, wenn sich Politiker an ihre Aussagen hielten bzw. ihr eigenes Wahlprogramm ernst nähmen. Denn nur so kann eine repräsentative Demokratie funktionieren. Da aber Redlichkeit und moralisches Handeln so ziemlich aus der Politik verschwunden sind, wollen viele Menschen mehr mitreden und partizipieren ergo kontrollieren, anstatt alle 4 Jahre ein Kreuzchen zu machen und sich nach einigen Monaten zu ärgern, wen man da gewählt hat.
Punkt 3 und 4 klingen nach dem kindlichen Argument „Mach’s doch besser!“. Danach bräuchten wir keine Politiker mehr, denn jeder, der unzufrieden ist, macht einfach 'ne Partei auf oder wird Mitglied. Dies führt doch die o.g. repräsentative Demokratie ad absurdum. Nach dieser Logik müßte Holger einen eigenen Fernsehkanal gründen, denn erstmal besser machen, bevor man kritisiert, ne?
Und, schlechte Demokraten sind die, die Mißstände ausnutzen oder herbeiführen und nicht die, die sie ansprechen.

[… ins ursprüngliche Thema abgetrennt …]

Du hast überhaupt nicht verstanden, was eine Demokratie ist.

Und das zu recht. Ist schon traurig genug, dass überhaupt darauf hingewiesen werden muss.

Da aber Redlichkeit und moralisches Handeln so ziemlich aus der Politik verschwunden sind, wollen viele Menschen mehr mitreden und partizipieren ergo kontrollieren, anstatt alle 4 Jahre ein Kreuzchen zu machen und sich nach einigen Monaten zu ärgern, wen man da gewählt hat.

Du weißt aber schon, dass es wesentlich mehr als nur Bundestagswahlen gibt? Ich werde im Schnitt alle paar Monate zu einer Wahl aufgerufen. Alleine darüber, kann schon eine Menge Kontrolle ausgeübt werden.

Punkt 3 und 4 klingen nach dem kindlichen Argument „Mach’s doch besser!“.

Genau! „Mach es doch besser!“ ist genau das, was man unter Demokratie versteht. Nochmal: das passive Wahlrecht ist der Kern unserer Demokratie. Es gibt keine Klasse, die alleine das Recht auf Herrschaft hat, sondern die Herrschenden stammen aus dem Volk.

Danach bräuchten wir keine Politiker mehr, denn jeder, der unzufrieden ist, macht einfach 'ne Partei auf oder wird Mitglied.

Ja! Er wird Politiker oder wird Mitglied in einer Partei oder gründet eine eigene Partei oder eine Bürgerinitiative. Nochmal, genau das ist Demokratie. Es schockiert mich ehrlich, dass das für dich so befremdlich wirkt.

Huhu Danzig, erstmal vielen Dank für deine Meinung. Grundsätzlich stimme ich Dir auch zu, nur funktioniert das alles in der Praxis nicht mehr so wirklich. Trotzdem freue ich mich mal über eine Antwort die nicht von einem Denunziant verfasst wurde und auf einer eigenen Meinung aufbaut.

Du hast überhaupt nicht verstanden, was eine Demokratie ist.

Demokratie ist das was wir drauß machen. Aber der Grundgedanke von demokratischen Verhältnissen ist der unseren Demokratie weit entfernt. Aber das muss jeder selbst entscheiden können. Wenn ich als Mensch in einem Staat nicht direkt Einfluss auf eine Entscheidung nehmen kann, ist es für mich persönlich auch keine Demokratie… da hilft auch passives Wahlrecht wenig, wenn es am Ende ohne das Volk entschieden wird.

Und abschließend lass ich mal Frau Merkel unsere Wahlen und Wahlversprechen beurteilen:
http://www.youtube.com/watch?v=vGuXVzgZ1uA

Und das ganze auf den Iran bezogen. Wir wissen nicht, wie es im Iran wirklich aussieht. Es könnte alles besser sein als wir denken, oder viel schlimmer. Am Ende haben wir genug eigene Probleme und haben gar keinen Grund dem Iran irgendetwas vorzuwerfen. Das ist meine Meinung.

Du hast überhaupt nicht verstanden, was eine Demokratie ist

Das gebe ich einfach mal zurück. Oder halte dich einfach zurück mit solchen Aussagen, jemanden Unwissenheit zu unterstellen, nur weil er anderer Meinung ist, zeugt nicht gerade von Geistesgröße.

Im übrigen sprechen auch immer nur diejenigen von genug Partizipationsmöglichkeiten, die sich im derzeitigen System recht behaglich eingerichtet haben. Dein Avatar, sollte er nicht satirisch gemeint sein, zeugt davon.

Und nochmal, in einer repräsentativen Demokratie ist es eigentlich überhaupt nicht nötig, dass jeder politisch aktiv wird, denn dafür wählt er ja Repräsentanten. Da wir aber immer mehr eine Politik haben, die gegen den Willen der Bürger handelt, wünschen sich viele eben mehr Mitspracherecht ergo direktere Demokratie.
Beispiel: Die Mehrheit der Deutschen aus allen politischen Lagern lehnt den Afghanistaneinsatz ab. Gäbe es eine Volksabstimmung zu dem Thema, wäre da unten ganz schnell Schluß. Es gibt jedoch nur eine Partei, die den Einsatz vehement ablehnt/e. Diese ist für viele aber unwählbar, aufgrund fundamental anderer Ansichten.
Also wären verbindliche Volksabstimmungen auf Bundesebene das probate Mittel, um bei einzelnen Entscheidungen auch Menschen mit unterschiedlichsten Ansichten unter einen Hut zu bringen.
Doch ein mündiger Bürger ist für die Politik ein Graus.

[… Bezug entfernt …]

[… Bezug entfernt …]
Du kritisierst nicht das System, sondern Teile der Leute, die gerade im System das Sagen haben. Und DAS kannst du eben ändern. Wenn die jetzigen Politiker nicht gefallen, frage ich mich, warum nicht die vielen ehrlicheren und volksnaheren Menschen versuchen an deren Stelle zu treten.

Ich könnte darauf nun eingehen, aber andererseits: Schau dir einmal den Kommentar über dir an.

Einerseits hat Baru ja recht, aber andererseits gehört es halt auch dazu sich über das eigene Weltbild gedanken zu machen, wenn man ein anderes kritisieren möchte. Nur durch die rosarote Brille gucken wenn es um eigene Inhalte geht, lässt uns auch keine bessere Entscheidungen treffen. Von daher kann man ruhig ohne weiteres das eigene System im Vergleich besprechen.

Du kritisierst nicht das System, sondern Teile der Leute, die gerade im System das Sagen haben.

Nein, ich kritisiere beides. Das eine ohne das andere zu betrachten wäre unmöglich, da „die Leute, die das Sagen haben“ in erster Linie für die Sicherung und Manifestation des Systems handeln.

Wenn die jetzigen Politiker nicht gefallen, frage ich mich, warum nicht die vielen ehrlicheren und volksnaheren Menschen versuchen an deren Stelle zu treten.

Weil viele das eben nicht wollen. Nicht jeder kann und möchte politisch aktiv werden, es müssen auch mal Starßen gebaut oder Brötchen gebacken werden etc. Sie wollen aber zumindest Politiker, welche in ihrem Interesse handeln aka „Repräsentanten“, oder als weiterer Schritt mehr Mitspracherecht bei Entscheidungen durch Instrumente wie Volksabstimmungen.

Wenn die jetzigen Politiker nicht gefallen, frage ich mich, warum nicht die vielen ehrlicheren und volksnaheren Menschen versuchen an deren Stelle zu treten.

Tun sie doch. Beispiel: Piraten rein, Mövenpickpartei FDP, der die 11.000 Schlecker-Leute scheißegal sind und lieber ihre eigene Lobby bedient, raus!!!

Richtig schlimm um die Demokratie würde es erst stehen wenn die Chefetage deutscher Politik von Undingen wie marktkonformer Demokratie labern würde. Aber sowas kommt ja zum Glück nicht vor, oder?

Vielleicht solltest du dann kurz erläutern, was „das System“ für dich ist.

Sie wollen aber zumindest Politiker, welche in ihrem Interesse handeln aka „Repräsentanten“

Und die können nicht aus ihren Reihen stammen? Es muss nicht jeder Politiker werden. Einige wenige aus ihren Reihen genügen ja, die dann die Interessen der anderen vertreten und repräsentieren. Die anderen unterstützen und finanzieren dann die wenigen „Repräsentanten“. Das ist ja einer der Grundideen hinter dem Parteiensystem.

oder als weiterer Schritt mehr Mitspracherecht bei Entscheidungen durch Instrumente wie Volksabstimmungen

Das setzt aber voraus, dass das Volk selbst komplizierteste wirtschaftliche und politische Vorgänge versteht. Und daran habe ich meine Zweifel (obwohl wir dank des Internets natürlich alle Universalgelehrte sind :roll: ). Da ist es sinnvoller die Entscheidungen Experten zu überlassen. Das setzt natürlich Vertrauen voraus und ich habe auch Verständnis dafür, dass dieses nicht immer vorhanden ist. Es erscheint mir aber immer noch vernünftiger, als dass Fleischereifachverkäuferin Bokowski über die Weltwirtschaftskrise unmittelbar (!) entscheidet.

Auf kommunaler Ebene bin ich im Übrigen für Volksentscheide.

Zu den Piraten: Ist ein tolles Beispiel dafür, wie man es richtig macht. Nicht rumlabern, sondern selbst in die Politik gehen und die repräsentieren, die (glauben) nicht repräsentiert (zu) werden. Wählen würde ich sie trotzdem nicht. :wink:

Und die können nicht aus ihren Reihen stammen? Es muss nicht jeder Politiker werden. Einige wenige aus ihren Reihen genügen ja, die dann die Interessen der anderen vertreten und repräsentieren. Die anderen unterstützen und finanzieren dann die wenigen „Repräsentanten“. Das ist ja einer der Grundideen hinter dem Parteiensystem.

Wieso sind die meisten Parteienpolitiker dann „Berufspolitiker“, also nicht Leute, die direkt aus dem „einfachen Volk“ kommen, sondern mehr oder weniger Pseudo-Experten (ja, wieso können sonst soviele Politiker ihr Ressort scheinbar beliebig wechselsn, wie Guttenberg z.b, der sich auch als absolute Nullnummer erwiesen hat, na gut, er war auch nicht aus dem einfachen Volk), die durch reine Durchsetzungskraft was zu melden haben? Die Realität der repräsentativen Politik sieht doch so aus, dass der Trend eher zu diesen realitätsentfremdeten, machtsüchtigen Berufspolitikern geht, die die Meinungsbildung von unten nach oben verzerren.

Da ist es sinnvoller die Entscheidungen Experten zu überlassen. Das setzt natürlich Vertrauen voraus und ich habe auch Verständnis dafür, dass dieses nicht immer vorhanden ist.

Diese Experten sind, besonders in Form der modernern Berufspolitker, extrem anfällig für Lobbyismus. Lobbyismus ist wichtig in einer Demokratie, weil so auch Minderheiten eine Stimme bekommen können. Aber schon das Beispiel des „Mövenpick-Vorfalls“ oder ferner die Wahl von Christian Wulff, die meiner Erkenntnis nach nur taktieren der CDU war und völlig am Volk vorbeigingen, wie die aktuelle Wahl von Gauck bewiesen hat.

Das System zeigt deutliche Zeichen von Dekadenz, wenn du mich fragst. Theoretisch funktioniert es wunderbar, aber hier und da zeigen sich ernste Praxismacken.

Wieso sind die meisten Parteienpolitiker dann „Berufspolitiker“, also nicht Leute, die direkt aus dem „einfachen Volk“ kommen,

Wie kommst du darauf? Die Bürgermeisterin meiner Stadt ist z. Bsp. Lehrerin. Oder sitzt auch du dem Irrtum auf, dass man erst als Politiker gilt, wenn man im Bundestag sitzt?

sondern mehr oder weniger Pseudo-Experten (ja, wieso können sonst soviele Politiker ihr Ressort scheinbar beliebig wechselsn

Die Experten sitzen in den Ministerien selbst (und da wird wenig untereinander gewechselt). Ich gebe dir aber Recht, dass es für die Führung der Ministerien hinderlich sein kann, wenn der Leiter zu häufig wechselt. Über Durchsetzungsvermögen als Leiter zu verfügen ist allerdings nicht unbedingt das Schlechteste.

Lobbyismus ist wichtig in einer Demokratie, weil so auch Minderheiten eine Stimme bekommen können.

Ich finde es gut, dass du nochmal betonst, welche wichtige Funktion Lobbyismus in einer Demokratie erfüllt. Es gibt ja genug Leute, die das prinzipiell ablehnen.

Zum Bundespräsidenten: Ist ein strittiges Thema. Die einen wollen eine direkte Wahl. Andere sagen, dass aufgrund der überparteilichen Stellung des BP ein Wahlkampf diesbezüglich kontraproduktiv wäre, da es dann mit der Überparteilichkeit endgültig aus wäre. Kann man nun sagen: Wulff war auch nicht überparteilich. Und das stimmt auch. Gauck ist es hingegen schon. Kann man also so oder so sehen.

Theoretisch funktioniert es wunderbar, aber hier und da zeigen sich ernste Praxismacken.

Wenn dem so ist, stellt sich aber die Frage, ob es gerechtfertigt ist, einzelne Protagonisten innerhalb des Systems zu kritisieren (zu denen man auch selbst gehören kann) oder gleich das System als Ganzes. Ersteres erscheint mir da doch nüchternder und sinnvoller.

Wie kommst du darauf? Die Bürgermeisterin meiner Stadt ist z. Bsp. Lehrerin. Oder sitzt auch du dem Irrtum auf, dass man erst als Politiker gilt, wenn man im Bundestag sitzt?

Schade nur dass es so selten Handwerker, Automechaniker oder Langzeit-Arbeitslose sind. Eine optimale Demokratie würde demnach ja als Politiker einen perfektes Abbild der Gesellschaft bereitstellen. Besagte haben wohl schon den Glauben verloren oder eignen sich ganz einfach nicht, das System zu repräsentieren, aus welchen Gründen auch immer. Es sind aber de facto meistens Lehrer, Juristen, Bildungsbürger und Beamte aller Art. Hier und da findet man Landwirte. Wenn man dan also auf die höchste Entscheidungsebene geht (die der Bundestag nunmal ist) sieht es wie folgt aus: http://de.statista.com/statistik/daten/ … hlperiode/

Das finde ich persönlich beinahe erschreckend, wie unterrepräsentiert „einfache Leute“ als Politiker auf Bundesebene sind.

Wohlgleich natürlich alle die theoretische Chance haben sich auf Kommunalebene und höher zu engagieren. Warum es niemand tut, kann eigentlich nur die Schuld der real existierenden Demokratie sein, in der Hoffnung, das das nicht bereits dem Verhältnis zwischen System und der Natur des Menschen geschuldet ist.

Die Experten sitzen in den Ministerien selbst (und da wird wenig untereinander gewechselt).

Das Sagen hat immernoch der Minister, eine Person mit all seinen Makeln und Anfälligkeit für obskure Lobbyarbeit, ebenso die Experten selbst. Du konstruirst obtimale Objektivität, die nur im besten Fall funktioniert. Sonst wäre eine Opposition da auch unnötig, wenn Experten ja alles am Besten wissen und unfehlbar sind :ugly

Wenn dem so ist, stellt sich aber die Frage, ob es gerechtfertigt ist, einzelne Protagonisten innerhalb des Systems zu kritisieren (zu denen man auch selbst gehören kann) oder gleich das System als Ganzes. Ersteres erscheint mir da doch nüchternder und sinnvoller.

Wenn Theorie und Praxis drohen auseinanderzuklaffen, kann man die Praktibilität eines Systems und damit das System selbst natürlich kritisieren. Theoretisch funktionert auch ein Perpetuum Mobile perfekt. :ugly

Schade nur dass es so selten Handwerker, Automechaniker oder Langzeit-Arbeitslose sind.

Das ist ein interessanter Punkt, den du da ansprichst. Ich weiß auch nicht, warum Wähler eher einem Dr. Schmidt als einer Hausfrau Meisel ihre Stimme geben. Vielleicht unterstellen Viele einem Akademiker automatisch mehr Kompetenzen oder allgemein höhere Intelligenz. :smt102

Sonst wäre eine Opposition da auch unnötig, wenn Experten ja alles am Besten wissen und unfehlbar sind
:ugly

Niemand ist unfehlbar. Und das habe ich auch nie einem Experten unterstellt. Du hast ja im Grunde (nicht ganz zu Unrecht) kritisiert, dass einige Ministerposten etwas zu häufig neu vergeben werden. Und da gab und gebe ich dir ja auch durchaus Recht. Ich habe lediglich ergänzend darauf hingewiesen, dass ein Großteil der Arbeit bei den (Experten/Mitarbeitern der) Ministerien liegt.

Wenn Theorie und Praxis drohen auseinanderzuklaffen, kann man die Praktibilität eines Systems und damit das System selbst natürlich kritisieren.

Sollte man dann nicht eher untersuchen, warum Theorie und Praxis (plötzlich) auseinanderklaffen (in der Annahme, dass dem tatsächlich so ist), statt das System selbst zu kritisieren oder gar als gescheitert zu betrachten? Ich bin immer noch der Meinung, man sollte immer erst an den Menschen innerhalb des Systems Kritik üben, bevor man voreilig gleich das gesamte System in Frage stellt. Das halte ich für vernünftiger und realistischer.

Vielleicht unterstellen Viele einem Akademiker automatisch mehr Kompetenzen oder allgemein höhere Intelligenz. :smt102

Das untergräbt trotzdem die Chancengleichheit. Diesmal liegt es sogar wirklich am System-Mensch-Verhältnis, und der Mensch und das Volk sind nunmal essentieller Teil der Demokratie.

Sollte man dann nicht eher untersuchen, warum Theorie und Praxis (plötzlich) auseinanderklaffen (in der Annahme, dass dem tatsächlich so ist), statt das System selbst zu kritisieren oder gar als gescheitert zu betrachten? Ich bin immer noch der Meinung, man sollte immer erst an den Menschen innerhalb des Systems Kritik üben, bevor man voreilig gleich das gesamte System in Frage stellt. Das halte ich für vernünftiger und realistischer.

Ja, natürlich! Ansonsten könnte man das System ja gar nicht auf Optimum bringen!

Auch weil die Geschichte mehrmals gezeigt hat, dass Demokratie und Kapitalimus grundsätzlich die besten Systeme sind (hinsichtlich Lebensstandard der Menschen, Freiheit, Stabilität und somit systematischer Beständigkeit im Vergleich zum Kommunismus oder sogar zum grandios gescheiterten Faschismus), die bis dato entwickelt worden sind.

Es stellt sich dann aber die Frage, ob das System, so wie es jetzt ist, mit alles Eigenschaften, wie freien Finanzmärkten, gegenwärtiges Politikertum oder sogar gesellschaftliche Stabilität, nicht zum „Guten“ hin modifizierbar wäre.

Um zur Ausgangsfrage zurückzugehren, Chancenungleichheit, angefangen bei Bildung hin zur politischen Partizipation, ist das gravierenste Problem des heutigen Systems, dahingehend muss es modifiziert wernde.

Das finde ich persönlich beinahe erschreckend, wie unterrepräsentiert „einfache Leute“ als Politiker auf Bundesebene sind.

Das ist kein Fehler des System sondern nur das Verhalten der Menschen in diesem System. Beziehungsweise das allgemeine Verhalten dieser Menschen. Demokratie war schon immer eine Sache der Bildungsschicht. Klar man hat immer wieder versucht „die einfachen Leute“ mit ins Boot zu nehmen und auch dazu zu bringen sich einzusetzen. Aber das sind und waren schon immer nur Ausnahmen.

Die franzözische Revolution mag man noch als einen Aufstand des gesamten Volkes ansehen. Aber danach gab es eigentlich nur noch Proteste der „höheren Schichten“.

Sogar alle tollen Kommunisten, die sich ja die Arbeiterklasse als Intendifikation gesucht haben, kamen eben nicht aus dieser Arbeiterklasse sondern waren Bildungsbürger.
[Einfach mal drei prominente Beispiele]

Es ist einfach ein Trugschluss zu glauben, dass sich Leute unter einem bestimmten Bildungsniveau politisch engagieren. Traurig aber ich glaube tatsächlich das es so ist.

Die Frage wäre also viel mehr: Wie könnte man dafür sorgen, dass sich auch Leute mit weniger Bildung politisch einsetzen. (Und die Frage die sich daran anschließt: Wollen wir das überhaupt? ^^)

Einfach mal ein historischer Blickwinkel: Mit der franzözischen Revolution und den Aufständen und Revolten danach [damit meine ich die über 100 Jahre danach ^^], hat eben nicht „das einfache Volk“ die Macht an sich genommen, sondern das Bildungsbürgertum. Genau dieses Bildungsbürgertum wird auch sehr gut repräsentiert.

Der Unterschied zu vorher ist einfach: Unser Schichten sind durchlässig. Jeder hat theoretisch die Chance zum Teil des Bildungsbürgertums zu werden und sich an der Regierung zu beteiligen. Man muss nicht in eine bestimmte Familie hineingeboren werden. In der Moderne zählt Bildung nicht Blut.

Nun zum eigentlich Thema:

Trotz seines Avatars muss ich Danzig in den meisten Punkten zustimmen. Die meisten Leuten die sich aufregen sind die, die ihre demokratischen Rechte nicht einmal ausnutzen. Demonstrieren, Wählen, seine Meinung offen kundtun und Debatten damit anstoßen. Verdammt noch eins, wenn ich wollte könnte ich mir irgendwo ne Bühne mieten, mich darauf stellen und mir meinen gesamten Frust von der Seele reden. (Einschließlich dem Punkt das kein Schwein da sein würde und meinem Wehklagen zuhört ^^)

Wir dürfen in diesem Lande sagen was wir wollen, wir dürfen weitestgehend machen was wir wollen und wir können andere und uns selber wählen um Zustände die uns stören zu ändern. Ich finde das ehrlich gesagt spitze.

Natürlich es geht immer besser, eine direkte Demokratie hätte sehr viel mehr als eine parlamentarische.

Und da komme ich zu dem Punkt an dem ich den anderen in diesem Thread zustimmen muss.

Die Leute die wir derzeit in der Regierung haben sind profillose Abziehbilder, Wackeldackel für die Wirtschaft. Da muss nur irgendjemand mit der richtigen Firma kommen die anstupsen und schon wird heftig genickt.
Lobbyismus so wichtig er für eine Demokratie in der Theorie ist, bedeutet praktisch in den meisten Fällen nur: Wer das Geld hat bekommt die Zustimmung. Damit meine ich nicht einmal direkte Korruption. (Obwohl es auch die geben wird) Was ich meine sind eher die Fälle von voraus eilendem Gehorsam: „Wenn diese Zusatzsteuer kommt, dann wird das für unsere Branche aber sehr schwer die Arbeitsplätze zu halten.“ - „Oh… na dann… erhöhen wir einfach nochmal die Mehrwertsteuer. Ist schon recht.“ [Hier sei der Ausstieg aus dem Atomausstieg genannt. Der dann ja wegen dieser blöden Natur wieder zum Austieg, aus dem Austieg des Austiegs oder so wurde. Oder aber auch die Nichteinführung eines längst überfälligen Mindestlohns.]

Es ist einfach diese Symbiose aus Wirtschaft und Politik die einem das Gefühl gibt machtlos einem Regierungsapperat gegenüber zu stehen.

Wird sich daran was ändern? Nicht an der Macht der freien Wirtschaft an sich. Aber an der Einstellung der Politik gegenüber der Wirtschaft kann sich was ändern. Nur eine Sache wird dafür notwendig sein: Frischer Wind. Das geht über eigene Partizipation und die Wahl von neuen Gesichtern.

Noch einmal schnell zu Thema direkte Demokratie:

Auf kommunaler Ebene lieber heute als morgen. Mehr Volksentscheide und zwar auf jeden Fall.
Auf Bundesebene… da wird es kompliziert, ich befürchte auch das es da einfach zu viele Themen gibt bei denen wir dann plötzlich von der Bildzeitung regiert werden würden. Und der Laden hat so schon genug Macht.

Das ist kein Fehler des System sondern nur das Verhalten der Menschen in diesem System. Beziehungsweise das allgemeine Verhalten dieser Menschen. Demokratie war schon immer eine Sache der Bildungsschicht.

Das ist nicht was Demokratie bedeutet. Herrschaft der Bildungsbürger wäre eine Form der Aristokratie, wenn sie gewählt sind ist eine Mischform, aber trotzdem keine Demokratie. Dieser Zustand kann also nicht akzeptiert werden, er klammert Bevölkerungsschichten durch Chancenungleichheit von der politischen Partizipation aus.

Es ist einfach ein Trugschluss zu glauben, dass sich Leute unter einem bestimmten Bildungsniveau politisch engagieren. Traurig aber ich glaube tatsächlich das es so ist.

Warum tun sie es nicht? Weil das System im jetzigen Zustand Changenungleichheit provoziert. Das ist auch der natur des Menschen geschuldet, aber das System baut auf diesem auf. Also kann sich nur das System ändern.

Die Frage wäre also viel mehr: Wie könnte man dafür sorgen, dass sich auch Leute mit weniger Bildung politisch einsetzen. (Und die Frage die sich daran anschließt: Wollen wir das überhaupt? ^^)

Wenn ein Minister sein Amt willkürlich wechseln kann, kann das ein Mechatroniker mit entprechender Persönlichkeitsstruktur, intellektueller Ausbildung (die er sich sonstwie nebenbei besorgt hat) und Experten im Rücken das auch, da muss er kein Jurist für sein um Wissen zu besitzen. :smt017

Der Unterschied zu vorher ist einfach: Unser Schichten sind durchlässig. Jeder hat theoretisch die Chance zum Teil des Bildungsbürgertums zu werden und sich an der Regierung zu beteiligen. Man muss nicht in eine bestimmte Familie hineingeboren werden. In der Moderne zählt Bildung nicht Blut.

Das geht doch völlig am Kern vorbei, du sagst damit im Grunde das es unnötig ist, dass sich Handwerker politisch engagieren, weil sie ja auch Bildungsbürger hätten werden können.

Ebenso, das Wort theoretisch, huh, ich hoffe dir ist bewusst, dass es eine signifikante Changenungleichheit in diesem Land (vllt in jedem Land) hinsichtlich der Herkunft gibt.

Und wer soll dein Auto reparieren? Dein Anwalt? :ugly

Na ja, ich glaube der Konsens hier, ist das es zumindest Makel an der Ausgestaltung des Systems gibt, was nicht zu leugnen ist. Gleich die Systemfrage zu stellen, ist meines Erachtens nach auch nicht im Sinne des Threads.