Ein Film der mehr als jeder bisher erschienene einen Gesellschaftskritizismus an den Tag legt auf den die Welt nur gewartet hat. :smt041
Also auf eine solche Form der Gesellschaftskritik habe ICH mit Sicherheit nicht gewartet.
Ich war vom Trailer und der „Vorberichterstattung“ richtig angefixt und habe mich wahnsinnig auf diesen Film gefreut.
Der Film will quintessentiell das kritisieren, was FKTV auch tut, scheitert im Gegensatz zu Holger aber grandios.
Dramaturgie, Schauspiel, Setting, Atmosphäre… alles toll. Aber die Intention…? Zum Kotzen!
Der Ansatz, dass der mediale Hirnfick Menschen dazu veranlassen kann, auf eine solche Weise zu handeln, ist wunderbar.
Hier werden uns die beiden „Amokläufer“ aber vollkommen unreflektiert präsentiert. Der Film lässt kein Klischee aus, um uns dahin zu bringen, mit den beiden Hauptfiguren zu sympathiesieren und tiefe Empathie für die Richtigkeit derer Handlungen zu entwickeln.
Aber nicht mit mir, Freunde der Sonne! :smt018
Ganz kurz umrissen - was haben wir hier:
Zwei Menschen unterschiedlichen Alters und Geschlechts fühlen sich vom televisionären Hirnfick, bzw. dessen, was dieser aus ihren Mitmenschen macht, vergewaltigt. Sie betrachten das, was in der Außenwelt produziert wird und auf die Innenwelt ihrer Personen einwirkt, als Gewaltakt gegenbüber ihrer Menschlichkeit.
Das ist ok. Man kann deswegen auch den Weg des Amoklaufes wählen, doch darf man deswegen nicht als sympathische Figur dargestellt werden.
Mit dem, was sie tun, begeben sie sich in einen ungleich größeren Zivilisationsbruch als jene, unter denen sie leiden. Das sollen sie auch gern und ich genieße es, sowas in einem Film zu sehen.
Ein Beispiel für einen wunderbaren Film in ähnlicher Richtung ist „Natural Born Killers“.
NBK verzichtet aber darauf, uns Mickey und Melory als die letzten Bewahrer des Schönen, Wahren und Freien zu präsentieren. Die beiden werden als das dargestellt, was sie sind: Böse Individuen, die im Rahmen ihrer Außenwelt dazu getrieben werden, was sie nun einmal tun.
Wenn wir jetzt schon so weit sind, dass wir den Amoklauf selbst den „Guten“ zugestehen und ihn mit aller Gewalt als die richtige Reaktion beleuchten, die auf das, was uns umgibt, hervorgehen sollte, mache ich mir doch arge Sorgen in Hinblick auf dessen, wie soziale Interessengruppen in den kommenden Jahren miteinander umgehen werden.
„God Bless America“ ist ein Film, der gewaltsame Revolution zumindest ästhetisiert und befördert, wenn er sie nicht gar glorifiziert.
So sehr ich selbst mit der Außenwelt auch im Unreinen bin, so möchte ich mich nicht in einer Welt wiederfinden, in der solche „post-postmodernen“ Robespierres das Ruder gewaltsam an sich gerissen haben.
M.M.n. ist dieser Film katastrophal, deutet aber darauf hin, wie immens sich die westlich-gesellschaftlichen Spannungen tatsächlich gestalten. Dass er ein IMDB-Rating von 7,3 hat, spricht das Übrige in diesem Kontext. :smt021