Diskussion über den Blog-Artikel: Gesendete Spreu
Wie Sie ja vielleicht wissen, bin ich ein großer Fan von altem Retro-Fernsehen. Ich freue mich immer, wenn mir fast vergessene, legendäre TV-Perlen mal wieder begegnen. Insofern ist die Grund-Idee für “Deutschands erstem Internetfernsehsender” Family-TV gar nicht mal verkehrt. Es gibt jetzt nur ein Problem: Family-TV sendet eben nicht die Perlen, sondern stattdessen den Müll, den einigermaßen intelligente Zuschauer schon beim ersten Mal nicht gucken wollten. Zum Beispiel zeigt Family TV die uralte Krawall-Talkshow “Andreas Türck” und wirbt mit einem bemerkenswerten Text dafür. Die Dauerwerbe-Gameshow “Geh’ aufs Ganze” hatte Family TV auch im Programm, und besaß dabei die Dreistigkeit, oben in der Ecke die Einblendung “Neue Folge” zu platzieren - so als sei die 20 Jahre alte Show ein neues Produkt (was schon deshalb nicht glaubwürdig sein kann, da die Kandidaten noch D-Mark-Beträge gewinnen). Moderator Jörg Draeger stattete übrigens Family TV angesichts der Wiederholung seines irgendwie legendär gewordenen Formats einen Besuch ab - und der schien bemerkenswert gewesen zu sein. Dass Family TV zur besten Sendezeit die verstaubte Daily Soap “Verliebt in Berlin” zeigt, dürfte übrigens mit den persönlichen Neigungen des Geschäftsführers Timo Storost zu tun haben, wo er ja schon mit 16 Jahren der Hauptdarstellerin einen 16 Meter langen Brief schrieb. Dass Alexandra Neldel ihn besucht, hat er trotzdem nicht hinbekommen. Von Jugendschutz hat man bei Family TV wohl auch noch nichts gehört, denn um 19 Uhr zeigt man dort täglich das Erotik-Format “visit-x.tv”.
Diesem Timo Storost muss ich mich unbedingt noch ein bisschen mehr widmen - denn er ist aus vielen Gründen fleischgewordene unfreiwillige Komik. So moderierte er persönlich eine “große Show” zum dreijährigen Jubiläum der Internetseite. Ob er das gut gemacht hat, kann ich leider nicht beantworten, da ich angesichts unterirdischer Bild- und Tonqualität nach drei Minuten die virtuelle Flucht ergriff. Kritik daran, wie auch an dem Mülleimer-Programm an sich, scheint an Storost komplett abzuprallen: Auf der Facebook-Seite von Family TV werden kritische Kommentare umgehend gelöscht und Nutzer werden blockiert (einfach mal ausprobieren). Da passt es übrigens ganz gut, dass er seinen etwa im selben Alter befindlichen Kollegen von Quotenmeter ein Interview gab - denn auch dort geht man ja bekanntermaßen mit kritischen Kommentaren im Forum nicht zimperlich um. Die Kollegen von DWDL kamen bei ihm hingegen nicht so gut weg. Auch bei den Zugriffszahlen scheint Storost knallhart zu flunkern, denn wer glaubt schon, dass etwa die Shows im Programm durchschnittlich von 900.000 Zuschauern (!) gesehen werden – zumal die Rechnungen, die FamilyTV monatlich an den Provider “make.tv” zu zahlen hat (liegen Fernsehkritik-TV vor), eher den Verdacht aufkommen lassen, dass die Zuschauerzahl im dreistelligen Bereich liegt. Wes Geistes Kind Storost ist zeigt sich übrigens schon an dem, was er vor seiner Geschäftsführung bei Family TV tat. Er rief im Jahr 2008 den Internet-Radiosender “7Live” (wohl in Anlehnung an 9Live) ins Leben und verwahrt sich gegen die Behauptung, damit Leute abgezockt zu haben. Wie auch? Wie Storost selbst eidesstattlich versichert, hatte er bei “7Live” keinen einzigen Anrufer. Es lohnt sich, dazu nochmal in Marc Doehlers Call-In-Forum zu lesen. Kürzlich haute Storost übrigens eine großspurige Pressemitteilung heraus, er habe jetzt die Zusammenarbeit mit der Nachrichtenagentur Reuters gekündigt – ob das wirklich so war (oder vielleicht doch eher umgekehrt), darüber kann nur spekuliert werden.
Nachtrag: Den Text zu “Andreas Türck” hat Herr Storost ebenfalls geklaut - und zwar von Stefan Niggemeier und Michael Reufsteck.
In eigener Sache:
In dem Blog-Beitrag “Gesendete Spreu” vom 16. Februar 2012 haben wir u.a. behauptet:
- dass der von Timo Storost für die Seite Family TV verwendete Server schon “kräftig hustet”, wenn nur 50 Leute zugleich das Programm gucken
- dass Timo Storost die Dienste der Nachrichtenagentur Reuters nicht mehr bezahlen konnte
- dass Timo Storost mit dem Internet-Radiosender 7 Live “Leute abgezockt” hat
Diese Behauptungen erhalten wir nicht aufrecht.