Games: Wo sind die Geheimnisse und Überraschungen geblieben?

Letztens habe ich mich mit ner Freundin mal wieder über die Veränderungen bei Videospielen unterhalten. Und da sind wir auf einem bestimmten Aspekt hängen geblieben: heutige Videospiele haben kaum noch echte Geheimnisse. Ich frage mich, woran das eigentlich liegt. Am Internet? An der ständig, überall erhötlichen Informationen? Oder doch eher daran, dass heutige Videospieldesigner die Spieler als dämlich ansehen?

Ich kann mich noch erinnern … [Ja, vorm Krieg] … Als ich das erste Mal Super Mario Bros. gespielt habe. Da war ich 6 oder so. Also ich habe halt den NES mit Super Mario Bros, Tetris und Nintendo World Cup bekommen. Dieses 3 in 1 Modul, kennt vielleicht der Eine oder Adere noch.
Auf jeden Fall bei dem berühmt berüchtigten Level 1-2. Normalerweise bin ich immer in die untere Röhre gegangen, doch dann habe ich mal versucht oben lang zu gehen und es ging weiter! Dann kam man zu den Warpröhren. Was habe ich mich gefreut! Das mag heute unvorstellbar klingen, aber das war damals wirklich ein Geheimnis. Und so fing ich an die Spiele immer nach solchen Geheimnisse abzusuchen. Das will heißen: ich habe die Spiele bewusster gegen den normalen Verlauf gespielt. Bin mal dort hin, habe die unmöglichsten Dinge probiert. So habe ich dann beispielsweise bei Super Mario 3 die Flöten im ersten Schloss und in der Wüste von selbst gefunden. Oder dann gab es Geheimnisse, die damals scheinbar willkürlich auftauchten wie die weißen Pilzhäuser oder das Münzschiff! Erst Jahre später habe ich dann erfahren, dass diese nicht willkürlich waren, sondern man bei den weißen Pilzen eine bestimmte Anzahl von Münzen brauchte und bei den Münzschiffen hing das dann mit den Punkten und der Zeit beim Levelabschluss zusammen.

Aber worauf ich hinaus will: ich habe mich immer saumäßig über solche Dinge gefreut! Das hat mich richtig motiviert weiter gründlich zu spielen. Spiele wie Duck Tales waren ja sogar drauf aufgebaut die Levels abzusuchen um am Ende so viel Geld wie möglich zu haben. In der Anleitung stand nur “Wer richtig viel Geld gesammelt hat, der bekommt ein anderes Ende” oder sowas. Es stand nicht wie viel man brauchte und so wurde man natürlich angespornt die Levels immer wieder zu zocken und man konnte dann auch immer mehr Tricks und Kniffe herausfinden. Etwa im Amazonaslevel, dass man die Statue nicht bezahlen musste um weiter zu kommen, sondern es reichte mit dem Pogosprung auf den Gegner dort zu springen und wenn man gut war erreichte man die Ranke auch so.

Heute fehlen mir solche Dinge irgendwie. Wenn ich mal heutige Spiele spiele, dann gibt es wirklich selten was abseits des Hauptweges zu entdecken. Ja, man kann Bugusing machen, aber das ist nicht dasselbe, als wenn Spieledesigner direkt Tricks und Geheimnisse implementieren. Und wenn es was gibt was irgendwie in Bereich Geheimnis fällt, dann wird das von vornherein fett als Feature verraten. Beispielsweise damals bei Prince of Percia Sands of Time. Da wurde das erste PoP als freischaltbares Minispiel eingebaut. Aber anstatt einfach bestenfalls eine Andeutung zu machen, hat man das schon richtig fett als Feature auf der Packung gespoilert. Wie Käse ist denn sowas? Sowas verrät man doch nicht!!! Als ich damals 1994 Day of Tentacle zum ersten Mal spielte staunte ich nicht schlecht, als man bei Eds Computer das Original Maniac Mansion spielen konnte! Wie geil war DAS denn bitte schön? Weder in der Anleitung noch auf der Packung stand irgendwas davon. Das war ne richtige Überraschung, dass man noch ein zweites Spiel im Spiel eingebaut hat!

Warum ist das heute so, dass man so gut wie keine Geheimnisse und Überraschungen in den Spielen einbaut? Wieso spoilert man solche Dinge von vornherein, die sich gut als Geheimnis oder Überraschung machen würden?
Stattdessen nimmt man den Spieler nur noch an die Hand und lässt überhaupt keine Spielereien mehr zu. Sowas finde ich unendlich traurig…

[QUOTE=Anchantia;348097]Warum ist das heute so, dass man so gut wie keine Geheimnisse und Überraschungen in den Spielen einbaut? Wieso spoilert man solche Dinge von vornherein, die sich gut als Geheimnis oder Überraschung machen würden?
[/QUOTE]

Das sind alles Dinge aus den “Underground”-Tagen dieses Mediums. Damals hat man sich als Entwickler auch oft in irgendeiner Weise damit selbst verwirklicht, das ist heute nicht mehr drin. Das liegt unter anderem an der Tatsache das ein AAA-Projekt stressiger und durchgeplanter ist, damit es sich überhaupt realisieren lässt. Da ist keine Zeit für Spielereien und kreativ wird nur der, der am Anfang im Writers Room oder auf den Design-Konferenzen anwesend ist.
Nichtsdestotrotz gibt es immer noch so etwas wie Easter Eggs, die heute allerdings etwas geplanter sind als früher, wo man sie am Publisher vorbei ins Spiel geschmuggelt hat.

Man darf das nicht immer direkt vergleichen. Damals haben vielleicht ein, zwei Mann oder im höchsten zwanzig Leute an so einem Spiel mitgewirkt. Heute sind es mehrere Studios, die sich untereinander auch koordinieren müssen; mit über 600 Angestellten teilweise, riesigen Budgets und enormen Erwartungen. Gerade das was du ansprichst wirst du nur eher bei Indie-Entwicklern finden und nicht bei den Großprojekten, und ich finde das ist auch nachvollziehbar.
Damals war es noch eine Art Lebensaufgabe und Herzblutprojekt, heute ist es ein durchgeplantes Projekt, wo jeder nur einen Teil zum ganzen beisteuert. (Womit ich nicht sagen will das Entwickler heute kein Herz mehr in ihre Projekte stecken, lediglich die Wahrnehmung hat sich geändert…)

Heute ist die Toleranzgrenze der Gamer aber auch erheblich tiefer, was auch daran liegt das man einfach mehr Spiele hat. Und es ist dann natürlich die Aufgabe der Entwickler, den Spieler bei Laune zu halten, sonst spielt der einfach was anderes - Demzufolge fliegen zu aufwendige und zu versteckte Aufgaben, zu anspruchsvolle Dinge einfach raus. Deswegen sind Spiele heute auch nicht mehr so schwer wie damals. Warum ist dann ja auch logisch, oder?

Ich meinte übrigens durchaus auch heutige Indie-Titel. Du hast Recht, bei AAA Titel findet man sowas überhaupt nicht mehr. Lediglich wirklich noch bei Nintendo ab und an. Die haben sich das in der Tat noch bewahrt.

Aber selbst Indie-Titel sind dahingehend einfach sehr rudimentär. Beispielsweise heutige “Retro-Platformer” - die sind sowas von Schema-F! Die haben ja nichtmal mehr ne schöne Weltkarte. Da wird dann plump jedes Level von einem Menü oder so ausgewählt. Das ist so billig…

Ich frage mich auch wieso diese Toleranzgrenze so niedrig ist, dass man nicht mal mehr an einem Spiel knobeln will. Liegt es wirklich daran, dass man mehr Spiele hat? Wenn ein Spiel gut ist, dann sind in dem Moment doch andere Spiele egal.
Und gerade versteckte Aufgaben halten mich als Spieler doch bei Laune.

Nehmen wir als Paradebeispiel mal Final Fantasy IX. Das Spiel ist voll von grandiosen Sidequests, Minispielen, etc. Das hält einen richtig bei Laune bis man es geschafft hat beispielsweise in die Mogry-Zentrale zu kommen. Und damals haben auch schon nicht wenige am Spiel gewerkelt. Es war aber aus einem Guss. Heutige FF-Spiele - die haben nicht mal den Namen verdient so generisch und inhaltsleer sind die.

Muss man denn jegliche Kreativität über Board werfen nur um den letzen DAU erreichen zu können? :?

Für viele Menschen ist es der Zeitfaktor. Als ich noch deutlich unter 20 war, konnte ich den lieben langen Tag nach der Schule „Shadow Man“ zocken und bei „Commander Keen“ die Geheimnisse in den Levels erforschen.

Heute ist das nicht mehr so. Ich habe einen Job und kann nicht mehr mehrere Tage am Stück mit Spielen zubringen. Meist habe ich nur am Wochenende so richtig Zeit etwas zu zocken und das macht einfach keinen Spaß, wenn man zwischen den Zockabschnitten so viele Tage Pause machen muss.

Viele Spiele sind heute mehr wie ein actionreicher Film, in dem eine tolle Story erzählt wird in der man interaktiv mitwirken kann. So z.B. bei Bulletstorm, Shadow Warrior usw. Und das finde ich durchaus in Ordnung - wenn ich etwas spiele, lehne ich mich meist mit meinem Controller auf der Couch zurück und genieße das Spiel nach einem anstrengenden Tag. Für so fordernde Spiele wie „Mega Man“ hätte ich dann gar keine Konzentrationsfähigkeit mehr.

Dass es keine Geheimnisse gibt, stimmt aber auch nicht so ganz. Bei „Shadow Warrior“ sind viele gute Verstecke dabei. Da irrt man schonmal Ewigkeiten durch einen dunklen Wald, um einen Kristall zu finden, mit dem man seinen Charakter aufwerten kann (was den Bossfight am Ende des Spiels dann dementsprechend einfacher gestaltet und DAS ist wirklich nötig) oder man findet wenn man gründlich sucht teilweise Levelabschnitte die so gestaltet sind wie das Originalspiel. Easter-Eggs und Retrofaktor sind also definitiv dabei :slight_smile:

Und dass die Knobelfraktion noch lange nicht ausgestorben ist, zeigen Spiele wie „Portal“ und „The Ball“, die relativ erfolgreich verkauft werden - sowas spiele ich dann aber nur wenn ich vorher weiß, dass ich mir wirklich Zeit dafür nehmen kann.

Ich will die Zeiten von NES und SNES aber auch gar nicht mehr wiederhaben - damals, als Spiele noch kaum einer Qualitätskontrolle unterlagen und soviel schlechtes Zeug auf den Markt geworfen wurde, dass der Angry Video Game Nerd jahrelang Videos darüber machen kann - wer will das schon? Noch dazu tut mir die Grafik dieser Spiele heute wirklich auf den Augen weh.

Man braucht auch keine Geheimnisse, damit Spiele besonders viel Spaß machen oder fordernd sind. Bei „Cry of Fear“ bin ich so oft gestorben, dass ich abschnittsweise brüllend vor dem Bildschirm saß. Und trotzdem habe ich weitergemacht, weil ich einfach wissen wollte wie es weitergeht. Wenn ich bei einem Platformer 10mal hintereinander sterbe, ist dieser einfach schlecht gemacht. Dazu zählen auch die „AVGN Adventures“. Das ist ein Spiel was für mich einfach unspielbar ist, weil ich nichtmal das erste Level schaffe.

Ich denke das ist auch noch ein Punkt. Ich bewerte persönlich heute Spiele gar nicht mehr danach, ob sie als Spiel selbst hundertprozentig funktionieren. Ich mag diese interaktiven Filme, die mal mehr, mal weniger interaktiv sind.
Ich sehe das Medium Videospiel halt hauptsächlich in diesem Bereich, eine geile Geschichte erzählen zu können, weil man das “Mittendrin”-Gefühl theoretisch so gut einfangen kann.

Will ich das puristische “Spielgefühl”, gibt es heute noch genügend Spiele die nur Spiele sind, keine große Geschichte erzählen und so weiter. Oder ich gehe in den Multiplayer von diversen Titeln. Aber man kann auch schlecht zurück zu “keiner Story” wenn man Spiele wie Assassins Creed, Mass Effect, Bioshock etc. verschlingt. Ich finde auch durchaus das man als Spieler, der keine Reviews macht, durchaus auch ein Spiel nur durch seiner Atmosphäre, seiner Story, seiner Charaktere feiern kann, selbst wenn das Spiel selbst, also die Spielmechaniken nur so semi-gut ausgereift sind.

Und gerade weil man sich etwas an eine solche Erzählweise gewohnt hat ist oft für Geheimnisse und Co. kein Platz.

[QUOTE=schmatzler;348109]
Ich will die Zeiten von NES und SNES aber auch gar nicht mehr wiederhaben - damals, als Spiele noch kaum einer Qualitätskontrolle unterlagen und soviel schlechtes Zeug auf den Markt geworfen wurde, dass der Angry Video Game Nerd jahrelang Videos darüber machen kann - wer will das schon? Noch dazu tut mir die Grafik dieser Spiele heute wirklich auf den Augen weh.[/QUOTE]

Als ob es heute keine schlechten Spiele gäbe. Damals gab es sehr wohl eine Qualitätskontrolle, denn diese hat Nintendo überhaupt erst eingeführt, nach dem Crash '83. Eher habe ich das Gefühl, dass es sowas heute nicht mehr gibt bei den ganzen Bugs, etc.
Und Grafik bestimmt nicht wann ein Spiel gut ist oder nicht…

Interaktive Filme… ich frage mich, wieso die so wiedergekommen sind. Das hatte schon nen Grund wieso die in den 90ern keiner haben wollte, weil die schon damals zum Großteil banal waren… Außer Tex Murphy!

Ich meine übrigens mit Geheimnisse auch nicht das Suchen von Gegenständen, die man später definitiv braucht. Sondern echte Geheimnisse mit Mehrwert. Die absolut optional sind, wo man sich aber freut diese durch Zufall zu entdecken.

[QUOTE=Anchantia;348113]Interaktive Filme… ich frage mich, wieso die so wiedergekommen sind. Das hatte schon nen Grund wieso die in den 90ern keiner haben wollte, weil die schon damals zum Großteil banal waren… Außer Tex Murphy!
[/QUOTE]

Nur das die heute tausendmal besser sind. z.b. Heavy Rain, um mal ein Beispiel zu nennen.

Das stimmt, aber mit einer realistischen Grafik kann eine Story viel besser rübergebracht werden. Viele alte Spiele machen zudem auf großen Bildschirmen keinen Spaß mehr.

Interaktive Filme… ich frage mich, wieso die so wiedergekommen sind. Das hatte schon nen Grund wieso die in den 90ern keiner haben wollte, weil die schon damals zum Großteil banal waren… Außer Tex Murphy!

Ein Spiel ist ja kein interaktiver Film. Ich kenne diese Discs auch noch, in denen man die Story beeinflussen konnte und dann immer nur ein weiterer Abschnitt des Film lustlos abgespielt wurde. Das war wirklich Teufelszeug.

In einem Spiel steckt man drin, das ist etwas ganz anderes. Besonders wenn die Handlungen dann noch das Ende beeinflussen.

Ich meine übrigens mit Geheimnisse auch nicht das Suchen von Gegenständen, die man später definitiv braucht. Sondern echte Geheimnisse mit Mehrwert.

Ich auch nicht - ich meine mit Geheimnissen das Suchen von Goodies, die das Spiel leichter machen oder dem Charakter bestimmte Vorteile verschaffen. Man kann also durch das Spiel hastig durchwüten oder sich richtig Zeit lassen. Bei „Enslaved“ z.B. kann man solche „Flashbacks“ finden, die die Welt vor ihrer nuklearen Zerstörung zeigen…bringt eine tolle Endzeitstimmung rüber.

[QUOTE=schmatzler;348119]Das stimmt, aber mit einer realistischen Grafik kann eine Story viel besser rübergebracht werden.
[/QUOTE]
Nope, gerade ein hoher Abstraktionsgrad bringt das Gehirn dazu viel mehr hinzuzufügen und damit mehr Phantasie zu investieren als bei realisitischer Grafik. Das kann einen dann viel mehr in die Story reinziehen. Schonmal „To the Moon“ gespielt?

Probleme mit schlechter Grafik habe ich eigentlich nur bei den Anfängen der 3D Grafik, als man sehr tief im Uncanny-Valley steckte. Das war damals schon nichts tolles und ist heute einfach grauenhaft.

@Anchantia: Das Problem bei Geheimnissen in Großprojekten sind auch immer die Kosten. Ein kleiner Levelabschnitt als Bonus für die 0,01% die ihn finden kostet dann schon mal eine ganze Menge weil der Detailgrad heute einfach ungleich höher ist als damals. Da ist es einfach eine Kosten/Nutzenfrage.

Ansonsten kann ich dir mal Dark Souls empfehlen, möglichst ohne ein Wiki zu benutzen. Da ist eigentlich alles ein Geheimnis, das Spiel erklärt außer der Steuerung NICHTS. :stuck_out_tongue:

[QUOTE=ezzendy;348123]Probleme mit schlechter Grafik habe ich eigentlich nur bei den Anfängen der 3D Grafik, als man sehr tief im Uncanny-Valley steckte. Das war damals schon nichts tolles und ist heute einfach grauenhaft.

Ansonsten kann ich dir mal Dark Souls empfehlen, möglichst ohne ein Wiki zu benutzen. Da ist eigentlich alles ein Geheimnis, das Spiel erklärt außer der Steuerung NICHTS. :p[/QUOTE]

Jap, geht mir auch so. Viele alte PSX-Titel sahen damals schon fürchterlich aus und heute sind sie unerträglich! Da war das erwähnte FFIX wirklich eines der wenigen, späten Lichtblicke. Ansonsten waren für die Konsole auch nur die 2D-Spiele wie Suikoden oder die Tales-Reihe richtig klasse.
Aber wie man mit sauber gepixelter Grafik aus der SNES / Mega Drive Zeit heute nicht mehr warm werden kann, versteh ich nicht. Schaut Euch doch mal dieses Schlümpfe Spiel hier an. Höhere Auflösung und man kann es heute genauso verkaufen wie damals - inklusive Grafik und Musik! Das Spiel ist 20 Jahre alt! Heutige Indietitel sehen nicht besser aus!
[SPOILER]
//youtu.be/qXkGQk0r7O0
[/SPOILER]

Dark Souls kenne ich und habe es genossen! Das war wirklich mal eines der seltenen schönen Spieleerlebnisse der letzten Jahre, die man wirklich genießen konnte. Weiß garnicht was andere daran so schwer fanden. :shock:

[QUOTE=Anchantia;348125]Heutige Indietitel sehen nicht besser aus![/QUOTE]

Ja weil die alle auf der Schiene fahren um bloß kein Geld für ne richtige Engine auszugeben. Kann man immer schön auf die “Retro”-Ebene zielen. Irgendwann kann man diesen Pixelmatsch aber einfach nicht mehr sehen. Wir sind in 2014, das muss irgendwann auch mal ankommen bei einigen. -.-

Generell scheint es in der Videospielindustrie eine “Seht, was ich hier gemacht habe!”-Tendenz bei den Entwicklern zu geben. Versteckte Bereiche oder ganze Level werden seltener, weil der Leveldesigner es den Leuten möglichst einfach machen will, seine Werke zu betrachten. Auch wird alles immer storylastiger, damit sich der Schreiberling profilieren kann.
Der Spieler selbst mutiert dabei immer mehr vom Akteur zum Touristen.

[QUOTE=schmatzler;348119]Das stimmt, aber mit einer realistischen Grafik kann eine Story viel besser rübergebracht werden. Viele alte Spiele machen zudem auf großen Bildschirmen keinen Spaß mehr.[/QUOTE]

“Okami” und “Odin Sphere” waren die beiden letzten Spiele, wo ich stellenweise noch richtig mitgefiebert habe. Rate mal, wie realistisch deren Grafik ist :mrgreen:

Realistische Grafik sorgt im Gegenteil nur für Probleme, nämlich die Gefahr des Silicon Valley. So kann etwa jeder kleine Mangel in der Animation die ach so photorealistischen Figuren ruinieren.

Und ich finde Spiele die so spielbar sind wie DVD-Menüs dürfen sich nichteinmal als Videospiel bezeichnen. Damit meine ich z.b. Dreck wie das Spiel Ryse, das nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Quick Time Events ist. Heavy Rain und Co. sind allerdings immerhin gut, aber nichts wofür man mehr als 20€ ausgeben muss. Solche Spiele sollten zum Preis einer aktuellen Blu-Ray Veröffentlichung verkauft werden.

Dann guck gleich einen Film, dann musst du dich auch nicht mit „schlechter“ Grafik rumschlagen. Mega Man ist knackig, aber verschlingt nicht viel Zeit, wenn man das Spiel drauf hat.

Einfach eine höhere Auflösung bringt gar nichts. Bei 2D Spielen ist die Auflösung immer direkt an die Grafiken gebunden, das Spiel würde genau bleich aussehen.

Aber guck dir Spiele wie Rayman Legends oder Muramasa The Demon Blade an, die Spiele sehen doch super aus.

Extrem kurzsichtig solche Aussagen!
Wenn die Entwickler das Spiel so aussehen lassen wollen, dann ist das deren gutes Recht. Im Gegensatz zu den anfänglichen 3D Spielen, die heutige wirklich nicht mehr hübsch aussehen, ist das einfach ein Artstyle geworden… Was glaubst du warum The Artist ein Schwarzweiß-Film ist?

[QUOTE=Doresh;348131]
Realistische Grafik sorgt im Gegenteil nur für Probleme, nämlich die Gefahr des Silicon Valley. So kann etwa jeder kleine Mangel in der Animation die ach so photorealistischen Figuren ruinieren.[/QUOTE]
Im Silicon Valley gibt es bestimmt auch gefährliche Ecken, aber du meinst bestimmt das Uncanny Valley das ich hier schon erwähnt habe :wink:

Das Geld muss man aber auch erstmal haben. Es wird sicherlich nicht billig sein die CryEngine 3, Frostbite 2 oder Unreal 4 zu lizenzieren. Außerdem braucht man dann auch das Know-How um die Werkzeuge zu bedienen und man muss auch einen gewissen Detailgrad erreichen damit die Engine überhaupt Sinn macht. Das sind alles Dinge die man als Indieentwickler selten hat.

Ich spreche ja nicht von Fotorealismus. „Gute Grafik“ ist wohl abhängig vom Auge des Betrachters.

Wie ich bereits erwähnte, gehört auch „Shadow Man“ zu meinen absoluten Lieblingen. Das sieht eigentlich richtig schlimm aus:

Aber hier sind es die genialen Synchronsprecher, die es herrlich schaurig machen. Und der Umfang des Spiels. Das ist so groß, man kann sich förmlich darin verrennen. Für 1998 war das schon ein Novum in der 3D-Welt.

Jedoch ist bei mir die Grenze in der NES/SNES-Welt erreicht. Wenn Figuren nur noch Pixel sind, die Umwelt nur noch einfarbig und die Töne über ein simples BLIP nicht hinauskommen, hört bei mir der Retrospaß auch auf. Man muss schon erkennen können wen oder was man da eigentlich spielt.

Aber da heutige Spiele eben mehr interaktive Filme sind und auch schneller durchgespielt werden, kann man die Secrets in heutigen Spielen auch nicht mehr wirklich mit der Vergangenheit vergleichen. Das Spielen selbst hat sich eben grundlegend verändert. Und wie ich finde, nicht unbedingt zum Schlechteren. Ich bin aber auch kein Rollenspieler. Bei Fallout 3 bekam ich einen Krampf wegen der ganzen Rumrennerei. Ein Spiel muss irgendwann auch mal „durch“ sein und wenn ich dafür mehrere Wochen brauche, drehe ich durch. :smiley: „Alice: Madness Returns“ war schon grenzwertig von der Länge her, falls das jemand kennt.

Ich will ein Spiel aber auch nicht erst ewig erlernen müssen. Das ist mein großer Kritikpunkt an heutige Spiele: Tausend Kombos die man lernen muss und überall Aufstiegssysteme in denen man nochmal tausend Sachen aufwerten und anpassen muss, um weiterkommen zu können. Manche Spiele übertreiben es dann auch wieder mit dem Detailreichtum. Manchmal will ich einfach zocken und muss erst die Steuerung lernen weil sie ganz anders ist als in den meisten Titeln.

Der 8Bit-Wahn ist aber wirklich groß, da muss ich ExtraKlaus schon Recht geben. „BitTripRunner“ hat ein sehr nettes Prinzip, aber die Spielfigur sieht so abgrundtief hässlich aus, dass sich mir dabei die Fingernägel hochgerollt haben. Ein kleines bisschen mehr Detail hätte nicht geschadet:

Ich seh das aber ähnlich wie Timm von AltF4Games: Es gibt eine Flut an Indiespielen mit Kackgrafik, wo man sich mit “wähh ist Retrostyle” rausredet. Es gibt Spiele bei denen es zum Artdesign gehört, aber auch viele Spiele die nur auf der Minecraft-Welle mitschwimmen um bloß kein Geld für die Entwicklung ordentlicher Grafik auszugeben oder durch Pre-Alpha Release-Verkauf (Early Access) zu refinanzieren.

[QUOTE=ezzendy;348136]Das Geld muss man aber auch erstmal haben. Es wird sicherlich nicht billig sein die CryEngine 3, Frostbite 2 oder Unreal 4 zu lizenzieren. [/QUOTE]

Unity zum Beispiel? Frostbyte kann man nicht lizensieren und CryEngine muss es auch nicht unbedingt gleich sein. Übertreib mal nicht, nur um mein Argument lächerlich zu machen.

[QUOTE=ezzendy;348136] Das sind alles Dinge die man als Indieentwickler selten hat.
[/QUOTE]

Es gibt Dinge die man einfach voraussetzen kann bei einem Entwickler, ganz ehrlich… Ich kenne Leute die in ihrer Freizeit auch an Spielen werkeln und die sehen teilweise deutlich besser aus als z.b. Minecraft in Vanilla-Grafik. Also komm mir doch nicht so, in Zeiten wo man relativ ordentliche Grafik wirklich bewerkstelligen kann, weil die Engines und ihre Workflows leistungsfähiger, schneller, qualitativer geworden sind.
Ein Terraria sieht ja gut aus in 2D, oder ein Starbound. Aber ein Kerbal Space Program z.b. macht man ja auch nicht in 2D und das sind Entwickler die vorher noch nie ein Videospiel programmiert haben…
Oder schau dir Banished an, das ist auch ordentliche Grafik und das hat nur eine Person entwickelt.

Wer das nicht hinbekommt sollte dann vielleicht kein Videospiel machen oder es erstmal lernen, ganz einfach!

Zick doch nicht sofort rum :stuck_out_tongue:
Engines sind teilweise teuer und erfordern viel Einarbeitung. Das ist der Punkt. Wenn man das als Entwickler nicht leisten kann oder will dann ist das deren Sache. Du musst die Spiele ja nicht kaufen, nur ist es ein bisschen Frech den Entwicklern direkt Faulheit zu unterstellen bloß weil sie vielleicht keinen Wert auf eine tolle Engine legen.

Ein Terraria sieht ja gut aus in 2D, oder ein Starbound. Aber ein Kerbal Space Program z.b. macht man ja auch nicht in 2D und das sind Entwickler die vorher noch nie ein Videospiel programmiert haben…

Ein Kerbal Space Program macht aber auch überhaupt keinen Sinn in 2D. KSP ist sogar ein Paradebeispiel für zweckmäßige Grafik ohne viel Drumherum. Und @Topic: Es gibt Eastereggs :wink:

Wer das nicht hinbekommt sollte dann vielleicht kein Videospiel machen oder es erstmal lernen, ganz einfach!

Der Erfolg dieser Spiele zeigt aber nun mal etwas völlig anderes. Es gibt massenhaft Spieler die diese Spiele trotzdem kaufen einfach viel das Gameplay überzeugt. Einen Notch interessiert es einfach nicht ob ExtraKlaus sein Spiel hässlich findet wenn er deswegen 70 Millionen Dollar auf dem Konto hat.

[QUOTE=ezzendy;348144]Ein Kerbal Space Program macht aber auch überhaupt keinen Sinn in 2D[/QUOTE]

Aber in Unity geschrieben, und das sind alles keine gelernten Entwickler bei Squad. Wenn man will, dann kann man das auch!

[QUOTE=ezzendy;348144] Es gibt massenhaft Spieler die diese Spiele trotzdem kaufen einfach viel das Gameplay überzeugt.[/QUOTE]

Wenn viele Spieler Videospielen wegen Indie eine Freikarte geben, nicht nach denselben Maßstäben(!) bewertet zu werden wie Großproduktionen ist das weder meine Schuld noch ein Status Quo, den ich halten möchte. Die Grafik muss einfach zum Konzept passen, dann brauche ich auch kein Frostbite-Grafikblender. Ganz einfach.

[QUOTE=ezzendy;348144]Einen Notch interessiert es einfach nicht ob ExtraKlaus sein Spiel hässlich findet wenn er deswegen 70 Millionen Dollar auf dem Konto hat.[/QUOTE]

Ich habe auch nicht Minecraft gemeint, das sich da die Grafik trotz den Riesengewinnen nicht bessert ist aber schon eine Schweinerei. Minecraft ist aber sowieso ein anderer Schnack, das ist auch mehr Basis für Mods als das das Spiel wirklich noch entwickelt wird.

Wieder die Grafikdiskussion. Also auf der iOS-Plattform sieht man das deutlich, was passiert wenn es keine Qualitätskontrolle gibt. Allein diese ganze Flappy Bird Clones - geht mir doch weg. Oder diese ganzen Spiele, die diesen Minecraftstil haben.

Also ich LIEBE gut gemachte 8-Bit Grafik. Das ist für mich sowas hier! Diesen Artstyle und solcher 8 Bit Soundtrack finde ich saugeil! Hier kann man wirklich von eigenen Stil sprechen - Minecraft ist ja nichtmal wirklich echtes 8-Bit!
Pixelgrafik ist auch nicht sooo leicht zu erstellen, wie das viele meinen. Sondern das braucht Kreativität und VIIIEEEL Zeit! Gerade die Wadget Eye Spiele wie die Blackwell-Reihe, sorry, aber DAS ist für mich GUTE Pixelarbeit! http://www.wadjeteyegames.com/games/blackwell-legacy/
Sowas hat man aber selten, weil das viel Zeit erfordert jeden Pixel (!) zu setzen!

ABER diese Minecraft-Grafik hat für mich nix mit liebevoller Pixelarbeit zu tun. Da wird immer von “Retro-Stil” gelabert, aber wo ist das Retro? Sowas gab es früher nicht…

Evtl. redet man da mit ExtraKlaus auch vorbei oder er nimmt mit Absicht diese potthässlichen Dinger als Gegenargument.
Richtig ist, dass man mit der Unity-Engine sehr viel schönes machen kann und das wird ja gerade auf dem iOS-System ebenfalls getan.

Aber auch diese Spiele lassen mich, um mal elegant auf Ausgangsthema zu kommen, die Geheimnisse und Überraschungen vermissen. Man will halt ALLES gleich zeigen und investiert garnicht darin auch versteckte Areale und sowas zu konzipieren, weil sie wohl unter den heutigen Gamern kaum jemand zu Gesicht bekommen wird.

Um aber mal ein Gegenbeispiel zu bringen aus der heutigen Zeit, das sind die Kairosoft Spiele: http://kairopark.jp/iphone/en/! Richtig hübsche Aufbauspiele mit simplen 8 Bit Gegenständen, dafür aber richtig viele Überraschungen, schönen Animationen und wirklich auch unmenge an Geheimnisse auf die man beim ersten Spielen definitiv nicht kommen wird! Da freut sich immer mein Herz, wenn da was neues rauskommt.

Also um nochmal alle Vorurteile auszuschließen: Ich hab Minecraft seit der Alpha-Phase, bevor es cool wurde. Ich habe die Early-Access-Versionen von Prison Architect, Starbound und Kerbal Space Program. Ich habe Papers Please und FTL.

Was mir nur wirklich gegen den Strich geht, ist das ich dieses Artwork auch irgendwann nicht mehr sehen kann. 2D ist ja eine Sache, aber Pixel-Look muss jetzt nicht alles sein. Man kann auch 2D machen ohne das es verpixelt ist, oder nicht? Und es ist nun mal meine persönliche Sicht der Dinge, aber halt dieselbe von #AltF4Games, das es heute sehr einfach ist ein Kackspiel mit unpassender (=beschissener) Grafik als Indie zu vermarkten, weil die Spieler heute irgendwie entweder Freischeine für Indiespiele verschenken oder man die Retro-Brille ausnutzt.

Ein FTL funktioniert genau richtig mit dieser Grafik, auch Starbound steht der leichte Pixel-Look. Aber das gilt eben nicht für alle Spiele und irgendwann sieht man sich am IMMERGLEICHEN Setting oder Artdesign wirklich satt.

[QUOTE=Anchantia;348148]Man will halt ALLES gleich zeigen und investiert garnicht darin auch versteckte Areale und sowas zu konzipieren, weil sie wohl unter den heutigen Gamern kaum jemand zu Gesicht bekommen wird.[/QUOTE]

Ich fand in Assassins Creed gibt es immer wieder Funktionen und Ecken, die ich teilweise erst im zweiten Durchlauf finde.
Vielleicht bin ich trotz meines AC-Veteranentums etwas schwer von Begriff :ugly