Geschmackloses bei Extra

Hi, ich hab eine Zeit als gast im Forum mitgelesen, nun habe ich mich entschlossen mich zu registrieren. Grund dafür ist ein Beitrag der soeben bei der RTL Sendung Extra lief. Ich habe die ersten paar Minuten verpasst aber was ich gesehen habe wiedert mich an. Hier die Ankündigung im Netz:

Menschen, die organisiert sterben wollen
Zur besten Sendezeit zeigte das Schweizer Fernsehen jetzt die Dokumentation über einen manisch-depressiven Mann, der seinen Selbstmord mit einer Sterbehilfeorganisation plant - auch bei Psychiatern mitunter umstritten. EXTRA hat sich mit dem Dokumentarfilmer getroffen und spricht außerdem mit einem Mann, dessen Suizid nicht geklappt hat und der darüber unendlich glücklich ist.

Man sah die letzten Tage dieses Mannes, wie er sich von seinen Freunden verabschiedete und dann in ein Sterbehilfezentrum ging. Wenigstens da blieb die Kamera draussen. An einer Stelle spielte er seine „Todesmusik“ vor, überhaupt strotzte der ganze Beitrag vor wehleidiger Musik und Tränen. Natürlich ist so etwas keine freudige Angelegenheit aber ich finde es ekelhaft, dass das alles so zur schau gestellt wird. Und die Herren vom Schundsender haben auch einen Depressiven aufgegablet der im Fernsehen seine Geschichte erzählt. Ich leide selbst seit mittlerweile 3 Jahren unter schweren Depressionen. Ich finde es gut und richtig wenn man darüber sachlich berichtet, da es leider zu wenig Berichterstattung über diese Krankheit gibt und viele Vorurteile (beispielsweise „Die sind doch nur zu faul um was zu tun“) leider immernoch geläufig sind. Wie diese Dokumentation aussieht weiß ich leider nicht, vielleicht ist die ja wenigstens halbwegs würdevoll gestaltet, aber das was uns RTL da geliefert hat war unter aller Sau. Ich bin zutiefst angewiedert.
Grüße, Löffel

Ich habe das auch gerade gesehen und fand das eigentlich nicht geschmacklos.
ABER: Die Beweggründe, so etwas bei Extra zu zeigen, machen daraus evtl. eine geschmacklose Angelegenheit, weil es Extra nicht unbedingt um Aufklärung geht, sondern um Effekthascherei.

Denn eigentlich ist das ein sehr berechtigtes, interessantes und wichtiges Thema.
Mehr Hintergrundinfos über den Dokumentarfilm und den Dokumentarfilmer gibt es hier:
http://hanspeterbaeni.ch/

Ich fand es auch gar nicht so schlecht, eine “Gegenstimme” zu zeigen, jemanden, der seine schweren Depressionen überwunden hat und einen Psychologen, der diese Selbstmord-Aktion stark in Frage gestellt hat.

Also im Endeffekt fand ich das - trotz RTL-Verpackung - gar nicht sooo schlecht.

Ich kann für diese Dokumentation an sich - und auch am Extra-Beitrag - absolut nur Lob aussprechen. Natürlich wurde bei der RTL-Zusammenfassung durch die Musik (Colorblind - Counting Crows) der traurige Effekt nochmal extrem verstärkt - ist in der originalen Dokumentation nicht so. Ansonsten wurde die Doku aber hervorragend zusammengefasst - sowohl die Kritiker, als auch der Macher, als auch Befürworter/Freunde kamen ausreichend zu Wort.

Es ist für mich kaum vorstellbar, wie schwer das Ganze allen Beteiligten gefallen sein muss…und ich persönlich finde, es hat Respekt verdient, dass die besagten Beteiligten alles mit der Kamera verfolgen ließen um so auch der breiten Öffentlichkeit dieses äußerst sensible Thema zugänglich zu machen.

Zumindest aus meiner Sicht keine Geschmacklosigkeit erkennbar, für mich hochwertiger Journalismus mit viel Herz, Verständnis und Berücksichtigung aller Parteien.

Der Skandal finde ich eher das es EXTRA auf RTL darauf aufmerksam machte und dann hat man denn Bericht noch so verhunzt als sei man Geil darauf das einer Stirbt… :roll:

Diese Doku ist einfach gewagt mehr nicht. Ich meine hier ging es Hanspeter Bäni und der Sendung DOK eher um Aufklärung statt Quote. Ich meine, man erfährt nicht mal wieso der 56-Jährige alte Mann Manisch-Depressiv wurde.
Ich habe die Doku eher so aufgefasst das man anderen Menschen zeigen will, was ca. in einem Vorgeht wenn er sich umbringen will. Denn selbst in der heutigen Zeit, ist das Thema SUIZID noch ein TABU.

Diesen Donnerstag kommt sogar im Schweizer Fernsehen ein Bericht über Suizid unter dem Thema: “Dein Schmerz ist auch mein Schmerz - Wenn Angehörige sich das Leben nehmen”

Ich denke auch, dass die Doku an sich gewagt & berechtigt ist.
Sterbehilfe ist wie im Beitrag ober mir erwähnt heutzutage immer noch ein Tabuthema an welches man sich nicht herantraut. Bei uns wird schon heftig gestritten wenn es um Sterbehilfe bei Menschen geht welche ohne Aussicht auf Besserung und Heilung nur noch auf einen schmerzhaften Tod warten.
Hier wird ganz deutlich gezeigt, dass es auch Menschen mit für Nicht-Betroffene nicht nachvollziehbaren Gründen ihrem Leben ein Ende setzen wollen. Da kann man nicht einfach wegschauen, sondern muss mal klar und deutlich zeigen, dass es sowas gibt. Der Bericht hat wohl nichts damit zu tun die abartigen Bedürfnisse irgendwelcher Menschen zu befriedigen, die mal sehen wollen wie jemand stirbt. Das wird auch gar nicht gezeigt, sondern so wie ich das verstanden habe wurde er nur die letzten Wochen vor seinem Tod begleitet um darzustellen wieso er das getan hat, wie er sich verabschiedet, wie seine Freunde und auch er selbst damit umgeht.
Vielleicht hilft die Dokumentation ja dem ein oder anderen sich mal umzusehen, ob es jemanden mit Depressionen gibt der dringend Hilfe benötigt. Ich hatte im engsten Familienkreis zwei Fälle mit Depressionen und weiss, dass diese gängigen Vorurteile “Ja tu doch was, geh zum Psychiater, so schlimm kann das doch nicht sein” von Personen welche so etwas nie unmittelbar erlebt haben durchaus plausibel erscheinen.

Den Bericht von extra habe ich nicht als geschmacklos empfunden, natürlich wurde ab und zu traurige Musik gespielt, aber Szenen mit viel Tränen und dergleichen wurden doch auf ein erträgliches Minimum reduziert. Und wieso auch keine traurige Musik spielen? Wäre ein aktueller Chartsong besser gewesen?
Eigentlich bin ich ja kein extra-Fan, aber der Beitrag hat mir immerhin gezeigt, dass es eine solche Doku gibt und es wurde auch wirklich nicht nach normalem RTL-Schema Verfahren und das ganze ausgeschlachtet.
Den Gegenbeitrag fand ich auch gut, zwei Menschen die eigentlich abgeschlossen haben mit ihrem Leben, wovon einer sich aber durch Zuwendung und gute Freunde doch noch für das Leben entscheidet und inzwischen sehr froh ist, diese Entscheidung nicht getroffen zu haben.

Alles in allem war der Bericht OK, und die Doku ist mit Sicherheit sehenswert.

Bitte aufpassen, es geht hier um einen Manisch-Depressiven, nicht um einen Depressiven.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bipolare_St%C3%B6rung - Das ist Manisch-Depressiv.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bipolare_S … g#Ursachen

Das sind die Ursachen der Bipolaren Störung. Ich zitiere:

Die Entstehung einer bipolaren Störung ist höchstwahrscheinlich multifaktoriell bedingt (Vulnerabilität). Sowohl genetische Faktoren als auch psychosoziale Auslöser dürften eine Rolle spielen, d. h. das Erbgut setzt einen Rahmen für die Erkrankungswahrscheinlichkeit (Prädisposition) und die Umfeldfaktoren beeinflussen Entstehung, Verlauf und Ende der Erkrankung.

D.h. man wird vermutlich (wenn ich das richtig verstanden habe) auch genetisch etwas vorliegen haben müssen.

Wie es eben dort bei Wiki schon steht: Man muss Genetisches beachten, Biologische Vorgänge (also somatisches, nicht zwangsweise psychisches, wobei das nicht immer zwingend trennbar ist), Psychosoziales oder auch ein Lebenswandel.

Die Dokumentation habe ich jetzt nicht gesehen, aber ich finde es eine Schande, wenn RTL da extra noch traurige Musik einblendet. Ein Film ist so gemacht wie er gemacht ist und da sollte man nicht dran herumpfuschen; v.A. nicht, um das noch so weiter zu gestalten. Über die Dokumentation an sich kann ich natürlich nichts sagen.

Aktive Sterbehilfe ist in der Schweiz seit Jahren Daily Business…, insofern ist es gut und richtig das darüber mal eine Doku hergestellt wurde…, auch um die extremen Widersprüche die zwangsläufig entstehen aufzuzeigen und darüber zu Diskutieren.
In Summa ist es auch nichts anderes als ein modernes Geschäftsmodell…, alles andere ist sinnloses Geheuchel…

Last but not least nutzen viele Deutsche die Möglichkeiten die in der Schweiz hier legal angeboten werden…, am Ende geht man dorthin zum Sterben wo das eigene Geld schon länger als totes Kapital in einem Banksarg herumliegt…

[spoiler]Naja…, ich weiss…immer locker durch die Hose atmen…[/spoiler]

Wollte jetzt keinen Extrathread aufmachen aber gerade bei Extra wieder was lustiges:

Sie wollen testen ob Jugendliche, vor allem an U-Bahnen und nachts wirklich so agressiv sind.
Einige Zeit unterwegs treffen sie zwei Jugendliche welche einen Obdachlosen provozieren. Der Reporter will dem Obdachlosen Geld geben, woraufhin die Jugendlichen ihn abhalten und weiter auf den Obdachlosen einschimpfen (“Du Hurensohn” etc…). Daraufhin steht der Obdachlose auf, packt seine Gitarre und schlägt sie den beiden Jugendlichen ins Gesicht. Die Sache eskaliert, die SIcherheitskräfte gehen dazwischen, aber die beiden Jugendlichen schaffen es noch dem Obdachlosen mit dem Fuß ins Gesicht zu treten.

Also vorweg… natürlich haben die beiden Jugendlichen angefangen den Obdachlosen zu beleidigen, und wer weiss, wie sie weiter reagiert hätten. Aber trotzdem war es der Obdachlose der angefangen hat loszuprügeln, somit sind für mich beide schuldig, auch wenn die Jugendlichen eindeutig angefangen haben.
Verwerflich ist dabei nur der Kommentar von Extra, hier wird die komplette Schuld auf die Jugendlichen geschoben, und so getan als sie hätten einfach ohne Grund auf den Obdachlosen losgetreten. Dass dieser auch gut mitgemischt hat, wird nicht erwähnt.
Also wenn ich so nen Bericht drehen will, dann such ich doch bitte ein gutes Beispiel…

Das ist mir bei Extra jetzt desöfteren aufgefallen. Die legen Ihre Beiträge nur nach momentaner Medientauglichkeit aus. Würden jetzt “aggresive Obdachlose” presse machen, würde das gleiche beispiel gezeigt, die schuld aber dem obdachlosen gegeben werden. Sind halt grade bei RTL so “einheits Beiträge” die einmal in jeder sendung, seis nun SternTV, Punkt 12 oder Extra gezeigt und je nach Vorfällen neu vertont. Sollte morgen ein Obdachloser Morden wird promt anhand dieses Beispiels “bewiesen”, wie agressiv die Burschen sind…RTL halt.

Und nochmal zu dem Sterbehilfe Beitrag: Den fand ich persönlich sogar noch recht…ich sag mal vorsichtig “angenehm” gestaltet. Ich fand es garnicht schlecht, das der Beitrag den Fokus eher auf die Leute hinter der Kamera und die freunde und bekannten gerichtet war, statt (wie von Extra eigendlich gewohnt) die Doku einfach aufgewärmt zu Zeigen. Zu zeigen, welche Kreise eine solche Entscheidung zieht fand ich also garnicht so schlimm. Und wie hier schon erwähnt, hielten sich die “jammer passagen” doch recht in grenzen.
Ich bin heilfroh, das nicht die übliche masche abgezogen wurde und ein moderator mit einem kleinen fernseher bewaffnet durch die straßen gerannt ist um leute zu fragen, ob sie die entscheidung des mannes jetzt ehe gut oder schlecht finden.
Alles in allem war es schon ein sehr mächtiges Thema, aber ich muss dennoch sagen, das ich den Beitrag für “Extra” verhältnisse doch recht informativ und endlich mal weniger “unterhaltungs show” mäßig gestaltet fand